Wie die Trumps Milliarden mit Krypto scheffeln
Ein gut recherierter Artikel VON PANAGIOTIS KOUTOUMANOS vom Oktober 2025 (Panagiotis Koutoumanos ist Redakteur in den Ressorts Politik und Wirtschaft der Frankfurter Neuen Presse)
(Picture: Der selbsternannte Krypto-Präsident: Auf seiner Meme-coin-Webseite wirbt Donald Trump für seine „$Trump“-Münze. )
Mit neuen Gesetzen, Dekreten und der Neubesetzung hochrangiger Posten hat US-Präsident Donald Trump der Krypto-Branche einen gewaltigen Schub verliehen. Den Boom der digitalen Vermögenswerte wissen auch er und seine Familie gewinnbringend zu nutzen – ungeachtet aller Interessenskonflikte.
Frankfurt – „Kryptowährungen? Das sieht für mich aus wie Betrug – und zwar wie ein Betrug großer Dummköpfe. Kryptowährungen haben keinen inneren Wert. Das ist doch nur heiße Luft.“ So äußerte sich Donald Trump noch im Sommer 2022 öffentlich zu Bitcoin, Tether, Ethereum und anderen digitalen Vermögenswerten.
Damals deutete noch nichts auf den kommenden Schulterschluss zwischen dem US-Präsidenten und der Kryptowelt hin – einer Branche, die lange Zeit vor allem mit wilden Spekulationen, Betrugsfällen und Firmenzusammenbrüchen Schlagzeilen machte und dadurch, dass sie das bevorzugte Zahlungsmittel für Cyberhacker und feindliche Mächte bereitstellte.
Offenkundig wurde Trumps bemerkenswerte Kehrtwende während seines Präsidentschaftswahlkamps im Juli 20024 bei der Krypto-Konferenz in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee. „Ihr seid die neuen Edisons, die neuen Brüder Wright, die Carnegies und Henry Fords unserer Zeit“, erzählte Trump den rund 5000 „Bitcoiners“, die sich dort versammelt hatten. Er kündigte an: „Als Präsident werde ich Joe Bidens Anti-Krypto-Kreuzzug beenden!“ Er werde Gary Gensler, den Chef der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde und erklärten Krypto-Skeptiker, feuern und den Bitcoin zur staatlichen Währungsreserve machen. Und er versprach: „Mein Job wird es sein, euch zu befreien, damit ihr tun könnt, was Amerikaner am besten können: Gewinnen, gewinnen, gewinnen!“
Donald Trump hat sein Versprechen eingehalten und mit der Entfesselung der Kryptobranche vor allem den Bitcoin-Kurs von Rekord zu Rekord getrieben. Zugleich hat der US-Präsident damit aber nicht nur seinen neuen Schützlingen ermöglicht, gewaltige Gewinne einzustreichen – auch der Präsident und dessen Familie haben im Zuge des von ihm ausgelösten Krypto-Booms ein Vermögen verdient: Einen Vorsteuergewinn von mehr als einer Milliarde Dollar haben deren Krypto-Geschäfte seit Trumps Wahlsieg eingebracht. Und dabei sind nicht realisierte milliardenschwere Buchgewinne durch Kurssteigerungen noch überhaupt nicht berücksichtigt.
Wie hat der US-Präsident die Kryptobranche entfesselt?
Unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Januar hat Trump begonnen, die Krypto-Brache zu legitimieren und deren Geschäfte aus der Nische zu holen, um sie zu einem festen Bestandteil des US-Finanzsystems zu machen: Nachdem der Krypto-Skeptiker Gary Gensler auf Druck von Trump seinen Chef-Posten bei der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC aufgegeben hatte, ernannte der Präsident Paul Atkins zu dessen Nachfolger. Der Geschäftsmann fungierte damals als Chef der Kryptoberatungsfirma Patomac und Co-Leiter der Krypto-Lobbyorganisation Token Alliance; zugleich besaß er schon sechs Millionen Dollar in Kryptowährungen. Neue Leiterin der Krypto-Taskforce wurde Hester Peirce, die in der Branche liebevoll „Crypto Mom“ genannt wird.
Seitdem hat die SEC zahlreiche Verfahren gegen Kryptounternehmen eingestellt – unter anderem gegen die weltgrößte Kryptowährungsbörse Binance. Auch die Vorwürfe gegen die Kryptowährungsbörsen Kraken und Coinbase wurden fallengelassen; ebenso wie die gegen den Krypto-Milliardär Justin Sun, gegen Ripple Labs mit der Kryptowährung XRP und gegen Consensys mit der Krypto-Wallet MetaMask. Sie alle hatten Trumps Wahlkampf mit großzügigen Spenden unterstützt. Sun und Binance hatten zudem in Krypto-Geschäfte der Familie Trump investiert.
Trump selbst begnadete zahlreiche verurteilte Krypto-Unternehmer; zuletzt den Binance-Gründer Changpeng Zhao. Damit dürfte der Präsident den Weg für die Kryptobörse geebnet haben, wieder in allen US-Bundesstaaten zugänglich zu werden.
Unterdessen ist Trump der Kryptobrache auch mit Gesetzen und Dekreten entgegengekommen. Im März ordnete er an, dass die USA eine strategische Kryptoreserve aus verschiedenen Digitalwährungen bilden soll. Im Juli brachte der Präsident dann einen der größten Preistreiber auf den Weg: Er unterzeichnete den „Genius Act“ – das erste große Kryptogesetz in den USA, das den Handel mit den sogenannten Stablecoins erleichtern soll. Das sind digitale Währungen, deren Wert an den US-Dollar gekoppelt ist. Konzerne wie der Einzelhändler Walmart und der Onlinekonzern Amazon hatten zuvor schon die Absicht geäußert, ihre eigenen Stablecoins aufzulegen. Weil Transaktionen mit Stablecoins günstig und schnell sind, würden sie damit Kreditkarten-Gebühren sparen und Kunden enger an sich binden.
Im August legte Trump mit einem Dekret zur Altersvorsorge nach. Demnach soll das Arbeitsministerium die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Kryptowährungen in die privaten Altersvorsorgepläne aufgenommen werden können. In dem US-System, das unter der Bezeichnung „401k“ bekannt ist, können Arbeitnehmer einen Teil ihrer Bruttoeinkommen meist über die Arbeitgeber als Vorsorge für den Lebensabend anlegen. Gewaltige neun Billionen Dollar liegen in den 401k-Plänen.
Kritik an seinem Bestreben, die Krypto-Geschäfte großflächig ins US-Finanzsystem zu integrieren, obwohl sie das Zahlungssystem aufsplittern und die Finanzstabilität gefährden können, schlug Trump in den Wind. „Digitale Vermögenswerte sind die Zukunft, und unser Land wird sie vereinnahmen. Das ist amerikanische Brillanz vom Feinsten“, so der US-Präsident.
Mit welchen Mitteln haben die Trumps an dem Krypto-Boom verdient, den ihr Patriarch ausgelöst hat?
Die Präsidenten-Familie hat ein Krypto-Imperium aufgebaut, das aus einem weit gespannten Netz undurchsichtiger Unternehmungen in der weitgehend unregulierten Branche besteht. Es umfasst digitale Sammelkarten, Memecoins, Stablecoins, Tokens und eine sogenannte dezentrale Finanzplattform – Unternehmungen, in die auch reiche Privatinvestoren und staatliche Investmentgesellschaften investiert haben. Donald Trumps Sohn Eric bestätigte kürzlich in einem TV-Interview, dass die Familie damit schon „sicherlich mehr als eine Milliarde Dollar Gewinn“ realisiert habe.
Drei Tage vor seiner Amtseinführung brachte Trump seinen persönlichen Meme-coin auf den Markt: den $Trump. Auf der dazugehörigen Karte sieht man Trump mit erhobener Faust über der Schrift „Fight, Fight, Fight.“ Zwei Tage später zog seine Ehefrau mit ihrem eigenen digitalen Münze nach, der $Melania. Wie alle Meme-coins haben auch diese beiden keinen inneren Wert – sie werden gerne von spekulativen Anlegern gekauft und verkauft und somit Teil einer Zockerblase. Rund 427 Millionen Dollar haben diese Meme-coins bislang eingebracht. 80 Prozent dieser Einnahmen fließen in die Privatschatulle des Präsidenten und der „First Lady“.
Hunderte Millionen Dollar hat Trump auch mit dem Finanzplattform „World Liberty Financial“ (WLF) verdient, die seine Söhne Eric, Donald jr. und Barron im September vergangenen Jahres mitbegründet haben. Donald Trump selbst hat in dem Krypto-Fintech die Position des „Chief Crypto Advocate“ inne. Hielt die Trump-Familie zunächst 75 Prozent der Anteile an WLF, hat sie ihren Anteil inzwischen auf 38 Prozent reduziert. An wen die Trumps ihre Anteile verkauft haben und zu welchem Preis, ist nicht bekannt.
Seit März verkauft World Liberty Financial einen Stablecoin namens „USD1“. Stablecoins sind digitale Währungen, deren Wert an den US-Dollar gekoppelt ist und deshalb als vergleichsweise sicher gelten. Die Zinseinnahmen fließen an die Herausgeber, in diesem Fall an World Liberty Financial. Der Verkauf der Stablecoins hat der Firma bislang Einnahmen in Höhe von 2,71 Milliarden Dollar eingebracht. Mit einem Marktwert von derzeit 2,52 Milliarden Dollar rangiert der USD1 immerhin auf Platz 5 der bedeutendsten Stablecoins - allerdings liegt er damit weit hinter dem größten Stablecoin, dem USDT der Firma Tether, der 182,9 Milliarden Dollar auf die Waage bringt.
Seit September bietet World Liberty Financial auch einen eigenen Token mit dem Namen „WLFI“ an, der an bestimmten Kryptobörsen handelbar ist. Die Token waren ursprünglich als eine Art digitale Stimmrechte für World Liberty Financial vorgestellt worden. Im September konnten aber frühe Investoren, die nicht zum Kreis der Gründer gehören, bis zu einem Fünftel ihrer WLFI-Bestände verkaufen. Mit dem Verkauf der WLFI-Token hat das Unternehmen bisher 550 Millionen Dollar eingenommen.
Und selbst das von Donald Trump gegründete börsennotierte Unternehmen Trump Media & Technology Group (TMTG) – die Firma hinter Trumps Plattform Truth Social – versteht es, vom Krypto-Boom zu profitieren. TMTG hat Milliarden Dollar in den Kauf von Token investiert und einige Bitcoin-Fonds aufgelegt. Durch diesen Strategieschwenk hat das Unternehmen rund 3 Milliarden Dollar Barmittel generiert; davon entfällt mehr als die Hälfte auf Trump, dem knapp 53 Prozent von TMTG gehören.