für Beamte in eine finanziell aussichtslose Lage gebracht. Das Ausmaß der impliziten Verschuldung erinnert an die Höhe der von den Siegermächten geforderten Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg.
"Die Schuldensituation der Bundesrepublik beginnt allmählich, auch abgebrühte Beobachter zu beunruhigen. Andererseits hört man immer wieder das Argument, die drastische Erhöhung der Staatsschulden sei der notwendige Preis für die Wiedervereinigung gewesen. Mit dieser Entschuldigung wird jedoch eine gefährliche Illusion genährt. Das Drama der deutschen Staatsfinanzen liegt nämlich nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft. Es ist nicht der beachtliche Schuldenberg, auf dem wir bereits sitzen, der das Land in die Krise stürzen wird, sondern eine noch viel höhere Schuldenwelle, die nur wenig mit der Wiedervereinigung zu tun hat.
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Ein ordentlicher Kaufmann oder eine Kapitalgesellschaft hätte für solche Verpflichtungen über viele Jahre hinweg Rückstellungen gebildet. Nicht so die Bundesrepublik. Die staatlichen Rückstellungen für die Beamtenversorgung, deren Erträge die Diskontierung der zukünftigen Pensionslasten rechtfertigen könnten, sind ein Witz. Sie belaufen sich bundesweit auf gerade einmal zwei Milliarden Euro und sollen bis 2017 auf 28,5 Milliarden Euro ansteigen. Damit könnten gerade mal ein halbes Jahr lang alle Pensionen bezahlt werden. Wenn man die Zahlenreihen der tatsächlich anstehenden Auszahlungen zusammenfasst, dann kommt man bis 2040 auf mindestens 2,6 Billionen Euro. Dieser Posten der impliziten Schulden (die enormen Nachhaltigkeitslücken des Gesundheits- und Rentensystems sind noch nicht einmal berücksichtigt) addiert sich mit den expliziten Staatsschulden zu sagenhaften vier Billionen Euro. Ab 2040 wären dann theoretisch 350 bis 450 Milliarden Euro an jährlichen Zinsen fällig.
Die Bundesrepublik wird diesen Ressourcenabfluss nicht überleben. Sie wird im Jahr 2040 garantiert nicht mehr in ihrer heutigen Form existieren. Das ist die Parallele zwischen der heutigen Staatsverschuldung und den Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg: Die Bundesrepublik hat sich freiwillig in eine alternativlose Schuldensituation gebracht, für die es seinerzeit einer Koalition revanchistischer Siegermächte bedurfte. Die Bundesrepublik hat durch die ungedeckten Pensionsversprechungen für den expandierenden Staatsdienst einen zweiten Versailler Vertrag mit sich selbst abgeschlossen. Diesmal wird es allerdings keine allmählich zur Einsicht kommenden Gläubiger geben, die sich nach einer Reihe von Schuldenerlässen mit weniger als einem Fünftel der Forderung zufrieden geben. Diesmal wird es ernst."
Auszug aus:
www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=702
Artikel stammt aus 2004 (!) - auch da konnte man schon sehr wohl erkennen, wo die Reise hin geht ...
Im Grunde müsste man die o. a. Ausreden ("Wiedervereinigung") jetzt nur noch um die "Finanzkrise" ergänzen - und wir sind da, wo wir heute stehen.