EuramS Berlin - Ferdinand Piëch erfüllt sich seinen Traum. Der scheidende VW-Chef will um die Welt segeln. Ganz allein mit Wind und Wellen. Und mit seiner Frau. Das Boot, eine 40 Meter lange Yacht, hat der umtriebige Österreicher bereits organisiert. Zeit zum Schippern wird er auch bald haben: Am kommenden Dienstag wechselt er in den Aufsichtsrat.
Doch nicht nur bei Volkswagen steigt ein Top-Manager aus. Auch bei den Dax-Unternehmen Bayer, BMW, Deutsche Bank, Linde und RWE hat bald ein neuer Mann im Vorstand das Sagen.
So sehr sich die ehemaligen Konzernlenker auf ihre Segeltouren und Golfturniere freuen mögen - Anleger sehen den Schichtwechsel gar nicht gern. Die alten Chefs bescherten ihnen in den vergangenen Jahren, abgesehen von Linde und RWE, einen besseren Aktienkurs als der Dax-Durchschnitt. Alle Dividendenzahlungen eingerechnet, schlug VW unter Piëch von 1993 bis heute den Index um 179 Prozentpunkte, Milberg brachte es in den drei Jahren als BMW-Chef auf 93 und Bayer-Chef Manfred Schneider lag in zehn Jahren immerhin noch um 51 Prozentpunkte besser.
Vergleichsweise mager fiel hingegen die Performance von Deutsche-Bank-Boss Rolf Breuer aus. Er schaffte für seine Aktionäre seit Mai 1997 nur 15 Prozentpunkte mehr als der Dax. Dass Breuer in seiner Amtszeit daran ging, das Bankhaus gründlich umzukrempeln, honorierte die Börse nur wenig. Der Preis für Bankers Trust sei zu teuer gewesen, kritisierten die Analysten. Durch den Kauf der US-Investmentbank waren die Frankfurter 1999 mit einer Bilanzsumme von 795 Milliarden Euro zum damals größten Kreditinstitut der Welt geworden. Seit der gescheiterten Fusion mit der Dresdner Bank steht der wortgewandte und stets braun gebrannte Vorstandssprecher der Deutschen Bank auch intern unter Beschuss.
Für zusätzliche Aufregung sorgten unbedachte Äußerungen, mit denen er mehrmals Geschäftspartnerbrüskierte. Wie zuletzt bei der Holzmann-Pleite: Ohne Absprache mit den anderen Gläubigerbanken preschte Breuer vor und weckte in der Öffentlichkeit die Hoffnung, der angeschlagene Baukonzern sei zu retten.
Auch Dietmar Kuhnt hat noch einen schweren Stand. Der gebürtige Breslauer, der seit 1995 das Regiment bei RWE führt, räumte in dem Essener Konzern kräftig auf. Er gilt als tatkräftigster Kopf in der Strombranche, die bis zur Liberalisierung von Managern mit Beamtenmentalität mehr verwaltet als geführt wurde. Kuhnts Plan: Das Traditionsunternehmen soll seinen Kunden Versorgungsleistungen rund um Strom, Wasser, Gas und Entsorgung bieten. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Innerhalb von 14 Monaten hat Kuhnt in den USA American Water Works gekauft, in Großbritannien Thames Water und in Tschechien Transgas. Eine Einkaufstour im Wert von 16 Milliarden Euro. Noch sind die Analysten uneinig, ob die Kuhntsche Vision aufgehen wird und die strategische Neuausrichtung des Ex-Monopolisten zu einem renditestarken Unternehmen gelingt. Das wird sich erst unter seinem Nachfolger herausstellen. Die Börse reagiert bislang abwartend. Während der Kuhnt-Ära hinkte der RWE-Kurs der Dax-Entwicklung um 23 Prozentpunkte hinterher.
Probleme mit der Börsenbewertung hat auch der scheidende Linde-Chef Gerhard Full. Der Konzern aus Wiesbaden ist einer der wichtigsten Anbieter von technischen Gasen, Wasserstoff- und Pharma-Anlagen sowie von Gabelstaplern. Vor allem institutionelle Anleger aus Übersee aber machen einen großen Bogen um Firmen mit gemischter Produktpalette. Das störte Full wenig. Er zeigte kein besonderes Interesse, sein Unternehmen auf Stromlinienform zu trimmen. Firmen mit Monostruktur seien in Krisen viel konjunktursensibler, so seine Einschätzung. So bleibt der Linde-Chef das Schlusslicht bei der diesjährigen Zeugnisvergabe: Seit 1997 blieben die Wiesbadener um 45 Prozentpunkte unter der Dax-30-Performance.
Einen großen Umbau hat der Chemie- und Pharmakonzern Bayer weiterhin vor sich, wenn Manfred Schneider nach zehn Jahren abtritt. Noch ist nicht klar, ob das Leverkusener Unternehmen nach der Lipobay-Affäre das Pharmageschäft ganz aufgibt. Vor wenigen Wochen jedenfalls kündigte Milberg noch Zukäufe in den USA an: «Wir interessieren uns für Unternehmen in der Größenordnung von bis zu sechs Milliarden Euro Umsatz.» Schneiders Langzeitaktionäre sehen das gelassen: Im Zehnjahresvergleich fuhren sie mit Schneider um 51 Prozentpunkte besser als mit dem deutschen Leitindex.
BMW-Chef Joachim Milberg hatte es leichter: Er kam auf den Chefposten als die Trennung von der maroden britischen Rover-Gruppe schon unvermeidlich war. Milberg vollzog sie und gab damit den Startschuss zur Rally der BMW-Aktie. «Unser Ziel ist es, das weltweit führende Autounternehmen im Premiumsegment zu werden», sagte er vor einigen Tagen.
VW-Boss Piëch musste sich seinen Erfolg dagegen schwerer erarbeiten. Als der «letzte Auto-Patriarch», wie ihn die Zeitung Die Welt nannte, im Januar 1993 sein Büro in Wolfsburg bezog, war die Lage bei VW desaströs. 560 Millionen Euro betrug der operative Verlust im letzten Geschäftsjahr des Vorgängers Carl Hahn. «So etwas möchte ich meinem Nachfolger nicht zumuten», soll Piëch damals gesagt haben. Und das hat er geschafft. Zum Abschied präsentierte Piëch Rekordzahlen: Im Jahr 2001 erzielte VW einen Gewinn vor Steuern von 4,4 Milliarden Euro.
Gruß
Happy End
Doch nicht nur bei Volkswagen steigt ein Top-Manager aus. Auch bei den Dax-Unternehmen Bayer, BMW, Deutsche Bank, Linde und RWE hat bald ein neuer Mann im Vorstand das Sagen.
So sehr sich die ehemaligen Konzernlenker auf ihre Segeltouren und Golfturniere freuen mögen - Anleger sehen den Schichtwechsel gar nicht gern. Die alten Chefs bescherten ihnen in den vergangenen Jahren, abgesehen von Linde und RWE, einen besseren Aktienkurs als der Dax-Durchschnitt. Alle Dividendenzahlungen eingerechnet, schlug VW unter Piëch von 1993 bis heute den Index um 179 Prozentpunkte, Milberg brachte es in den drei Jahren als BMW-Chef auf 93 und Bayer-Chef Manfred Schneider lag in zehn Jahren immerhin noch um 51 Prozentpunkte besser.
Vergleichsweise mager fiel hingegen die Performance von Deutsche-Bank-Boss Rolf Breuer aus. Er schaffte für seine Aktionäre seit Mai 1997 nur 15 Prozentpunkte mehr als der Dax. Dass Breuer in seiner Amtszeit daran ging, das Bankhaus gründlich umzukrempeln, honorierte die Börse nur wenig. Der Preis für Bankers Trust sei zu teuer gewesen, kritisierten die Analysten. Durch den Kauf der US-Investmentbank waren die Frankfurter 1999 mit einer Bilanzsumme von 795 Milliarden Euro zum damals größten Kreditinstitut der Welt geworden. Seit der gescheiterten Fusion mit der Dresdner Bank steht der wortgewandte und stets braun gebrannte Vorstandssprecher der Deutschen Bank auch intern unter Beschuss.
Für zusätzliche Aufregung sorgten unbedachte Äußerungen, mit denen er mehrmals Geschäftspartnerbrüskierte. Wie zuletzt bei der Holzmann-Pleite: Ohne Absprache mit den anderen Gläubigerbanken preschte Breuer vor und weckte in der Öffentlichkeit die Hoffnung, der angeschlagene Baukonzern sei zu retten.
Auch Dietmar Kuhnt hat noch einen schweren Stand. Der gebürtige Breslauer, der seit 1995 das Regiment bei RWE führt, räumte in dem Essener Konzern kräftig auf. Er gilt als tatkräftigster Kopf in der Strombranche, die bis zur Liberalisierung von Managern mit Beamtenmentalität mehr verwaltet als geführt wurde. Kuhnts Plan: Das Traditionsunternehmen soll seinen Kunden Versorgungsleistungen rund um Strom, Wasser, Gas und Entsorgung bieten. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Innerhalb von 14 Monaten hat Kuhnt in den USA American Water Works gekauft, in Großbritannien Thames Water und in Tschechien Transgas. Eine Einkaufstour im Wert von 16 Milliarden Euro. Noch sind die Analysten uneinig, ob die Kuhntsche Vision aufgehen wird und die strategische Neuausrichtung des Ex-Monopolisten zu einem renditestarken Unternehmen gelingt. Das wird sich erst unter seinem Nachfolger herausstellen. Die Börse reagiert bislang abwartend. Während der Kuhnt-Ära hinkte der RWE-Kurs der Dax-Entwicklung um 23 Prozentpunkte hinterher.
Probleme mit der Börsenbewertung hat auch der scheidende Linde-Chef Gerhard Full. Der Konzern aus Wiesbaden ist einer der wichtigsten Anbieter von technischen Gasen, Wasserstoff- und Pharma-Anlagen sowie von Gabelstaplern. Vor allem institutionelle Anleger aus Übersee aber machen einen großen Bogen um Firmen mit gemischter Produktpalette. Das störte Full wenig. Er zeigte kein besonderes Interesse, sein Unternehmen auf Stromlinienform zu trimmen. Firmen mit Monostruktur seien in Krisen viel konjunktursensibler, so seine Einschätzung. So bleibt der Linde-Chef das Schlusslicht bei der diesjährigen Zeugnisvergabe: Seit 1997 blieben die Wiesbadener um 45 Prozentpunkte unter der Dax-30-Performance.
Einen großen Umbau hat der Chemie- und Pharmakonzern Bayer weiterhin vor sich, wenn Manfred Schneider nach zehn Jahren abtritt. Noch ist nicht klar, ob das Leverkusener Unternehmen nach der Lipobay-Affäre das Pharmageschäft ganz aufgibt. Vor wenigen Wochen jedenfalls kündigte Milberg noch Zukäufe in den USA an: «Wir interessieren uns für Unternehmen in der Größenordnung von bis zu sechs Milliarden Euro Umsatz.» Schneiders Langzeitaktionäre sehen das gelassen: Im Zehnjahresvergleich fuhren sie mit Schneider um 51 Prozentpunkte besser als mit dem deutschen Leitindex.
BMW-Chef Joachim Milberg hatte es leichter: Er kam auf den Chefposten als die Trennung von der maroden britischen Rover-Gruppe schon unvermeidlich war. Milberg vollzog sie und gab damit den Startschuss zur Rally der BMW-Aktie. «Unser Ziel ist es, das weltweit führende Autounternehmen im Premiumsegment zu werden», sagte er vor einigen Tagen.
VW-Boss Piëch musste sich seinen Erfolg dagegen schwerer erarbeiten. Als der «letzte Auto-Patriarch», wie ihn die Zeitung Die Welt nannte, im Januar 1993 sein Büro in Wolfsburg bezog, war die Lage bei VW desaströs. 560 Millionen Euro betrug der operative Verlust im letzten Geschäftsjahr des Vorgängers Carl Hahn. «So etwas möchte ich meinem Nachfolger nicht zumuten», soll Piëch damals gesagt haben. Und das hat er geschafft. Zum Abschied präsentierte Piëch Rekordzahlen: Im Jahr 2001 erzielte VW einen Gewinn vor Steuern von 4,4 Milliarden Euro.
Gruß
Happy End