Von Heike Buchter, New York
27.03.2007
Investmentgesellschaften profitieren von der Hypothekenkrise in den Vereinigten Staaten · Experten warnen vor Risiken für die Branche
Für Hedge-Fonds und Investmentbanken bietet die US-Hypothekenkrise günstige Einstiegsgelegenheiten. Sie haben begonnen, Anteile und Kreditportfolios von angeschlagenen Hypothekenfinanzierern aufzukaufen. Gleichzeitig stellen sie den Anbietern von Hypothekenkrediten an weniger zahlungskräftige Kunden gegen entsprechende Gebühren frisches Kapital zur Verfügung.
Die Finanzmärkte beobachten mit Sorge, dass die Zahl der Kreditausfälle auf Rekordhöhe gestiegen ist. Zudem mussten in den vergangenen Wochen mehr als 30 kleinere und regionale Anbieter dieser Subprime-Kredite massive Verluste hinnehmen oder ihren Betrieb einstellen. Gleichzeitig kritisieren Senatoren und Kongressabgeordnete die laxen Vergabekriterien der Anbieter, die zu den Massenausfällen geführt hätten, und drohen mit einer Verschärfung der Gesetze für Kreditanbieter. Schuldner haben Sammelklagen gegen Hypothekenspezialisten wie New Century und Novastar eingereicht. „Das sind interessante Chancen für sogenannte Geier-Investoren“, sagt Martin Fridson, Gründer des Anleiheresearchhauses FridsonVision.
Doch die Probleme im Subprime-Markt haben das Interesse der Investoren nicht gedämpft. Fremont General etwa hat Credit Suisse engagiert, um ein 4 Mrd. $ schweres Paket an Subprime-Hypotheken zu verkaufen. Das Geld für die erste Tranche in Höhe von 950 Mio. $ hat der Kreditanbieter Ende vergangener Woche bereits erhalten. Die Käufer sind nicht bekannt. Beobachter kalkulierten, dass Fremont die Hypotheken mit einem Abschlag von drei Prozent abgeben musste. Fremont will aus dem Subprime-Sektor aussteigen, nachdem die Aufsichtsbehörden in mehr als zwölf US-Bundesstaaten dem Hypothekenspezialisten untersagt hatten, weitere Kreditanträge dieser Art anzunehmen.
Als einer der möglichen Käufer des Fremont-General-Pakets gilt Morgan Stanley. Im vergangenen Jahr übernahm die Nummer zwei der US-Investmentbanken den Baudarlehensspezialisten Saxon. Trotz der Subprime-Krise hat die Bank weiter Interesse an dem Geschäft. „Wir schauen nach weiteren Möglichkeiten, aber es gibt derzeit noch keine spruchreifen Einzelheiten“, sagte Morgan-Stanley-Finanzchef David Sidwell bei der Vorstellung der jüngsten Quartalsergebnisse am vergangenen Mittwoch.
Experten weisen jedoch darauf hin, dass die neuartigen Hypothekenvarianten mit variablen Zinssätzen sowie Kredite, die ohne Überprüfung der Angaben der Kreditnehmer ausgereicht wurden, nicht den bisherigen Prognosemodellen entsprechen dürften. Diese legen Käufer von Kreditpaketen zugrunde, um die Risiken der Portfolios zu berechnen.
„Gerade Hedge-Fonds sind jedoch interessiert an solchen Anlagen, weil sie sich die erhöhte Rendite erhoffen, die sie ihren Investoren versprochen haben“, sagt Analyst Fridson. Citadel, der 12 Mrd. $ schwere Hedge-Fonds des Chicagoer Großinvestors Kenneth Griffin, hat 4,5 Prozent an Accredited Home Lenders Holding übernommen. Farallon Capital Management, ein auf Unternehmen mit Liquiditätsschwierigkeiten spezialisierter Fonds, hält nicht nur 6,9 Prozent an Accredited, sondern hat dem Kreditinstitut auch eine neue Kreditlinie in Höhe von 200 Mio. $ genehmigt – zu einem erhöhten Zinssatz von 13 Prozent. Zuvor hätten Übernahmegespräche stattgefunden, teilte Farallon vergangene Woche mit und schloss nicht aus, diese zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen.
Accredited hat erklärt, derzeit in Gesprächen mit einem Investor zu sein, um 2,7 Mrd. $ an Subprime-Krediten mit einem Abschlag abzugeben. Fast gleichzeitig hat Newcastle Investment Group, ein Immobilienfonds der Fortress-Gruppe, bekannt gegeben, ein Portfolio von 7300 Hypotheken für 1,7 Mrd. $ erworben zu haben. Den Verkäufer wollte Newcastle allerdings nicht nennen.
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