Ein Standort des Automobilzulieferers Hella in Lippstadt.
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Automobilzulieferer Hella muss Prognose für 2024 senken

Der Lichttechnik-Spezialist Hella revidiert seine Gewinnprognose für 2024 nach unten. Angesichts schwächelnder Märkte will das Unternehmen verstärkt auf China und Amerika setzen.
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Der Automobilzulieferer Hella muss seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr erneut nach unten korrigieren. Der Spezialist für Licht- und Elektroniklösungen im Automobilsektor, der seit 2022 Teil des französischen Forvia-Konzerns ist, sieht sich einem schwierigen Marktumfeld gegenüber, das zu einem deutlichen Rückgang der Umsätze und Margen führen wird. CEO Bernard Schäferbarthold machte am Donnerstag deutlich, dass sich die Lage in der Automobilbranche seit Jahresbeginn weiter verschlechtert habe, insbesondere seit dem Sommer. Als Reaktion darauf will Hella seine Geschäfte verstärkt in die Wachstumsregionen China und Amerika verlagern.

Gewinnrückgang erwartet

Hella rechnet nun für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 7,9 bis 8,1 Milliarden Euro, was im besten Fall auf Vorjahresniveau liegt. Die operative Umsatzrendite soll auf 5,5 bis 6,0 Prozent sinken, nach 6,1 Prozent im Jahr 2023. Daraus ergibt sich ein erwarteter operativer Gewinn zwischen 435 und 485 Millionen Euro. Dies liegt leicht unter dem Vorjahresergebnis von 486 Millionen Euro. Bereits im Sommer hatte das Unternehmen eine Reduzierung der bisherigen Prognosen angedeutet, doch nun wurde auch die Obergrenze dieser Spanne nach unten verschoben.

„Die Rahmenbedingungen haben sich seit Mitte des Jahres weitaus stärker verschlechtert als erwartet“, erklärte Schäferbarthold. Er verwies auf die nachlassende Fahrzeugproduktion, insbesondere in China, sowie Verzögerungen bei Kundenprojekten und einen weniger vorteilhaften Produktmix, der die Margen belastet.

Schwaches Umfeld in Europa – Fokus auf Amerika und Asien

In Europa will Hella verstärkt auf Sparmaßnahmen setzen. Durch strukturelle Anpassungen und Investitionskürzungen soll die Effizienz gesteigert werden. Gleichzeitig sollen innerhalb des Forvia-Konzerns verstärkt Synergien genutzt werden, um die Profitabilität zu stabilisieren. Bereits im kommenden Jahr erwartet das Unternehmen, dass sich diese Maßnahmen positiv auf die Rendite auswirken.

Der CEO sieht jedoch großes Potenzial in den Märkten außerhalb Europas, insbesondere in China und den USA. „Zwei Drittel unseres Auftragseingangs in diesem Jahr kamen bereits aus diesen Regionen,“ erklärte Schäferbarthold. Zu den Aufträgen gehören unter anderem Heckleuchten und Karosseriebeleuchtung für einen großen chinesischen Automobilhersteller sowie Lichtelektronik und ein digitales Zugangssystem für Fahrzeuge eines US-Kunden. Diese Märkte sollen in Zukunft noch stärker im Fokus stehen, um den Druck aus Europa zu kompensieren.

Kursrutsch der Hella-Aktie

Die Prognosesenkung hat am Aktienmarkt für spürbare Reaktionen gesorgt. Am Freitag fiel der Kurs der Hella-Aktie im MDAX, dem Index mittelgroßer Unternehmen, um 1,9 Prozent auf 87,30 Euro. Das Papier war damit der größte Verlierer im Index. Trotz dieses Rückgangs liegt die Aktie noch rund sechs Prozent über dem Stand zum Jahreswechsel. Zwischenzeitlich hatte die Hella-Aktie sogar ein Rekordhoch von 92,70 Euro erreicht, zuletzt im September dieses Jahres.

Analysten wie Christoph Laskawi von der Deutschen Bank zeigten sich wenig überrascht von der Gewinnwarnung. „Das schwache Marktumfeld betrifft nicht nur Hella, sondern auch andere Autozulieferer wie BMW (BMW Aktie) und Mercedes-Benz“, erklärte Laskawi. Hella ist stark von der Entwicklung der Premium-Autohersteller abhängig, weshalb die Rückschlüsse auf die gesamte Zulieferindustrie negativ ausfallen. Auch Hellas Mutterkonzern Forvia, der mehr als 80 Prozent der Hella-Anteile hält, dürfte von der schwächeren Marktentwicklung betroffen sein.

Hella: Ein Traditionsunternehmen im Wandel

Hella ist seit über 120 Jahren ein wichtiger Akteur in der Automobilindustrie. Das Unternehmen wurde 1899 in Lippstadt gegründet und hat sich auf Licht- und Elektroniklösungen für Fahrzeuge spezialisiert. Heute gehört Hella zu den weltweit führenden Zulieferern in diesem Bereich und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 8 Milliarden Euro. Zu den Kernprodukten zählen neben Beleuchtungslösungen auch Radarsensoren, Steuergeräte und Fahrerassistenzsysteme. Seit 2022 ist Hella Teil des französischen Automobilzulieferers Forvia, der aus der Fusion von Faurecia und Hella hervorging. Gemeinsam bildet der Konzern einen der weltweit größten Zulieferer für die Automobilindustrie.

Hella beschäftigt rund 36.000 Mitarbeiter in über 35 Ländern. Zu den größten Kunden zählen renommierte Automobilhersteller wie BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen (VW Aktie) und General Motors (General Motors Aktie). Durch die Integration in den Forvia-Konzern will Hella vor allem im Bereich Elektromobilität und automatisiertes Fahren weiter wachsen. Das Unternehmen sieht in diesen Bereichen trotz des gegenwärtig schwierigen Marktumfelds langfristige Chancen.

Herausforderungen und Ausblick

Für das Jahr 2024 rechnet Hella mit einem weiterhin herausfordernden Marktumfeld. Die sinkende Fahrzeugproduktion und die Verlagerung von Projekten durch die Kunden haben den bisherigen Optimismus gedämpft. Schäferbarthold betonte, dass das Management davon ausgeht, dass die Belastungen im kommenden Jahr noch zunehmen werden. Dennoch sieht Hella Potenzial in den aufstrebenden Märkten in Asien und Amerika, wo das Unternehmen bereits signifikante Auftragseingänge verzeichnet.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, plant Hella, seine Investitionen in diese Märkte zu verstärken und gleichzeitig die Kosteneffizienz in Europa zu steigern. Das Unternehmen setzt auf die Synergien mit Forvia und auf innovative Produktentwicklungen, um seine Position als führender Zulieferer der Automobilindustrie zu festigen.

Quellen: dpa AFX, reuters


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