26 Jun 2003 10:25
FOKUS 1-Mannheimer-Rettungsplan gescheitert - Aktie bricht ein
Frankfurt, 26. Jun (Reuters) - Nachdem der Rettungsplan der deutschen Lebensversicherer für die Mannheimer Holding gescheitert ist, wird der Versicherer aller Voraussicht nach der erste Fall für die Branchen-Auffanggesellschaft Protektor. "Wenn es nicht doch noch eine andere Lösung gibt, steht Protektor bereit und führt die Verträge der Versicherten fort", sagte eine GDV-Sprecherin am Donnerstag. Die Aktie der Mannheimer brach zu Handelsbeginn in der Spitze um mehr als 40 Prozent ein.
Analysten äußerten sich wenig überrascht über die fehlende Solidarität der Lebensversicherer und erwarten jetzt eine beschleunigte Konsolidierung der Branche. Noch am Donnerstag wird der Gesamtverband der Lebensversicherer (GDV) die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über das Scheitern der Rettungspläne unterrichten.
RETTUNGSPLAN VOR ALLEM AN AUSLÄNDERN GESCHEITERT
Am Mittwochnachmittag waren die Verhandlungen der Branche über eine gemeinsame Kapitalspritze für die Mannheimer gescheitert. Vor allem ausländische Großversicherer wie Axa, Swiss Life und Zurich Financial seien nicht bereit gewesen die Lösung mitzutragen und auch einige kleinere Versicherer seien abgesprungen, hieß es aus Teilnehmerkreisen des Treffens. Am Mittwochabend hatte der GdV dann mitgeteilt, dass eine Sanierung der Mannheimer mit Hilfe einer freiwilligen gemeinsamen Kapitalspritze anderer Versicherer nicht zu Stande kommen werde. Die Lebensversicherungssparte der Mannheimer Holding hatte sich mit Aktiengeschäften verspekuliert und benötigt frisches Eigenkapital in Höhe von etwa 370 Millionen Euro.
Falls die Mannheimer der erste Fall für "Protektor" wird, müssten alle Unternehmen der Branche im Verhältnis zu ihrem Marktanteil frisches Kapital bereitstellen, maximal aber zehn Prozent des Kapitalbedarfs decken. Im Gegenzug übernehmen sie die laufenden Bestände der Mannheimer, so dass die Versicherten weiter geschützt sind.
BESCHLEUNIGTE KONSOLIDIERUNG IN DER BRANCHE ERWARTET
"Es war zu erwarten, dass die Lebensversicherer nicht alle an einem Strang für eine gemeinsame Lösung gezogen haben", sagte Versicherungsanalyst Michael Haidt von Sal. Oppenheim. Damit habe das Produkt Lebensversicherung einen Imageschaden erlitten. "Für die großen Anbieter muss dies aber kein Nachteil sein, denn es wird eine Art "Flight to Quality" geben." Die Konsolidierung der Lebensversicherer-Branche werde sich beschleunigen.
Aktienhändler waren weniger zurückhaltend: "Das hat große Symbolkraft, die Versicherer hatten bislang den Nimbus der unantastbaren und sicheren Finanzinstitutionen", sagte ein Aktienhändler. "Die Aktie hat jetzt Optionscharakter und stellt eine Wette auf das Überleben des Unternehmens dar", schrieb LRP-Analyst Jochen Schmitt in einer Kurzstudie.
Gegen 10.00 Uhr lag die Mannheimer-Aktie mit 34 Prozent im Minus bei 4,75 Euro.