Einschätzung zum EZB-Entscheid von André Kühnlenz um 14.45 Uhr
Die Euro-Notenbanker fahren einen Gang runter und bekennen sich zugleich, dass sie sich noch nicht am Ende ihrer geldpolitischen Straffung sehen. Nach der Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte im März folgte nun ein Schritt um 0,25 Prozentpunkte im Mai – dies war der kleinste Schritt in diesem Zinserhöhungszyklus. Die Währungshüter reagieren damit offenbar auch auf die jüngsten Umfragen der EZB zum Kreditgeschäft der Banken: Diese zeigten den stärksten Rückgang der Kreditnachfrage der Unternehmen seit dem vierten Quartal 2008 – dem stärksten Rückgang während der globalen Finanzkrise. So schreibt der EZB-Rat in seiner Erklärung: Die bisherigen Zinserhöhungen würden stark auf die Finanzierungs- und die monetären Bedingungen im Euroraum durchwirken. Dabei wissen sie aber noch immer nicht, ob und wann ihre Geldpolitik das Wachstum der Realwirtschaft bremst, wie sie betonen. Denn die Kredite an die Unternehmen wachsen noch immer mit einer Jahresrate, die vor der Pandemie zuletzt 2009 zu beobachten war. Zugleich gibt es noch immer keine Anzeichen dafür, dass eine Trendwende in der Kerninflation (ohne Energie und Nahrung) eintritt. In diesem Sinne sendet der EZB-Rat auch ein Signal der Straffung, wenn die Notenbank ab Juli die Tilgungsbeträge aus dem regulären Anleihenkaufprogramm nicht wieder angelegen wird.
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