Wer über Lithium, seltene Erden oder Grafit spricht, redet über die Grundpfeiler moderner Zivilisation. Ohne sie gibt es keine Energiewende, keine digitale Wirtschaft und keine Verteidigungstechnik. Doch über Jahrzehnte hat der Westen die Kontrolle aus der Hand gegeben. China hat sie übernommen. Laut Bericht des US Kongressausschusses verfolgt die Volksrepublik eine strategische, über Jahrzehnte angelegte Agenda. Ihr Ziel ist klar: Rohstoffmärkte beeinflussen, Konkurrenten schwächen und wirtschaftliche Abhängigkeiten schaffen.
China unterstützt seine Bergbauunternehmen nicht nur, es rüstet sie aus. Mehr als 57 Milliarden Dollar an Subventionen und zinslosen Krediten sichern den Erwerb globaler Minen und den Ausbau neuer Kapazitäten. Ein Zitat aus dem Bericht bringt es auf den Punkt. „Diese staatlichen Hilfen ermöglichen chinesischen Konzernen den Erwerb globaler Minen zu Bedingungen, die für westliche Firmen undenkbar wären."
Parallel mischt sich die Partei tief in die Preisbildung ein. Gesetze erlauben es den Behörden, Preisangaben zu bestrafen, die zu stark steigen. Offiziell geht es um die Bekämpfung von Spekulationen. In Wirklichkeit bedeutet es: Preise bewegen sich nur in die Richtung, die Peking vorgibt.
Besonders deutlich zeigt sich dies bei seltenen Erden. China kontrolliert laut Bericht rund neunzig Prozent der weltweiten Verarbeitung. Deng Xiaopings berühmter Satz von 1992 wurde zum Leitmotiv der Industriepolitik. „Es gibt Öl im Nahen Osten, aber seltene Erden in China." Über Jahrzehnte verfolgte Peking einen klaren Plan. Dumpingpreise verdrängten westliche Minen. Schlüsselunternehmen wurden gekauft. Verarbeitungszentren entstanden ausschließlich im eigenen Land. Heute dienen Exportkontrollen als politischer Hebel. Der Bericht bezeichnet dieses Vorgehen als „geopolitischen Einsatz eines künstlich geschaffenen Monopols".
Noch stärker trifft es Lithium. Der Rohstoff ist der Herzschlag der Elektromobilität, doch laut Bericht sitzt die Volksrepublik inzwischen auf einem Netz aus Minen, Raffinerien und Exportkontrollen, das kaum noch zu durchdringen ist. China kontrolliert vier der fünf Minen, die laut internationalen Projektionen den globalen Zuwachs bis 2030 prägen sollen. Die Regierung selbst löste die jüngste Preislawine aus. Nachdem Lithiumcarbonat Anfang 2022 stark angezogen hatte, trafen sich mehrere chinesische Ministerien hinter verschlossenen Türen mit Produzenten und kündigten eine strengere Aufsicht an. Direkt im Anschluss begann der Preis zu fallen, und wenige Monate später waren die Notierungen um rund drei Viertel eingebrochen.
Der Bericht zeigt, wie dieser Absturz ausgelöst wurde. Beamte warnten Unternehmen davor, Preise zu verlangen, die ihrer Meinung nach zu weit vom „angeblich angemessenen Kostenrahmen" abweichen würden. Gleichzeitig liefen staatliche Untersuchungen wegen angeblicher Hortung von Material. In der Provinz Sichuan wurden Produzenten sogar angewiesen, ihre Förderung für mehrere Wochen zu drosseln, was zunächst die Preise drückte und anschließend den westlichen Eindruck verstärkte, dass Lithium ein volatiles und unberechenbares Geschäft geworden sei.
Das Ergebnis war ein massiver Rückzug westlicher Investoren. Während Projekte in den USA und Australien gestoppt oder verkleinert wurden, bauten chinesische Unternehmen ihre internationale Präsenz rasant aus. BYD sicherte sich Felder in Brasilien. Sinomine übernahm Minen in Simbabwe. Zijin Mining erschloss neue Vorkommen in Tibet und der Demokratischen Republik Kongo. All diese Schritte fanden unmittelbar nach politischen Signalen aus Peking statt. Der Report beschreibt dies als koordinierte Bewegung zwischen Partei, Ministerien und Staatsunternehmen.
Ein US Produzent fasste die Lage ernüchternd zusammen. „Die Preismanipulation hat unsere Expansion finanziell unmöglich gemacht." Die Botschaft dahinter ist klar. Nicht die Geologie entscheidet über die Zukunft der Lithiumindustrie, sondern politische Entscheidungen in Peking. Damit wächst die Gefahr, dass die gesamte weltweite Batterieproduktion zu einem Hebel chinesischer Industriepolitik wird.
Besonders brisant ist die Rolle internationaler Preisagenturen. Shanghai Metals Market baut seine globale Präsenz gezielt aus, nachdem führende Parteifunktionäre das Unternehmen aufforderten, chinesische Preisstandards weltweit zu verankern. Was als neutrale Datenerhebung erscheint, wird laut Bericht zu einem Instrument, um internationale Marktvorstellungen zu prägen.
Noch schwerer wiegt der Einfluss auf die London Metal Exchange. Die traditionsreiche Börse gehört heute über Hong Kong Exchanges and Clearing indirekt dem chinesischen Staat. Behörden in Peking haben Zugriff auf Preisdaten und Quellen der Börse und können eingreifen, wenn Notierungen aus ihrer Sicht „unangemessen“ wirken. Ein spektakulärer Fall war der Handelsstopp bei Nickel im Jahr 2020. Die LME annullierte Milliardenpositionen, nachdem ein chinesischer Industriekonzern in eine Schieflage geraten war. Der Bericht deutet an, dass dies kein Ausnahmefall, sondern Ausdruck politischer Einflussnahme sein könnte.
Damit kontrolliert China nicht nur die Produktion vieler Rohstoffe, sondern zunehmend auch die Wahrnehmung ihres Wertes. Die Preisangaben, auf die sich westliche Industrien verlassen, könnten weniger Marktlogik folgen als politischen Vorgaben aus Peking.
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Die Lage entwickelt sich zu einem geopolitischen Pulverfass, denn die Folgen der chinesischen Rohstoffdominanz reichen weit über steigende Preise hinaus. Im schlimmsten Fall drohen Produktionsstopps in der Autoindustrie, Engpässe bei sicherheitsrelevanten Systemen und Verzögerungen bei zentralen Projekten der Energiewende. Der Bericht stellt unausgesprochen die Frage, ob Europa und die USA darauf vorbereitet sind, dass China die Versorgung jederzeit drosseln oder vollständig stoppen kann. Gleichzeitig zeigt er, wie dringend der Westen wieder selbst Verantwortung übernehmen muss.
In den Vereinigten Staaten wird bereits gegengesteuert. Dort beteiligt sich der Staat an seltenen Erden Projekten und garantiert feste Abnahmepreise, um den Aufbau eigener Kapazitäten zu sichern. Dieser Ansatz könnte auch für Lithium und andere kritische Rohstoffe entscheidend werden, denn ohne verlässliche Rahmenbedingungen entstehen weder Minen noch Raffinerien. Die lautlose Schlacht um Ressourcen wird damit zu einer zentralen Weichenstellung für die künftige Weltordnung, und sie entscheidet sich nicht in Peking, sondern in der Frage, ob der Westen bereit ist, seine Versorgungssicherheit wieder selbst zu gestalten.
Kali Metals repräsentiert nach Einschätzung des eigenen Managements den Versuch, im Westen wieder substanzielle Lithiumquellen aufzubauen. Laut Unternehmensangaben zählt das Projektportfolio seit der Zusammenlegung von Liegenschaften von Karora und Kalamazoo Resources zu den größten neuen Lithiumflächen in Australien. Besonders das Gebiet bei Higginsville habe nach Darstellung des Unternehmens erste hochgradige Ergebnisse geliefert. Die Beteiligung von Partnern wie SQM und Mineral Resources wird von Kali Metals als Hinweis gewertet, dass die internationale Industrie aufmerksam wird, sobald sich westliche Lagerstätten mit nennenswertem Potenzial abzeichnen.
Auch die geopolitische Relevanz betont Kali Metals selbst. Das Management verweist darauf, dass Projekte wie diese langfristig dazu beitragen könnten, die starke Abhängigkeit von chinesischen Lithiumketten zu reduzieren. Nach Aussage des Unternehmens unterstreicht die Lage in einem stabilen Rechtsraum wie Australien, wie wichtig es sei, eigene Ressourcen zu entwickeln, eigene Lieferketten aufzubauen und Investitionen unabhängig von chinesischen Preisstrukturen zu machen. Damit sieht sich Kali Metals selbst als Teil eines breiteren westlichen Ansatzes, der dringend stärker verfolgt werden müsse.
First Graphene zeigt, wie innovative Materialien westliche Industrien unabhängiger von chinesischen Rohstoffstrukturen machen können. Das Unternehmen produziert Graphen in industrieller Qualität und liefert seinen PureGRAPH Zusatzstoff bereits an unterschiedliche Sektoren, darunter die Zement und Baustoffindustrie. Dort kann der Einsatz von Graphen sowohl den CO2 Ausstoß stärker verringern als auch die Materialeigenschaften verbessern. Mehrere Versuche mit internationalen Partnern haben bewiesen, dass Graphen ohne großen technischen Aufwand in bestehende Prozesse integriert werden kann.
Damit entsteht eine Wertschöpfungskette, die weit über klassischen Rohstoffabbau hinausgeht. Wenn dieses Feld außerhalb Chinas entwickelt wird, entsteht nicht nur Wettbewerb, sondern sicherheitsrelevante Unabhängigkeit. First Graphene steht damit exemplarisch für die Chance, technologische Rohstoffe im Westen selbst zu produzieren und zu kommerzialisieren, statt sie aus einem geopolitisch unsicheren Umfeld zu beziehen.
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