Grundlagenwissen Charttechnik

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Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
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Grundlagenwissen Charttechnik

6
10.01.03 19:19
#1

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Zeitpunkt: 15.08.14 16:29
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Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
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Exkurs 1: Kagi

 
10.01.03 19:24
#2

Grundlagen / Regeln

 

Kagi-Charts sollen um 1870 mit Beginn der japanischen Aktienbörse “erfunden” worden sein. Es werden zwei Arten von Linien unterschieden: die dickere (blaue) Yang-Linie und die dünnere (rote) Yin-Linie. Die Erklärung der beiden Linienarten erfolgt weiter unten. Bei Kagi-Charts bestimmt das Marktgeschehen nicht nur die Richtung der Linienbildung sondern auch die Stärke (Dicke) der jeweiligen Linie.Bei Kagi-Charts wird, ähnlich den Renko oder Three-Line-Break-Charts ein Wert festgelegt, wann eine neue Linie gezeichnet wird. Erst wenn der Basiswert dieses (prozentualen oder tatsächlichen) Wert erreicht oder übersteigt wird eine neue Linie gezogen.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903172

 

 

 

 

 

Erreicht der Basiswert bspw. eine Steigerung um 3% (als festgelegten “Steigerungswert”), so wird eine dicke Yang-Linie vom Basiskurs zum aktuellen Kurs gezeichnet. Fällt der Wert dagegen um den festgelegten Wert, so wird eine dünne Yin-Linie gezeichnet.

 

 

 

 

 

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Bewegt sich der Markt in die gleiche Richtung fort, so wird die bestehende Linie einfach um den neuen Schlusskurs ergänzt und fortgeführt. Eine neue Linie wird erst bei einer Umkehr der Kurse gezeichnet (von steigenden auf fallende Kurse und umgekehrt), sofern der Basiswert um den entsprechend festgelegten .Wert fällt oder steigt.

 

 

 

 

 

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Erfährt der Markt eine Umkehr (von fallenden auf steigende Kurse oder umgekehrt), die den Umkehrwert erreicht oder übersteigt (bspw. die angenommenen drei Prozent), so wird eine neue Linie in der nächsten Spalte gezeichnet. Die beiden parallel stehenden Linien werden nun mit einer horizontalen Linie, der sogenannten Flexionslinie, verbunden. Erfolgt eine untere Umkehr (von fallenden auf steigende Kurse), so werden die unteren Enden der Linien miteinander verbunden und umgekehrt.

 

 

 

 

 

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Wird nach einer Umkehr die Richtung beibehalten, so wird die aktuelle Linie verlängert.

 

 

 

 

 

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Fallen dagegen die Kurse erneut um das festgesetzte Minimum (bspw. die drei Prozent), so wird eine dritte, abwärtsgerichtete Kagi-Linie gezeichnet. Die Flexionslinie wird nun am oberen Ende eingezeichnet. Sollte der Kursrückgang das erforderliche Minimum (in diesem Beispiel die drei Prozent) unterschreiten, so wird der Kursverlauf ignoriert und es wird keine neue Linie gezeichnet bis die Voraussetzung erfüllt ist.

 

 

 

 

 

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Nun kommt die Bedeutung der Yang- und Yin-Linien ins Spiel. Durchbrechen die Kurse bspw. im fallenden Zustand ein früheres Tief, so wandelt sich die bisher dicke Yang-Linie (blau)  ab dem Zeitpunkt des Durchbruches in eine dünne Yin-Linie (rot). Neue Hochs und Tiefs werden somit optisch einfach erkennbar.Wird hingegen ein Hochpunkt überwunden, so wird aus der dünnen Yin-Linie eine dicke Yang-Linie. Diese Linie bleibt solange bestehen bis ein neues Tief erreicht wird (siehe Beispielchart 1 zur Verdeutlichung).

 

 

 

 

 

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Ähnlich wie bei den Candlestick-Charts lässt sich auch bei Kagi-Charts die vorherrschende Meinung an Hand der Länge der Linien bestimmen. Sind Yin und Yang ausgeglichen , so befindet sich der Markt im Gleichgewicht (der Doji bei den Candlesticks ist vergleichbar). Hat die Yin-Linie den grösseren Anteil an der Kagi-Linie, so sind die Bären überlegen. Überwiegt die Yang-Linie, so sind die Bullen in der Überzahl.

 

 

 

 

 

Handelstechniken von Kagi-Charts:

Die simpelste Methode Kagi-Charts zu handeln besteht darin, eine Position zu kaufen wenn sich die dünne Yin-Linie in eine dicke Yang-Linie verkehrt und umgekehrt. Herrscht ein tendenzloser Markt vor, so ist die Gefahr allerdings gross konfuse Fehlsignale zu erhalten In einer solchen Marktphase lässt sich mit der Justierung des Umkehrwertes (verfeinern oder gröber einstellen, je nach Volatilität des Marktes) Abhilfe schaffen.

 

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Figuren / Handelssignale

 

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Schultern und Taillen:

Als Schulter bezeichnet man bei Kagi-Charts frühere Zwischenhochs. Eine ansteigende Serie von Schultern verrät dem Trader viel über den Zustand des Marktes (ähnlich der higher Highs bei den Candlestick-Charts). Zwischentiefs werden als Taille bezeichnet. In dem vorliegenden Beispiel sind die Bullen in der Lage den Kurs stufenförmig ansteigen zu lassen. Die Schultern, als auch die Taillen liegen jeweils oberhalb der vorangegangenen Schultern und Taillen.

 

 

 

 

 

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Mehrschichtige Durchbrüche:

Diese Situation ist für konservativere Anleger interessant. Ein “mehrschichtiger Durchbruch” ist eine Art “Bestätigung” bei einer Umkehr. Hier wird nicht beim ersten Kauf-/Verkaufsignal gehandelt, sondern es wird abgewartet ob der Chart das nächste Hoch / Tief ebenfalls über-/unterschreitet.Mit dem unterschreiten der Taille T2 ist ein Verkaufsignal entstanden. Der spekulative Anleger verkauft seine Long-Position bzw. geht short. Der konservative Anleger wartet ab ob der Chart das nächste Tief in Form der Taille T1 ebenfalls unterschreitet. Erst dort handelt er.  Dieses Beispiel ist ein zweischichtiger Durchbruch.

 

 

 

 

 

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beim dreischichtigen Durchbruch wird eine weitere Bestätigung abgewartet. Hier müssen drei Tiefs unterschritten werden bevor eine Handlung erfolgt. Je mehr Durchbrüche abgewartet werden, desto geringer wird das Risiko falsch zu liegen. Diese Handlungsweise geht allerdings zu Lasten des Gewinns, da der Einstieg sehr spät erfolgt.

 

 

 

 

 

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Im Falle einer Kurskorrektur können Kagi-Linien sehr hilfreich sein. Es wird eine Mittellinie einer Kagi-Linie ermittelt (in diesem Fall die Mittellinie der letzten Kagi-Linie vor der Korrektur (rote Yin-Linie). Wenn eine Korrektur vor der Mittellinie endet und der Markt dort dreht gibt dies Anzeichen für die noch vorhandene Stärke der Bullen. Wird die Mittellinie durchbrochen, so ist davon auszugehen dass die Korrektur fortgesetzt wird.

 

 

 

 

 

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Doppelfenster:

Doppelfenster stellen mögliche (!) Umkehrsignale am Top oder Bottom eines Marktes dar. Das linke Bild zeigt eine solche Situation:

In einer intakten Abwärtsbewegung wird eine Schulter (S1) gebildet. Diese befindet sich unterhalb des früheren Zwischentiefs T1. Die nachfolgende Taille T2 muss ebenfalls oberhalb der Schulter S1 liegen. Man nennt diese Formation Doppelfenster, da beide Taillen über der sie trennenden Schulter liegen.

 

 

 

 

 

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Eine andere Form besteht dann, wenn die beiden Taillen durch mehrere Schultern getrennt werden, wie in der Abbildung links zu sehen ist. Auch diese Konstellation bezeichnet man als Doppelfenster.

 

 

 

 

 

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Am Top eines Marktes könnte eine solche Konstellation wie links dargestellt aussehen. Die beiden Schultern werden hier durch mehrere Taillen getrennt.

 

 

 

 

 

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Die drei Buddhas:

Diese Formation ist mit der S-K-S-Formation der Candlestick-Charts vergleichbar. Sie ist geprägt durch drei Schultern, wobei die mittlere Schulter ein Hoch markiert. Ein Verkaufsignal entsteht sobald der Markt die rechte Schulter unterschreitet. Die abgebildete Formation nennt man die aufrechten Buddhas.

 

 

 

 

 

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An Hand der Mittellinie lässt sich abschätzen, wie stark die Bullen / Bären in dieser Konstellation tatsächlich sind. In diesem Fall hat der rechte Buddha die Mittellinie des mittleren nicht erreicht. Ein bearishes Warnsignal.

 

 

 

 

 

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Diese Figur zeigt eine umgekehrte Drei Buddha Formation. Hierbei erreicht der rechte Buddha ebenfalls nicht die Mittellinie des mittleren, was aber in diesem Fall ein bullishes Signal ist.

 

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Beispielcharts

 

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Der Chart zeigt einige der oben besprochenen Situationen In der Mitte des Charts deutet sich eine Abwärtsbewegung bereits an. Die Schultern sind zwar ansteigend (höher als die vorhergehende), allerdings fällt die Taille der zweiten Schulter unter die erste. Dies ist ein erstes Warnsignal. Der Markt kann sich daraufhin noch einmal fangen und bildet eine weitere leicht höhrere Schulter. Im Anschluss wird die Mittellinie der Kagi-Linie unterschritten, was als weiteres Warnsignal dienen sollte.Unmittelbar danach erfolgt das Verkaufsignal, indem das Tief unterschritten wird. Das Signal wird durch einen zweischichtigen Durchbruch bestätigt.  Es folgt ein, bis zum Ende bestehender abwärtstrend, der durch ein Fehlsignal unterbrochen ist. In dieser situation wäre es zu einem Fehltrade gekommen, der allerdings kurze Zeit später korrigiert wurde.

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Exkurs 2: Renko

 
10.01.03 19:27
#3

Grundlagen / Regeln

 

Renko-Charts bestehen ebenso wie die Three-Line-Break-Charts aus weissen und schwarzen (roten) Säulen, die jeweils in eine eigene Spalte eingetragen werden. Die Säulen werden bei diesen Charts “Ziegel” genannt. Ein neuer Ziegel wird immer dann eingetragen, wenn der Kurs um einen bestimmten, vorher festegelegten Betrag über den Schlusskurs des Vortages hinausgeht. Die Ziegel haben bei den Renko-Charts immer dieselbe einheitliche Grösse. Weisse Ziegel symbolisieren steigende Kurse, rote Ziegel stehen für fallende Kurse. Sämtliche Ziegel werden auf Schlusskurs-Basis eingetragen.

 

 

 

 

 

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Das folgende Beispiel soll die Vorgehensweise plausibel machen:

Aktie XYZ befindet sich aktuell bei 20$. Wir legen den Betrag für die Zeichnung eines Ziegels im  Renko-Chart bei 2 $ fest. Der Wert steigt nun auf 23,50$. Im Renko-Chart wird nun ein weisser Ziegel eingetragen. Dieser steht für den Anstieg auf 22$. Die restlichen 1,5$ des Anstiegs werden nicht berücksichtigt, da die Spanne von jeweils 2$ pro Ziegel nicht erreicht wurde.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903175

Steigt der Wert dagegen auf mind. 24$, so wird ein weiterer weisser Ziegel in den Chart eingetragen. Jeder Ziegel symbolisiert nun einen Anstieg um 2$. Ergo werden bei einem Anstieg von 20 auf 24$ zwei weisse Ziegel gezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle in welchem Zeitraum der Anstieg erfolgt. Renko-Charts berücksichtigen somit keine zeitlichen Aspekte!

 

 

 

 

 

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Die aktuelle Kursspanne liegt bei 20-22 $. Ein weisser Ziegel entsteht sobald der Kurs bei mind. 24$ liegt, ein roter (fallender) Ziegel wird eingezeichnet, sobald der Kurs bis mind. 18$ fällt. Alle Kursstellungen die zwischen den genannten Marken liegen haben auf den Renko-Chart keinerlei Auswirkungen. Kleinere Seitwärtsbewegungen sind somit nicht erkennbar. Der vorherrschende “Trend” bleibt optisch erhalten. Fehlsignale können natürlich auch hier entstehen. Sie treten immer dann auf wenn die Kursschwankungen den festgelegten Betrag überschreiten und somit neue Ziegel gezeichnet werden (siehe Beispielchart 1). Abhilfe kann man hier schaffen indem man den “Betrag” für einen neuen Ziegel an die vorherrschende Volatilität des Basiswertes anpasst. Damit werden grössere Fehlsignale effektiv verhindert/eingeschränkt.

 

 

 

 

 

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Bewegt sich ein Wert klar in eine Richtung, so wird ein “Trend” erkennbar. In dem vorliegenden Beispiel fällt der Wert von 22$ auf 16$. Die Folge sind drei rote Ziegel in Folge. Ein solcher Vorgang beinhaltet wichtige Informationen. Z.B. erkenne ich dass es dem Wert in der dargestellten Zeit nicht gelungen ist über 24$ zu steigen (die Folge wäre ein weisser Ziegel gewesen). Letztlich hat der Wert seine Handelsspannen jeweils nach unten erweitert (sonst wären keine neuen roten Ziegel gezeichnet worden). Mögliche Seitwärtsbewegungen oder Fehlausbrüche (-Versuche) werden nicht dargestellt so dass der Blick für den “übergeordneten” Trend frei ist.

 

 

 

 

 

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Dieses Bild zeigt eine (mögliche) Umkehr. Der Wert fiel zunächst von 22$ auf 18$. Die aktuelle Handelsspanne lag dann bei 18-20$. Ein weiterer roter Ziegel hätte sich bei Erreichen der 16$-Marke ergeben. Ein weisser Ziegel (wie in diesem Fall geschehen) erfordert einen Anstieg bis auf mind. 22$. Fällt der Wert nun erneut ab, so ist die Wahrscheinlichkeit einer Seitwärtsbewegung sehr hoch (siehe Beispielchart 1).Ein weiterer weisser Ziegel hingegen bestätigt eine Trendumkehr.

 

 

 

Der Handel / das Trading nach Renko-Charts erfolgt entsprechend simpel:

Ein Kaufsignal wird dann generiert, wenn eine Umkehr erfolgt (ein roter Ziegel im Aufwärtstrend bzw. ein weisser Ziegel im Abwärtstrend). Wer konservativer handeln möchte, bzw. den längerfristigen Trend nutzt, wartet die jeweilige Bestätigung in Form eines weiteren Ziegels der gleichen Farbe ab. Etwas Fingerspitzengefühl benötigt man in der Festlegung der Spanne (des Betrages) eines Ziegels. Hier werden die Ergebnisse in Form der Darstellung durch den Betrachter erheblich beeinflusst Renko-Charts eigenen sich hervorragend als Ergänzung zu “klassischen” Chartdarstellungen wie den Candlesticks oder den Barcharts.

 

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Beispielcharts

 

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Erläuterungen zu diesem Chart:

zunächst befindet sich der Wert in einem deutlichen Abwärtstrend. In der Folge entsteht eine Trendumkehr,die durch drei weisse Ziegel dargestellt ist. In der Folge kommt es zu kürzeren Bewegungen die aus drei bis vier Ziegeln bestehen, wobei hier die markierten “Hochs” jeweils über dem vorangegangenen liegen. Es folgt eine Trendumkehr und ein langanhaltender Abwärtstrend.  Bis dahin lässt sich der Wert in der angegebenen Einstellung (Spanne der Ziegel) sehr gut traden. Dem Abwärtstrend folgt eine deutliche Aufwärtsbewegung, die ebenfalls einen lukrativen Gewinn abwirft. Nun verändert sich die Volatilität des Basiswertes und es entstehen Fehlsignale am laufenden Band. Wer sein Risiko klein halten möchte, verliert nun in dieser Phase mehr als er gewinnt. Der nächste Chart zeigt jedoch eine Alternative auf.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903175

 

 

 

 

 

Wenn ich nun hergehe und die Spanne der Ziegel verändere (vergrössere), so verschwinden die Fehlsignale und es entsteht eine klare Richtung. Durch diese Massnahme verzögern sich nun natürlich auch die Ein- und Ausstiegssignale deutlich. Die Spanne der Ziegel im ersten Chart liegt bei 3,5%. Im zweiten Chart wurde sie auf 5% erhöht. Das Risiko je Trade verändert sich also von 7% im ersten Chart (Zwei Ziegel zur Bestätigung der Richtung) auf nunmehr 10% im zweiten Chart. Wer bereit ist das Ruisiko für Stops zu vergrössern, verzichtet auf die Fehlsignale und erhält eine klare Richtung. Neben dem erhöhten Risiko werden die Signale, bedingt durch die grössere Spanne der Ziegel, allerdings auch später geneiriert.

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Exkurs 3: Three-Line-Break

 
10.01.03 19:30
#4

Grundlagen / Regeln

Three-Line-Break-Charts haben eine starke Ähnlichkeit mit Point & Figure Charts. Wendepunkte werden hier ausschliesslich über den “Preis”, unabhängig von der Zeit dargestellt. Three-Line-Break-Charts sehen aus wie eine Reihe weisser und schwarzer (roter) Säulen, Linien genannt.Jede Linie wird in einer neuen Spalte des Charts gezeichnet. Die Linien basieren ausschliesslich auf Schlusskursen!

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Eine weisse Linie zeigt ein neues Hoch an, eine rote Linie entsprechend ein neues Tief. Konnte der Markt weder ein neues Hoch, noch ein neues Tief markieren wird keine Linie gezeichnet und der Chart bleibt solange unverändert bis eines der beiden Ereignisse eingetreten ist.

Liegt der Schlusskurs oberhalb des vorangegangenen Kurses, so wird eine neue Linie, um eine Spalte nach rechts versetzt, eingezeichnet. Bei den Three-Line-Break-Charts gibt es keine Kurslücken. Alle Linien stehen an einem Eckpunkt miteinander in Verbindung. Je nach Kursentwicklung sind die Linien unterschiedlich lang. Nochmal zur Erinnerung: massgeblich sind die tatsächlichen Schlusskurse eines Tages, bzw. des jeweiligen Zeitrahmens.

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Eine konträre Linie wird erst gezeichnet, sobald ein neues Tief markiert wird. In dem hier dargestellten Beispiel entsteht die rote Linie erst sobald das “frühere” Tief auf Schlusskurs-Basis unterschritten wird.

Werden bspw. drei aufeinanderfolgende weisse Linien gezeichnet, so ist dies eine Tendenz für eine Hausse (Baisse entsprechend). Sobald drei Linien gleicher Farbe aufeinander folgen muss bei einer Trendumkehr das Tief der untersten Linie unterschritten werden damit eine Umkehrlinie gezeichnet wird. Daher rührt im übrigen der Name -> Three-Line-Break-Chart . Der interessante Aspekt bei diesen Charts besteht somit in der klaren Erkennung von Trends. Kleinere “Sägezahnmärkte” bzw. eine vorübergehende Unentschlossenheit sind auf diesen Charts nicht erkennbar. Wie weiter unten zu sehen ist, ist der Blick für den Trend damit klarer.

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

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Wurden drei aufeinanderfolgende Linien gezeichnet, so wird eine weitere Linie eingezeichnet, sobald der Markt einen Tick oberhalb des Hochs schliesst.

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Dieses Bild zeigt noch einmal die Entwicklung von drei aufeinanderfolgenden Linien. Diese Art von Charts ist am einfachsten folgendermaßen zu handeln:

Ein Kaufsignal entsteht bei einer weissen Linie, ein Verkaufsignal bei einer roten. Bei dem Schaubild hätte ein überwinden der oberen roten Linie somit ein Kaufsignal ausgelöst (intraday). Da die weisse Linie erst auf Schlusskurs gezeichnet wird, wäre der Einstieg somit erst mit Beginn der zweiten weissen Linie möglich gewesen. In grösseren “Sägezahnmärkten” kann diese Art der Chartdarstellung ebenfalls Fehlsignale auslösen! Three-Line-Break-Charts eignen sich hervorragend als Ergänzung, zur Erkennung des “übergeordneten” Trends.

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Beispielcharts

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Der erste Beispielchart zeigt die Situation der Signale an Hand des Charts von Apple Computer. Der Three-Line-Break-Chart hat ein klar sichtbares Verkaufsignal geliefert als die weisse Linie unterschritten wurde. Auf Schlusskurs wurde die rote Umkehrlinie erzeugt. Am nächsten Tag konnte die Shortposition eingegangen werden. Auf dem Bar-Chart ist der Zeitpunkt des Verkaufsignales mit dem roten Pfeil markiert. Ebenfalls ist ein Fehlsignal dargestellt, dass durch Seitwärtsbewegungen mit zeitweisen Ausschlägen (siehe Bar-Chart) ausgelöst wird. Hier liegt der Schwachpunkt dieser Darstellungsart. 

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Der zweite Chart zeigt auf, das mit Hilfe der Three-Line-Break-Charts Signale früher generiert werden können.  Das Verkaufsignal wurde geliefert als beim Candlestick-Chart die Situation noch nicht eindeutig war. Eine Short-Position hätte entsprechend früher eingegangen werden können. Dieselbe Situation zeigt sich bei der kleinen Zwischenerholung mit dem Kaufsignal.

Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
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Exkurs 4: Die 10 wichtigsten Charttechnik-Tricks

 
10.01.03 19:36
#5
Frage Nr. 1: Kann ich einen sinnvollen Stop-Loss setzen?

Bevor Sie eine Position am Markt eröffnen, sollten Sie bereits einen exakten Ausstiegspunkt, um eventuelle Verluste zu begrenzen, definiert haben. Ist keine charttechnisch sinnvolle Marke erkennbar, so eignet sich das aktuelle Chartbild nicht zum Traden. Das Ziel jedes Anlegers sollte sein, die Verluste zu begrenzen bzw. in den Griff bekommen. Die Gewinne kommen dann von selbst. Diese recht banale Regel wird leider immer wieder mißachtet und kann schnell zum Totalverlust führen. Das Setzen eines Stopps erfordert sehr viel Erfahrung und Disziplin und ist vor allem von der Volatilität einer Aktie abhängig. Volatile und umsatzschwache Aktien erfordern meistens einen weiter weg gesetzten Stopp. Daher sollten Sie anfangs eher mit "ruhigeren" Aktien handeln. Hier eignen sich besonders Indexschwergewichte oder sogenannte "Bluechips".
Psychologisch betrachtet ist dieses Verhalten auf den inneren Perfektionismus zurückzuführen. Schließlich geht man eine Position ein, weil man gewinnen will. Warum sollte man sich also bereits vorher mit möglichen Verlusten auseinander setzen?

Frage Nr. 2: Ist das Kurspotential größer als die Verlustbegrenzung?

Eine markante Unterstützung eignet sich nicht zum antizyklischen Einstieg, wenn kein signifikanter Rebound zu erwarten ist. Daher sollten Sie immer vor dem Kauf das Chance/Risiko Verhältnis (CRV) anhand vergangener Kursverläufe berechnen. Anfangs sollte dies mindestens 4 betragen. Mit anderen Worten: Ihr Kursziel sollte mindestens 4 Mal so groß sein, wie ihre Verlustbegrenzung (Stop-Loss). Wenn Sie also nur jedes 5 Mal richtig liegen (ohne Berücksichtigung der Transaktionskosten), stehen sie "Plusminus Null" da. Mit einem hohen CRV können sie trotz einer schlechten Trefferquote eine gute Performance erzielen.

Frage Nr. 3: Reisst die Aktie öfter Gaps?

Vor allem bei der Definition eines realistischen Stop-Loss Kurses ist dies von elementarer Bedeutung. Wenn eine Aktie in der Vergangenheit häufiger größere Kurslücken in den Chart gerissen hat, so sollte Ihr Stop-Loss mindestens dieses Rückschlagpotential enthalten. Auf Intradaybasis spielt dies eher eine untergeordnete Rolle, da die fortlaufende Notierung in der Regel einen schnellen Ausstieg gewährt. Bei "over night" Positionen sollte dieses erhebliche Risiko auf jeden Fall berücksichtigt werden. Welche Folgen eine Mißachtung dieser Regel im Extremfall haben kann macht die Kurshalbierung bei Apple Computer (AAPL, 865985) Anfang Oktober 2000 deutlich.

Frage Nr. 4: Wie volatil war der Kursverlauf in der Vergangenheit?

Die vergangene Schwankungsbreite einer Aktie lässt meistens auf die zukünftige Volatilität schließen. Daher sollten Sie als Anleger diese auf keinen Fall außer acht lassen. Vor allem in der Charttechnik weist ein Volatilitätswechsel meistens auf ein charttechnisches Signal hin. Siehe Trendkanäle, Wimpel, Flaggen etc.

Frage Nr. 5: Lässt sich ein sinnvolles Kursziel ermitteln?

Versuchen Sie anhand der bisherigen Zyklik der Aktie ein realistisches Kursziel zu ermitteln. Unterdrücken Sie dabei jegliche Gier und konzentrieren Sie sich objektiv auf den bisherigen Verlauf der Aktie. Hier spielen vor allem Erfahrungswerte eine entscheidene Rolle, daher setzen Sie ihre Kursziele anfangs eher konservativ und vergessen Sie nicht, Ihre Gewinne mit einem Trailing-Stop abzusichern.

Frage Nr. 6: In welchem Zeitraum wird mein Kursziel erreicht?

Um eine mögliche Ungeduld zu vermeiden, ist es empfehlenswert für das erwartete Kursziel einen Zeitraum festzulegen. Definieren Sie diese Marke auf jeden Fall vor Eröffnung der Position. Sollte der Ausbruch innerhalb der Zeitspanne nicht erfolgen, so sollte die Position überdacht und eventuell liquidiert werden. Die meisten Anleger lassen sich leicht von negativen Marktstimmen, die den Zug verpasst haben, beeinflussen und werden schnell ungeduldig. Wenn Sie Stop-Loss, Kursziel und Zeitraum sinnvoll definiert haben, kann Ihnen nichts passieren. Halten Sie an Ihrer durchdachten Strategie fest und Sie werden das Marktgeschehen objektiv von der Seitenlinie beobachten können.

Frage Nr. 7: Ist es sinnvoll einen Trailing-Stop mitzuführen?

Schon vergessen? "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen". So einfach das auch klingt. Es gibt nichts Ärgerlicheres als einen Buchgewinn der langsam dahinschmilzt und sogar zum Buchverlust wird. Daher sollte ein Buchgewinn immer mit einem nachgezogenem Stopp versehen werden. Dieser kann z.B. anhand eines charttechnischen Trendkanals oder der Volatilität nachgezogen werden. Auch hier eignet sich der bisherige Kursverlauf um diesen Ausstiegspunkt sinnvoll definieren zu können.

Frage Nr. 8: Aus welchem Grund habe ich die Position eröffnet?

Ein sehr beliebter Fehler, der schon vielen Anlegern das Genick gebrochen hat. Eigentlich wollte man nur auf die kurzfristige Gegenreaktion spekulieren, doch diese bleibt aus und der Kurs rutscht weg. Anstatt die Position konsequent zu liquidieren sucht man nach fundamentalen Gründen, welche die Schieflage rechtfertigen. Und ich garantiere Ihnen: Sie werden immer einen Analysten finden, der auch für Ihre Aktie bullisch ist und mit Ihnen in dem sinkenden Boot sitzt. Ist geteiltes Leid wirklich halbes Leid? Halten Sie sich lieber an das amerikanische Sprichwort: "When the ship sinks. Don't pray. Jump!".
Schreiben Sie immer Ihre Eröffnungsgründe in einem Tradingtagebuch auf. Ihr objektiver Standpunkt wird, sobald Sie im Markt sind, schnell einseitig subjektiv. Halten Sie sich jedoch weiterhin an Ihren Spekulationsgrund und liquidieren Sie Ihre Position, sobald Sie diesen nicht mehr vertreten.

Frage Nr. 9: Habe ich verpasste Trades abgehakt?

Fast jeder Anleger unterliegt diesem schon fast masochistischem Trieb. Wochen nachdem man seine Position konsequent liquidiert hat und der Kurs danach so richtig ins Laufen kommt, packt man seinen Taschenrechner aus und berechnet den entgangenen Gewinn. Vor allem am Neuen Markt haben sich viele Anleger Anfang 2000 gefragt: "Was wäre wenn ich meine Aktien aus der Emission noch gehabt hätte?" Ende 2000 klopft man sich dann wiederum stolz auf die Schulter "Ich habs ja gewußt!".
Sie sollten sich lediglich Vorwürfe machen, wenn Sie Ihre Position nicht wie vorgehabt getradet und Sie subjektive Marktstimmen aus dem Konzept gebracht haben. Es passiert selbst den besten Tradern, dass der Kurs davonläuft, nur weil sie ihr Limit etwas zu tief plaziert haben. Laufen Sie auf keinen Fall dem Kurs nach, sondern warten Sie die nächste Chance ab. Sie kommt bestimmt. Sollten Sie jedoch öfter Ihren Einstieg verpassen, so sollten Sie ihre Strategie überdenken.

Frage Nr. 10: Passt mein Tradingkonzept zu meinem Anlageverhalten?

Viele Anleger kaufen sich überteuerte Handelssysteme, mit denen man angeblich die beste Voraussetzung zum Geldverdienen hat. Dieser Trugschluß ist weit verbreitet unter den heutigen Börsianern. Es ist wichtig anhand des eigenen Anlageverhaltens ein Tradingkonzept zu entwickeln und nicht andersrum. Denn was nützt mir eine Strategie, die ich psychologisch nicht konsequent umsetzen kann. Durch ein Tradingtagebuch werden Sie schnell erkennen, welche Anlagestrategie Ihnen am besten liegt. Oft ist die alte "KISS-Strategie" (amerik. "Keep It Simple Stupid") die erfolgreichste.  
Grundlagenwissen Charttechnik H-Men
H-Men:

Habs zwar aus Zeitmangel

 
10.01.03 19:59
#6
noch nicht gelesen, aber warum hagelt es denn für so eine Arbeit keine "Grünen"?
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#7

Grundlagenwissen Charttechnik Stox Dude
Stox Dude:

Das Sexte Posting liest sich "pervers" *g*

 
10.01.03 22:33
#8
Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
Happy End:

Link: Technical Analysis from A to Z

 
10.01.03 22:33
#9

http://www.equis.com/Education/TAAZ/


Grundlagenwissen Charttechnik 903253
Grundlagenwissen Charttechnik 903253
Grundlagenwissen Charttechnik 903253
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u.a. enthalten:

REFERENCE

This Online Volume is a concise reference to a vast array of technical indicators and line studies.

The discussion on each tool includes an overview, an explanation of its interpretation, and an example of the indicator or line study in action. When space has permitted, I have also included a step-by-step explanation of the relevant calculations.

Most of these techniques can be applied to any type of security, including stocks, bonds, options, futures, mutual funds, and indices.

  • Absolute Breadth Index
  • Accumulation/Distribution
  • Accumulation Swing Index
  • Advance/Decline Line
  • Advance/Decline Ratio
  • Advancing-Declining Issues
  • Advancing, Declining, Unchanged Volume
  • Andrews' Pitchfork
  • Arms Index
  • Average True Range
  • Bollinger Bands
  • Breadth Thrust
  • Bull/Bear Ratio
  • Candlesticks - Japanese
  • CANSLIM
  • Chaikin Oscillator
  • Commodity Channel Index
  • Commodity Selection Index
  • Correlation Analysis
  • Cumulative Volume Index
  • Cycles
  • Demand Index
  • Detrended Price Oscillator
  • Directional Movement
  • Dow Theory
  • Ease of Movement
  • Efficient Market Theory
  • Elliott Wave Theory
  • Envelopes (Trading Bands)
  • Equivolume/Candlevolume
  • Fibonacci Studies
  • Four Percent Model
  • Fourier Transform
  • Fundamental Analysis
  • Gann Angles
  • Herrick Payoff Index
  • Interest Rates
  • Kagi
  • Large Block Ratio
  • Linear Regression Lines
  • MACD
  • Mass Index
  • McClellan Oscillator
  • McClellan Summation Index
  • Median Price
  • Member Short Ratio
  • Momentum
  • Money Flow Index
  • Moving Averages
  • Negative Volume Index
  • New Highs-Lows Cumulative
  • New Highs-New Lows
  • New Highs/Lows Ratio
  • Odd Lot Balance Index
  • Odd Lot Purchases/Sales
  • Odd Lot Short Ratio
  • On Balance Volume
  • Open Interest
  • Open-10 TRIN
  • Option Analysis
  • Overbought/Oversold
  • Parabolic SAR
  • Patterns
  • Percent Retracement
  • Performance
  • Point & Figure
  • Positive Volume Index
  • Price and Volume Trend
  • Price Oscillator
  • Price Rate-of-Change
  • Public Short Ratio
  • Puts/Calls Ratio
  • Quadrant Lines
  • Relative Strength, Comparative
  • Relative Strength Index
  • Renko
  • Speed Resistance Lines
  • Spreads
  • Standard Deviation
  • STIX
  • Stochastic Oscillator
  • Swing Index
  • Three Link Break
  • Time Series Forcast
  • Tirone Levels
  • Total Short Ratio
  • Trade Volume Index
  • Trendlines
  • TRIX
  • Typical Price
  • Ultimate Oscillator
  • Upside/Downside Ratio
  • Upside/Downside Volume
  • Vertical Horizonal Filter
  • Volatility, Chaikin's
  • Volume
  • Volume Oscillator
  • Volume Rate-of-Change
  • Weighted Close
  • Williams' Accumulation/Distribution
  • Williams' %R
  • Zig Zag
  • Gelöschter Beitrag. Einblenden »
    #10

    Gelöschter Beitrag. Einblenden »
    #11

    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Exkurs 5: Kurslücken - Nützliche Sprünge

     
    11.01.03 15:25
    #12

    Mind the Gap  

    Kurslücken: Nützliche Sprünge


    Die obige Parole gilt nicht nur in Londons U-Bahn, sondern auch an der Börse. Denn Gaps (Kurslücken) sind stets etwas Beachtenswertes. Man muss allerdings ihre verschiedenartigen Ausprägungen kennen, um nicht einen dynamischen Aufbruch des Kursverlaufs zu neuen Ufern mit einem offenbar zu erwartenden Korrekturbedarf (Schließung einer Kurslücke) zu verwechseln.

    Kurslücken sind nichts anderes als Gebiete in einem Balken- oder Kerzenchart, in denen schlichtweg kein Handel stattgefunden hat und dementsprechend auch keine Chartdarstellung möglich war. Der Chart ist damit lückenhaft. Das ist immer dann der Fall, wenn sich die gesamte Handelsspanne eines Tages (eines Balkens, einer Kerze) oberhalb des Höchstkurses des Vortages (Aufwärtsgap) oder unterhalb des Tiefststandes des Vortages (Abwärtsgap) befand. Aber – mind the gap! – jede Kurslücke hat eine unterschiedliche Bedeutung. Neben der offensichtlichen Unterscheidung in Aufwärts- und Abwärtskurslücken differenziert der Technische Analyst die verschiedenen Gap-Arten in allgemeine Lücken, Ausbruchslücken, Fortsetzungslücken und letztlich in Erschöpfungslücken. Jedes dieser Gaps erfordert eine andere Trading-Taktik.

    Was drückt eine Kurslücke aus?


    Zunächst einmal gibt es im Charting nichts Signifikanteres als einen echten, mit aller Dynamik zu Tage tretenden Ausbruch. Ein sprunghafter Ausbruch (Gap) weg vom ehemaligen Bewertungs- und Kursniveau ist das typische Ergebnis einer offensichtlichen und abrupten Neueinschätzung einer Aktie durch die Anleger. Die vordergründige und typische Einschätzung von Gaps geht demnach auch in die Entstehungsrichtung der Lücke: Ein Aufwärtsgap gilt als Kaufsignal, ein Abwärtsgap als Verkaufssignal. Andererseits existieren an den Börsen diverse Faustregeln wie: "Alle (oder etwa 80 Prozent der) existierenden Kurslücken werden früher oder später wieder vom Kursverlauf „geschlossen“, also wieder eingeholt."

    Es besteht also durchaus ein Widerspruch zwischen der trendfolgenden Interpretation von Gaps in die Ausbruchsrichtung und dem oftmals erwarteten „Pull Back“, dem Zurücklaufen der Kurse auf ihr ursprüngliches Ausbruchsniveau. Unstrittig ist nur, dass Gaps stets eine besonders interessante Änderung im Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage darstellen. Sie sind ein klarer Bruch mit dem, was zuvor ein „geordnetes Verhältnis“ zwischen Käufern und Verkäufern war. Die nachfolgende Klassifizierung der unterschiedlichen Arten von Gaps wird uns helfen, diese als das zu erkennen, was sie sind und sie dementsprechend unterschiedlich für die markttechnische Einschätzung zu verwenden.

    Als sehr simpel und in aller Regel vernachlässigbar gelten die allgemeinen Lücken (Common Gaps). Man findet solche Lücken in ruhigen und trendfreien Märkten, also in Seitwärts-Ranges. Sie sind gekennzeichnet von geringer Handelsaktivität in der betreffenden Aktie. Common Gaps werden in der Regel schnell wieder geschlossen, bringen aber auf Grund ihres geringen Ausmaßes keinen Handelsnutzen mit sich, da es auch keine Folgereaktionen des Kurses in die Richtung der Gap-Entstehung gibt. Allgemeine Lücken sind eher ein Ausdruck nicht vorhandenen Interesses der Anleger an einer Aktie als ein ernst zu nehmendes technisches Signal. Ein Beispiel hierfür ist auch die „Ex-Dividende-Lücke“.

    Ganz anders sieht es da schon bei der so genannten Ausbruchslücke (Breakaway-Gap) aus: Sie entsteht dann, wenn die Kurse – normalerweise bei starken Umsätzen – aus einer Trendwendeformation, einer Konsolidierungszone oder einer seit längerer Zeit gültigen Trendlinie herausspringen. Solche Ausbruchslücken sind kennzeichnend für eine sprunghafte, starke und eindeutige Änderung des Massenbewusstseins und signalisieren den Beginn einer signifikanten Marktbewegung. Breakaway-Gaps können über Wochen und Monate, manchmal über Jahre hinweg offen bleiben. Wichtig ist dabei, dass bei einem eventuellen Rückschlag ein Teil des Gaps offen bleibt. Beim nachfolgend dargestellten bullishen Breakout wäre also in Richtung des Aufwärtsgaps B zu handeln, wobei ein Stopp-Loss unterhalb des unteren Randes der Lücke B anzusetzen wäre.

    Abbildung 1: Mit einem klassischen Break-away-Gap (B) übersprang der Nasdaq-Index (Index der US-amerikanischen Hochtechnologieaktien) am 2. Juni 2000 seine (fallende) Abwärtstrendlinie, reetablierte die (steigende) Aufwärtstrendlinie vom Oktober 1998 und übersprang zusätzlich die gleitende 200-Tage-Durchschnittslinie. Ein Mega-Kaufsignal!

    Ausbruchslücken
    Ausbruchslücken sind normalerweise von steigenden Handelsvolumina begleitet. Je höher die Umsätze nach der Aufwärtslücke sind und bleiben, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie demnächst wieder (vollständig) geschlossen wird. Solche Aufwärtslücken stellen bei nachfolgenden Marktkorrekturen starke Unterstützungszonen dar. Dementsprechend wichtig ist, dass das untere Ende der Lücke nicht wieder unterboten wird (Stopp-Loss bzw. Reverse-Level). Eine Aufwärts-Ausbruchslücke ist ein starkes Indiz für einen möglichen beginnenden Bull-Market. Umgekehrt muss man ein Abwärts-Breakaway-Gap nach einer Topformation oder dem Bruch einer Aufwärtstrendlinie als ernstes Zeichen einer Umorientierung hin zu tieferen Kursen verstehen.

    Fortsetzungslücken
    Etwas gewöhnlicher und häufiger anzutreffen sind die Fortsetzungslücken (Runaway-Gap, Measuring-Gap, Continuation-Gap). Sie treten auf, nachdem eine Kursbewegung bereits einige Zeit in die gleiche Richtung gelaufen ist. Manchmal tritt dann sogar eine Serie dieser Gaps auf. Einzelne Fortsetzungslücken lassen sich erstaunlich oft ungefähr am Mittelpunkt einer Kursbewegung finden, weshalb diese Lücken auch als Measuring-Gaps (messende Lücken) bezeichnet werden. In einem Aufwärtstrend gelten Fortsetzungslücken als Zeichen von Marktstärke, in einem Abwärtstrend (siehe Abbildung 2) stellen sie ein Anzeichen für weitere Schwäche dar.

    Abbildung 2: Nach dem Höchstkurs der SAP-Vorzugsaktie bei 364,14 trat die Trendwende nach unten ein. Im Abwärtskursverlauf entstand eine Fortsetzungslücke (F) bei 281,47, die nach dem Ausbruch durch die Abwärtstrendlinie nunmehr geschlossen werden sollte. Ein gutes Indiz für ein (nächstes) Kursziel. Durch die Messung der Distanz vom Ausgangspunkt der gesamten Kursbewegung (Höchstkurs bei 364,14) zu der Fortsetzungslücke F (zwischen 281,47 und ca. 262) lässt sich das verbleibende Ausmaß weiterer Kursrückgänge abschätzen, indem man beim Measuring-Gap davon ausgeht, dass noch Potenzial für einen ähnlich großen Kursrückgang besteht. Im Fall der SAP-Vorzugsaktie im Kursrückgang des Jahres 2000 hat sich diese „Gap-Erkenntnis“ gut bewährt. Die Tiefstkurse fanden sich in der Tat zwischen 200 und 180 Euro. Derartig unzweideutige Orientierungshilfen liefern allerdings nur diejenigen Fortsetzungslücken, die als erste und eindeutige Gaps innerhalb bestehender Trends als solche zu klassifizieren sind. Bei mehreren Fortsetzungslücken (Serien) verwässert diese Aussage bis hin zur Nutzlosigkeit. Continuation-Gaps sollten ferner vom Umsatz bestätigt werden. Ideal ist ein Umsatz von 50 Prozent über dem Durchschnittsumsatz der vergangenen Tage, um die Aussagekraft dieser Gaps zu erhöhen. Aber Vorsicht: Haben die Kurse einige Tage nach der Fortsetzungslücke im Aufwärtstrend keine neuen Hochs bzw. im Abwärtstrend keine neuen Tiefs erreicht, so könnte es sich auch um eine so genannte Erschöpfungslücke handeln. „Mind the gap!“

    Erschöpfungslücken
    Erschöpfungslücken (Exhaustion-Gaps) treten nahe dem Ende von Marktbewegungen auf. Einer solchen Lücke folgen keine signifikant tieferen Kurse in Abwärtstrends bzw. keine signifikant höheren Preise in Aufwärtstrends. Die Kurse schwanken vielmehr anschließend mehr oder weniger heftig hin und her und bilden oft Top- bzw. Bodenbildungsformationen aus. Letztendlich bewegen sich die Kurse zur Lücke zurück, um diese zu schließen – ein brauchbares Indiz für eine baldige Trendumkehr.

    Abbildung 3: Zwei Fortsetzungslücken (F) bei AMD setzten bis ins Frühjahr 1999 den Abwärtstrend des amerikanischen Chipherstellers fort. Die zwei nachfolgenden Erschöpfungslücken (E) beendeten ihn letztlich und überführten den Abwärtstrend in eine Bodenbildung bzw. Seitwärtstendenz. Trotz markanter Schübe im Handelsvolumen war der Handel an den E-Tagen deutlich geringer als an den F-Tagen, was ebenfalls auf geringere Signifikanz dieser letzten beiden Gaps hindeutete.

    Schließen die Kurse nach einem Aufwärtstrend unterhalb des unteren Endes der Erschöpfungslücke oder in einem Abwärtstrendverlauf oberhalb des oberen Endes des letzten Exhaustion-Gaps (vgl. Abbildung 3 bei AMD Ende April 1999), so findet der technisch orientierte Investor ziemlich eindeutige Anzeichen für eine bevorstehende Kursumkehr. Das vollständige Schließen einer als Exhaustion-Gap gekennzeichneten Kurslücke bei idealerweise steigenden Handelsumsätzen liefert einen extrem wertvollen Anhaltspunkt für eine mögliche neue Trendrichtung. Das Risiko ist für den Anleger minimal und nur auf die Größe der Kurslücke beschränkt.

    Sonderformen
    Übrig bleiben einige Sonderformen der Gaps, wie die recht seltene, dennoch zu einiger Popularität gelangte Insel-Umkehr (Island-Reversal). Sie ist die Kombination einer Fortsetzungs- bzw. Erschöpfungslücke in Richtung des alten, vorherrschenden Trends und einer neuen Ausbruchslücke entgegengesetzt dieser Richtung. Übrig bleibt ein Insel-Hoch oder Insel-Tief, das völlig abgeschnitten vom bisherigen und auch vom darauffolgenden Kursverlauf (da zwischenzeitlich einfach kein Handel stattfand) im Chart steht. Ein Island-Reversal kennzeichnet sehr oft größere, markante Umschwungbereiche im Kursverlauf. Handelsregel: Gehen Sie Positionen (mit Stopp) entgegengesetzt zur Trendrichtung ein, die der Insel-Umkehr vorausging.

    In der Sprache der japanischen Kerzencharts (Candlesticks) spricht man bei der technischen Marktanalyse nicht von Gaps, sondern von Windows (Fenstern). Windows stellen Lücken zwischen den Kerzenkörpern dieser Candlesticks dar, die wiederum durch das Ausmaß der Differenz von Eröffnungs- zu Schlusskursen ihre Form und Farbe erhalten. Solche Fenster sind beispielsweise essenziell (notwendige Bedingung) für nahezu alle so genannten „Star-Formationen“ im japanischen Candlestick-Charting. Neugierig geworden? Die Serie über die uralte, aber hochmoderne, japanische Art des Chartreadings (Japanese Candlestick Charting) startet voraussichtlich im Februar 2001 im Technical Investor.

    Merke:
    In der Candlestickanalyse werden Gaps als Fenster (Windows) bezeichnet. Fenster sind ein wichtiger Anhaltspunkt für Chartisten. Über 80 Prozent aller Gaps werden wieder geschlossen – früher oder später.

    Quelle: Technical Investor Nr. 2, Aug. 2000, S. 28

    Grundlagenwissen Charttechnik 903389


    Abb. 1: Anklicken zum Vergrößern


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    Abb. 2: Anklicken zum Vergrößern


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    Abb. 3: Anklicken zum Vergrößern
    Grundlagenwissen Charttechnik Pichel
    Pichel:

    das is mir hier eindeutig zu viel

     
    11.01.03 15:45
    #13
    da halte ich mich lieber an die Charttechniker hier im Board oder im Internet und lass die alles ausklügeln  ;-))

    Gruß Grundlagenwissen Charttechnik 903393
    Grundlagenwissen Charttechnik hjw2
    hjw2:

    sehr kompakte lesson

     
    11.01.03 15:57
    #14

    machst dir viel arbeit häbbi
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    #15

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    #16

    Grundlagenwissen Charttechnik Spitfire33
    Spitfire33:

    Fleißig, fleißig Happy,

     
    12.01.03 11:15
    #17
    in Buchform nachzulesen bei John J. Murphy, Technische Analyse der Finanzmärkte.
    Grundlagenwissen Charttechnik estrich
    estrich:

    Die Informationen die Happy hier bringt

     
    12.01.03 11:23
    #18
    sind nicht nur kompakter und da detaillierter wo es sein muß, sondern auch richtiger als die Übersetzung des Buchs von John Murphy, welches vor schraypfelern nur so wimmel, auch sind die Graphiken teilweise falsch. Das Kapitel Candlesticks ist ungenügend, das Buch einfach Mist, wenn man diese Postings hat. Spart euch das Geld. Meine Version ist vollgekritzelt mit Korrekturen, das ich dem Verlag am liebsten zurückschicken würde.

     

     

    MfG

    Estritsch †

    Grundlagenwissen Charttechnik 903635

    Grundlagenwissen Charttechnik staycool
    staycool:

    respekt !! o. T.

     
    12.01.03 11:23
    #19
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Exkurs 6: Was sind Indikatoren überhaupt?

     
    13.01.03 09:35
    #20
    Evolution in der technischen Analyse. Den Charts folgten die Indikatoren.

    Wer sich heute intensiv mit dem Thema der Marktanalyse beschäftigt, wird beim Studium der Presse und der einschlägigen Literatur immer wieder auf die Thematik der Technischen Indikatoren stoßen. Waren diese in den vergangenen Jahrzehnten eher nur wenigen Marktteilnehmern in ihren Anwendungsmöglichkeiten bekannt, so stellen sie mittlerweile ein weit verbreitetes Instrumentarium für den Technischen Analysten dar.


    Ihren Durchbruch hatten die Technischen Indikatoren in den 70er Jahren, Hand in Hand mit der zunehmenden Verbreitung der Personalcomputer. Obwohl erste, einfache Technische Indikatoren schon wesentlich früher Anwendung fanden, stieg ihre Bedeutung und Verbreitung erst in den vergangenen dreißig Jahren sprunghaft an. Hatten sie in ihren Anfangsjahren nur unterstützenden Charakter bei der Kursanalyse, so entwickelte sich Anfang der achtziger Jahre ein selbstständiger Bereich innerhalb der Technischen Analyse, der unter der Bezeichnung "Markttechnik" zusammengefasst wird. Die Markttechnik ist eine Form der Analyse des Marktes bzw. einzelner Werte, die ausschließlich auf vordefinierten, mathematischen bzw. statistischen Berechnungen basiert und nur durch die Kombination mit anderen Indikatoren relativiert werden kann. Das heißt, Kursverläufe werden nicht mehr nach Kursverlaufsmustern untersucht, sondern mathematisch zerlegt - sie werden geglättet, Verhältnisse zueinander verglichen, Ableitungen errechnet usw.

    Grundlagenwissen Charttechnik 904197
    Abb. 1: Technische Indikatoren

    Worin liegt nun die Stärke der Technischen Indikatoren? Hierzu wollen wir uns kurz einem der ältesten Zweige der Technischen Analyse zuwenden, dem klassischen Charting. Unter Charting verstehen wir die Marktanalyse auf der Grundlage des historischen Kursverlaufes des zu analysierenden Basiswertes. Hierbei wird der Versuch unternommen, anhand des Kursverlaufes Schlussfolgerungen über die Wechselwirkungen von Angebot und Nachfrage im Markt zu ziehen und daraus Prognosen für die weitere Entwicklung des Kurses zu treffen. Weiterhin wird in diesem Bereich mit Hilfe der Formationserkennung eine einfache Art der Systematisierung der Handelsaktivitäten im Markt erreicht. Die offensichtliche Schwäche des Charting liegt in der hohen Subjektivität bei der Erkennung von Kursmustern und der bisher nahezu unmöglichen mathematisch exakten Testbarkeit dieser Formationen. Die Erkennung einer Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation unterliegt eben der persönlichen Einschätzung eines Analysten und kann auch bis heute noch nicht eindeutig mathematisch zerlegt, von einem Rechenprogramm erkannt und bewertet werden. Zudem werden bei der Erkennung einer solchen Formation viele Fehler gemacht, Laien entdecken in der Regel "unendlich" viele dieser Kursmuster innerhalb eines Kursverlaufes. Erfahrungsgemäß gelten diese Umkehrformationen als ein relativ zuverlässiges Kursmuster, aus dem sich auch klare Kursziele herleiten lassen. Wie hoch jedoch ihre Trefferquote innerhalb eines festgelegten Zeitabschnittes ist oder wie sich ihre Zuverlässigkeit innerhalb der letzten Jahre verändert hat, können wir derzeit nur schätzen. Es gibt bisher keine statistisch exakten Messergebnisse darüber.

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    Abb. 2: DAX - Tagesdurchschnitte

    Der Begriff der Markttechnik umfasst die Gesamtheit aller mathematischen und statistischen Ableitungen und Vergleiche, die aus Kursverläufen abgeleitet werden können. Diese Ableitungen und Vergleichskennzahlen werden mit dem Oberbegriff Technische Indikatoren bezeichnet. Diese Indikatoren liefern uns die Informationen, die wir benötigen, um die Qualität der vorliegenden Kursbewegung einschätzen und beurteilen zu können. Und um damit Handelsentscheidungen zu treffen oder sie zu bestätigen. So wie sich ein Arzt ein umfassendes Informationsbild über den Lebenswandel eines Patienten schaffen muss, bevor er zur Diagnose und konkreten Behandlung schreiten kann, so muss der Analyst/Händler einen klaren Eindruck über den Zustand des Marktes erhalten. Was für den Arzt äußere Einflüsse für den Patienten sind, wie die Art und Qualität der Lebens- und Genussmittel, die Umgebung in der er lebt usw., ist für den Analysten das große Marktumfeld wie Zinsentwicklung, Geldmengenwachstum, Produktivitätsentwicklung. Die Meinung des Patienten und seiner Angehörigen über dessen Krankheitsbild, das zu diesem Zeitpunkt vorherrschende Wissen über den möglichen Krankeitsverlauf u.Ä. ist vergleichbar mit dem Messen des Stimmungsbildes der Marktteilnehmer über den Markt. Am wichtigsten sind für den Arzt jedoch die direkten Werte des Patienten wie etwa Körpertemperatur (Fieber), Blutwerte, Blutdruck. Im Bereich der Markttechnik sind dies die direkten Ableitungen, die sich aus dem eigentlichen Kursverlauf ableiten lassen, wie Trendverhalten, Bewegungsdynamik und Signifikanz einer Kursbewegung.

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    Abb. 3: DAX - RMI

    Unterteilungen der Technischen Indikatoren. Die Bezeichnung "Technischer Indikator" stellt einen Oberbegriff dar, unter dem sich verschiedene Arten von Indikatoren versammeln. Innerhalb der Indikatorlehre unterteilen wir die einzelnen Indikatorarten zunächst nach ihrer inhaltlichen Aussage (1) und dann nach der Art ihrer Ermittlung bzw. Berechnung (2).

    In der ersten Unterteilung unterscheiden wir zunächst die markttechnischen Indikatoren, die sich direkt aus dem Kursverlauf eines Basiswertes, dessen Volatilität bzw. dessen Umsatzvolumen ermitteln oder sich aus statistisch-mathematischen Auswertungen ableiten lassen. Daneben werden die so genannten "Stimmungsindikatoren" (Sentimentindikatoren), bzw. die "Volkswirtschaftlichen Indikatoren" in Gruppen zusammengefasst. Als Stimmungsindikatoren werden all jene Informationen bezeichnet, die sich mit dem Stimmungsbild der Marktteilnehmer im Zusammenhang mit ihren Erwartungen zur künftigen Marktentwicklung befassen.

    Der in der Öffentlichkeit wohl bekannteste (aber in seiner Aussagekraft wohl eher zweifelhafte) Stimmungsindikator ist das so genannte "Put-Call Ratio", mit dessen Hilfe man das Verhältnis der gehandelten Puts (Verkaufsrechte auf einen definierten Basiswert) zu den gehandelten Calls (Kaufrechte auf einen definierten Basiswert) ermittelt, um sich ein Bild über die mögliche Erwartung der Marktteilnehmer zur künftigen Kursentwicklung zu machen. Zu den Stimmungsindikatoren kann man aber auch viel schlichtere Marktbeurteilungen zählen, so die Feststellung, wie viel Börsenbriefe negativ bzw. positiv gestimmt sind. Zu den Volkswirtschaftlichen Indikatoren zählen wir externe Größen wie die Geld mengenentwicklung, Zinsentwicklung, Kennzahlen des Arbeitsmarktes und Ähnliches.

    In der zweiten Unterteilung steht die Art der Berechnung im Mittelpunkt. Hier unterscheiden wir Indikatoren auf absoluter Berechnungsbasis und Indikatoren auf relativer Basis.

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    Abb. 4: DAX - 10 Tage-Momentum

    Der Schwerpunkt dieses Artikels soll jedoch ein kurzer Überblick über die markttechnischen Indikatoren sein, da diese Kategorie die "direktesten" Kursbewertungen abdeckt und deren praktische Anwendung sehr zielorientiert ist. Obwohl es bis heute eine unglaubliche Vielfalt an Technischen Indikatoren im Allgemeinen und an markttechnischen Indikatoren im Besonderen gibt, konzentriert sich die Mehrheit der technisch orientierten Marktteilnehmer erstaunlicherweise noch immer auf einige wenige "Uralt" - Indikatoren, deren Aussagekraft deutlich hinter dem heute Möglichen herhinkt. Ein Grund hierfür mag die noch immer sehr mühsame Informationsbeschaffung über Neuerungen auf diesem Gebiet sein. Noch ein Grund ist wohl der weit verbreitete Irrglaube, mit einfachen Indikatorberechnungen ausreichende Kursinformationen und Signalgenerierungen zu erhalten.

    Die wohl bekannteste und gängigste Gliederung der markttechnischen Indikatoren ist die in "trendfolgende ", "oszillierende", "volatilitätsbezogene" und "Richtungs- und Dynamikbestimmende Indikatoren".

    Trendfolgende Indikatoren sind darauf ausgelegt, die jeweils vorherrschende Trendrichtung zu ermitteln. Der allgemein bekannteste Vertreter dieser Kategorie ist der gleitende Durchschnitt, auf dessen Grundlage in erster Linie trendfolgende Indikatoren der ältesten Generation aufbauen. Trendfolger der neuesten Generation basieren zwar mittlerweile auf anderen mathematischen Konzepten, dennoch haben sie alle eines gemeinsam: sie sind vergleichsweise träge und folgen einem Trend stets mit einem gewissen "time lag".

    Trendfolger werden überwiegend als so genannte "Filter-Indikatoren" innerhalb von Handelssystematiken eingesetzt. Hier liegen ihre Stärken. So können weiterführende Handelsstrategien in Abhängigkeit von der Trendrichtung angewandt werden. Es gibt aber auch Handelssystematiken, in denen Überkreuzungen von Trendfolgern als eigentliches Handelssignal genutzt werden. Hier gehören Überschneidungen von gleitenden Durchschnitten zu den bekanntesten Methodiken, obwohl praktische Tests den profitablen Nutzen dieser Signale auf Dauer nicht nachweisen können, wie viele Basisstudien über die Jahre hinweg zeigten.

    Neben der zeitlichen Verzögerung, mit der Trendfolger auf Kursveränderungen reagieren, ist ihre Unfähigkeit der sinnvollen Signalgenerierung in Seitwärtsmärkten ein weiterer Schwachpunkt. Die neueste Generation der trendfolgenden Indikatoren begegnet dieser Problematik zum Teil weit besser, als das der klassische gleitende Durchschnitt jemals könnte, dennoch bleibt sie ein Problem.

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    Abb. 5: DAX - ADX-Indikatoren

    Der Begriff "Oszillator" leitet sich aus der Physik ab und steht für Schwingung bzw. regelmäßiges Hin- und Herschwingen. Tatsächlich schwingen diese Art von Indikatoren auf Grund ihrer mathematischen Berechnungsart entweder um eine Mittelpunktslinie oder sie bewegen sich innerhalb eines "Bandes", dessen Randzonen auch als "Extrembereiche" bezeichnet werden. Mit Hilfe eines Oszillators wird in der Regel nicht die Trendrichtung bestimmt, sondern die Kraft, mit der die zu Grunde liegende Bewegung geführt wird. Ein Oszillator eignet sich demnach zur Qualitätsbestimmung einer Kursbewegung. Dennoch zeigt sich in dessen praktischer Anwendung immer wieder, dass der Oszillator mitunter auch für die Bestimmung der Bewegungsrichtung bzw. vielmehr für die Bestätigung der kurzfristigen Bewegungsrichtung geeignet ist.

    Der "Mutterindikator" der meisten der existierenden Oszillatoren ist das klassische Momentum. Der überwiegende Teil der anderen oszillierenden Indikatoren lehnt sich in seiner grundlegenden Berechnung an das Konzept des Momentums an.

    Die Anwendung eines Oszillators ist in der Praxis sehr vielseitig. Sie reicht von der klassischen Verwendung bei der Auffindung von überkauften bzw. überverkauften Marktzuständen über die Identifizierung von Divergenzen bis hin zur Generierung von konkreten Handelssignalen. Die Möglichkeiten bei seiner Anwendung in der Analyse bzw. innerhalb einer sinnvollen Handelssystematik sind so vielfältig, dass es sich lohnt, damit zu experimentieren.

    Volatilitätsbezogene Indikatoren werden genutzt, um die aktuelle Schwankungsintensität des Marktes oder Basisinstruments zu analysieren. Ihr Einsatz ist besonders in solchen Phasen sehr wertvoll, in denen Stopp-Kurs Absicherungen in Abhängigkeit der Volatilität angepasst, bzw. von Kursausbruchsbewegungen in ihrer Zuverlässigkeit bewertet werden sollen.

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    Abb.6 DAX - Aroon-Indikator

    Richtungs- und Dynamikbestimmende Indikatoren. Die Aussagen der trendfolgenden Indikatoren stehen mitunter im Widerspruch zu den Aussagen der Oszillatoren. So können Trendfolger intakte Trends ausweisen, während die Oszillatoren bereits gegenläufige Signale generieren. Somit ist die Kernfrage stets die, ob tatsächlich ein Trend oder ob eine trendlose Phase vorliegt, da beide Phasen eine jeweils unterschiedliche Bewertung und Anwendung der Signalgenerierung verlangen. Hier helfen uns die Richtungs- und Dynamikbestimmenden Indikatoren wie der ADX. Diese generieren in der Regel keine Handelssignale, sondern liefern so genannte "Hintergrundinformationen" wie Trendrichtung bzw. Bewegungsdynamik. Die Bedeutung dieser Informationen ist nicht zu unterschätzen, denn gerade die Bewertung der Dynamik ist mitunter eine der wichtigsten Komponenten bei der Auswahl eines Handelssignals.

    Gibt es den Super-Indikator?
    Es ist fast zwingend, dass nahezu jeder technisch orientierte Anleger oder Analyst irgendwann in seiner Entwicklung dem Wunsch verfällt, den Super-Indikator zu finden. Meiner Ansicht nach ist das jedoch ein nicht zu realisierendes Unternehmen. Es gibt ihn schlicht und ergreifend nicht. Jeder Indikator hat seine Stärken und Schwächen und eignet sich nur für die Erkennung, Interpretation bzw. Bewertung eines bestimmten Marktzustandes.

    Doch wer sich intensiv mit der Thematik der Technischen Indikatoren beschäftigt, wird rasch bemerken, dass es gar nicht das Ziel sein kann, einen Indikator zu finden, "der alle Probleme löst". Indikatoren eignen sich hervorragend für systematische Handelsansätze, in denen ein klar definiertes Regelwerk Einstieg, Risikokontrolle und Ausstieg aus einer Position vorgibt. Die Vielzahl und die vielfältigen Variationsmöglichkeiten, die man mit Technischen Indikatoren zur Verfügung hat, machen sie in allen Handelsansätzen, seien diese diskretionär oder systematisch, zu einem unumgänglichen Arbeitsmittel.
    Dennoch sollte das Wissen um die Unwahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Super-Indikators niemanden davon abhalten, allen Innovationen und Experimenten auf diesem Gebiet aufgeschlossen gegenüberzustehen. Besonders in den vergangenen Jahren sind nachhaltige Fortschritte auf dem Gebiet der Indikatorentwicklung bzw. -verbesserung getätigt worden.

    Quelle: Technical Investor Nr. 1, Juni 2000, S. 34  
    Grundlagenwissen Charttechnik ulrich14
    ulrich14:

    @Happy End

     
    13.01.03 09:57
    #21
    ...wow, klasse, sehr umfassend was du hier reingestellt hast....und wirklich gute Charttechniker( sie sind rar!!) behrrschen in ihren Analysen die Wechselwirkungen verschiedener Pattern und Indikatoren..deshalb hat "Pichel" , der Börsaenprofi ganz recht, wenn er die Chartarbeit den Profis überläßt..und sich an die hält, deren Fähigkeiten er vertraut...so wie man einen Arzt seines Vertrauens haben sollte, sollte man bei Börsengeschäften einen Chartisten seines Vertrauens haben..

    @estrich: alle Übersetzungen der englischen chartliteratur sind schlecht...viele sauschlecht..da hast du sooo recht..bei Murphy kommt aber auch noch hinzu, daß er bei Candlesticks nicht der Kompetenteste ist...und auch sonst wird er etwas überschätzt..ich habe von pring mehr gelernt.

    @estrich: so sehr du bei SAP bezogen auf die charttechn. Chancen recht hast..solltest du mal umgekehrt auch eine charttechnische Risikoanalyse von SAP machen...dann würdest du Baanbruchs Einwand auch charttechnisch in einem anderen Licht sehen..
    Grundlagenwissen Charttechnik commo
    commo:

    merk, merk o. T.

     
    13.01.03 10:18
    #22
    Gelöschter Beitrag. Einblenden »
    #23

    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Teil 8: Formationen II (3)

     
    13.01.03 20:09
    #24
    V-Formationen, Double Bottom, TripleBottomhier: Trendwendeformationen in einem AufwärtstrendInverse V-Formation / Top-FormationDie V-Formation kann als Top oder Boden (Bottom) auftreten. In einem Aufwärtstrend wird sie als "inverse V-Formation" (V-Top) bezeichnet. In einem Abwärtstrend wird die Bezeichnung "V-Formation" (V-Bottom) gewählt.Doppel-Hoch (Double-Top) Je höher die Formation ist und je länger der Zeitabstand zwischen den beiden Tops ist, desto aussagekräftiger ist die Formation und umso größer ist die bevorstehende Korrektur. Idealerweise sollten zwischen den beiden Tops ein Abstand von mind. 1 Monat liegen.Dreifach-Hoch (Triple-Top) Das Verkaufsignal wird generiert, wenn der Kurs vom dritten Hoch unter das tiefste der beiden vorhergehenden Tiefs fällt. Bei dem TripleTop sollten zwischen der Ausbildung der Hochs u. Tiefs mindestens zwei Monate vergehen und die Korrekturen dazwischen mindesten 10 % Prozent betragen. Idealerweise sollten die Hochs und Tiefs auf ca. demselben Kursniveau liegen. Eine Abweichung der Hochs/Tiefs relativ zu den anderen Hochs/Tiefs sollte nicht mehr als 3% betragen. V-Formationen, Double Bottom, TripleBottomhier: Trendwendeformationen in einem AbwärtstrendV-Formation (V-Bottom/Spike) Doppel-Boden/W-Formation(Double-Bottom) Doppelböden sind eine Aneinandereihung von zwei V-Böden (Doppel-Boden).Die Kursumkehrpunkte in der Spitze des beiden V's müssen nicht identisch sein (werden sie auch selten vorfinden), sollten aber in dergleichen Kursregion liegen.Im Optimalfall liegt das zweite signifikante Tief höher als das erste, mindestens aber auf gleichem Niveau.Der Entwicklungszeitraum einer Doppelboden-Formation, auch W-Formation genannt, sollte zw. 6-9 Wochen liegen. Dreifach-Boden / Triple-Bottom  
    Gelöschter Beitrag. Einblenden »
    #25

    Grundlagenwissen Charttechnik Sahne
    Sahne:

    @Happy

     
    14.01.03 09:36
    #26
    Guter Thread, gibts sowas auch für Optionsscheine?

    Gruß

    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Noch nicht, sahne, aber

     
    14.01.03 10:00
    #27
    könnte ich ja als nächstes in Angriff nehmen ;-)

    Gruß    
    Happy  
    Grundlagenwissen Charttechnik Sahne
    Sahne:

    Ich freu mich schon...

     
    14.01.03 10:05
    #28
    Grundlagenwissen Charttechnik estrich
    estrich:

    Ich will ja niemanden entmutigen

     
    14.01.03 10:09
    #29
    aber das beste zum thema Optionsscheine ist die Einsteigerserie hier, schwer zu toppen.
    www.topwarrants.de/infos-start.shtml  
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Danke estrich - besser geht´s wirklich kaum!

     
    14.01.03 16:10
    #30
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Exkurs 7: Kurszielbestimmungen

     
    15.01.03 11:07
    #31



    Kennen Sie das auch? Sie zeigen einem Freund den Kursverlauf einer Aktie oder eines Indizes und sagen, dass die Aktie / der Index gut aussähe und mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter steigen wird. Die erste Frage die Sie ernten ist: "Wohin wird die Aktie / der Index laufen...?" Diese Reaktion ist symptomatisch für Anleger, die sich mit technischer Analyse beschäftigen oder danach handeln. Die Reaktion ist aber auch mehr als verständlich, denn es geht ja darum Geld zu verdienen und davon möglichst viel und schnell. Keiner hat Interesse an einer Aktie, die eventuell nur noch zirka 5% Kurssteigungspotenzial hat. Also wollen wir es möglichst genau wissen und versuchen die Frage zu beantworten.

    Niemand jedoch kann Ihnen sagen, wieweit eine Aktie noch laufen wird. Wir wissen es nicht - keiner weiß es. Die Technische Analyse kann Ihnen hingegen Anhaltspunkte liefern, die der Kurszielbestimmung dienlich sind. Dabei beziehen wir uns auf Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben; frei nach dem Motto: "die Vergangenheit wird sich in der Zukunft wiederholen".

    Wir können also durch Hilfe der Technischen Analyse mit einem gewissen Grad an Sicherheit sagen, dass eine Aktie ein bestimmtes Ziel erreichen wird. Versuchen Sie das einmal mit Hilfe des fundamentalen Analyseansatzes; es wird Ihnen nicht gelingen. Doch wie werden solche Kursziele bestimmt?


    Gewisse Kursformationen oder Chartsituationen erlauben uns Schätzungen über die wahrscheinliche Ausdehnung eines Bewegungsimpulses in Hauptrichtung abzugeben. Hierbei handelt es sich jedoch nur um die Mindestausdehnung. Grundsätzlich kann die Aktie natürlich auch über das "Ziel" hinausschießen oder das vermeintliche "Ziel" gar nicht erreichen. Letzteres kommt jedoch seltener vor, so dass wir die Kursziele als Mindestkursziele ansehen und demnach auch handeln können. Hierdurch haben wir eine Richtlinie, die uns das Verhältnis von Chance und Risiko besser abschätzen läßt und unser vermeintliches Gewinnpotenzial angibt.

    Eine der Grundprinzipien ist die Trendkanalprojektion. Hierbei wird eine parallele Linie zu der Haupttrendlinie des Trendkanals gezogen. Die Entfernung dieser beträgt die Breite des Haupttrendkanals. Bricht die Aktie nun aus dem Trendkanal nach oben oder unten hin aus, so haben wir mit der Parallele ein mögliches Kursziel skizziert, wonach wir handeln können (Abb. 1).

    Die wohl geläufigste Kurszielformel ergibt sich aus einer vollendeten Kopf-Schulter-Formation. Einmal davon abgesehen, dass die Kopf-Schulter-Formation zu den zuverlässigsten Chartformationen gehört, werden die aus ihr abgeleiteten Kursziele auch mit hoher Sicherheit erreicht. Hierbei mißt man die Entfernung von der Spitze des Kopfes bis zur Nackenlinie. Diese Entfernung trägt man beim Durchbruch der Nackenlinie an ihr ab und erhält somit das Kursziel (Abb. 2). Auch hierbei handelt es sich um ein Mindestkursziel. Dies gilt umsomehr, wenn man bedenkt, dass die Kopf-Schulter-Formation zu den großen Umkehrformationen zählt, die für gewöhnlich einen kompletten Trendwechsel einleiten. Somit lautet die Devise: Kursziel wurde unter Umständen erreicht; ein möglicher Pullback ist zum Ausstieg zu nutzen.

    Interessant wird die Sache dann, wenn sich aus einer der Chartformation gleich mehrere Kursziele ableiten lassen. Das gibt es nicht sagen Sie? Doch; denken Sie einfach einmal an die klassische Flagge. Was Ihnen jetzt wahrscheinlich direkt einfällt ist die zuvor beschriebene Regel der Trendkanalprojektion.

    Eine Flagge ist ja für gewöhnlich nichts anderes als ein Trendkanal. Einmal ist er größer und länger, ein anderes Mal weniger groß und weniger lang. Also auch hier gilt: Parallele zum Haupttrendkanallinie ziehen und das Kursziel ist bestimmt (Abb. 3). Gibt es da aber nicht noch den Satz: "Flaggen wehen auf Halbmast?" Was ist damit gemeint?

    Auch hier wissen wir anhand von Erfahrungen aus der Vergangenheit, dass Flaggen sowie bestimmte andere Chartformationen auf der Hälfte des Weges auftreten. Die spektakuläre Bewegung, die zur Flagge führte, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Zukunft durch einen weiteren Bewegungsimpuls verdoppelt werden. Damit haben wir ein weiteres potentielles Kursziel bestimmt (Abb. 4). Dieses mag Ihnen vielleicht ein wenig ambitioniert vorkommen, gerade wenn man bedenkt, dass Flaggen ja auf übergeordneter Zeitebene recht groß und lang ausfallen können. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll, nachdem ein solches, für Sie unwahrscheinliches Kursziel erreicht wurde, den Ball anderen zu überlassen und auszusteigen.

    Ein letztes Beispiel die für Kurszielbestimmung aus den Chartformationen sollen uns die Dreiecke liefern. Hierbei kann es sich um symmetrische oder auch asymmetrische Dreiecke handeln. Die Kursziele die sich nach Vollendung dieser ergeben, werden jedenfalls immer gleich bestimmt. Hierbei mißt man einfach die maximale Höhe des Dreiecks und trägt diese Entfernung am Ausbruchspunkt ab. Somit haben wir ein weiteres Mindestkursziel auf unkomplizierte und unspektakuläre Art und Weise prognostiziert.

    Es gibt jedoch auch Kurszielbestimmungen, die sich nicht so direkt und offensichtlich aus Chartformationen herleiten lassen. Als da wären: Gaps; auch Kurslücken genannt, Fibonacciretracements, -speedlines, -arcs, -fanlines oder Gannlines und andere mehr. Sie alle zu erläutern würde hier den Rahmen sprengen. Ich möchte mich somit auf die Erläuterung der Gaps und Fibonaccieretracements beschränken.

    Wie ein Gap zustande kommt, lesen Sie bitte in der einschlägigen Literatur nach. Ich werde mich im Folgenden nur auf die unterschiedlichen Arten von Gaps beziehen, die für die Kurszielbestimmung bedeutend sind. Hierbei handelt es sich zum einen um das "Breakaway-Gap" und zum anderen um das "Runaway-Gap". Kenner unter Ihnen werden jetzt sagen: "Was hat denn das Breakaway-Gap mit Kurszielbestimmung zu tun, dazu sind doch nur die Runaway-Gaps heranzuziehen?" Ganz einfach, es wird nie zu einem Runaway-Gap kommen, wenn nicht zuvor ein Breakaway-Gap entstanden ist. Um die unterschiedlichen Gaparten zu analysieren und richtig zu interpretieren, tut man gut daran, sich die restlichen Gaps im Chart auch anzusehen. Nur so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein, zur Kurszielbestimmung, sinnvolles Gap ausfindig gemacht haben.

    Letztendlich geht es nur darum, ein Runaway-Gap zu identifizieren. Diese treten nämlich für gewöhnlich auf der Hälfte des Weges auf (Abb. 5). Ähnlich wie bei den zuvor beschriebenen Flaggen. Der einzige Unterschied dazu ist, dass wir bei den Gaps nur ein Kursziel bestimmen können und nicht wie bisher zwei. Die Trendkanalprojektion fällt hier natürlich aus.

    Zum Schluß gehe ich noch auf die Fibonacciretracements ein. Bei diesen handelt es sich um eine besondere Art der Kurszielbestimmung. Einfach formuliert würde man sagen: "Wird das erstberechnete Kursziel nicht erreicht, dann vielleicht das Zweite. Bei nichterreichen des Zweiten unter Umständen das Dritte..."

    Im wesentliches geht es darum, ein mögliches Korrekturpotenzial nach einem erfolgten Bewegungsimpuls zu bestimmen. Hierbei mißt man den letzten Bewegungsimpuls von seinem tiefsten bis zu seinem höchsten Punkt. Von dieser Strecke werden nun die klassischen Fibonacciretracements ermittelt. Diese sind 23,6%, 38,2%, 50%, und 61,8% beziehungsweise 100% (Abb. 6).

    Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Wenn Sie einen Bewegungsimpuls von 100,00 Euro auf 150,00 Euro gemessen haben, so ergibt sich als "Strecke" 50,00 Euro (150-100=50). Von diesen 50,00 Euro errechnen Sie nun die Fibonaccieretracements wie folgt:

    1) 50,00 * 23,6% = 11,80 Euro
    2) 50,00 * 38,2% = 19,10 Euro
    ...

    Demnach ergeben sich als mögliche Kursziele:

    1) 138,20 Euro (150-11,80=138,20)
    2) 130,90 Euro (150-19,10=130,90)
    ...

    Die Fibonacciretracements nehmen an Bedeutung zu, sobald sie mit weiteren Chartmarken zusammenfallen. Das können beispielsweise Widerstände oder Unterstützungen, Trendlinien und weitere aus der Charttechnik bekannte Marken sein.

    Sie sehen, es gibt eine Menge unterschiedlicher Arten der Kurszielbestimmung. Den Stein der Weisen hat noch keiner gefunden, ein wenig ausprobieren geht über studieren.

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    #32

    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Teil 10: Lexikon der Indikatoren

     
    16.01.03 09:26
    #33

    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Accumulation Distribution (ACD)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Accumulation Distribution Line (ADL) 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Alexanders Filter (ALF)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091AROON Oscillator (AROONOSC)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091AROON Up/Down-Indikator (AROON) 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Average Directional Movement Index (ADX)  
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Chaikin Oscillator (CHO)  
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Directional Movement Index (DMI)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Directional Movement Oscillator (DMO)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Displacement (DISP) 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091DSS: Double Smoothed Stochastics (Blau) 
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Dual Moving Average (DSMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Dynamic Momentum Index (DYMOI)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Ease of Movement (EOM)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Envelopes (ENV)  
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Exponential Moving Average (EMA)  
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091High/Low Oscillator (HLO)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Highest (HIGHEST)  
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Kairi (KRI)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Kairi (KRIMAMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Kairi Dual Moving Average (KRI-DMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Kairi Stockprice / MA (KRISMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Kaufman's Adaptve Moving Average (KAMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Keltner Channel (KCH)  
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Relative Momentum Index (RMI)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Relative Strength Index (RSI)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Relative Strength Ratio (RSR)  
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091RSL: Relative Strength (Levy) 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Scaled Series (SCALE)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Scatter (SCAT)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Simple Moving Average (SMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Spread Addition (SPA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Spread Difference (SPD) 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Spread Moving Average (SPDMA) 
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    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Standard Deviation (STDEV) 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Starc Bands (STB)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Stochastics (FSTOC (Stochastics Fast) / SSTOC (Stochastics Slow)) 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Summation 

    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Tom DeMark's Range Expansion Index (TD-REI)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Triangular Moving Average (TMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091TRIX 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091True Range (TRA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Ultimate Oscillator (UOS)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Variable Index Dynamic Average (VIDYA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091VOLA: Historical Volatility 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Volatility Index (VLX)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Volume (VOL)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Volume Accumulated 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Volume Price Trend (VPT)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Volume Ratio (VRAT)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Weighted Close (WTC)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Weighted Moving Average (WMA)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Williams % R (PCR)/ Percent R 
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Williams' Shadowlines (WSL)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091WMA Multiple (WMAM)  
    Grundlagenwissen Charttechnik 908091Zones (ZON)  

    Grundlagenwissen Charttechnik Optionimist
    Optionimist:

    @happy End

     
    16.01.03 10:08
    #34
    super Beitrag..da kann man wenigstens was lernen...ich geb dir hier einen Grünen

    **********************************GRÜN***************************­***************

    Gruß
    Opti
    Grundlagenwissen Charttechnik chrismitz
    chrismitz:

    Super Happy! Danke!

     
    16.01.03 10:42
    #35

    Jetzt können sich die anderen Charttechniker hier anschnallen...! ;-)

    Gruß
    Grundlagenwissen Charttechnik estrich
    estrich:

    @ Happy End

     
    16.01.03 10:51
    #36
    Das ist mit Abstand die beste zusammenfassende Information, die man im Netz für die Grundlagen der Charttechnik (und viel mehr muss man auch nicht wissen) finden kann, das hätte ich nicht annährend so gut hingekriegt. Ich weiß ja nicht, ob noch etwas in Arbeit ist, aber ich als Fibo Fan möchte noch auf folgendes hinweisen:

    http://www.ariva.de/board/75336/thread.m?a=

    Gruß Estrich
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    *rotwerd*

     
    16.01.03 21:43
    #37
    Hab vielen Dank - dann kann ich das Thema Fibonacci ja auf der To-Do-Liste schon einmal abhaken...

    ;-)

    Gruß    
    Happy End  
    Grundlagenwissen Charttechnik Karlchen_I
    Karlchen_I:

    Charttechnik ist was für....

     
    16.01.03 21:46
    #38
    Börsenbürokraten. Mich interessiert das fast gar nicht. Das Zeug wird manchmal nur dann relevant, wnn niemand so recht weiß, wie es weiter geht.
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Fibonacci-Rechner bei bullchart.de:

     
    16.01.03 21:47
    #39
    www.bullchart.de/rechner/index1.php  
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Exkurs 8: The trend is your friend

     
    21.01.03 11:43
    #40
    Die grosse Frage - Was ist ein Trend

    Nur eine Traderfloskel? Mitnichten! - Schließlich ist ein Trend das, was wir an der Börse unbedingt zum Geld verdienen brauchen (abgesehen von der Möglichkeit, mit geschriebenen Optionen auch von einem Seitwärtsmarkt profitieren zu können).

    Dem Trend und seinen gewinnbringenden Eigenschaften gilt es also in erster Linie auf die Spur zu kommen. Und dazu bietet uns die Technische Analyse die geeigneten Werkzeuge. Das Ziel ist klar definiert: Einen neuen Aufwärtstrend möglichst früh, aber dennoch methodisch sicher identifizieren, dann so lange wie möglich an dem Aufwärtstrend partizipieren und schließlich rechtzeitig wieder den Absprung finden. Mit der Technischen Analyse ist es gar nicht schwer, in diesen Disziplinen erfolgreich zu sein. Zumal "die Rally" die am leichtesten zu identifizierende Marktphase ist! (Später im Methodik-Kurs mehr dazu). Das hört sich einfach an und trotzdem lassen viele Marktteilnehmer die schönsten Rallys immer wieder aus.

    Warum? Die Gründe dafür sind, wie so oft, im mentalen oder tradingpsychologischen Bereich zu suchen. Selbst die stärksten Trends werden immer wieder von Seitwärtskonsoldierungen oder auch schärferen Korrekturen unterbrochen. Wechselt ein Markt nach einer starken Trendphase in eine Seitwärtskonsolidierung, dann wird dieser Trendwechsel meistens zu spät realisiert. Viele Marktteilnehmer denken aus Gewohnheit nur an eine kurze Pause. Viel zu früh setzen sie auf die Wiederaufnahme der Rally, und das bringt ein ums andere Mal eine Enttäuschung. Der Glaube an die Rally geht mit der Zeit verloren. Wenn die Zermürbung dann irgendwann ihren Höhepunkt erreicht hat, entsteht wieder eine neue Trendphase. Aber der Glaube an und der Bezug zur Rally sind ja inzwischen verlorengegangen. Die Folge? Viel zu frühes Aussteigen aus dem neuen Trend und damit das Auslassen der größten Chancen. Und das Ganze kennt natürlich noch eine Steigerung: Wenn es, wiederum aus Gewohnheit, gar nicht mehr anders geht, dann wird schließlich in Topnähe eingestiegen. Ja, das ist das klassische Verliererprofil! Aber das muss nicht sein. Wer sich nur mit den Grundbausteinen der Technischen Analyse befasst, wird sehr schnell in der Lage sein, gar nicht erst in die aufgezählten Schwierigkeiten zu geraten.

    Zunächst zwei Grundsätze:
    1.) Ist ein Trend erst einmal entstanden und definierbar, dann bleiben Sie ihm grundsätzlich treu bis zum Beweis des Gegenteils - oder: Ein Trend existiert so lange, bis er bricht! Das hört sich banal an. Aber wie wertvoll dieser Grundsatz ist, zeigt beispielsweise die DAX-Hausse von 11/97 bis 07/98. Wer dem Trend gefolgt ist, der ist bis ganz oben mitgefahren! Der Trend wurde zwischenzeitlich nie gebrochen. Die mentale Frage stellte sich nie, da sie von der methodischen abgelöst wurde. Auch bei dem DAX-Hausseschub riet ich zu konsequenter Trendtreue, was sich ausgezahlt hat.

    2.) Der stärkste Trend geht einmal zu Ende, und bei aller Trendtreue kommt es natürlich auch darauf an, den rechtzeitigen Absprung zu finden. Das heißt: Wenn es irgendwann tatsächlich zu dem Trendbruch kommt, dann lohnt eines nicht, das Prinzip Hoffnung! Dann ist schnelles und konsequentes Aussteigen gefragt, um nicht in einen Korrekturstrudel zu geraten, wie er derzeit statt findet. Die Botschaften der Technischen Analyse kommen meistens sehr früh, und die Trendbruch-Signale sind leicht zu erkennen. Oft reicht die Kenntnis des Regelwerks aber nicht aus, weil es an einer disziplinierten Umsetzung hapert. Auch das muss trainiert werden!

    Wie entsteht ein Trend?
    Bevor wir von so einem Gewinn bringenden Aufwärtstrend wie beim DAX <.GDAXI> Chart 1998 profitieren können, besteht die erste Aufgabe darin, den neu entstandenen Aufwärtstrend als solchen zu identifizieren und zu definieren. Wie das geht, sehen Sie an der schematischen Darstellung. Ein Trend wird definiert durch die Verbindung von ansteigenden Reaktionstiefs. Um einen Aufwärtstrend definieren zu können, benötigen wir also mindestens zwei Reaktionstiefs, wobei das zweite (3) höher liegt als das erste (1). Doch das genügt noch nicht ganz. Um wirklich von einem Aufwärtstrend sprechen zu können, muss nach dem zweiten Reaktionstief (3) erst noch das vorangegangene Hoch (2) überschritten werden. Erst dann steht das zweite Reaktionstief nämlich als solches fest. Meistens ist es auch dann noch früh genug, um in den neuen Trend einzusteigen. Vor allem handelt es sich ab diesem Punkt nicht mehr um irgendeinen Verdacht, sondern um erste methodische Fakten. Zudem kann man ab da den ansteigenden Longstop in Form des Aufwärtstrends klar definieren und die Risiken damit begrenzen. Das Überschreiten des letzen Hochs (2) reflektiert unter Timing-Aspekten das bestmögliche Chance/Risiko-Verhältnis.

    Das Prinzip ist also ganz einfach. In der Praxis gibt es natürlich Tücken, die ich auch stets ansprechen möchte, um ein realistisches Bild der Möglichkeiten aber auch der methodischen Bedingungen der Technischen Analyse zu skizzieren. Was zum Beispiel ist, wenn ein Trend schon kurz nach dem Überschreiten von Hoch 2 (Sie sind gerade eingestiegen) wieder umfällt und sehr schnell den Aufwärtstrend bricht? Keine Frage, das kommt vor, und es ist nicht einmal eine Seltenheit. Trend-Definition hin, Longstop-Definition her - es kostet Geld! Was tun? Einfach am besten erst einmal akzeptieren, dass nach der Trenddefinition zwar sehr oft tatsächlich eine Gewinn bringende Trendausbildung folgt, aber es eben kein Selbstläufer ist. Die Lösung kann nur eine kluge Methodik bringen.

    Der Trendbruch als Ein- und Ausstiegssignal

    Grundlagenwissen Charttechnik 913223
    Chart 1: DAX in 1998

    1. Das Kaufsignal
    Wohl das wichtigste Signal, das die Technische Analyse kennt, ist das Trendbruch-Signal. Hier lernen wir bereits das zweite sehr wichtige technische Werkzeug kennen, das für die Beurteilung eines Trendwechsels von entscheidender Bedeutung ist. Neben der Entstehung eines neuen Trends per Definition ist es natürlich auch notwendig, dass die vorherige Abwärts- oder Seitwärtsphase erkennbar und methodisch sicher beendet ist. Im Fall einer vorangegangenen Abwärtsphase liefert uns der Bruch des Abwärtstrends das entscheidende Signal. Sobald der Abwärtstrend gebrochen wird, verschieben sich die Vorteile schlagartig - weg von der Short-Seite, hin zur Long-Seite. Der Trendbruch liefert das eigentliche charttechnische "Kaufsignal". Können wir jetzt auch noch die Entstehung eines neuen Aufwärtstrends definieren, dann sprechen schon zwei Argumente für die nachhaltige Ausbildung des Aufwärtstrends. Ich muss es wieder sagen: Auch das reicht noch nicht aus, um von einer handelbaren methodischen Sicherheit zu sprechen. Ohne den Einsatz weiterer Werkzeuge sind bis dahin lediglich die Grundvoraussetzungen für einen Trendwechsel erfüllt.

    The trend is your friend. Antizipieren Sie nicht vorzeitig sein Ende. Es macht in der Regel keinen Sinn, den Tiefststand fischen zu wollen. Das klappt mal, geht aber auch sehr oft schief. Mit dieser Strategie wären Sie wahrscheinlich schon nach dem unten skizzierten Reaktionstief 4 wieder eingestiegen. Nein, das macht keinen Spaß! Deshalb ist es strategisch sinnvoller, den Trendbruch und das Kaufsignal abzuwarten, um dann prozyklisch einzusteigen. Sie erwischen die Kurse dann zwar nicht mehr ganz unten, dafür aber methodisch wesentlich sicherer und unter Timing-Aspekten oft nahezu optimal!

    Grundlagenwissen Charttechnik 913223
    Chart 2: Der Aufwärtstrend

    2. The trend is your friend
    Wechseln wir nun zu der rechten Grafik [Abbildung 4]. Der Aufwärtstrend entwickelt sich lange Zeit wunderbar. Es mag sein, dass es unterwegs immer wieder einmal verlockend erschien, aus der Hausse auszusteigen. Entweder aus Ungläubigkeit oder etwa aus Sorge um die bereits erzielte Performance. Methodisch hat es dagegen bis zum Hoch 8 nie einen Grund dazu gegeben! Und es ist keine Frage - der sture, methodische Trendfolgeansatz bringt die Performance, nicht der mental ängstliche. Im Zweifelsfall für den Trend! So lautet einer meiner Grundsätze. Welche methodischen Möglichkeiten die Technische Analyse hingegen für kurzfristigere Trader bietet, zwischenzeitlich tatsächlich einmal Gewinne zu realisieren, um nach einer temporären Korrektur wieder neu einzusteigen - darüber schreibe ich ein anderes Mal.

    Wenn Sie auf einen gut entwickelten Aufwärtstrend noch aufspringen wollen, stellt sich natürlich die Frage nach dem idealen Einstiegspunkt und dem Timing. Die idealen Einstiegspunkte innerhalb eines Aufwärtstrends bringen natürlich diverse Tests des Aufwärtstrends. Dort antizyklisch einzusteigen, bringt wiederum das beste Chance/Risiko-Verhältnis: Hält der Trend, besitzen Sie von dort aus wieder das größtmögliche Potenzial. Und wenn es schief geht, wenn der Trend also ausgerechnet diesmal bricht (wie bei der Korrektur nach Hoch 8), dann merken Sie es immerhin sehr schnell und können mit nur geringen Verlusten wieder aussteigen. Mental ist das oft gar nicht so leicht zu bewältigen, denn nach solchen temporären Korrekturen ist die Stimmung unter den Marktteilnehmern meistens schlecht. Aber diese methodisch unterlegte Einstiegs-Strategie ist ganz zweifellos wesentlich erfolgreicher, als vor lauter Euphorie und guter Stimmung erst am Ende einer Teilrally einzusteigen. Habe ich in Sachen Trendwende eben die Vorteile der prozyklischen Signale beschrieben, so liegt der Schlüssel für ein erfolgreiches Trading in einem bestehenden Trend in der antizyklischen Vorgehensweise.

    Grundlagenwissen Charttechnik 913223
    Chart 3: Bruch des Abwärtstrends

    3. Das Verkaufssignal
    Ein Trend existiert so lange, bis er bricht. Auch ein Grundsatz! Aber wenn er bricht, dann ist die Botschaft auch klar, schnell, unzweideutig und sehr oft nachhaltig! Wird ein Aufwärtstrend gebrochen, dann ist er erst einmal vorbei! Natürlich gibt es Einwände: Schließlich gibt es auch Fehlsignale. Das heißt, ein Trendbruch setzt sich nicht durch, und die Kurse kehren sehr schnell in den Aufwärtstrend zurück. Am Low ausgestopt - herzlichen Glückwunsch. Manchmal sehen wir im Anschluss an einen Trendbruch auch so kurze Konsolidierungsphasen in Zeit und Ausmaß, dass man später feststellen muss, dass sich ein Ausstieg gar nicht gelohnt, sondern lediglich zu einem teureren Wiedereinstieg geführt hat. Jeder Technische Analyst hat solche Situationen schon erlebt. Und dennoch überwiegen beim Bruch eines Aufwärtstrends fast immer die Gefahren. Die Chance für eine Abwärtskorrektur ist zum Zeitpunkt des Trendbruchs am größten. Erst wenn das Verkaufssignal nicht entsprechend umgesetzt wird, ergeben sich frühestens Indizien, dass es so schlimm nicht kommen wird.

    Wir werden später Mittel kennen lernen, wie wir Trendbruch-Fehlsignale herausfiltern können oder wie wir zielsicher einen wahrscheinlichen Konsolidierungsablauf prognostizieren können - das ist nicht das Problem! Zunächst rate ich aber dringend dazu, die Botschaft eines Verkaufssignals nach einem Trendbruch sehr ernst zu nehmen. Sicherlich, Sie können nicht mehr bei Höchstkursen aussteigen, was oft blockiert. Aber auf das Prinzip Hoffnung, also auf abermalige Höchstkurse nach dem Trendbruch zu setzen, ist einfach zu oft zu verlustreich. Wie schnell und heftig Anschlusskorrekturen mitunter ablaufen können, zeigt die Herbstkorrektur 1998 im DAX-Chart. Was hilft es da, dass man später unten realisiert, auf welch hohem Niveau man nach dem Verkaufssignal doch noch immer hätte verkaufen können. Nein, unten sollte die Psyche unbedingt wieder unbelastet und frei für die Konzentration auf den Wiedereinstieg sein.

    Grundlagenwissen Charttechnik 913223
    Chart 4: Bruch des Aufwärtstrends

    4. Die Signifikanz
    Also, meine Botschaft ist eindeutig: Nehmen Sie Kauf- und Verkaufssignale grundsätzlich unbedingt ernst! Schlimmstenfalls steigen Sie eben doch einmal zu früh aus. Aber an Gewinnmitnahmen ist schließlich noch niemand gestorben. Es ist ein Unterschied, ob Sie mit einem methodischen Motiv zu früh aussteigen oder ohne. Ersteres kommt ganz einfach viel seltener vor. Sehr wertvolle Hinweise für die Nachhaltigkeit und die Folgenschwere eines Trendbruchs liefert häufig die Signifikanz eines Trends. Ein Trend ist um so signifikanter, je mehr Berührungspunkte er aufweist. Wird ein Trend mit fünf oder sechs Berührungspunkten gebrochen, dann hat das eine größere Bedeutung, als wenn ein Trend mit nur zwei Berührungspunkten gebrochen wird. Die Gründe sind psychologisch nachvollziehbar: Je signifikanter ein Trend ausfällt, desto mehr Marktteilnehmer nehmen den Trendbruch wahr, desto mehr erkennen gleichzeitig die Gefahren und reagieren entsprechend - und eine erste scharfe Abgabewelle entsteht.

    Quelle: Technical Investor Nr. 1, Juni 2000, S. 20  
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Exkurs 9: Chartanalyse ist keine Kunst

     
    24.01.03 18:12
    #41
    Charts: Wer sie lesen kann, ist an der Börse erfolgreicher


    Die Chartanalyse ist immer noch vielen Anlegern fremd. Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse einer Aktie oder eines Index ist der Umgang mit Charts eine scheinbar abstrakte Wissenschaft. Dabei ist diese Analysetechnik im Grunde ganz simpel.

    Die Mentalität des Anlegers bevorzugt grundsätzlich die Fundamentalanalyse, die durch Ermittlung eines "inneren Wertes" zu einem Anlageurteil kommt. Durch diese Meinung eines Analysten oder Investors entsteht eine "logische" Empfehlung: Der untersuchte Wert wird dabei als "zu teuer", "zu billig" oder "fair" bewertet.

    Dass diese Betrachtungsweise auch großen Schwächen hat, lässt sich immer wieder an den unterschiedlichen Empfehlungen der Experten ablesen. In der Praxis muss die Fundamentalanalyse so viele Annahmen treffen, dass der Ausgang des Analyseprozesses in vielen Fällen nur von eben diesen Annahmen abhängt. Wichtige Fakten, wie der Investitionsgrad von Anlegern, bleiben dabei unberücksichtigt.

    Chartanalyse untersucht die Marktteilnehmer
    Die Chartanalyse verfolgt einen ganz anderen Ansatz, indem sie die Reaktionen der Marktteilnehmer untersucht und daraus Rückschlüsse auf mögliche Kursentwicklungen zieht. Hierbei bedient sie sich des einzig verfügbaren objektiven Faktors, den es gibt: den Börsenkurs.


    Im aktuellen Kurs trifft die gemeinsame Motivation aller Marktteilnehmer aufeinander: Gewinnmaximierung bzw. Verlustminimierung. Aus welchem persönlichen Grund die Entscheidung für einen Kauf oder Verkauf getroffen wurde bleibt unberücksichtigt. Der einfache Grundgedanke ist vielmehr: Wenn ein Wertpapier zu billig ist, kauft die Mehrheit der Marktteilnehmer, und der Kurs wird steigen. Fällt der Kurs, war der Kurs offenbar zu hoch. Warum also nicht das Hauptaugenmerk direkt auf die Kursschwankung legen? Schließlich zählt am Ende doch immer nur, ob ein Gewinn oder Verlust erwirtschaftet wurde.

    In dieser Betrachtungsweise liegt der eigentliche Unterschied zwischen Fundamental- und Chartanalyse. Während die Charttechnik Marktschwankungen untersucht und sich einer geänderten Situation entsprechend anpasst, ist die Fundamentalanalyse eher an Faktoren ausgerichtet, die sich nur recht langsam verändern.

    Was ist ein Trend?
    Die Chartanalyse leitet ihre Analysen aus einem ganz simplen Umstand ab: dem Trend. Sie filtert im Rahmen des Anlagehorizonts Wertpapiere heraus, die klare Kursmuster wie z.B. den "klassischen Aufwärtstrend" (siehe Grafik 1) aufweisen. Diese Muster finden Sie sowohl im Langfristchart wie auch bei Intraday-Analysen. Interpretiert bedeutet diese Formation, dass es deutlich mehr Käufer als Verkäufer am Markt gibt. Die Kaufinteressenten überbieten sich gegenseitig mit ihren Limits, um zum Zug zu kommen, während die Verkäufer nur bei tendenziell höheren Kursen bereit sind, ihre Stücke abzugeben.

    Das Gegenstück hierzu ist der Abwärtstrend (Grafik 1b), bei dem das letzte Kurshoch und das letzte Kurstief unter dem jeweils vorletzten liegen und die Verkäufer Schwierigkeiten haben, entsprechende Abnehmer für ihre Stücke zu bekommen. Deshalb müssen sie Zugeständnisse beim Kurs machen und billiger verkaufen.

    Kein Trend hält ewig
    Wie erkennen Sie nun, dass sich ein Trend möglicherweise umkehrt? Grundsätzlich gilt es unbedingt festzuhalten, dass Trends, gleichgültig ob Aufwärts- oder Abwärtstrends, sehr hartnäckig sein können. Und die Gefahr, allzu voreilig einen Trendbruch zu sehen, obwohl sich der Trend sich dann doch fortsetzt, ist sehr groß. Doch auch hier gibt es ein grundlegendes Muster, das Sie beachten sollten (Grafik 2). An diesem Beispiel erkennen Sie, dass sich die Reihe ansteigender Hochpunkte plötzlich nicht mehr fortsetzt. Vielmehr fand ein Stimmungswechsel unter den Marktteilnehmern statt. Nachdem bisher die Käufer die Kursentwicklung bestimmten, sind es nun die Verkäufer, die durch ihre Aufträge das Geschehen dominieren. Damit gilt die Trendwende als vollendet, und man sollte sich nach diesem Beispiel künftig eher auf fallende Kurse denn auf steigende einstellen.

    Statt Chance nun Risiko
    Während in der Aufwärtsphase ein potenzieller Verkäufer, der sich an den bisherigen Hochpunkten orientierte, stets zu früh verkaufte und einen Teil der Kursrally verpasste, besteht nun für ihn die Gefahr, dass er jetzt mit seinem Verkauf gar nicht mehr zur Ausführung kommt. Das Kursrisiko ist plötzlich merklich größer als in einer Aufwärtsbewegung, gleichzeitig wurde die Chance deutlich reduziert. In einer Aktie, bei der es bisher nicht so wichtig war, rechtzeitig zu verkaufen, weil stets neue Hochpunkte erreicht wurden, ist es nunmehr umgekehrt. Statt "zwei Schritte voran und einen zurück" heißt es nun "nur noch einen Schritt voran, aber dafür zwei zurück" (Grafik 3).

    Auch der Umsatz ist wichtig
    Eine nützliche Zusatzinformation über den aktuellen Trend liefert der Börsenumsatz. In einem sauberen Trend, gleichgültig ob Auf- oder Abwärtstrend, steigen die Umsatzzahlen bei Bewegungen in Richtung des Haupttrends an. Dies ist ein Beleg für die Ausrichtung der Mehrzahl der Marktteilnehmer. Die Korrekturphasen, während denen kurzfristig eine andere Richtung eingeschlagen wird, sind dann auch von geringeren Umsätzen gekennzeichnet. Die Kräfte, die in solch einer Phase die Markttendenz bestimmen, sind deshalb auch schnell erschöpft.

    Anzeichen für eine Trendwende
    Wenn die Umsätze in Richtung des bisherigen Trends nachlassen, ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Sollten auch noch in Richtung der bisherigen Korrekturbewegungen die Umsätze zunehmen und der Kurs erste größere Ausschläge vollzieht, muss man sich ernsthaft mit dem Gedanken eines Trendwechsels befassen.

    Eine andere Kombination von Trend und Umsatz sind Akkumulations- und Distributionsmuster. Hierbei sind an charttechnischen Extrempunkten bei geringen Kursschwankungen große Umsätze zu beobachten. Hier treten nun z.B. Käufer auf, die in einem bestehenden Abwärtstrend derart große Kauforders erteilen, dass trotz übergroßer Verkaufsaufträge der Kursverfall gestoppt wird (Akkumulationsmuster). Die Papiere wechseln von den "schwachen Händen" in die "starken Hände".

    Das Distributionsmuster findet man entsprechend in einem Aufwärtstrend. Auch hier wechselt langsam die Marktführerschaft, denn nun sind die Verkäufer erstmalig bereit, größere Bestände abzubauen und die aufgelaufenen Gewinne zu realisieren.

    Achtung Praxisfalle!
    Leider bieten nicht alle Informationsquellen exakte Umsatzangaben an. Auch treten immer wieder verfälschende Einflüsse wie z.B. Feiertage oder Terminbörsen-Verfalltermine auf. Trotzdem lassen sich aus den Marktkommentaren und allgemeinen Statistiken Rückschlüsse auf das Umsatzverhalten ziehen. Letztendlich geht es hier nicht um eine Aussage, die aus den Umsätzen eines einzelnen Tages die Tendenz der nächsten Wochen bestimmt.

    Fünf Tipps zu Trends

    1. Gehen Sie mit dem Haupttrend. Antizyklisches Handeln hat eine hohe Fehlerquote und bindet nur unnötig Liquidität.
    2. Wenn Sie trotzdem einmal gegen den Trend handeln, machen Sie sich bewusst, dass Sie gegen den Markt arbeiten. Je länger Ihre Idee benötigt, um in den Gewinn zu laufen, desto riskanter ist sie.
    3. Handeln Sie nur klare Trends. Wenn Sie sich über den Trend im Unklaren sind, sollten Sie nicht einsteigen bzw. den Ausstieg erwägen.
    4. Achten Sie auf auffällige Trendwendemuster. Für potenzielle Käufer wird es zum Beispiel dann interessant, wenn im Chart der letzte Tiefpunkt in einem Abwärtstrend erstmalig eine mögliche Trendwende signalisiert.
    5. Trends sind hartnäckig. Im Zweifel gilt die alte Regel: immer für den Angeklagten. Klingt zwar relativ einfach, aber aus "Angst" wird meist zu schnell ein Ende des vorherrschenden Trends angenommen.

    Grundlagenwissen Charttechnik 918026

    Abb. 1: Aufwärtstrend: Letzte Kurshochs und -tiefs liegen über dem jeweils vorletzten


    Grundlagenwissen Charttechnik 918026

    Abb. 2: Aufwärtstrend: Letzte Kurshochs und -tiefs liegen unter dem jeweils vorletzten


    Grundlagenwissen Charttechnik 918026

    Abb. 3: Trendwende: Bisher im Aufwärtstrend mit ansteigenden Hochs und Tiefs beginnen sich fallende Extrempunkte herausbilden


    Quelle: Technical Investor Nr. 3, Okt. 2000, S. 26

    Grundlagenwissen Charttechnik nemesis
    nemesis:

    Hey Happy!

     
    24.01.03 18:14
    #42
    Wo ist das Grundlagenwissen für Optionscheine????
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    estrichs Link erspart mir die Zusammenstellung:

     
    24.01.03 18:38
    #43
    www.topwarrants.de/infos-start.shtml    

    ;-))
    Grundlagenwissen Charttechnik cascais
    cascais:

    @happy

     
    13.04.03 12:55
    #44
    Hey, habe gerade erst Deinen  Link zu diesem Posting entdeckt.

    Alle Achtung seeehhhr informativ und interessant!!
    Und soviel input das mir der Kopf qualmt.
    Jetzt gehts nur noch drum heraus zu finden, welche Indikatoren und Charttechnik am zuverlässigsten sind.

    Sind eure Ariva Treffen eigentlich nur für eine eingeschworene Gemeinschaft?

    Seid ihr wirklich alle so häßlich wie auf den hier geposteten Bildern ;-)))))

    Gruß C
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    @cascais

     
    13.04.03 13:39
    #45
    Die ARIVA-Treffen sind immer für alle offen - mit anderen Worten: ob wir wirklich so hässlich sind, wie auf den hier geposteten Bildern, musst Du schon selbst rausfinden ;-)

    Gruß
    Happy
    Grundlagenwissen Charttechnik ulrich14
    ulrich14:

    @Happy End

     
    13.04.03 14:33
    #46
    ..für diese Super-Darstellung und Super-Zusammenstellung hast du bei mir ein oder zwei ausführliche Chartanalysen deiner Wahl frei...

    ..und ansonsten grüße ich dich aus dem sonnigen VfB-Fußballhimmel...in deinem fast soooo sonnigen 1.FCK-Himmel.
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    *rotwerd*

     
    30.05.03 08:42
    #47
    Herzlichen Dank für das Angebot :-)

    ...und jetzt, da der VfB in CL gestürmt ist, sind´s doch sicherlich zwei, oder? ;-))

    Grundlagenwissen Charttechnik AlanG.
    AlanG.:

    boah ey

     
    24.07.03 20:57
    #48

    das war jrtze echt Arbeit
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    up für vince

     
    13.08.03 10:59
    #49
    Grundlagenwissen Charttechnik MadChart
    MadChart:

    Pass bloß auf, Happy End

     
    13.08.03 11:11
    #50

    Alle Logos, Marken, Bilder u. Inhalte auf dieser Seite sind geschütztes Eigentum von BullChart bzw. der betreffenden Inhaber.
    Verwendung,Weiterverbreitung,Kopieren,Einframen von Texten,Bildern,Inhalten nur nach vorheriger Genehmigung.
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    dass Dir nicht irgendwann doch mal einer wegen Deiner Copy & Paste - Orgien ans Bein pinkelt....

     

    Viele Grüße

    MadChart

     

     

     

    Grundlagenwissen Charttechnik TomSlotty
    TomSlotty:

    Interessanter Thread!

     
    11.01.04 12:56
    #51
    Sollte sich der eine oder andere mal zu Herzen nehmen.
    Denn: Wir sind in einer BÄRENMARKTrally...

    Viele Grüße!
    Tom
    Grundlagenwissen Charttechnik matz2
    matz2:

    @happy

     
    11.01.04 14:30
    #52
    wirklich hervorragende einführung in charttechnik. Hab ich leider erst jetzt entdeckt.
    Die links zu "www.momentum-trades.de/Charttechnik/" sind leider nicht mehr aktuell sodass die mehrzahl der beispielcharts nicht mehr dargestellt wird. Hat sich die url nur geändert oder gibts die seite überhaupt nicht mehr ?
    Gruß
    Matz2
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Charttechnik-Test

     
    13.05.05 11:52
    #53
    www.tradewire.de/charttest/chartt1.php3  
     
    Grundlagenwissen Charttechnik EinsamerSamariter
    EinsamerSam.:

    mmhh...

     
    13.05.05 12:30
    #54
    Gott, was hab ich in diesem Test versagt...

    Börse ist ja soooo berechenbar!

    *ggg*

    ...be invested
      
    Der Einsame Samariter

    Grundlagenwissen Charttechnik 1937951
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Das war zu erwarten

     
    13.05.05 12:55
    #55
    Grundlagenwissen Charttechnik EinsamerSamariter
    EinsamerSam.:

    Schnauze :-) o. T.

     
    13.05.05 13:09
    #56
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    OK o. T.

     
    13.05.05 15:46
    #57
    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Charttechnik: Die 10 wichtigsten Tricks

     
    13.05.05 18:51
    #58

    Auch wenn eine Marktsituation auf den ersten Blick einleuchtend erscheint, werden trotz der chancenreichen Tradingmöglichkeit immer wieder die gleichen Fehler begangen. Stellen Sie sich die folgenden 10 Fragen vor jedem Trade, so steht Ihrem Börsenerfolg nichts mehr im Weg.

     

    Nr. 1: Kann ich einen sinnvollen Stop-Loss setzen?
    Nr. 2: Ist das Kurspotential größer als die Verlustbegrenzung?
    Nr. 3: Reisst die Aktie öfter Gaps?
    Nr. 4: Wie volatil war der Kursverlauf in der Vergangenheit?
    Nr. 5: Lässt sich ein sinnvolles Kursziel ermitteln?
    Nr. 6: In welchem Zeitraum wird mein Kursziel erreicht?
    Nr. 7: Ist es sinnvoll einen Trailing-Stop mitzuführen?
    Nr. 8: Aus welchem Grund habe ich die Position eröffnet?
    Nr. 9: Habe ich verpasste Trades abgehakt?
    Nr. 10: Passt mein Tradingkonzept zu meinem Anlageverhalten?

    Quelle: http://www.tradewire.de/tus/tus521.php3

    Grundlagenwissen Charttechnik Happy End
    Happy End:

    Schade, dass nicht mehr alle Grafiken funzen

     
    21.12.05 10:41
    #59
    Grundlagenwissen Charttechnik dreamer
    dreamer:

    Kann man das nicht "reparieren", Happy? o. T.

     
    21.12.05 14:50
    #60
    Grundlagenwissen Charttechnik BullChart

    Content

     
    #61
    Die kann man schon "reparieren".
    Wahrscheinlich haben sich die Grafik-Links geändert, weil zB die Grafiken überarbeitet worden sind. Wie zB in meinem Fall.

    Ich bin Webmaster von www.bullchart.de wo ja in einem großen Stil der
    Content "geklaut" worden ist. (die komplette Seite 1 dieses Threads
    besteht ja nur aus meinen Beschreibungen und Charts).

    Ich habe nichts dagegen, wenn hier oder da mal eine Beschreibung genommen
    wird -unter Hinweis von welcher Seite sie stammt-, aber das hier geht
    doch bei weitem über das erträgliche Maß hinaus.

    Ich bin inzwischen mit einem Verantwortlichen von Ariva in Kontakt, der
    die entsprechende Inhalte rausnehmen wird.

    Ich bitte um Verständniss.


    ps: oft wurde hier erwähnt, dass der Poster sehr viel Arbeit reingesteckt hat
    und dadurch viel Lob und Anerkennung bekommt.
    Denkt aber bitte auch an die Leute, die das Ganze gewissenhaft erstellt und erarbeitet haben, da steckt wesentlich mehr Arbeit dahinter.
    Die würden sich auch mal über Feedback freuen, dass sie das ganz gut gemacht haben.
    Dahinter stecken nämlich auch ganz normale Leute.....

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