Wie tief der Dollar noch fällt!?

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54reab:

Wie tief der Dollar noch fällt!?

 
06.12.03 20:07
Barron's

Wie tief der Dollar noch fällt


Wie tief soll der Dollar denn noch fallen? Mindestens 20 Prozent gegenüber dem Euro, meinen zwei namhafte US-Ökonomen.

Amerikaner, die eine Reise nach Europa planen, wären gut beraten, wenn sie gleich jetzt zur Bank rennen und einen Koffer voller Euro tauschen. Denn der Dollar wird noch viel weiter fallen. Davon zumindest sind die Ökonomen Bill Dudley und Jim O’Neill von Goldman Sachs felsenfest überzeugt. Der lange übermächtige Dollar dürfte nach Schätzungen der beiden Wirtschaftsforscher von derzeit 1,20 Dollar je Euro über die nächsten paar Jahre um weitere 20 Prozent fallen.

Für ein Zimmer im Nobelhotel Ritz in Paris bezahlt der Gast derzeit 565 Euro – oder 678 Dollar – pro Nacht. In absehbarer Zeit würden die Kosten einer Übernachtung also auf 814 Dollar klettern – und das vor Steuern und Trinkgeldern für Louis, den Portier, und das Zimmermädchen Monique. Vielleicht doch lieber ein Campingplatz?

Der Dollar hat seit Anfang 2002 gegenüber anderen großen Währungen bereits 10 Prozent seines Wertes eingebüßt – nach einer Aufwertung um 35 Prozent in den Jahren 1995 bis 2002. Aber die US-Handelsbilanz „schreit nach einem sehr schwachen Dollar, wenn die Rechnung aufgehen soll, denn das Ungleichgewicht zwischen Importen und Exporten ist inzwischen enorm“, erklären die beiden Goldman-Ökonomen.

Der Dollar muss noch viel weiter fallen, damit die Lücke in der US-Handelsbilanz wenigstens kleiner wird. Andernfalls stehe zu befürchten, so die beiden Ökonomen, dass die Zinsbelastung aus internationalen und nationalen Schuldtiteln, die zur Finanzierung des enormen Defizits emittiert wurden, ein „explosives Ausmaß“ erreichten. Das Verhältnis der Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) drohe bis 2010 auf 70 Prozent anzusteigen; allein die Nettoauslandsverschuldung würde sich auf 60 Prozent des BIPs ausweiten. Diese Zahlen zeigen nach Ansicht der beiden Ökonomen, wie wichtig es sei, dem Dollar zu einer „weichen Landung“ zu verhelfen.

Beim derzeitigen Niveau müssten die Exporte um 50 Prozent schneller wachsen als die Importe. Dann wäre zumindest eine Stabilisierung des Handelsbilanzdefizits sichergestellt. Eine nachhaltige Verbesserung der Handelsbilanz ist nach Ansicht von Dudley und O'Neill nur zu erreichen, wenn der Dollar um weitere 20 Prozent fällt. Eine geordnete Abwertung des Dollar sei denn auch längst die offizielle geldpolitische Linie der US-Verantwortlichen, wenngleich Präsident George Bush und Finanzminister John Snow scheinbar unisono an der Rhetorik des starken Dollar festhalten. „Auf etwas bizarre Weise machen sie es recht schlau“, sagt O’Neill, „sie haben es geschafft, die Märkte von der Stärke des Dollar zu überzeugen, ohne irgendetwas zu tun, um ihn zu stärken.“ Hätten Bush und Snow Farbe bekannt und sich öffentlich für die Abwertung des Dollar eingesetzt, wäre auf den Märkten unter Umständen eine Panik ausgebrochen, meint O’Neill.

Professor Richard Clarida von der Columbia University, ein ehemaliger Staatssekretär im US-Finanzministerium, meint allerdings, dass Snow sehr wohl genau das sage, was er meine. Aber Snow definiere einen starken Dollar wohl anders als die Märkte. „Die Eckpfeiler seiner Definition eines starken Dollar sind die stabile Kaufkraft der Währung und das Vertrauen, das der Dollar im Ausland genießt. Das Wechselkursverhältnis bleibt in dieser Definition völlig ausgeklammert”, erklärt Clarida.

Eine von der Abwertung des Dollar gegenüber dem Euro ausgelöste Panik sei nach Meinung der beiden Wirtschaftsforscher jedenfalls auf kurze Sicht nicht zu erwarten, und das sei auch gut so. Denn wenn die ausländischen Investoren angesichts des Wertverlustes ihrer in Dollar denominierten Investitionen nervös würden, könnte dies zu einem breiten Ausverkauf von Aktien und Anleihen führen. Ein solcher aber hätte ernst zu nehmende Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft – etwa in Form steigender Inflationsraten und Zinssätze.

Tatsächlich äussern sich zahlreiche Ökonomen überrascht, dass dies nicht längst passiert ist. Dieses Phänomen ist gegen die menschliche Natur, sagt David Kotok, leitender Anlagestratege bei Cumberland Advisors. Unter normalen Umständen würde diese Entwicklung die Investoren Hals über Kopf flüchten lassen. Aber die ausländischen Investoren werden nach Ansicht von Kotok derzeit von vielerlei Sorgen geplagt. Die US-Zentralbank versucht die Konjunktur anzukurbeln, indem sie großzügig Geld druckt. Halbstaatlichen Unternehmen wie Freddie Mac, Fannie Mae und die Tennessee Valley Authority, deren Anleihen in den Portfolios vieler Ausländer vertreten sind, haben Probleme mit ihrer Glaubwürdigkeit.

Und selbst dem Staat, Schuldner der in den USA beliebten Treasury Bonds, droht eine Herabstufung seiner Bonität. Moody’s verlangte in der vergangenen Woche eine verschärfte Defizitkontrolle, wenn verhindert werden soll, dass „die Verschuldung auf ein Niveau ansteigt, das mit der Höchstnote ‘AAA’ nicht mehr vereinbar wäre“.

„Die Standardantwort ist, dass die Investoren nicht wissen, wohin sie ausweichen könnten“, sagt Kotok. Deutschland und Frankreich, die traditionellen europäischen Zugpferde, kämpfen mit einer matten Konjunktur und enormen Budgetdefiziten. Und die Erholung in Japan erscheint nach den vielen verfehlten Hoffnungen im letzten Jahrzehnt ebenfalls zweifelhaft.

Im Ausland blicken die Investoren nach Amerika und hoffen, dass die aktuelle Politik letztlich zu besseren Renditen führt. „Sicher ist ihnen die Dollar-Abwertung ein Dorn im Auge, aber sie denken längerfristig“, sagt Professor Clarida von der Columbia University. Der Wirtschaftsforscher Gary Robbins von Fiscal Associates stimmt dem zu: „Die Leute erkennen, dass wir am Anfang einer starken Aufschwungphase stehen.“

Ein weiterer Faktor ist laut O’Neill das etablierte Image der USA als Land der unbegrenzten Möglichkeiten und üppigen Renditen – und dieses Image ist noch immer unversehrt. „Frau Schmidt aus München investiert in den amerikanischen Traum. Sie sieht sich nicht als Geldgeber der US-Regierung, damit diese mehr ausgeben kann“, sagt O’Neill.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist Eigeninteresse. Ausländische Investoren haben so viel in US-Vermögenswerte investiert, dass ein massiver Abverkauf einem Schuss nach hingen gleichkäme. „Sie wollen, dass der Dollar steigt, nicht fällt“, sagt Rob Atkinson, Vizepräsident des Progressive Policy Institute in Washington. Nach seiner Ansicht wäre ein gesundes Maß an „kontrollierter Panik“ durchaus begrüßenswert, weil das die Regierung hindern würde, immer mehr Schulden im Ausland zu machen und das Defizit immer weiter in die Höhe zu treiben.

Kotok befürchtet allerdings, dass sich die ausländischen Investoren auf längere Sicht doch noch vom amerikanischen Markt zurückziehen könnten. Die Gefahr droht seiner Meinung nach von einer ganz anderen Seite, nämlich dem Sarbanes-Oxley-Gesetz: Dieses verschärft die US-Bilanzierungsregeln und soll helfen, Bilanzskandale zu verhindern.

Das Gesetz könnte für den US-Aktienmarkt aber zwei unerwünschte Nebeneffekte haben. Erstens werden US-Unternehmen unter Umständen ins Ausland ausweichen, um die mit der Erfüllung der Auflagen verbundenen Kosten zu vermeiden. Zweitens könnten viel versprechende Unternehmen, die noch nicht an einer Börse notieren, den Gang an die Börse aus Kostengründen abblasen. Frau Schmidt müsste dann anderswo nach einem neuen Bill Gates Ausschau halten.

Jim McTague

03.12.2003
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auf sicht von 12 monaten halte ich einen €-kurs von 1,50$ für absolut realistisch. es könnte noch stärker kommen. anleger, die ihr geld in den usa parken/investieren sollten dies unbedingt berücksichtigen. sie haben schon stark federn gelassen und es wird noch schlimmer werden. wir sind nicht wieder in der zeit vor 2000. diese zeit kommt sobald nicht mehr wieder. sollte es zu einer panikartigen flucht von anlegern aus den usa kommen, wird sich europa unter stöhnen, weinen  und ächsen von den us-amerikanischen finanzmärken emanzipieren.


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bogard:

Noch einige Anmerkungen zu obigen Pos.

 
08.01.04 00:41
@Abenteurer
Wenn die Deutschen ihre Sparbücher plündern und mehr auf Pump leben würden, wäre das für die Wirtschaft logischer Weise wünschenswert. Aber jede Medaille hat zwei Seiten. Sollten die USA mal ähnliche Probleme wie wir bekommen z.B. eine sehr hohe Arbeitslosigkeit bei ihrer schlechten sozialen Absicherung dann werden die privaten Schulden schnell zum Schneeball.
@310367a
Von unseren sozialen Systemen, so wie wir sie heute kennen, werden wir uns auf Dauer verabschieden können. Ob "reformierte" Systeme dann noch das leisten werden möchte ich stark bezweifeln. Denke auch das die pauschal gezahlten Lohnnebenleistungen weiterhin stark rückläufig sein werden und auf individuelle Leistung umgestellt werden. Insgesamt rechne ich in der BRD mittelfristig mit einem realen Kaufkraftverlust. Danach könnte das aber insgesamt zum Vorteil werden.
@Immobilienhai
Das mit dem EUR als Kriegsgrund habe ich auch mal gelesen. Schätze aber die wahren Kriegsgründe werden wir wohl nie ganz erfahren. Das Öl dabei jedoch eine grosse Rolle spielt steht für mich ausser Frage.
@54reab
Du scheinst auch im Detail sehr zahlensicher zu sein. Bei meinen Analysen beschränke ich mich meist aufs Grobe und eine Gesamtsicht der Dinge. Find ich jedenfalls beeindruckend wenn jemand so schnell die passenden Zahlen zur Hand hat.
@jgfreeman

In meinem Berufseben habe ich mit Amerikanern und amerikanischen Unternehmen einige Bekanntschaft gemacht. Bei Gesprächen mit Amerikanern kamen immer wieder zwei Fragen auf. Nämlich wie wir das mit unserer sozialen Absicherung machen und wo wir wieder unsere 30 Tage Urlaub verbringen. Die USA haben es bei all ihrer Stärke nie geschafft etwas ähnliches zu Stande zu bringen. Bei Urlaubszielen kam als Antwort des öfteren das sie in dieser Gegend keinen Urlaub machen würden, weil nicht gerne gesehen. Man sollte bei all dem nicht vergessen, das der Erfolg amerikanischer Unternehmen zum Teil auf der fehlenden sozialen Absicherung und der aggressiven (nicht nur militärischen) Aussenpolitik liegt. Und das könnte ihnen mal zum Verhängnis werden.
310367a:

@ bogard

 
08.01.04 03:30
du schreibst


@310367a
Von unseren sozialen Systemen, so wie wir sie heute kennen, werden wir uns auf Dauer verabschieden können. Ob "reformierte" Systeme dann noch das leisten werden möchte ich stark bezweifeln. Denke auch das die pauschal gezahlten Lohnnebenleistungen weiterhin stark rückläufig sein werden und auf individuelle Leistung umgestellt werden. Insgesamt rechne ich in der BRD mittelfristig mit einem realen Kaufkraftverlust. Danach könnte das aber insgesamt zum Vorteil werden.



natürlich gehört das system reformiert, wie schon beschrieben solche sachen wie mit FLORIA-BOIDL und viele andere ungerechtigkeiten.

weiteres schreibst du auch , dass sich die amis immer über unser system wundern.klar, auf den ersten blick scheint auch das system von den amis (alle versicherungen und pensionsrückstellungen privat) gut zu funktionieren.
das ist aber nicht so.

private versicherungen , dass ist auch bei uns so, sind natürlich gewinnorientiert.d.h. sie müssen mehr einnehmen als sie ausgeben. fliegst du aus einer solchen vers. mit 55 jahren raus, was glaubst du welche beiträge du bei der nächsten mit diesem alter zahlst.
da bist du in einer  der höchsten risikostufe die es gibt und dann wirds teuer, wemm du es dir überhaupt noch leisten kannst.

die ganzen sonderzahlungen, der bezahlte urlaub, der bezahlte krankenstand usw. sind bei uns schon immer auf den konsumpreis aufgerechnet worden. und es hat funktioniert.
von so was können die amis nur träumen.nur wir befinden uns in einer spirale nach unten. der momentane schlechte markt stellt sich aus zu vielen firmen für zu wenig arbeit zusammen

das motto ´GEIZ IST GEIL hilft uns konsumenten nur bedingt. um so weniger spanne beim gewinn der unternehmen , umso mehr wird auch bei den arbeitern gespart.
es gibt keine prämien mehr(auch hier ist geiz geil) somit kann ich auch weniger ausgeben.gibt der konsument weniger aus, muss auch weniger prodiziert werden. also weniger arbeit.der trend geht auch in die billiglohnländer.
begründung: wir können uns die teuren arbeitsplätze in brd. nicht mehr leisten. blödsinn. wir haben sie uns auch jahrzehnte leisten können, auf einmal innerhalb von drei jahren soll das nicht mehr gehen.

natürlich müssen auch die regierungen umdenken, die lohnkosten sind teuer bei uns. aber das waren sie schon immer.
aber nein, bevor wir unseren standard halten verschlechtern wir ihn uns und dann sind wir ja schon dort wo uns der ami haben will, gleichgesetzt mit seinem maroden SOZIALSYSTEM  
Karlchen_I:

Fakt ist: Irgendwer muss massiv Dollars verkaufen

 
08.01.04 05:01
und in den Euro einsteigen - sonst geht das alles nicht.

Eine andere Truppe muss die Ami-Aktien kaufen, denn die Abwertung des Dollars passt nicht zum Höhenflug des Dow (das werden wohl die Amis selbst sein).
bogard:

@310367a

 
08.01.04 05:18
Eigentlich sind wir mit dem Thema im falschen Thread. Natürlich halte ich unser Sozialsystem insgesamt besser als das in den USA. Wenn wir es so hätten aufrecht erhalten wollen, wäre das nur möglich gewesen wenn nach der Wiedervereinigung eine Insellösung (wie die Schweiz) angestrebt worden wäre. Sprich raus aus der Nato und EU. Nachdem die Landschaften im Osten nicht blühen wollten hätten schon da die Sozialsysteme an die neuen Verhältnisse angepasst werden müssen. Der Weg war aber der über die EU inclusive Osterweiterung und Euro. Ein Angleich der einzelnen Mitgliedsländer ist somit unvermeidbar und für uns heisst das erstmal nach unten. Wie stark das ausfällt hängt entscheidend von der jetzigen Politik und der wirtschaflichen Entwicklung in Osteuropa ab. Europäisch denken wird immer angesagter. So wie in den USA wo viele ihre private Altersversorgung nicht in den Griff kriegen und im (deutschen) Rentenalter für ihren Lebensunterhalt noch arbeiten müssen kann nicht die Lösung sein. Auf dem Weg zur Neuordnung wird es in Deutschland auch Verlierer und Zustände, die wir uns nicht wünschen, geben. Da bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher. Mittel- bis langfristig sehe ich auch im sozialen Bereich aber gute Chancen, auch wenn es nicht mehr die all inclusive Variante ist.
bogard:

@Karlchen

 
08.01.04 05:30
Der Anstieg der Aktien ist für mich klar, da aufgrund der niedrigen Zinsen (Faktor Geld ist positiv) das Geld wegen besserer Renditeaussichten jetzt wieder in Aktien fliesst. In Euroland wie in den USA. Die Währungsexperten hier im Board meinen zum fallenden Dollar, dass die Zentralbanken ihre Währungsreserven in Dollar vermindern und dafür Euros kaufen.
Abenteurer:

Hab gerade nicht so viel Zeit,

 
08.01.04 17:37
nur kurz: @Karlchen_I Klar passt die Abwertung des USD und der Höhenflug an den Märkten der USA zusammen. Aktien sind wenn man es genau betrachtet Sachwerte, und einmal von dem vielen Geld, was es durch die expansive Politik der FED gibt und sowieso zu Teil in die Märkte läuft abgesehen, kauft man Sachwerte bei einer „Entwertung“ der Währung.

@Bogard besser hätte ich es nicht beschreiben können.
Viele Grüße
Abenteurer
54reab:

Euro-Hoch lässt Zentralbank kalt.

 
09.01.04 10:19
im gegensatz zu manchen volkswirten, politiker und analysten, dreht die zentralbank nicht an den zinsen wegen der aktuellen us-$-schwäche. eine wichtiger grund für die einführung des € waren situationen wie wir sie gerade erleben. früher wurde dabei der eu-binnenmarkt total durchgeschüttelt und nichts stimmte mehr - sogar die agrasubventionen mussten neu justiert werden. der schaden der im binnenmarkt entstand war wesentlich größer wie eventuelle exportprobleme aus der eu. eine großer markt mit eigener währung wird wesentlich unempfindlicher gegen währungsturbulenzen. die €-gegner sind deshalb inzwischen verstummt und sogar die briten überlegen ernshaft dem € beizutreten.
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Unveränderte Leitzinsen

Euro-Hoch lässt Zentralbank kalt


Trotz des starken Anstiegs des Eurokurses hat die EZB die Leitzinsen bei zwei Prozent belassen. Die Währungshüter teilen die Sorgen aus der Politik über ein Abbremsen des Aufschwungs durch die vom Euro verteuerten Ausfuhren nicht.
Von Helga Einecke

(SZ vom 09.01.04) - Mit Spannung warteten Devisenhändler am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rats auf eine Reaktion zum jüngsten Anstieg des Eurokurses über 1,28 Dollar.

Zentralbank-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, die Entwicklung des Wechselkurses habe zwar Auswirkungen auf die Exporteure in der Eurozone. Diese Auswirkungen würden aber durch die wachsende weltweite Nachfrage ausgeglichen.

Allerdings wiederholte Trichet sein zuvor mehrfach geäußertes Bekenntnis zu einem starken Euro nicht. Dagegen sagte er: „Wir mögen exzessive Turbulenzen und Volatilität an den Märkten nicht.“

Euro am Nachmittag über 1,27 Dollar

Der Devisenhandel ignorierte diese Bemerkung und setzte den Kurs des Euro am Nachmittag auf über 1,27 Dollar fest , nachdem es am Morgen noch weniger als 1,26 Dollar waren.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung zeigte sich Trichet optimistisch. Das Wachstum nehme weltweit zu. In der Eurozone werde sich der Aufschwung im Laufe des Jahres verstärken. Auch die Ausfuhren der Eurozone dürften weiter wachsen. Der private Verbrauch werde durch die verbilligten Einfuhren gestützt.

Die EZB rechnet damit, dass der Anstieg der Lebenshaltungskosten 2004 unter die Marke von zwei Prozent fällt. Die wachsende Geldmenge sei kein Grund zur Sorge, solange der wirtschaftliche Aufschwung moderat bleibe.

ideale Startbedingungen

Das Umfeld in Europa biete wegen des geringen Anstiegs von Löhnen, Inflation und Zinsen sowie der Existenz von Spargeldern und Kapital ideale Startbedingungen für eine wirtschaftliche Dynamik. Es fehle lediglich an Zuversicht.

Nicht Zuversicht, sondern Sorgen sind der Tenor eines Berichts des Internationalen Währungsfonds (IWF). Er warnt vor einem abrupten Rückgang des Dollarkurses. Wenn die USA nicht tätig würden, könnte sich das Problem verschärfen. Bisher sei die Bewegung zwar in geordneten Bahnen verlaufen.

Aber in der Euro-Zone und in Japan würden Entscheidungen schwieriger, zumal die beiden Währungsräume nur begrenzte Reaktionsmöglichkeiten hätten.

Absprachen möglich

Das ist deshalb bemerkenswert, weil beim IWF die Fäden der globalen Währungspolitik zusammenlaufen und unter seinem Dach Absprachen möglich sind.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement erhoffte sich ein Zinssignal von der EZB, weil der hohe Euro ein Risiko für die Wachstumsprognose der Bundesregierung sei.

Der belgische Regierungschef Guy Verhofstadt forderte die EZB auf, die Leitzinsen zu senken, wenn sich der Höhenflug des Euro fortsetzt.

Der EU-Handelskommissar Pascal Lamy meinte:„Wir nähern uns der Zone, wo es Probleme geben könnte.“ Allerdings habe die Abhängigkeit der Euro-Ländern von Währungsschwankungen deutlich abgenommen. 90 Prozent der Wirtschaft sei davon nicht betroffen.

Potenzielles Risiko

Dagegen sieht Jürgen Stark, Vizepräsident der Bundesbank, im Wechselkurs ein potenzielles Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung, sofern sich Geschwindigkeit und Ausmaß der Euro-Aufwertung fortsetzen.

Bundesbankpräsident Ernst Welteke nannte den Eurokurs einen Marktpreis, der von Notenbanken nicht beeinflusst werden könnte.

Die japanische Notenbank versucht seit geraumer Zeit, den Auftrieb des Yen gegenüber dem Dollar mit Interventionen abzubremsen. In den ersten beiden Tagen dieser Woche soll sie umgerechnet 22,5 Milliarden Euro dafür eingesetzt haben. Im Gesamtjahr 2003 waren es umgerechnet rund 150 Milliarden Euro.

Am Donnerstag wurde der Dollar mit 106 Yen gehandelt. Zu Interventionen äußert sich die Europäische Zentralbank im Gegensatz zur japanischen Notenbank nicht.

"Interventionen jederzeit möglich"

Trichet hatte aber vor kurzem in einem Interview gesagt, Interventionen seien jederzeit möglich. Der EZB-Präsident wollte am Donnerstag nicht sagen, ob der Rat über eine Leitzinssenkung diskutiert hat.

Ein Thema war dagegen eine mögliche Klage der EU-Kommission wegen der Nichteinhaltung des Stabilitätspakts durch Deutschland und Frankreich. Währungskommissar Pedro Solbes hatte an der Sitzung teilgenommen und den Stand der Dinge erläutert. Die EZB selbst wolle sich zu dem Thema nicht äußern, hieß es.

Quelle: Süddeutsche Zeitung


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bogard:

Die erste Aussage

 
09.01.04 10:36
der EZB die ich gehört habe lautete das bis 1,35 alles im grünen Bereich sei. Da ich die Herren der EZB für sehr konservativ halte, wird da vorher auch wohl nicht viel passieren, ausser der Druck von Unternehmen und Politik wird massiver.
54reab:

je größer der öffentliche druck

 
09.01.04 11:01
(politik, unternehmen, ..:), desto geringer die reaktionen der ezb auf den €-anstieg. sie muß ihre unabhängigkeit beweisen!

was könnte sie schon tun? die kurzfristigen zinsen weiter senken? würde wahrscheinlich kaum auswirkungen haben. us-$ kaufen? es gibt schreklich viele $. dabei kann einem die puste aushehen und die eu ist auch nicht japan mit deren problemen. japan hat, als größter gläubiger der usa, sehr viel zu verlieren. ihre gerade im genesungsprozess befindlichen banken, könnten durch einen weiteren verfall des $ gegenüber dem yen, den genickschuss verpasst bekommen.


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bogard:

Die zweite Frage die sich stellt

 
09.01.04 11:16
ist wie lange die USA dieses niedrige Zinsniveau noch halten können und ob die EZB bei einer Erhöhung auch gleich mitzieht.
54reab:

der ezb können die zinsen in den usa

 
09.01.04 11:26
wurscht sein. sie braucht nur die  geldmenge, die inflation und das wachstum zu beachten. den usa ist es doch auch wurscht, wo der € steht. dazu hat man ja einen großen währungsraum.

wir sind immer noch zu stark auf die usa fixiert. typisch dafür sind die aktienmärkte. das perverse verhalten der aktienmärkte muß allerdings nicht noch von allen anderen märkten kopiert werden. natürlich kann man die riesige wirtschaftsmacht usa nicht ignorieren. man braucht allerdings auch nicht jeden unsinn zu kopieren. unsere kurzfristigen zinsen sind höher als in den usa. die mittelfristigen und langfristigen zinsen sind niedriger als in den usa. letztere sind für die wirtschaftliche entwicklung wichtiger. die ezb hat sich also schlauer angestellt ...



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bogard:

@54reab

 
09.01.04 14:15
Ganz so einfach sehe ich die Sache nicht. Die US-Wirtschaft wird eher anspringen und durch den billigen USD Vorteile im Exportmarkt und in ihrem Binnenmarkt haben. Für Deutschland kann man zwar die verbilligten Einfuhren gegen teurere Ausfuhren aufrechnen, aber unser Problem ist die hohe Arbeitslosigkeit. Die Arbeitsplätze werden aber beim Export geschaffen. Je kleiner die Gewinnmarge umso weniger Investition. Die entscheidene Frage ist für mich wie groß die Schere wird und vor allem wie lange sie anhält. Die z.Z. laufenden Exporte werden wohl weitestgehend abgesichert sein. VW z.B. rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit Einbussen von rd. 1 Millarde nur im Bereich der in Deutschland produzierten und in China verbauten Autoteile. Die Konsequenz ist eine noch grössere Verlagerung der Produktion nach China. Das wir uns psychologisch viel zu abhängig von den USA machen sehe ich auch so, allerdings halte ich den Euroraum politisch noch zu vielsprachig als die Dinge in voller Ruhe zu betrachten.
Abenteurer:

@54reab

 
09.01.04 17:09
Ich darf Dich korrigieren, die EZB muss sich nicht um das Wachstum kümmern!
54reab:

us-export und ezb

 
10.01.04 11:22
... Die US-Wirtschaft wird eher anspringen und durch den billigen USD Vorteile im Exportmarkt und in ihrem Binnenmarkt haben. ...

damit man exportieren kann, muß man in der lage sein die notwendigen produkte anzufertigen. so waren z.b. die us-einfuhrzölle auf stahl ein schlag in die eigene kniekehle. viele spezialstähle, auf denen 30% einfuhrzoll verlangt wurde, wurden gar nicht in den usa hergestellt. die aktion verteuerte nur us-fertigprodukte. ich glaub auch nicht, dass die europäer jetzt in massen auf in den usa herstellten pkw's herfallen werden. es rächst sich jetzt die immer stärkere verlagerung der fertigung ins ausland. z.b. textilien und elektronik aus asien ... dienstleistungen sind schwehr exportierbar.

... Für Deutschland kann man zwar die verbilligten Einfuhren gegen teurere Ausfuhren aufrechnen, aber unser Problem ist die hohe Arbeitslosigkeit. Die Arbeitsplätze werden aber beim Export geschaffen. Je kleiner die Gewinnmarge umso weniger Investition. ...

unsere exporte nach usa und in den us-$-raum kann man vergessen. der größte anteil unserer exporte landet im €-raum und sind damit, im währungssinne, keine exporte. setzt man sich diese brille auf, ist deutschland keine große exportnation mehr. vom rest geht ein erklecklicher anteil in die restliche eu und in die beitrittsländer. natürlich werden einige wenige deutschte industriebetriebe schwierigkeiten bekommen (pkw-exporte in die usa). betrachtet man diese schwierigkeiten relativ zur gesamten volkswirtschaft, werden sie nicht sehr groß werden. andere große deutsche exportkonzerne haben inzwischen erkleckliche betriebe in den usa und hedgen die währungsverschiebungen damit automatisch intern.

... VW z.B. rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit Einbussen von rd. 1 Millarde nur im Bereich der in Deutschland produzierten und in China verbauten Autoteile. ...

china stellt sicherlich ein spezielles problem dar. die chinesische währung müsste längst erheblich aufgewertet haben (handelbilanz- und leistungsbilanzüberschüsse). sie wird künstlich auf $-parität gehalten. hier muß man eingreifen. entweder die chinesen ändern ihre währungspolitik oder man muß zu klassischen methoden greifen: einfuhrzölle in einem erheblicheren umfang.

... die EZB muss sich nicht um das Wachstum kümmern!

natürlich muß sich die ezb nur um die währung und deren stabilität kümmern. die letzte zinssenkung hätte also nicht erfolgen dürfen (inflation über 2%). in der letzten pressekonferenz hätte es keine aussagen zur relation zum us-$ geben dürfen. ich sprach: "... sie braucht nur die  geldmenge, die inflation und das wachstum zu beachten. ...". ich kann mir nicht vorstellen, dass die mitglieder des ezb-rats, derartiges (wachstum) geschehen aus ihren köpfen verbannen können - unabhängig von allen regeln. den getroffenen entscheidungen kann man dann beliebige interpretationen mitliefern. wie schon geschehen.


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Bronco:

Karlchen hats kurz und Bündig genannt:

 
10.01.04 13:01
Soll die Rechnung der Amis aufgehen, so muß weiterhin ständig jemand Dollares verkaufen. Das heißt aber, daß die Amis entweder ihre Importe noch weiter ausdehnen müssen, oder aber  verstärkt ihre eigenen Aktien kaufen und ausländische Investoren auslösen müßten, um so Dollares auf den Markt zu schmeißen. Von welchem Geld ? - Sie müßten in beiden Fällen die Notenpresse heißlaufen lassen, denn ein Anstieg der Exportquote würde ja die weitere Abwertung des Dollar zum Erliegen bringen. Somit geht der Schein-Boom weiter und die Blase wird weiter aufgeblasen, bis jemand merkt, daß es für den Dollar real nichts mehr zu kaufen gibt und ihn als Gegenwert für echte Güter, Dienstleistungen oder Beteiligungen nicht mehr akzeptiert. - Der Rest der Geschichte sollte bekannt sein.
... Nicht ganz: Für die USA gibt es immer noch den militärischen Ausweg. Nur deshalb können sie sich mit einer Verschuldungsquote wohlfühlen, bei denen der brasilianische Finanzminister bereits feuchte Augen bekäme.

Wie wärs im umgekehrten Fall ? - Die Amis würden versuchen, ihre Haushalte öffentlich wie privat zu konsolidieren. Tja, dann weinen aber die Exportnationen: Nicht über den Stop des Dollarverfalls, sondern erstens weil eben unseren Exportüberschüssen irgendwo entsprechende Defizite gegenüberstehen müssen (die Welt als Ganzes ist ein abgeschlossener Wirtschaftsraum) und zweitens weil dann die Illusion der geschaffenen Werte in den Exportnationen eben gleich platzt. Was steht denn den jahrzehntelangen Überschüssen an gelieferten realen Gütern und Dienstleistungen gegenüber: Zahlungsversprechen (Verbindlichkeiten der Defizitstaaten, vor allem USA), Beteiligungen an US-Unternehmen mit sagenhaften Bewertungen (KBVs im Schnitt bei 4,5 !) und gigantischen Schulden und Visionen in Form von Kontrakten und Lizenzen. Nur eines nicht:
Reale Güter und Sachvermögen, denn sie haben ja immer weniger geliefert als erhalten und die Sparquoten waren öffentlich wie privat negativ (also auch keine Gegenwerte angehäuft). Verbraten, verpulvert, verschwendet.

Alternativen ? - Keine !

Der DJ ist schon wieder in der Nähe der Jahrtausendwende-Kursstände. Die Blase in USA ist noch nicht geplatzt - ausgebadet haben die kurze Delle die Europäer und Asiaten (und sich davon noch nicht erholt). Wenn es bei den Amis diesmal tatsächlich kracht, sind wir wieder dabei. Schön blöd !
54reab:

Wer den Dollar in die Knie zwingt

 
12.01.04 12:53
Wer den Dollar in die Knie zwingt

Stunde der Spekulanten


Die Scheichs klopfen den Dollar weich. Das ist vielleicht die spektakulärste Theorie hinter dem Kursrutsch der Weltleitwährung.
Von Martin Hesse - (SZ vom 12.01.2003)

  Demnach verschieben Milliarden schwere Investoren aus den Golfstaaten seit Monaten Vermögen von den USA nach Europa, weil ihnen die Irak-Politik von Präsident George W. Bush nicht passt. „In jeder Bank hat man davon gehört, aber keiner kann das Gerücht bestätigen“, sagt Wolfgang Stobbe, Vorstand des Devisenbrokers Ibas.

Die Wirklichkeit ist komplizierter. Doch dass reiche Araber sich wie viele andere Anleger vom Dollar abwenden, ist plausibel – aus rein ökonomischem Kalkül: Wer fürchtet, mit einer Währung Geld zu verlieren, verkauft sie, und trägt damit zur Erfüllung der Prognose bei. Doch wer verkauft wirklich Dollars und wohin fließt das Geld?

Ein Kandidat sind die Notenbanken. Sie halten weltweit – ohne Gold – Währungsreserven von insgesamt 2,9 Billionen Dollar. Mit Abstand die wichtigste Reservewährung ist der Dollar. Doch seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 haben sich die Gewichte leicht verschoben.

Hielten Notenbanken nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) Ende 1999 nur 12,7 Prozent ihrer Reserven in Euro, ist der Anteil bis Ende 2002 auf 18,7 Prozent gestiegen. Die Dollar- und Yen-Reserven schrumpften dagegen (Grafik). Devisenexperten deutscher Großbanken vermuten, dass sich der Trend zugunsten des Euro fortgesetzt hat.

Dennoch: „Die Umschichtungen der Zentralbanken sind nicht ausschlaggebend für die jüngste Entwicklung an den Devisenmärkten“, sagt Ulrich Wortberg, Währungsstratege bei der DZ Bank.

Die Zentralbanken Chinas und Japans haben ihre Dollar-Reserven zuletzt sogar erheblich aufgestockt. China hat die heimische Währung an den Dollar gekoppelt und muss den Yuan durch Dollarkäufe künstlich niedrig halten. Wie China ist auch Japan daran interessiert, die eigene Währung nicht zu stark werden zu lassen, um die Exportwirtschaft zu entlasten.

Die Bank of Japan hat 2003 etwa 188 Milliarden Dollar eingesetzt, um den Yen-Anstieg zu bremsen. Vor allem deshalb schwollen die gesamten Reserven Japans nach Schätzungen des IWF bis Ende 2003 auf rund 660 Milliarden Dollar an. 1999 waren es 287 Milliarden Dollar gewesen.

Asiaten stopfen das Loch

Andere Zentralbanken haben dagegen ihre Eurobestände zulasten des Dollar erhöht. Dazu zählen Taiwan und Südkorea. Aber auch Mittel- und Osteuropäer halten wegen des bevorstehenden EU-Beitritts und der zunehmenden Handelsverflechtung immer mehr Euro. „Es bleibt aber dabei, dass der Dollar die wichtigste Handelswährung ist. Die Verschiebungen im Welthandel sind nicht maßgeblich für die jüngsten Währungsbewegungen“, sagt Bastian Hepperle, Devisenexperte bei der WestLB.

Den USA ist die Währungspolitik Japans und Chinas ein Dorn im Auge, weil sie die amerikanische Industrie im Wettbewerb gegen die asiatische Konkurrenz benachteiligt. Andererseits stopfen die Asiaten durch ihre Dollarkäufe das Loch in der amerikanischen Leistungsbilanz. Die Commerzbank rechnet, dass die USA täglich 1,5 Milliarden Dollar ins Land holen muss, um die Lücke zu schließen, die entsteht, weil die Amerikaner mehr konsumieren als sie produzieren.

Bis vor kurzem schlossen vor allem private Investoren durch ihre Wertpapierkäufe die Lücke: Fondsgesellschaften, Vermögensverwalter, Versicherungen, Pensionskassen. Nach Zahlen der DZ Bank flossen im Jahresdurchschnitt 2003 jeden Monat 58 Milliarden Dollar an Finanzinvestitionen in die USA, vier Fünftel kamen von privaten Investoren.

Im Herbst ebbte der Geldzufluss jedoch deutlich ab: Im September wurden insgesamt nur noch 16 Milliarden Dollar investiert, elf Milliarden davon stellten Zentralbanken. Die WestLB schätzt, dass mittlerweile die Notenbanken Chinas und Japans drei Viertel des US-Leistungsbilanzdefizits finanzieren.

Zwar fließt nach Einschätzung des Devisenbrokers Stobbe noch immer mehr Anlagekapital von Europa in die USA hinein, als abgezogen wird. Doch es wird weniger. Hinzu kommt, dass auch viele Amerikaner mittlerweile lieber im Ausland investieren, als im eigenen Land: „Die Amerikaner legen 1,2 Mal so viel in ausländischen Aktien an wie in amerikanischen“, sagt Stobbe.

Kurzfristiges Kalkül

Das dürfte vorläufig so bleiben, glauben Investmentbanker. „Der schwache Dollar könnte ausländische Investoren veranlassen, von amerikanischen in Wertpapiere anderer Länder umzuschichten. Dies würde den Dollar weiter schwächen und weitere Verkäufe von US-Anlagen auslösen“, schreiben die Strategen von J.P. Morgan in einer Studie mit Blick auf das neue Jahr.

Dies werde aus zwei Gründen vor allem amerikanische Aktien treffen: Erstens sicherten sich institutionelle Anleihen-Käufer häufig am Terminmarkt gegen Währungsrisiken ab, bei Aktien sei das weniger der Fall. Zweitens dürften die asiatischen Zentralbanken weiterhin Dollar-Anleihen kaufen, um den Kursrutsch der US-Devise zu bremsen.

Die Aktienanleger investieren dagegen zunehmend in Europa und Japan, zumal der amerikanische Aktienmarkt im Vergleich als höher bewertet und damit riskanter gilt. Die Tokioter Börse registriert daher seit rund acht Monaten regelmäßig Nettozuflüsse aus dem Ausland. Gegenüber Europa bietet Japan aus Anlegersicht den Vorteil, dass die Wirtschaft dort stärker vom kräftigen Wachstum Chinas profitiert.

Für das zunehmende Tempo der Dollar-Abwertung sind nach Meinung der Marktbeobachter jedoch nicht mittelfristig orientierte Investoren verantwortlich, die aufgrund von Zinsunterschieden und bestimmten Wachstumserwartungen in Aktien oder Anleihen anlegen. „Da ist sehr viel kurzfristige Spekulation im Spiel“, sagt der Devisenexperte Wortberg. Vor allem Hedge-Fonds und die Eigenhändler der Banken wetten auf den Abwärtstrend des Dollar.

In die Karten spielten ihnen die Finanzminister der G7 bei ihrem Treffen in Dubai. Im September sprachen sich dort die Vertreter der führenden Wirtschaftsnationen für flexible Wechselkurse aus. Für Spekulanten bedeutete das im Klartext: Den USA wäre eine Abwertung des Dollar recht, um die seinerzeit lahmende Konjunktur anzukurbeln und schließlich über einen schwächeren Dollar die Leistungsbilanz ins Gleichgewicht zu bringen.

Daher lohnte es sich, auf einen fallenden Dollar zu spekulieren. Am zweiten Februarwochenende treffen sich die G7-Finanzminister in Florida. Sie wollen über die Wechselkurse sprechen. Spätestens dann wird es wieder spannend für die Währungsjongleure.
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resume: japan und china finanzieren das leistungsbilanzdefizit der usa - nur um ihre währungen niedrig zu halten. in japan mit immer geringerem erfolg. gut, dass die ezb die nerven behält und nicht in einen unsinnigen aktionismus verfällt. überrachend für mich ist, dass die us-amerikaner der europäischen wirtschaft inzwischen mehr zutrauen als der us-amerikanischen und bevorzugt europäische aktien kaufen.


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54reab:

USA und EU streiten

 
14.01.04 11:52
Aus der FTD vom 14.1.2004
USA und EU streiten über Dollar

Der anhaltende Höhenflug des Euro wird zu einer Belastungsprobe für die Beziehungen zwischen Europa und den USA. Deutschland und Frankreich fordern ein Signal der Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G7) bei ihrem nächsten Treffen im Februar.


Wie tief der Dollar noch fällt!? 1336768
ZoomUS-Notenbankchef Alan Greenspan
Es soll den rapiden Anstieg des Euro stoppen. US-Notenbankchef Alan Greenspan dagegen spielte am Dienstag in Berlin das Wechselkursverhältnis herunter. Nach den verbalen Interventionen der europäischen Regierungschefs und Geldpolitiker der vergangenen Wochen markieren die Äußerungen Greenspans einen Kontrapunkt. Er signalisierte, dass die USA den Dollar-Fall weder mit mahnenden Äußerungen noch mit Eingriffen an den Devisenmärkten stoppen werden: "Sicherlich, die Exporteure der Euro-Zone sind unter beachtlichem Druck, aber in den vergangenen Monaten sind die Kreditrisiken gesunken und die Aktienkurse haben angezogen."

Der von Ökonomen und Devisenexperten ausgemachte Hauptgrund für die Dollarschwäche, das hohe Defizit in der US-Leistungsbilanz, sei derzeit kein Grund zur Sorge, sagte Greenspan. "Es gibt im Moment kaum Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Finanzierung des US-Leistungsbilanzdefizits." Bei Investoren wächst dagegen die Furcht, dass das Ausland das hohe Defizit nicht mehr finanzieren wird. Die niedrige Inflationsrate in den USA nannte Greenspan zudem als Indiz gegen einen schwachen Dollar.

EZB beobachtet Auswirkungen

Seit September 2003 treibt der Euro gegen den Dollar von einem Tageshoch zum nächsten. Die Währung wertete seitdem um gut 16 Prozent auf. Der Anstieg des Euro könne den Wirtschaftsaufschwung bremsen, sagte am Dienstag der Präsident der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke. Die EZB beobachte die Auswirkungen des Wechselkurses sehr sorgfältig.

Am Montag hatte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, die Schwankungen an den Devisenmärkten als "brutal" bezeichnet. Die EZB sei besorgt. Nach diesen deutlichen Äußerungen war der Kurs leicht gesunken. Die unterschiedlichen Signale der Politik verwirrten allerdings am Dienstag die Finanzmärkte: Der Euro notierte am Abend fast unverändert bei 1,2747 $.

Frankreichs Finanzminister Francis Mer forderte ein klares Signal der Finanzminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Japans, Kanadas und der USA beim G7-Gipfel. "Wir werden das nächste Mal in Florida versuchen, unter welchen Bedingungen wir ein richtiges Signal an die Märkte senden." Auch eine Zinssenkung der EZB um 100 Basispunkte auf das Niveau des US-Leitzinses von 1,0 Prozent reiche nicht aus, den Euro-Höhenflug zu stoppen. Bundeskanzler Gerhard Schröder drückte bei seinem Treffen mit Greenspan am Dienstag ebenfalls seine Sorge aus und forderte die EZB indirekt auf, eine Zinssenkung zu erwägen.

USA sieht keinen Handlungsbedarf

Eine gemeinsame Erklärung der G7 wird aber schwierig zu erzielen sein. Aus Kreisen der G7 verlautete, beide Seiten seien sich in der Bewertung der Wechselkursentwicklungen uneins. Die USA sähen im Gegensatz zu den Europäern keinen Handlungsbedarf. Die Haltung Greenspans unterstützte diese Einschätzung. Aus den Reihen der Europäer hieß es, bei den Vorbereitungsgesprächen über das Abschlusskommuniqué sei deutlich geworden, dass die USA wenig Interesse an Formulierungen hätten, die den Dollar in die Höhe treiben könnten.

Im September beim letzten G7-Treffen in Dubai hatten die Finanzminister und Notenbankgouverneure ein Kommuniqué verabschiedet, das darauf abzielte, die Belastungen aus der Wechselkursentwicklung auf die USA, Europa und Asien zu verteilen. Das Signal kam damals an den Märkten an, allerdings ging der Kursrückgang der US-Währung in der Zwischenzeit vor allem zu Lasten des Euro. Der japanische Yen wertete dagegen in geringerem Maße auf. "Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir den Märkten signalisieren müssten: Langsam reicht es", hieß es jetzt aus Kreisen der G7. Den Amerikanern kommt der niedrige Dollar-Kurs jedoch im Präsidentschaftswahljahr gelegen, da er die Wirtschaftsentwicklung stützt.

54reab:

EURO/ US $ - 1,2569 US $

 
20.01.04 18:18
EURO/ US $ - 1,2569 US $

Aktueller Tageschart (log) seit August 2003. (1 Kerze = 1 Tag).

Kurz-Kommentierung: Der EURO/US $ steigt heute steil an, nachdem gestern das erweiterte Idealziel bei 1,2315 fast erreicht wurde (1,2331). Da das Idealziel erreicht worden ist, ist es durchaus denkbar, dass die Zwischenkorrektur sich bereits ihrem Ende zuneigt. Es ist schon erstaunlich wie stark sich die Devisenhändler an charttechnischen Key Levels orientiert. Die 1,2315 stellt einen massiven charttechnischen Unterstützungsbereich dar.

Tageschart (log):

Wie tief der Dollar noch fällt!? 1346450

Chart erstellt mit Tradesignal



© GodmodeTrader
bogard:

Die Ökonomen wissens

 
22.01.04 19:06
Aus der FTD vom 23.1.2004 www.ftd.de/fricke
Kolumne: Davoser Meinungstreiben
Von Thomas Fricke, Davos

Die Ökonomen streiten über den Devisenmarkt und verabschieden sich von alten Tabus.

In Davos gibt es derzeit mindestens so viel Schnee wie Ideen hochkarätiger Ökonomen dazu, wie der akute oder drohende Dollar-Absturz zu deuten ist. Vor allem zu der Frage, ob, wann und wie die großen Notenbanker und Finanzminister der Welt dagegen angehen sollten. Geschneit hat es zum Start des Weltwirtschaftsforums binnen weniger Stunden 50 Zentimeter. Die Zahl der zum Devisenproblem geäußerten Ideen ist nicht gemessen worden, dürfte aber bereits im unteren zweistelligen Bereich gelegen haben: Von Radikalforderungen nach sofortigem Gegensteuern bis zu gelassenen Wait-and-See-Statements - für jeden scheint etwas dabei.

Ein Teil des Gefälles mag durch Nationalität und Wohnort des jeweiligen Ökonomen oder Politikers zu erklären sein. Natürlich kommt die Dollar-Abwertung an sich zumindest jenen meist nicht europäischen Befragten ganz gelegen, die George W. Bush nach den Wahlen im November gerne noch als Präsidenten hätten. So dem heimlichen Kandidaten auf eine Greenspan-Nachfolge, Martin Feldstein. Oder dem Chef von Merrill Lynch und ehemaligen IWF-Ökonomen Jacob Frenkel. Klar: Die schwache Währung hilft Export und Konjunktur, und das könnte im Wahljahr 2004 wichtig sein, wenn Konjunkturstützen wie die seit Monaten wirkenden Steuersenkungen ausbleiben.

Das babylonisch wirkende Sprachengewirr zum vermeintlichen Devisendebakel zeigt jenseits solcher Interessen aber vor allem eins: dass Ökonomen heute bei kaum einem Thema so aufgeschmissen wirken wie dann, wenn es darum geht, das Auf und Ab der Wechselkurse nachvollziehbar zu erklären.

Gegensteuern ist hipp

Klar ist nur: dass der Glaube an die Rationalität der Devisenmärkte dahin ist, ebenso wie das lang gehegte Ökonomen-Leitmotiv, wonach es als weise gilt, dem vermeintlich rationalen Devisenspiel in Ehrfurcht zuzusehen. Gegensteuern ist wieder hipp.

Wer sich bei Experten zum erstaunlichen Höhenflug des Euro umhört, bekommt von den einen mit großem Selbstbewusstsein erläutert, dass das ganz einfach an den Zinsdifferenzen liegt. In den USA liegen die Sätze für kurzfristig angelegtes Geld derzeit bei einem Prozent, in Europa bei zwei.

Man wäre ja blöde, da nicht Euro zu kaufen, klingt logisch. Fragt sich nur, warum dann der Euro nicht viel früher stark war. Das Phänomen, dass es in den USA weniger Zinsen gibt, gab es schon früher. Das könnte wiederum erklären, warum andere Ökonomen mit ähnlichem Selbstbewusstsein die Zinsthese für Quatsch erklären. Es sei das hohe US-Leistungsbilanzdefizit, heißt es etwa - obwohl auch das ja nicht wirklich neu ist. Das Defizit gab es schon, als der Dollar König spielte.

Zur Erinnerung: Damals galt die These als große Weisheit, dass sich im Euro die europäische Misere spiegelt. Kurios, wie schnell sich die Dinge ändern, vor allem die Erklärungsmuster. Heute ist die Euro-Stärke die Schwäche des Dollar - als wären die Händler gezwungen, den blöden Euro zu kaufen.

Eindeutig ist immerhin ein Trend: Die Zahl der Experten ist international drastisch gesunken, die den Märkten ihr Auf und Ab abnehmen und es für ökonomisch vollkommen richtig erklären, wenn der Kurs von 0,85 Euro je Dollar vor drei Jahren auf jetzt fast 1,30 Euro gestiegen ist. So schnell können sich die Fundamentaldaten gar nicht ändern.

"Wir erleben ein erneutes Überschießen der Kurse, das nicht nur für Europa, sondern auch den Rest der Welt gefährlich wird", sagt Kenneth Rogoff, bis Oktober 2003 Chefökonom des IWF. Ähnlich kritisch lautet die Formel beim OECD-Chefökonomen, Jean-Philippe Cotis: "Es gibt immer weniger Experten, die behaupten würden, dass diese Aufwertung über entsprechend sinkende Importpreise per saldo positiv auf Europa wirkt. Das ist Unsinn." Ab Frühjahr drohe der Euro-Höhenflug auf die Konjunktur durchzuschlagen - dann droht angesichts des erst beginnenden Aufschwungs ein Desaster.

Paradigmenwechsel

Ein Paradigmenwechsel? Vielleicht. Zu den Neuerungen könnte zählen, dass das Tabu vom Gegensteuern der Notenbanken und Regierungen im Notfall gebrochen wird. Darauf lassen die jüngsten Verbal-Eingriffe von EU-Kommission, Finanzministern und Euro-Notenbank schließen. "Wir werden Interventionen sehen", sagt Rogoff. Ähnlich klingt das bei Cotis. Andere prophezeien, dass es 2004 so viele Eingriffe geben wird wie nie zuvor.

Die Vorschläge dafür, wie und wann gegenzusteuern ist, sind in etwa so zahlreich wie die Davoser Schneeflocken. Cotis hält Wunder für möglich, wenn nur die Asiaten aufhörten, ihre Währungen durch Dollar-Käufe billig zu halten. "Dann gäbe es für Anleger die Möglichkeit, neben dem Euro aufwertende Währungen zu kaufen." Das würde laut Cotis den Euro-Höhenflug stoppen. Ob das reicht, bezweifelt Morgan-Stanley-Ökonom Stephen Roach, der auf das direkte Intervenieren der Asiaten verweist. Das habe in Japan die Aufwertung gebremst und anderswo verhindert.

Einspruch, sagt Rogoff: "So etwas würde nur funktionieren, wenn die Zinsrelationen geändert würden." Rogoffs Vorschlag: Die US-Notenbank sollte ihre Zinsen sofort anheben, zumal die Stützung der Konjunktur durch niedrige Sätze im Aufschwung sinnlos ist. Umgekehrt könnte die EZB ihre Sätze noch einmal senken, so Rogoff.

Ob das realistisch ist? Immerhin: Seit Donnerstag scheint in Davos die Sonne. Und am Freitag reist EZB-Chef Jean-Claude Trichet an. Es wird mit Sicherheit einen hochkarätigen Ökonomen geben, der dem Währungshüter dann Devisentipps geben wird. Fragt sich nur, wer.
54reab:

Nettowährungsreserven des Euro-Systems nehmen ab

 
27.01.04 16:41
Die Europäischen Zentralbank berechnete die Zahlen der Nettowährungsreserven des Euro-Systems für die Woche zum 23. Januar 2004. Demnach verringerten sich die Reserven gegenüber der Woche zum 15. Januar um 0,4 Mrd. auf 175,6 Mrd. Euro.

Weiterhin kletterte der Wert der in Euro denominierten Wertpapiere von Ansässigen der Eurozone von 62,2 Mrd. in der Vorwoche auf 63,1 Mrd. Euro. Die Einlagen öffentlicher Haushalte vermehrten sich von 37,0 Mrd. auf 51,7 Mrd. Euro und die Nettoforderungen an Kreditinstitute verzeichneten einen Anstieg von 268,0 Mrd. auf 278,2 Mrd. Euro.

Dagegen sanken die Einlagen auf Girokonten von 135,0 Mrd. auf 134,3 Mrd. Euro. Auch der Banknotenumlauf reduzierte sich von 419,1 Mrd. auf 415,1 Mrd. Euro.

© finanzen.net
54reab:

G7-Minister geben eindeutiges Signal

 
08.02.04 20:06
ftd.de, So, 8.2.2004, 14:00www.ftd.de/g7
G7-Minister geben Devisenmärkten eindeutiges Signal

Die sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) haben sich für stabile Devisenmärkte ausgesprochen. Mit der Tagung versuchten sie, ein deutliches Signal gegen die Talfahrt des Dollar zu setzen.

Bei ihrem Treffen in Boca Raton (US-Staat Florida) äußerten sie sich am Samstag auch optimistisch über den weltweiten Wirtschaftsaufschwung. Bundesfinanzminister Hans Eichel ist überzeugt, dass die Einigkeit der Minister von den Finanzmärkten registriert wird.

Ohne die US-Währung zu erwähnen, bezeichneten die Finanzminister und Notenbankchefs der G7 zu starke Wechselkursschwankungen als unerwünscht. Europäische Politiker hatten auf eine Formulierung gedrängt, mit der der Höhenflug des Euro gestoppt werden kann.

"Außerordentliche Schwankungen und ungeordnete Bewegungen in den Wechselkursen sind in Hinblick auf das Wirtschaftswachstum unerwünscht", hieß es in der Abschlusserklärung. "Wir beobachten die Devisenmärkte genau und kooperieren wie angemessen." Wechselkurse müssten die wirtschaftlichen Fundamentaldaten widerspiegeln. "Es bedarf keiner weiteren Erläuterung", sagte Eichel. "Die Tatsache, dass wir uns einig sind, stellt einen großen Wert dar, den die Finanzmärkte auch zur Kenntnis nehmen werden", sagte Eichel anschließend.

Europäer fürchten um Exporte

Mit der unerwartet deutlichen Formulierung setzten sich die Europäer durch, die angesichts der Dollarschwäche und des starken Euro Schaden für ihre Exportwirtschaft fürchten. Der Dollar hat in den vergangenen zwei Jahren rund 29 Prozent an Wert verloren. US-Finanzminister John Snow spielte das Thema Wechselkurse dagegen herunter. US-Unternehmen profitieren vom starken Dollar, was Arbeitsplätze schafft und der Regierung vor allem im Wahljahr willkommen ist.

Snow stellte das Thema Konjunkturanreize für die Weltwirtschaft in den Mittelpunkt. "Wir haben ein Wachstumsdefizit", sagte Snow. Die Minister und Notenbankchefs aus den USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan betonten zwar, dass die Konjunkturaussichten weltweit immer besser werden. Es bleibe allerdings noch viel zu tun.

Nach den Worten von Eichel sind dies in Europa weitere Strukturreformen. "Die Agenda 2010 hat eine große und positive Rolle gespielt", sagte er. In den USA gehe es vor allem um die Konsolidierung des Haushalts. Snow erläuterte den Plan seiner Regierung zur Halbierung des Haushaltsdefizits von heute 4,5 auf zwei Prozent den Bruttoinlandsprodukts (BIP) in fünf Jahren.

Warnung an Argentinien

Die Minister forderten Argentinien auf, die mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbarten Reformen für die Freigabe weiterer Kredite umzusetzen. "Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Vereinbarungen mit dem IWF unterminiert werden", warnte Eichel. Snow sei beauftragt worden, den Argentiniern dies unmissverständlich deutlich zu machen. Der IWF, dessen Direktor Horst Köhler an den Beratungen in Boca Raton teilnahm, entscheidet am 9. März über die Freigabe einer weiteren Kredittranche.

Zu dem Treffen in Boca Raton waren auch die Finanzminister Afghanistans und Iraks eingeladen. Snow würdigte ihre Pläne zur Stimulierung einer dynamischen Wirtschaft als beispielhaft. Afghanistan versprachen die Minister bis Juni weitere Finanzhilfen.

ALDY:

".. eindeutiges Signal" Was für ein Stoff rauchst

 
08.02.04 20:37
Du denn?

Klingt für mich eher noch einer Kreuzung von "undurchsichtiger Nebelwand" mit "We agree to disagree"

Aldy
54reab:

immer nur guten ;o)

 
09.02.04 10:48
54reab:

Stützungsaktion für Dollar

 
26.02.04 11:00
Aus der FTD vom 26.2.2004www.ftd.de/schroeder
Schröder fordert Stützungsaktion für Dollar
Von Peter Ehrlich und Christoph Keese, Berlin

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat internationale Aktionen gegen die Dollar-Schwäche gefordert. In einem Interview mit der Financial Times Deutschland und der FT kündigte Schröder an, dass er die Frage bei seinem Treffen am Freitag mit US-Präsident George W. Bush zur Sprache bringen will.

"Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für den Zustand der Weltwirtschaft", sagte er. Der Europäischen Zentralbank (EZB) legte der Kanzler deutlicher als bisher eine Zinssenkung nahe. "Ich kann mir vorstellen, dass man über die Frage nachdenkt, ob das Zinsniveau richtig justiert ist", sagte er.

Mit seinen Äußerungen verstärkt Schröder vor seinem USA-Besuch den Druck auf die amerikanische Geldpolitik und die EZB, Maßnahmen gegen die anhaltende Dollar-Schwäche und den Euro-Höhenflug zu ergreifen. Er wolle der EZB und der US-Notenbank Fed keine direkten Ratschläge geben, sagte Schröder. Aber es seien "allein die Zentralbanken", die am Wechselkursverhältnis etwas ändern könnten.

Unterstützung von Rogowski

Der Aufforderung des Kanzlers an die EZB, die Zinsen zu senken, um damit den Euro zu schwächen, schloss sich der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, an. Im Interview mit der FTD forderte er ebenfalls, den derzeitigen Zinssatz von 2,0 Prozent zu reduzieren. Nach einem Bericht der Agentur Market News will der EZB-Rat bereits nächste Woche darüber beraten.

Der Dollar stieg Mittwochnachmittag um rund 1,5 Cent gegenüber dem Euro. Hauptauslöser waren Marktgerüchte, die EZB könne zusammen mit der japanischen Notenbank schon bald am Devisenmarkt intervenieren. Der Chef des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler, nannte die Interventionen der japanischen Zentralbank zur Stützung des Dollar "pragmatisch" und "hilfreich" für das Ankurbeln der Wirtschaft.

Probleme für deutsche Wirtschaft

Schröder bewertete das gegenwärtigen Verhältnis von Euro und Dollar als unbefriedigend, weil es die Konjunktur in Europa nicht stütze und den deutschen Exporten Probleme mache. Am Dienstag hatte bereits Wirtschaftsminister Wolfgang Clement die EZB zum Handeln aufgefordert.

Schröder fügte allerdings hinzu, trotz des starken Euro glaube er nicht, "dass man sich jetzt schon Sorgen machen muss um das Wachstum". Zwar zeige der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex, dass die Wirtschaft wegen der Euro-Stärke nicht mehr so optimistisch sei, wie sie sollte. Aber gleichzeitig ziehe auch der Konsum an. "Mit den Wachstumserwartungen von 1,5 bis 2,0 Prozent für dieses Jahr liegen wir gut", folgerte Schröder daher.

Gespräche mit Bush

Der Kanzler will bei seinen Gesprächen mit Bush und Vertretern des Senats auch Bedenken gegen die Ausweitung des US-Rechtssystems auf andere Staaten vorbringen. "Uns bereitet die Tendenz Sorge, das sich die amerikanische Justiz zunehmend für Fragen interessiert, die nach internationalem Privatrecht nicht in ihre Zuständigkeit fallen, weil weder amerikanische Unternehmen noch amerikanische Staatsbürger betroffen sind."

Zuletzt hatten im Prozess um das Seilbahnunglück von Kaprun unterlegene Kläger angekündigt, in den USA zu klagen. Vor allem die Industrie fürchtet hohe Schadensersatzforderungen durch solche Sammelklagen in den USA. Rogowski unterstützte daher Schröders Vorstoß. "Die Amerikaner müssen da ihr Rechtssystem ändern", forderte er.

Skepsis gegenüber gesetzlichen Mindestlöhnen

Im Mittelpunkt der Gespräche mit Bush werden außenpolitische Themenstehen. Der Kanzler erneuerte die Bereitschaft der Regierung zu einem teilweisen Schuldenerlass für Irak.

Skeptisch äußerte sich der scheidende SPD-Chef zur Diskussion in seiner Partei über gesetzliche Mindestlöhne. "Ich gehöre zu denen, die Regelungen der Tarifparteien den Vorzug geben", sagte Schröder. Auch im Streit um eine Ausbildungsplatzabgabe befürwortete er eine freiwillige Lösung.


Starker Euro belastet

Höhenflug Seit September hat der Euro zum Dollar fast 14 Prozent an Wert gewonnen.

Bremse Die Euro-Stärke dämpft die Wachstumshoffnungen in den deutschen Unternehmen und gefährdet den Aufschwung.

Widerstand Die US-Regierung lehnt jedoch bisher Schritte zur Stützung des Dollar ab.

bogard:

Das hört sich für die Aktienkurse doch gut an

 
29.02.04 23:31
Aus der FTD vom 1.3.2004www.ftd.de/zinsumfrage
Zinsumfrage: EZB wartet auf Zinsanhebung in den USA
Von Andreas Krosta, Frankfurt

Die beiden größten Notenbanken der Welt lassen sich mit ersten Zinserhöhungen Zeit. So wird die US-Notenbank Federal Reserve nach Ansicht von mehr als 50 Prozent der von der FTD befragten Bankenvolkswirte erst im Herbst ihren Leitzins erhöhen.

Wie tief der Dollar noch fällt!? 1403969
ZoomZins-Prognose von 28 Banken
Die Europäische Zentralbank (EZB) wartet noch bis mindestens Ende des Jahres - rund 65 Prozent der Experten rechnen mit einer Zinserhöhung erst im vierten Quartal 2004 oder ein Quartal später. Von der EZB-Sitzung am Donnerstag erwartet keiner der Ökonomen eine Leitzinsänderung.

Die im Vergleich zur USA doppelt so hohen Zinsen der Euro-Zone sind nach Ansicht der Volkswirte ein Grund für den starken Euro. Ein rascher Zinsschritt der Fed nach oben würde Anlagen in den USA attraktiver machen und könnte somit den Dollarfall bremsen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte die Wechselkurs-Problematik bei seinem Besuch bei US-Präsident George W. Bush angesprochen - Schröder fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft.

Zinserhöhung im Herbst

Wie tief der Dollar noch fällt!? 1403969
ZoomEinschätzung von 28 Banken zu Inflation und Wirtschaftswachstum
"Die EZB wird sehr wahrscheinlich abwarten, ob die Fed ihren Zins irgendwann in naher Zukunft anheben wird. Wenn sie das tut, könnte sich der Kurs des Euro ohne Zweifel auf einem stabilen Niveau einpendeln", sagte der Chefvolkswirt der DZ-Bank, Thomas Meissner. Der Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Deka-Bank, Ulrich Kater, sieht einen ersten Zinsschritt der Fed im September.

Die EZB werde im Dezember nachlegen. Noch gibt der höhere Kurs der Gemeinschaftswährung der EZB die Möglichkeit, den Leitzins niedrig zu lassen. Der zum Dollar gestiegene Euro senkt die Inflation in der Euro-Zone, mindert aber nach Ansicht der EZB-Geldpolitiker derzeit nur wenig das Exportgeschäft. Erst für Februar 2005 sieht eine leichte Mehrheit der Volkswirte höhere Zinsen voraus - 57 Prozent erwarten dann einen Leitzins zwischen 2,25 und 2,75 Prozent.

Zwischenzeitlich Zinssenkung möglich

Allerdings könnte die EZB in der Zwischenzeit die Zinsen senken. So gibt es erste Anzeichen dafür, dass der Außenhandel unter Druck gerät. Der Ifo-Index sank etwa im Februar erstmals seit neun Monaten - vor allem durch die bremsenden Effekte des Wechselkurses. "Zinssenkungen der EZB sind bei einem weiter aufwertenden Euro nicht ausgeschlossen", sagte der Chefvolkswirt der ING BHF-Bank, Uwe Angenendt. "Die geldpolitischen Rahmenbedingungen für die EZB werden im ersten Halbjahr besser." Angenendt erwartet etwa den Rückgang der Inflationsrate auf 1,5 Prozent im März - dies liegt unterhalb des EZB-Ziels von nahe, aber unter 2,0 Prozent.

Der Chefvolkswirt von Invesco Asset Management Deutschland, Jörg Krämer, sieht durch die Auswirkungen des Euro eine Zinssenkungschance von 30 Prozent. Sollten die Indikatoren weitere Stagnations- oder Abschwungsignale senden, werde die EZB die Zinsen verringern. Dieter Wermuth von der japanischen UFJ-Bank sieht schon im April oder Mai die nächste Senkung. Zuerst werde die EZB die Finanzmärkte auf den Schritt vorbereiten.

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