NATO-Verbündetentruppen aus Estland, Frankreich und Großbritannien trainieren vom 8. bis 13. Oktober 2023 gemeinsam in Estland.
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Sven Wagner Sven Wagner
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Sven ist seit 2012 Redakteur bei ARIVA.DE. Sein weitreichendes Interesse an Kryptowährung und dem Finanzmarkt helfen ihm dabei, die aktuellsten Themen zu recherchieren und für die Community aufzubereiten.

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Wiederbelebung der Rüstungswerte: Rheinmetall, Hensoldt und Renk profitieren von politischer Aufrüstung und EU-Finanzierungsimpulsen

Nach einer spürbaren Kurskorrektur erleben Rüstungsaktien eine neue Aufwärtsbewegung. Investitionen, Insiderkäufe und EU-Fördermaßnahmen setzen klare Signale.
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Strategische Investitionen und politische Dynamik treiben Rüstungswerte nach Kurskorrektur erneut an

Nach kräftigen Gewinnmitnahmen melden sich die Titel der europäischen Rüstungsindustrie deutlich zurück. Angeführt von Rheinmetall (Rheinmetall Aktie) im DAX sowie Hensoldt und Renk im MDAX verzeichnen die Aktien am Mittwoch starke Kursgewinne von bis zu 5 Prozent. Diese Entwicklung folgt auf eine Korrekturbewegung, die in der Vorwoche dreistellige Millionenbeträge an Marktkapitalisierung ausgelöscht hatte: Renk verlor innerhalb weniger Handelstage knapp 19 Prozent, Hensoldt über 14 Prozent, Rheinmetall rund elf Prozent. Die nun einsetzende Kurserholung wird von verschiedenen Faktoren gestützt – unter anderem von politischem Rückenwind aus Brüssel und Berlin, verstärkter NATO-Ausrüstung und strategischen Käufen durch Unternehmensinsider.

Insidervertrauen bei Rheinmetall: Vorstandschef und Personalvorständin kaufen nach

Besonders im Fokus steht Rheinmetall, das als Systemanbieter in der Luftverteidigung und bei gepanzerten Fahrzeugen eine zentrale Rolle einnimmt. Wie am Mittwoch veröffentlicht, nutzte CEO Armin Papperger die Kursschwäche, um Aktien im Wert von über 500.000 Euro zu erwerben. Auch Personalvorständin Ursula Biernert-Kloß kaufte Rheinmetall-Aktien im Volumen von rund 200.000 Euro. Insiderkäufe gelten an der Börse als starkes Vertrauenssignal und werden häufig von institutionellen Investoren als positives Momentum interpretiert. Der Rheinmetall-Kurs liegt trotz der jüngsten Korrektur seit Jahresbeginn weiterhin mit über 170 Prozent im Plus – getrieben von der geopolitischen Lage, massiven Rüstungsaufträgen und einer breiten Unterstützung durch staatliche Beschaffung.

Politische Großprojekte: Europäischer Luftabwehrschild beflügelt die Industrie

Die geopolitischen Unsicherheiten, insbesondere durch Russlands Krieg gegen die Ukraine, haben die Diskussion um die Verteidigungsfähigkeit Europas neu entfacht. Unter der deutschen Initiative der „European Sky Shield Initiative“ (ESSI) streben derzeit 24 europäische Staaten den Aufbau eines gemeinsamen Luftabwehrschildes an – angelehnt an das israelische Modell „Iron Dome“. Die deutsche Bundesregierung verfolgt ambitionierte Pläne und hat bereits umfangreiche Aufträge an die heimische Industrie vergeben. Dazu gehören:

  • 18 Skyranger-Flugabwehrpanzer von Rheinmetall (mit Option auf 30 weitere),

  • 6 IRIS-T SLM-Einheiten mittlerer Reichweite von Diehl,

  • Aufbau von PAC-3-Raketenproduktion mit Lockheed Martin (Lockheed Martin Aktie),

  • Entwicklung des neuen IRIS-T SLX-Systems mit bis zu 85 km Reichweite, das als europäische Alternative zum US-Patriot-System gedacht ist.

  • Im Zentrum dieser Entwicklungen stehen Unternehmen wie Rheinmetall, Diehl, Hensoldt und MBDA. Besonders Hensoldt mit seinem TRML-4D-Radarsystem ist bei mehreren Projekten technischer Kernlieferant. Aktuell kann Hensoldt lediglich 15 dieser Radarsysteme pro Jahr liefern, eine Ausweitung der Kapazitäten ist aber bereits in Planung.

    Finanzierungsoffensive der EIB: 3 Milliarden Euro für Rüstungszulieferer

    Parallel zur militärischen Aufrüstung erhöht auch die Europäische Investitionsbank (EIB) ihren finanziellen Einsatz. Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass das Volumen der Rahmenkredite zur Finanzierung der Rüstungszulieferkette von einer auf drei Milliarden Euro verdreifacht wird. Profitieren sollen vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die Teile und Technologien für große europäische Konzerne wie Airbus, Rheinmetall, Thales oder Leonardo liefern.

    Die Deutsche Bank (Deutsche Bank Aktie) ist die erste Großbank, die diese neue Kreditlinie der EIB nutzt. Ein Darlehen über 500 Millionen Euro soll Investitionen von rund einer Milliarde Euro in der Rüstungslieferkette ermöglichen. Das Kapital soll unter anderem für militärische und polizeiliche Infrastrukturen, Ausbildungsstätten, Lagerhallen, Fahrzeuge und Sensorik verwendet werden – mit einer klaren Abgrenzung: Waffen und Munition bleiben weiterhin von EIB-Finanzierungen ausgeschlossen.

    Produktionsengpässe und neue Kapazitätspläne

    Trotz der milliardenschweren Aufträge und politischen Unterstützung gibt es Engpässe. Sowohl bei Rheinmetall als auch bei Diehl und Hensoldt müssen Produktionskapazitäten zügig ausgebaut werden. Diehl etwa plant, die Jahresproduktion des IRIS-T-Systems von vier auf zehn Feuereinheiten zu steigern. Rheinmetall will bis 2027 die Kapazität zur Produktion von 200 Skyranger-Türmen jährlich aufbauen – auch in Kooperation mit MBDA, die neue Raketen mit Reichweiten über zwei Kilometer liefern sollen. Im Fokus steht auch der Aufbau eines gemeinsamen Produktionsstandorts mit Lockheed Martin, um die PAC-3-Raketen in Europa zu fertigen.

    NATO-Forderung: Verfünffachung der Flugabwehr in Europa

    Die NATO gibt der Luftverteidigung oberste Priorität. Verteidigungsminister Boris Pistorius kündigte an, dass Deutschland einen erheblichen Teil der Lasten übernehmen werde. Ein großer Bedarf besteht insbesondere bei der Drohnenabwehr. Der Ukraine-Krieg zeigt, wie entscheidend diese Fähigkeit ist: Im Mai wurden laut Kiew über 89.000 Drohnenangriffe gegen russische Ziele durchgeführt – viele davon erfolgreich. Aktuell aber verfügt Europa nur über unzureichende Mittel, um sich gegen derartige Angriffe zu verteidigen.

    Zur Luftabwehr sind komplexe Systeme erforderlich, die aus verschiedenen Komponenten bestehen: Kurz- und Mittelstreckenraketen, Kanonen, Sensorik, Störsender, Netze und Lasersysteme. Die deutsche Industrie versucht, auf diese Anforderungen zu reagieren, etwa mit dem TRML-4D-Radar von Hensoldt, neuen Effektoren bei Diehl sowie einer geplanten Aufrüstung des Skyrangers.

    Rohstoffabhängigkeit als strukturelles Risiko

    Neben technologischen und produktionstechnischen Engpässen ist auch die Rohstoffversorgung ein kritischer Faktor. Viele benötigte Materialien wie seltene Erden oder Explosivstoffe stammen aus China, das aktuell Ausfuhren beschränkt. Auch hier versucht Europa, Abhängigkeiten zu reduzieren – bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Dies macht eine schnelle Skalierung der Produktionskapazitäten zusätzlich herausfordernd.

    Bewertung und Ausblick

    Auch wenn keine konkreten Kursziele oder Investitionsempfehlungen gegeben werden dürfen, zeigt sich: Die Rahmenbedingungen für die europäische Rüstungsindustrie haben sich strukturell verändert. Langfristige Beschaffungsprogramme, strategische Förderungen durch die EU und ein klarer sicherheitspolitischer Paradigmenwechsel schaffen Planungssicherheit auf Jahre hinaus. Für Unternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt oder Renk bedeutet das nicht nur volle Auftragsbücher, sondern auch neue strategische Chancen im globalen Wettbewerb – sofern es gelingt, Produktions- und Lieferketten entsprechend anzupassen.


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