Sven Wagner
Sven Wagner
Rechtsstreitigkeiten haben der Deutschen Bank im Jahr 2024 stark zugesetzt. Vor allem der Streit um die Übernahme der Postbank verursachte Belastungen von rund 1,7 Milliarden Euro, wie Deutschlands größtes Finanzinstitut bekanntgab. Diese juristischen Kosten trugen dazu bei, dass der Vorsteuergewinn auf 5,3 Milliarden Euro sank – sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Auch der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn brach drastisch um 36 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein. Hier spielte zusätzlich eine auslaufende Steuervergünstigung eine Rolle, von der die Bank 2023 noch stark profitiert hatte.
CEO Christian Sewing bezeichnete 2024 in einem internen Schreiben als „wichtiges Übergangsjahr“. Besonders das vierte Quartal fiel schwach aus, da weitere Rückstellungen für Rechtsfälle die Bilanz belasteten. Die Bank hatte bereits im Voraus signalisiert, dass man alte Rechtsprobleme konsequent angehen wolle – allerdings zeigt sich nun, dass dieser Weg kostspieliger ist als erwartet.
Einer der größten Kostentreiber war der langjährige Streit um die vollständige Übernahme der Postbank. Im Oktober 2024 hatte das Oberlandesgericht Köln den früheren Postbank-Aktionären recht gegeben, die auf eine höhere Abfindung pochten. Die Entscheidung des Gerichts bedeutet, dass die Deutsche Bank potenziell weitere hohe Zahlungen leisten muss. Zwar hat das Finanzinstitut Berufung beim Bundesgerichtshof eingelegt, doch das Risiko weiterer Belastungen bleibt bestehen.
Auch in Polen kämpft die Deutsche Bank mit juristischen Problemen. Die dortige Tochtergesellschaft musste ihr Kapital um 310 Millionen Euro aufstocken, um Risiken aus Fremdwährungskrediten zu bewältigen. Diese Kredite, die in Schweizer Franken aufgenommen und in polnischer Währung zurückgezahlt werden, haben in den letzten Jahren für erhebliche Rechtsstreitigkeiten gesorgt.
Ein positives Signal sendete hingegen die Investment-Sparte der Deutschen Bank. Die Erträge in diesem Bereich stiegen im Gesamtjahr 2024 um 15 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Besonders das vierte Quartal brachte mit einem Ertragsplus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine deutliche Belebung.
Ein weiterer Erfolg ist der Wachstumskurs der Fondstochter DWS, die im Jahr 2024 einen Rekordzufluss verzeichnete. Dank starker Nachfrage nach börsengehandelten Indexfonds (ETFs) überschritt das verwaltete Vermögen erstmals die Marke von einer Billion Euro. Der Gewinn der DWS stieg um 19 Prozent auf 655 Millionen Euro.
Trotz der soliden Ertragsentwicklung in einigen Geschäftsbereichen zeigten sich die Anleger wenig beeindruckt. Die Aktie der Deutschen Bank fiel am Morgen des 30. Januar 2025 in Frankfurt um 4,7 Prozent und war damit der schwächste Wert im DAX. Händler begründeten den Kursrückgang mit Gewinnmitnahmen nach einem starken Jahresauftakt – seit Jahresbeginn hatte das Papier bereits um 17 Prozent zugelegt.
Für 2024 plant die Bank eine Dividendenerhöhung auf 0,68 Euro je Aktie, was einem Anstieg gegenüber den 0,45 Euro im Vorjahr entspricht. Zusätzlich will das Institut Aktien im Wert von 750 Millionen Euro zurückkaufen, ein Vorhaben, das bereits die Zustimmung der Bankenaufsicht erhalten hat.
Trotz des Gewinnrückgangs zeigt sich die Deutsche Bank optimistisch für das laufende Jahr. Finanzvorstand James von Moltke und CEO Christian Sewing betonten, dass das Institut weiterhin auf Kurs sei, um 2025 eine Eigenkapitalrendite von über 10 Prozent zu erreichen. Auch die Ausschüttungen an die Aktionäre sollen mit insgesamt 2,1 Milliarden Euro gesteigert werden.
In Bezug auf die Kosten hat die Bank jedoch ihre Erwartungen leicht zurückgeschraubt: Statt einer Aufwand-Ertrag-Relation von unter 62,5 Prozent wird nun ein Wert von unter 65 Prozent angestrebt. Dennoch unterstrich Sewing, dass Kostendisziplin weiterhin oberste Priorität habe.
Die Deutsche Bank kämpft mit erheblichen Herausforderungen durch ihre Altlasten, insbesondere den Rechtsstreit um die Postbank. Doch das Ertragswachstum im Investmentbanking und bei der Fondstochter DWS zeigt, dass das Institut auch Chancen zur Stabilisierung seiner Ergebnisse hat. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Frankfurter Geldhaus seine ambitionierten Ziele für 2025 erreichen kann – oder ob weitere Rückschläge drohen.
Quelle: tagesschau.de
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