nachdem die US-Indizes gestern spät ohne triftigen Grund (trotz "hawkisher" Fed Minutes) gestiegen waren.
Für Bullen ist das enttäuschend: Öl fiel heute unter 69 Dollar, und trotzdem dümpelt der SP-500 beim Tagestief, das er gerade zum vierten Mal testet.
Viele Leute glauben, Aktien würden steigen, wenn das Öl fällt. Dabei wird jedoch übersehen, dass Ölaktien, die mit dem Öl fallen, einen ansehnlichen Teil des SP-500 (und DOW) ausmachen.
Man konnte in letzter Zeit sogar beobachten, dass der SP-500 bei steigendem Öl stieg - offenbar WEGEN der Stärke der Ölaktien. Dies haben die Bullen als "Resiliance" (Widerstandskraft) fehlgedeutet: Ein Markt, der trotz des teuren Öls nicht fällt, sei grundsolide, hieß es. Diese Vermutung könnte sich als Irrtum erweisen.
In der letzten Woche hat sich Wahrnehmung des Marktes verschoben - sie ging von "Angst vor Inflation" (da wurde Wirtschaftsschwäche noch mit Anstiegen belohnt, weil sie die Zinsängste dämpfte) zu "Angst vor Rezession" (wobei Schwäche plötzlich - und zu Recht - als schlecht für Aktien gesehen wird).
Öl- und Energiewerte dürften bei der (selbst von der Fed erwarteten) Wirtschaftsschwäche besonders leiden, da sie stark mit dem allg. Wirtschaftswachstum korrelieren. Ich würde mich daher nicht wundern, wenn wir - wie im Mai - wieder einen Schlussverkauf quer duch alle Asset-Klassen sehen: von Öl über Aktien, Metalle, Gold, Rohstoffe bis zum Euro.
Manche Bullen hoffen zurzeit auf eine Rotation von Energie- in Tech-Werte, die sich auch schon ansatzweise gezeigt hat. Der Nasdaq ist jedoch derart überkauft, dass er einer Schwäche des SP-500 kaum widerstehen dürfte.
Vor allem die Schwäche im US-Banking-Index (BKX) sollte den Bullen zu Denken geben. Er machte den Anstieg des SP-500 nämlich nicht mit (siehe Chartvergleich unten). Eine Rallye "ohne die Finanzwerte" aber ist zum Scheitern verurteilt. Grund für die Schwäche im BKX sind Probleme bei Regionalbanken und Hypobanken, die jetzt beim Platzen der Housing-Blase unter faulen Hypothekenkrediten leiden. Im Doomsday Bären-Thread hab ich einen Artikel gepostet, aus dem hervorgeht, dass 43 % aller 2005 - am Höhepunkt der Blase - gekauften Häuser ohne Eigenkapital gekauft wurden. Bei einem Teil der Käufer ist der Wert dieser ohne Eigenmittel gekauften Immobilien bereits 10 % unter den Kaufpreis gerutscht. Klar, dass die Banken dann auf schnellem Nachschießen von Sicherheitsleistungen oder (mangels Masse) auf Zwangsversteigerung bestehen. Die 10 %, die das Haus seit dem Kauf gefallen ist, haben die Banken dann aber trotzdem verloren, weil sie das Geld bei der Zwangsversteigerung nicht in der ursprünglichen Höhe zurückerhalten. Daher also die Schwäche im BKX. Man sieht sie auch gut bei Aktien von Regionalbanken (NDE), Hypothekenbanken (WM, HRB) und "subprime lenders" (CFC). (Wer diese Charts sehen will, möge die genannte Ticker bei www.bigcharts.com eingeben.)
Chartvergleich: Der Banken-Index BKX machte im August die Stärke des SP-500 (orange) nicht mit. Ohne Banken hat aber kein Rallye "Beine".
(Verkleinert auf 96%)

