Energie ist mehr als nur ein Rohstoff. Sie ist, nüchtern betrachtet, die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Der Durchbruch kam vor rund 150 Jahren mit der Verbreitung des Verbrennungsmotors, der Öl und Gas nutzte. Plötzlich konnten Maschinen in kürzester Zeit leisten, wofür zuvor Dutzende Männer und Pferde nötig waren. Landwirtschaft, Transport, Bauwesen - all das wurde schneller, effizienter und produktiver. Der Wohlstand der westlichen Welt ist ohne diesen Energiesprung kaum vorstellbar.
Doch heute sind fossile Energieträger in vielen westlichen Ländern politisch ins Visier geraten. Unter Schlagworten wie „Klimawandel" und „Energiewende" wurden sie systematisch zurückgedrängt, oftmals ohne Rücksicht auf ökonomische Folgen.
Kaum ein Land illustriert die Risiken dieser Politik so drastisch wie Deutschland. Unter Kanzlerin Angela Merkel wurde die „Energiewende" zum zentralen Projekt: Atomausstieg, Kohleausstieg, dazu ein grünes Investitionsprogramm im Umfang von rund drei Billionen Dollar. Finanziert wurde es über Steuern und Abgaben auf Strom, mit dem Ergebnis, dass deutsche Industriestrompreise inzwischen dreimal so hoch liegen wie in den USA.
Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) aus dem Jahr 2024 erwägen 37 Prozent aller Industrieunternehmen, ihre Produktion einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Bei energieintensiven Betrieben liegt der Anteil bei 45 Prozent, bei Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sogar bei 51 Prozent. Die Folgen sind laut Experten gravierend: Mit jedem verlorenen Industriearbeitsplatz verschwinden nicht nur direkte Wertschöpfung und Steuereinnahmen, sondern auch indirekte Aufträge für Zulieferer, Dienstleister und Handwerker. Ökonomen sprechen hier vom „Multiplikatoreffekt" - jeder Euro in der Industrie erzeugt zwei weitere Euro an Wertschöpfung in anderen Sektoren.
Besonders heikel: Energiepreise treffen nicht nur Konzerne, sondern auch private Haushalte. Da Energie gleichbedeutend mit „Arbeit" ist, wirken Energiesteuern wie eine zusätzliche Hürde für jede Form wirtschaftlicher Tätigkeit. Sie müssen gezahlt werden, ob ein Unternehmen Gewinn macht oder nicht. Damit bremsen sie Innovation, Investitionen und Konsum. Ein Blick über den Ärmelkanal zeigt, dass die Probleme kein deutsches Einzelfall sind. Auch Großbritannien kämpft mit steigenden Energiepreisen und wachsenden Problemen bei der Netzstabilität. Wind und Sonne liefern dort - ähnlich wie in Deutschland, nicht die notwendige Grundlast, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Strompreis-Zusammensetzung 2025 in Deutschland (Quelle: Strom-Report)
Während Europa durch hohe Energiepreise an Wettbewerbsfähigkeit verliert, setzt China auf einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien - allerdings aus einer klar industriepolitischen Perspektive. Noch vor wenigen Jahren basierte die chinesische Energieversorgung fast ausschließlich auf Kohle. Die Volksrepublik war der größte Kohleverbraucher der Welt und sah sich regelmäßig internationaler Kritik wegen ihrer Emissionen ausgesetzt.
Doch anstatt abrupte „harte Schnitte" vorzunehmen, wie sie in Deutschland mit dem gleichzeitigen Ausstieg aus Atomkraft und Kohle vollzogen wurden, verfolgt Peking einen kontinuierlichen Transformationskurs: Kohlekraftwerke werden schrittweise reduziert und parallel durch Solar- und Windkraftanlagen ersetzt. Diese Strategie erlaubt es, die Stromversorgung stabil zu halten und zugleich die technologische Führungsrolle im Energiesektor auszubauen. Allein im ersten Halbjahr 2025 installierte China Solaranlagen mit einer Leistung von 210 Gigawatt. Damit überschritt das Land als erstes weltweit die Marke von 1.000 Gigawatt Solarleistung - mehr als das Zehnfache der deutschen Kapazität. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: China ersetzt Kohle nicht durch Knappheit und Verzicht, sondern durch Investitionen in neue Energiequellen.
Die Strategie Pekings ist eindeutig: Durch den Ausbau von Solar, Windkraft, Batteriespeichern und Elektromobilität sollen Abhängigkeiten von fossilen Energieimporten verringert werden. Gleichzeitig schafft sich China eine dominierende Stellung auf den Zukunftsmärkten der Energietechnik. „Allein der 2025 in China produzierte Solarstrom erreicht bereits etwa die Hälfte der Jahres-Stromerzeugung aller weltweit betriebenen Atomkraftwerke", erklärte Dr. Norbert Allnoch vom Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR). Bis Ende des Jahrzehnts könnten nach Schätzungen bis zu 2.500 Gigawatt Solarleistung installiert sein - eine Dimension, die nicht nur die globale Atomstromproduktion übertreffen würde, sondern China in die Lage versetzt, weltweit Standards zu setzen.
Vor diesem Hintergrund erscheint der geplante Bau von zusätzlichen 20 Gigawatt Gaskraftwerkskapazität in Deutschland nicht paradox, sondern vielmehr eine notwendige Konsequenz. Offiziell sollen die neuen Anlagen die Stabilität des Stromnetzes sichern, wenn Wind und Sonne nicht liefern - eine Aufgabe, die erneuerbare Energien allein derzeit nicht erfüllen können. Gas fungiert damit als unverzichtbare Brückentechnologie, um Versorgungssicherheit und Netzstabilität zu gewährleisten.
Dennoch bleibt ein Widerspruch bestehen: Während russisches LNG über Umwege weiter nach Europa gelangt, werden regionale Gasquellen bislang kaum genutzt. Dabei könnten Projekte wie jene von ADX Energy eine realistische und strategisch kluge Alternative darstellen. Das Unternehmen ist längst kein reiner Explorer mehr, in Österreich fördert ADX bereits und verfügt dort über eine laufende Produktion von mehreren Hundert Barrel Öläquivalent pro Tag.
Mit der im September 2025 erhaltenen Explorationslizenz C.R150.AU im Sizilien-Kanal treibt ADX nun auch in Italien den Aufbau neuer Förderkapazitäten voran. Dort könnten nach Unternehmensangaben bis zu 369 Milliarden Kubikfuß Erdgas lagern, die in direkter Nähe zu bestehenden Pipelines liegen.
„Gerade biogenes Gas aus europäischen Quellen kann eine saubere und regionale Ergänzung darstellen", erklärte Ian Tchacos, Executive Chairman von ADX. Dank niedriger Förderkosten, kurzer Transportwege und vorhandener Infrastruktur könnten solche Projekte nicht nur zur Versorgungssicherheit beitragen, sondern auch helfen, neue geopolitische Abhängigkeiten zu vermeiden.
Europa steht an einem energiepolitischen Scheideweg. Die Frage lautet nicht, ob wir Energie brauchen - sondern woher wir sie beziehen und zu welchem Preis. Während die Abhängigkeit von Importen das Risiko politischer und wirtschaftlicher Erpressbarkeit erhöht, eröffnet die Nutzung regionaler Energiequellen Chancen: sichere Versorgung, wettbewerbsfähige Preise und die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze vor Ort. Projekte wie jene von ADX Energy im Sizilien-Kanal zeigen, dass Europa eigene Ressourcen erschließen kann - sauberer, effizienter und unabhängiger. Entscheidend wird sein, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam handeln, um eine stabile, bezahlbare und zukunftsorientierte Energieversorgung aufzubauen. Denn nur mit lokaler Wertschöpfung und verlässlicher Energie bleibt Europa auch in Zukunft ein starker Industriestandort.
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