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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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China überholt Europa im Biotech-Sektor doch Bayer profitiert trotz Krise

Die europäische Biotechnologiebranche sieht sich wachsender Konkurrenz aus China ausgesetzt, während Bayer trotz Agrarkrise von innovativen Partnerschaften profitiert. Chinesische Unternehmen sichern sich lukrative Deals und gefährden den Innovationsvorsprung westlicher Firmen.
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Chinas Biotech-Industrie: Eine neue Supermacht im Pharmasektor

Lange galt China im Pharmasektor hauptsächlich als Produktionsstandort für kostengünstige Nachahmermedikamente. Diese Zeiten sind vorbei: Chinesische Biotech-Firmen drängen immer stärker auf den globalen Markt und überholen westliche Konzerne in wichtigen Innovationsbereichen. Insbesondere bei lukrativen Lizenzdeals und klinischen Studien verzeichnen chinesische Unternehmen große Erfolge.

Laut einer Analyse des Handelsblatts entfielen im vergangenen Jahr bereits ein Drittel der Pharma-Deals auf chinesische Firmen, während dieser Anteil vor wenigen Jahren noch nahezu bei null lag. Der Wert dieser Geschäfte stieg von 2023 auf 2024 um 66 Prozent auf beeindruckende 41,5 Milliarden Dollar. Zudem hat sich der Anteil neuer klinischer Studien aus China in den letzten zehn Jahren von vier auf 28 Prozent erhöht.

Chinesische Forschung überholt die USA in der Onkologie

Besonders im Bereich der Krebsforschung zeigt sich die wachsende Stärke der chinesischen Biotechnologie: Erstmals hat China die USA im Jahr 2024 in diesem Bereich überholt, wie ein Index des Wissenschaftsmagazins Nature zeigt. Dies stellt einen Meilenstein dar und verdeutlicht die rasante Aufholjagd chinesischer Firmen.

Westliche Pharmaunternehmen wie Astra Zeneca und Roche geraten dadurch unter Druck. Pascal Soriot, CEO von Astra Zeneca, warnte unlängst, dass Europa zunehmend den Innovationsvorsprung an China verliere. Christian Klingbeil von KPMG ergänzt, dass westliche Unternehmen im Bereich der biopharmazeutischen Forschung – insbesondere in der Onkologie und Immunologie - ins Hintertreffen geraten könnten.

Deutschland: Rückschlag für die Biotech-Branche

Während China aufholt, kämpft die deutsche Biotechnologie mit Rückschlägen. Investitionen in deutsche Biotechs sind im ersten Quartal 2025 stark zurückgegangen. Gründe dafür sind unter anderem Probleme bei der Frühphasenfinanzierung, Bürokratie und komplizierte Regulierungen. Zudem fließt Kapital zunehmend nach China, wo Innovationen schneller und kostengünstiger entwickelt werden können.

Biontech setzt auf Kooperationen mit China

Der deutsche Hoffnungsträger Biontech hat bereits auf die Veränderungen reagiert. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, setzt das Unternehmen auf Partnerschaften mit chinesischen Firmen. So sicherte sich Biontech 2023 die Rechte an zwei ADC-Medikamenten des chinesischen Unternehmens Duality Bio für 170 Millionen Dollar (Dollarkurs) Vorauszahlung und weitere 1,5 Milliarden Dollar bei Erreichen von Meilensteinen. Das geplante Krebsmedikament soll 2026 auf den Markt kommen.

Auch die vollständige Übernahme des chinesischen Biotech-Unternehmens Biotheus für bis zu 950 Millionen Dollar stärkt Biontechs Position im Kampf gegen etablierte Konkurrenzprodukte wie Keytruda von Merck. Trotz Biontechs strategischer Zukäufe gibt es aber auch Rückschläge: Eine Studie mit einem Partnerunternehmen wurde vorübergehend von der FDA gestoppt.

Milliardendeals mit chinesischen Biotech-Unternehmen

Nicht nur Biontech, auch andere westliche Pharmafirmen erkennen das Potenzial chinesischer Innovationen. Der amerikanische Konzern Merck sicherte sich ein chinesisches Herzmedikament für bis zu zwei Milliarden Dollar. Auch der dänische Pharmariese Novo Nordisk und der deutsche Konzern Bayer investierten in chinesische Wirkstoffe, um von der Innovationskraft vor Ort zu profitieren.

Die Strategie ist klar: Relativ günstige Investitionen bieten die Möglichkeit auf hohe Renditen. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit über die Qualität chinesischer Studiendaten ein Problem. So musste eine Studie von Medilink und Biontech aufgrund erhöhter Todesfälle zwischenzeitlich gestoppt werden.

Strategische Risiken: Abhängigkeit von China wächst

Die Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen birgt jedoch auch strategische Risiken. Laut Branchenexperten könnte die wachsende Verlagerung von Forschung und Entwicklung nach Asien langfristig zu einem Talent- und Kapitalabfluss aus Europa führen. Zudem warnt der Datendienstleister Global Data vor regulatorischen Hindernissen durch die amerikanische Zollpolitik, insbesondere durch den geplanten Biosecure Act, der die Zusammenarbeit zwischen amerikanischen und chinesischen Unternehmen erschweren könnte

Bayer trotzt Agrarkrise: Aktien im Aufwind

Während die Biotech-Sparte von Bayer (Bayer Aktie) durch Kooperationen mit China gestärkt wird, kämpft die Agrarsparte mit Rückschlägen. Im ersten Quartal 2025 sank der bereinigte operative Gewinn um 7,4 Prozent auf 4,09 Milliarden Euro. Trotzdem verzeichnete die Aktie aufgrund besser als erwarteter Zahlen einen deutlichen Kursanstieg um über 11 Prozent.

Bill Anderson, Bayer-Chef, plant eine Neustrukturierung des Unternehmens mit Fokus auf die Stärkung des Pharmageschäfts. Trotz des Rückgangs bei CropScience konnte die Pharmasparte unter anderem durch den Erfolg von Nubeqa, den Betriebsgewinn um 13,4 Prozent steigern.

Fazit: Europas Pharmaindustrie unter Druck mit Lichtblicken

Die dynamische Entwicklung der chinesischen Biotech-Industrie stellt die europäische Pharmaindustrie vor große Herausforderungen. Während westliche Unternehmen strategische Partnerschaften eingehen, um vom chinesischen Innovationsschub zu profitieren, birgt die zunehmende Abhängigkeit auch Risiken. Gleichzeitig zeigt das Beispiel Bayer, dass die deutsche Pharmabranche trotz Rückschlägen auch von Innovationsimpulsen aus China profitieren kann, wenn sie rechtzeitig regiert.


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