BYD, der weltweit größte Hersteller von Elektrofahrzeugen, hat kürzlich ein Abkommen zum Bau eines neuen Werks in der Türkei unterzeichnet. Diese strategische Entscheidung zielt darauf ab, neue EU-Strafzölle zu umgehen und gleichzeitig die globale Expansion des Unternehmens voranzutreiben. Mit einer geplanten Jahresproduktion von 150.000 Fahrzeugen soll das Werk in der Marmararegion, einem der bedeutendsten Zentren der Automobilindustrie, entstehen. Dies teilte das türkische Industrie- und Technologieministerium mit.
Das Abkommen wurde von BYD-Chef Wang Chuanfu und dem türkischen Industrie- und Technologieminister Mehmet Fatih Kacir unterzeichnet. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan war bei der Zeremonie anwesend. Neben dem Produktionswerk ist auch der Bau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums geplant. Die Investitionen belaufen sich auf eine Milliarde Dollar (Dollarkurs), was rund 0,9 Milliarden Euro entspricht, und sollen etwa 5.000 Arbeitsplätze schaffen.
Hintergrund und Motivation
Die Europäische Union hat kürzlich zusätzliche vorläufige Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge eingeführt, da diese durch umfangreiche Subventionen zu Lasten europäischer Hersteller wettbewerbsverzerrend wirken. Im Gegensatz dazu genießt die Türkei als Teil einer Zollunion mit der EU seit 1995 bevorzugten Marktzugang. Fahrzeuge, die in der Türkei hergestellt werden, können somit zollfrei in die EU exportiert werden.
Diese Zollunion bietet BYD die Möglichkeit, den europäischen Markt zu bedienen, ohne von den neuen Strafzöllen betroffen zu sein. Levent Taylan, ein unabhängiger Berater, betont, dass die Investition nicht nur den türkischen Markt, sondern auch den europäischen Markt im Fokus hat. BYD plant, jährlich etwa 20.000 bis 25.000 Fahrzeuge in der Türkei zu verkaufen und rund 75.000 Fahrzeuge in die EU zu exportieren.
Expansionskurs und globale Strategie
Die neue Fabrik in der Türkei ist Teil einer umfassenden Expansionsstrategie von BYD. Erst letzte Woche eröffnete das Unternehmen ein weiteres Werk in Thailand und plant weitere Standorte in Ungarn und Brasilien. Die Entscheidung für die Türkei als Standort bietet strategische Vorteile, da das Land geografisch an der Schnittstelle zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten liegt und eine lange Tradition in der Automobilproduktion hat.
Manisa, im Norden der Hafenstadt Izmir gelegen, wurde als Standort für das neue Werk ausgewählt. Ursprünglich hatte Volkswagen (VW Aktie) hier den Bau einer Fabrik geplant, die Pläne jedoch im Jahr 2020 aufgegeben. Die Region bietet durch ihre industrielle Infrastruktur und Nähe zu Exporthäfen optimale Bedingungen für BYD.
Fazit
Mit dem Bau des neuen Werks in der Türkei verfolgt BYD eine klare Strategie zur Umgehung der EU-Strafzölle und zur Stärkung seiner Position auf dem europäischen Markt. Die Investition unterstreicht die Bedeutung der Türkei als Produktionsstandort und Exportdrehscheibe für den europäischen Markt. BYD setzt damit seine globale Expansion konsequent fort und stärkt seine Rolle als führender Hersteller von Elektrofahrzeugen.
Quelle:dpa-AFX, manager-magazin
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