US-Präsident Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt.
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Sven Wagner Sven Wagner
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Sven ist seit 2012 Redakteur bei ARIVA.DE. Sein weitreichendes Interesse an Kryptowährung und dem Finanzmarkt helfen ihm dabei, die aktuellsten Themen zu recherchieren und für die Community aufzubereiten.

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Trump treibt Kupferpreis hoch – Zölle schocken Weltmarkt

Mit 50 % Einfuhrzoll auf Kupfer setzt Trump ein markerschütterndes Signal. Händler geraten unter Druck, Preise explodieren, Versorgungslücken drohen.
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Analyse der Kupfermärkte nach Trumps Zollentscheidung: Ein geopolitisches Preissignal

Die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump, einen Importzoll von 50 % auf Kupfer zu erheben, hat den Weltmarkt für das Industriemetall kräftig durchgeschüttelt. Der Kupferpreis in den Vereinigten Staaten schnellte an der New Yorker Rohstoffbörse Comex zeitweise auf 5,70 US-Dollar pro Pfund und lag damit rund 30 Prozent über dem Referenzpreis an der London Metal Exchange (LME). Dies markiert den höchsten Tagesanstieg seit Beginn der Aufzeichnungen – ein Plus von bis zu 17 % am Handelstag.

Strukturbruch im Kupferhandel

Unter normalen Bedingungen orientieren sich die Notierungen in New York, London und Shanghai aneinander – regionale Unterschiede bestehen meist nur in engen Spannen. Doch der angekündigte Zoll, der laut Handelsminister Howard Lutnick bis spätestens Anfang August in Kraft treten soll, bringt diese Gleichgewichtslage aus dem Takt. Marktakteure reagieren mit kurzfristiger Panik: Händler versuchen, Kupferlieferungen noch vor Inkrafttreten der neuen Regelung in die USA zu bringen. Laut Morgan Stanley liegt die Prämie für Kupferlieferungen nach Comex aktuell bei etwa 2.600 US-Dollar pro Tonne.

Damit zeichnet sich ein klassischer Vorzieheffekt ab: Nur Frachten, die sich bereits auf See befinden oder aus Lateinamerika stammen, dürften rechtzeitig eintreffen. Marktanalysten erwarten, dass sich die Kupferimporte der USA auf ein Volumen verdichten, das üblicherweise einem gesamten Jahresbedarf entspricht – allein in den letzten sechs Monaten.

Gewinner und Verlierer der Zollpolitik

Unternehmen wie Freeport-McMoRan, der größte börsennotierte Kupferproduzent in den USA, profitieren kurzfristig: Die Aktie legte nach der Zollankündigung um 5 % zu. Die US-Kupferindustrie, von Trump explizit unterstützt, soll durch die Maßnahme gestärkt werden. Doch strukturelle Defizite bleiben bestehen. Die USA verfügen weder über ausreichende Raffineriekapazitäten noch über ein nennenswertes Ausbaupotenzial bei den eigenen Kupferminen. Analysten von Jefferies weisen darauf hin, dass der Aufbau neuer Förderstätten Jahre dauert und somit keine kurzfristige Entlastung bringen kann.

Fast die Hälfte des US-Kupferverbrauchs stammt aus Importen – vor allem aus Chile (38 %), Kanada (28 %) und Mexiko (8 %). Deutschland spielt mit seinem Branchenführer Aurubis (ISIN: DE0006766504) eine untergeordnete Rolle. Das Unternehmen sieht die Lage gelassen: Der Exportanteil in die USA betrug zuletzt nur rund ein Prozent. Zudem baut Aurubis (Aurubis Aktie) derzeit einen neuen Standort in den USA auf.

Short Squeeze und Marktstress

Die Ankündigung hat nicht nur Auswirkungen auf die physischen Handelsströme, sondern auch auf den Derivatemarkt. Händler, die auf einen Preisangleich zwischen LME und Comex gesetzt hatten – etwa durch Short-Positionen auf US-Kupfer – geraten unter Druck. Da physisches Kupfer knapp ist, müssen sie Positionen durch Käufe am Spotmarkt decken. Dies führt zu einem sogenannten Short Squeeze, bei dem durch die Notkäufe die Preise weiter steigen.

Ein weiteres Indiz für die Nervosität der Märkte: Der Spread zwischen Kassapreisen und Dreimonatskontrakten an der LME erreichte das höchste Niveau seit 2021, wie Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen berichtet. Solche Verwerfungen deuten auf ein temporäres Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hin.

Internationale Reaktionen und Unsicherheit

Bislang ist unklar, welche Kupferprodukte konkret vom Zoll betroffen sein werden. Auch ob es Ausnahmeregelungen für bestimmte Länder geben wird, steht noch nicht fest. Das chilenische Außenministerium bestätigte auf Nachfrage, bislang keine offizielle Benachrichtigung über die Maßnahme erhalten zu haben. Derweil reagierten die Kupferpreise an der LME und in Shanghai mit leichten Rücksetzern – ein Hinweis darauf, dass ein Teil der Marktteilnehmer die vollständige Umsetzung der Maßnahme für unwahrscheinlich hält.

Fundamentaldaten bleiben angespannt

Trotz politisch induzierter Preisspitzen bleibt der fundamentale Kupfermarkt angespannt. Die weltweite Nachfrage – insbesondere aus China, das über 50 % des globalen Kupferbedarfs repräsentiert – zieht weiter an. Laut Goldman Sachs (Goldman Sachs Aktie) stieg Chinas Verbrauch von verarbeitetem Kupfer von Januar bis Mai um zwölf Prozent, vor allem durch den Boom im Solarenergiesektor. Investitionen in Photovoltaikanlagen wirken als signifikanter Nachfragetreiber.

Auf der Angebotsseite bleibt die Lage fragil: Bloomberg rechnet für das laufende Jahr nur mit einem Produktionswachstum von 1,3 %, gegenüber ursprünglich erwarteten 4,7 %. Gründe dafür sind sinkende Kupfergehalte in den Erzen, Streiks in lateinamerikanischen Minen und wetterbedingte Förderunterbrechungen.

Citi prognostiziert, dass die Preise an der LME in den nächsten drei Monaten auf etwa 8.800 US-Dollar je Tonne zurückgehen könnten. Doch das strukturelle Angebotsdefizit dürfte diesen Rückgang begrenzen. Zhao Yongcheng von Benchmark Mineral Intelligence rechnet damit, dass sich die Preise an der Shanghai Futures Exchange nach der US-Zollimplementierung rasch erholen werden.

Auswirkungen auf US-Industrie und Konjunktur

Die Einführung der Importzölle dürfte sich mittelfristig negativ auf die US-Industrie auswirken. Kupfer ist nach Eisen und Aluminium das dritthäufigst verwendete Metall – unter anderem in der Elektro-, Bau- und Automobilbranche. Höhere Materialkosten verteuern Endprodukte und belasten damit die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft. Ökonomen rechnen mit einem dämpfenden Effekt auf das konjunktursensitive Metall – was perspektivisch die US-Nachfrage nach Kupfer reduzieren könnte.


Fazit: Protektionismus mit Nebenwirkungen

Trumps neue Zollpolitik am Kupfermarkt sorgt kurzfristig für extreme Preisbewegungen und logistische Verschiebungen. Doch das strukturelle Problem der USA – eine zu geringe Eigenproduktion – wird dadurch nicht gelöst. Vielmehr drohen Versorgungsengpässe, ineffiziente Umleitungen und höhere Produktionskosten für die Industrie. In der Summe führt das zu einer fragmentierten Marktlage mit erhöhtem Preisrisiko – besonders außerhalb der USA. Die Entwicklung bleibt volatil, mit begrenzten Rückschlüssen auf die mittel- bis langfristige Marktstruktur.


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