Im ersten Halbjahr 2024 ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland stark eingebrochen. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, fiel die Anzahl der Genehmigungen von Januar bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21,1 Prozent. Konkret bedeutet dies einen Rückgang um 28.500 auf insgesamt nur noch 106.700 genehmigte Wohneinheiten. Besonders dramatisch zeigt sich der Rückgang im Juni 2024, wo die Zahl der Baugenehmigungen um 19,0 Prozent auf 17.600 sank – ein Minus von 42,1 Prozent gegenüber dem Juni 2022.
Die Ursachen für diese negative Entwicklung sind vielfältig, wobei vor allem die hohen Finanzierungs- und Baukosten eine zentrale Rolle spielen. Diese erschweren es sowohl Investoren als auch Privatpersonen, in den Wohnungsbau zu investieren. Zusätzlich klagen Branchenverbände über die ausufernde Bürokratie, die Bauvorhaben verzögert und verteuert.
Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), zeigte sich besorgt über die aktuelle Entwicklung: „Das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen entspricht nur etwas mehr als 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr. Damit wird der deutsche Wohnungsbau auch weiter kriseln.“ Angesichts der Tatsache, dass die Bundesregierung das Ziel von 400.000 neuen Wohneinheiten pro Jahr verfolgt, verdeutlicht dieser Rückgang das Ausmaß der gegenwärtigen Krise im Wohnungsbau.
Besonders betroffen von den Rückgängen sind Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser, die in den ersten sechs Monaten des Jahres um drastische 30,9 Prozent auf nur noch 18.600 zurückgingen. Zweifamilienhäuser verzeichneten einen Rückgang von 14,9 Prozent auf 6600 Genehmigungen. Auch bei den Mehrfamilienhäusern, die den größten Anteil am Wohnungsbau ausmachen, setzte sich der negative Trend fort: Hier sanken die Genehmigungen um 20,8 Prozent auf 57.300 Einheiten.
Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte bleiben düster. Eine aktuelle Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab, dass im Juli 2024 mehr als jede zweite Baufirma von einem Auftragsmangel im Wohnungsbau berichtete. Der Anteil stieg von 50,2 Prozent im Juni auf 51,3 Prozent im Juli. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, kommentierte: „Was heute nicht beauftragt wird, kann morgen nicht gebaut werden. Dies spiegelt sich auch in den Prognosen für die Anzahl der neu gebauten Wohngebäude.“
Der Wohnungsbau in Deutschland steht somit vor ernsten Herausforderungen, die sich nicht kurzfristig lösen lassen werden. Ohne eine grundlegende Trendwende droht das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung, den Wohnungsbau massiv anzukurbeln, in weite Ferne zu rücken.
handelsblatt.com
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