DAX zittert vor dem September + Vier-Jahres-Zyklus
In den vergangenen 41 Jahren haben die Bären an den Aktienmärkten regelmäßig im September ihre Tatzen vor Freude gerieben:
- Die durchschnittliche Performance eines Septembers liegt seit 1965 bei minus 2,3%. Nur der Mai (-0,5%) und der August (-0,1%) sind weitere Monate mit einem negativen Performancebeitrag.
- Der September 2002 war mit einem Verlust von 25,4% der schwächste Börsenmonat in den vergangenen 41 Jahren.
- Der DAX konnte nur in 15 September-Monaten zulegen, in 26 Monaten kam es dagegen zu Verlusten.
- In 9 der 41-Septembermonate betrugen die Kursverluste mehr als 5%. An diesen Rekord kommt nur der Monat Mai (8 Monate) heran.
Insbesondere in den USA wird in diesem Zusammenhang viel über den "Vier- Jahres-Zyklus" an den Aktienmärkten diskutiert, demnach die Börsen regelmäßig alle vier Jahre im Herbst deutlich unter Druck kommen. Die Performance des DAX im September 2002 (-25,4%), September 1998 (-7,4%), September 1994 (-9,1%), September 1990 (-18,0%) und September 1986 (-5,9%) ist tatsächlich für jeden Bullen furchteinflößend. Und auch im Herbst 2006 haben einige Faktoren durchaus das Potential, eine signifikante September-Schwäche auszulösen:
- Die inverse US-Zinsstrukturkurve und der jüngste Einbruch im Dow Jones Transport Index sprechen eine eindeutige Sprache: in den USA besteht Rezessionsgefahr! Insbesondere eine Welle von Gewinnwarnungen könnte im September ein Auslöser für Kursschwächen darstellen.
- Exogene Risikofaktoren könnten im September wieder stärker in den Vordergrund rücken. Am 11. September jähren sich die Terroranschläge auf die USA zum fünften Mal. Im September steht eine Entscheidung an, wie die Welt auf die hartnäckige Haltung Irans im Atomstreit reagieren soll. Zudem ist im September regelmäßig Hurrikan-Zeit in den USA.
- In den USA sind im Oktober die Wahlen zum Kongress. Spekulationen über mögliche deutliche Verluste der angeblich wirtschaftsfreundlicheren Republikaner könnten das Marktsentiment belasten.
Das Potential für einen schwachen September 2006 ist demnach durchaus gegeben. Doch es ist auffällig, wie pessimistisch insbesondere in den USA die Anleger sind. An den Optionsmärkten liegen die Put-Call-Ratios auf historischen Höchstständen, und das Volumen der Leerverkäufe ist in den letzten 3 Monaten um 10-15% explodiert. In den USA scheint sich eine ganze Reihe von Investoren bereits mit Short-Positionen für die erwartete September-Schwäche positioniert zu haben. Die Historie zeigt, dass in einem solchen pessimistischen Umfeld Schwächephasen am Aktienmarkt häufig nur von kurzer Dauer sind.
Fazit: Bären-Faktoren wie "inverse US-Zinsstruktur" und "Vier-Jahres-Zyklus" erscheinen bei uns auf dem Radarschirm, ändern aber nichts an der von uns seit Mitte Juni ausgegebenen Strategie, im zweiten und dritten Quartal Kursschwächen im DAX für Käufe zu nutzen. Wir empfehlen weiterhin, deutsche Aktien zu kaufen, sobald der DAX unter die 200-Tage-Linie (aktuell bei 5.600) fällt.
Denn im Hintergrund laufen viele Entwicklungen in die von uns erhoffte Richtung. So sind die Inflationserwartungen in den USA - abgeleitet aus inflationsgesicherten Anleihen - in den vergangenen 10 Tagen von 2,7% auf 2,5% gefallen. Wir werten dies als entscheidendes Signal, dass die Fed keinen Zinsschritt mehr vornehmen muss. Auch die relative Bewertung der Aktienmärkte im Vergleich zum Rentenmarkt ist im historischen Vergleich - im Gegensatz z.B. zum September 1990 und September 2002 - außerordentlich attraktiv. Wir gehen daher davon aus, dass der Aktienmarkt bereits einen Großteil der am Horizont drohenden Risiken - wie z.B. eine Rezession in den USA - eingepreist hat.
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