Kühlergrill mit Mercedes-Stern.
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Mercedes zunehmend unter Druck – Rufe nach Strategiewechsel werden lauter

Mercedes-Benz gerät unter Druck. Schwache Verkaufszahlen in China, ein Einbruch bei E-Autos und zunehmende Margenprobleme zwingen könnten den Autobauer zu einer Kurskorrektur seiner Strategie zwingen. Analysten erwarten eine Prognosesenkung. Anleger sollten die Finger von der Aktie lassen.
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Mercedes-Benz Group AG 60,14 € Mercedes-Benz Group AG Chart +4,26%
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Der strategische Kurs von Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius stößt zunehmend auf Skepsis. Zwar genießt der Schwede nach wie vor Anerkennung dafür, den Stuttgarter Premiumhersteller souverän durch die Krisenjahre nach dem Abgang von Dieter Zetsche geführt zu haben. Doch angesichts schwacher Absatzzahlen, stockender Elektromobilität und wachsender Unsicherheit auf wichtigen Märkten mehren sich Zweifel, ob der eingeschlagene Weg noch zeitgemäß ist.

Vor drei Jahren hatte der Konzern einen radikalen Strategiewechsel vollzogen: Weg vom Volumengeschäft, hin zur Fokussierung auf margenstarke Luxusmodelle. Ziel war eine nachhaltig zweistellige operative Marge. Doch die Nachfrage nach Neufahrzeugen kühlt sich spürbar ab – vor allem in China, dem wichtigsten Einzelmarkt. Auch der weltweite Trend zur Elektromobilität sowie zunehmende Handelskonflikte, insbesondere mit den USA, setzen Mercedes-Benz unter Druck.

Angezählt, aber noch nicht KO

Auf der virtuellen Hauptversammlung des DAX-Konzerns äußerten Vertreter großer Fondsgesellschaften deutliche Kritik am Kurs von Konzernchef Ola Källenius.
"Die Marke hat zweifellos ein starkes Standing im Luxussegment", sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Aber wir müssen feststellen, dass der Wettbewerbsdruck in China massiv gestiegen ist – insbesondere durch lokale Anbieter, die technologisch aufholen und deutlich kostengünstiger produzieren als Porsche, Mercedes oder BMW (BMW Aktie)."

Auch vonseiten großer Investoren wächst die Skepsis. Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, bemängelte: "Die Luxusstrategie hat bislang nicht die erhofften Ergebnisse geliefert. Für eine Abkehr ist es zwar noch zu früh, aber Wunsch und Wirklichkeit des Mercedes-Managements driften zunehmend auseinander."

Kritische Töne kamen auch von Union Investment. Fondsmanager Moritz Kronenberg äußerte die Sorge, dass die Preissetzung im Zuge der Premiumausrichtung inzwischen zu ambitioniert sei. "Mercedes braucht einen Plan B, falls sich die Strategie nicht durchsetzt", so Kronenberg.

Absatz bricht ein

Wie das Unternehmen zum Wochenbeginn mitteilte, sank der weltweite Absatz im zweiten Quartal um neun Prozent auf 453.700 Fahrzeuge. Besonders stark fiel der Rückgang in China aus, wo der Absatz um rund 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Auch in den USA zeigten sich Bremsspuren: Zwar stieg die Auslieferung an Endkunden leicht, der Absatz an Händler – die entscheidende Kennziffer für die Konzernstatistik – ging jedoch zurück.

China bleibt das Sorgenkind

Die dortige Immobilienkrise drückt weiterhin auf das Konsumverhalten – besonders bei teuren Fahrzeugen. Das sogenannte Top-End-Segment mit Modellen wie der S-Klasse, G-Klasse, AMG und Maybach verzeichnete ein Minus von acht Prozent. Auch das Transporter-Geschäft schwächelte: Der Absatz von Vans ging im Quartal um zehn Prozent zurück. Insgesamt liegt der Konzern im ersten Halbjahr mit einem Minus von acht Prozent bei weltweit 1,08 Millionen verkauften Fahrzeugen deutlich unter den eigenen Erwartungen.

Elektro-Offensive verliert an Fahrt

Besorgniserregend ist zudem der Rückschlag bei den batterieelektrischen Fahrzeugen. Die Auslieferungen der vollelektrischen Modelle brachen um fast 20 Prozent ein – ein Rückschlag für die Elektromobilitätsstrategie des Konzerns. Der Anteil dieser Fahrzeuge stagniert aktuell bei 14 Prozent.
 

Konzern stellt Prognose auf den Prüfstand

Mercedes-Benz bereitet die Kapitalmärkte bereits auf eine mögliche Korrektur der Jahresprognose vor. Beim jüngsten Pre-Close-Call mit Analysten deutete das Unternehmen an, dass die Entwicklung im zweiten Quartal schwächer ausfallen dürfte als bislang angenommen. Die operative Marge im Pkw-Segment soll 2025 voraussichtlich nur noch am unteren Rand der Zielspanne von 6 bis 8 Prozent liegen – und das ohne Berücksichtigung der bevorstehenden US-Zölle, die sich laut Unternehmenskreisen mit weniger als 300 Basispunkten bemerkbar machen dürften.

Auch im Van-Geschäft rechnet das Management mit einer Marge am unteren Ende der angestrebten Bandbreite. Der intensive Wettbewerb sowie die volatile Marktlage machen der Sparte weiterhin zu schaffen.

Analysten warnen vor weiteren Rückschlägen

Angesichts der schwachen operativen Entwicklung erwarten Analysten in den kommenden Wochen spürbare Abwärtskorrekturen bei den Schätzungen. Für das Gesamtjahr 2025 könnten die Erwartungen für das operative Ergebnis (EBIT) und den Gewinn je Aktie (EPS) um fünf bis zehn Prozent nach unten angepasst werden. Der rückläufige Free Cashflow dürfte zusätzliche Belastung bedeuten. Spekulationen zufolge könnten geplante Aktienrückkäufe vorerst verschoben werden.

Aktie technisch angeschlagen – Abwarten empfohlen

Auch charttechnisch präsentiert sich die Mercedes-Benz-Aktie angeschlagen. Die wichtigen gleitenden Durchschnitte der vergangenen 50 und 200 Tage wurden unterschritten. Zudem gerät die psychologisch bedeutende Marke von 50 Euro zunehmend unter Druck. Sollte der Kurs darunter fallen, droht ein weiterer Rücksetzer.

Angesichts der aktuellen Gemengelage raten Experten vorerst zur Zurückhaltung. Ein Einstieg in die Aktie drängt sich derzeit nicht auf. Erst wenn die Zahlen für das zweite Quartal – die Veröffentlichung ist für den 30. Juli vorgesehen – auf dem Tisch liegen und der Ausblick konkreter wird, sollte eine Neubewertung erfolgen.

 


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