Grundlagenwissen Charttechnik


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Grundlagenwissen Charttechnik

6
10.01.03 19:19

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Exkurs 1: Kagi

 
10.01.03 19:24

Grundlagen / Regeln

 

Kagi-Charts sollen um 1870 mit Beginn der japanischen Aktienbörse “erfunden” worden sein. Es werden zwei Arten von Linien unterschieden: die dickere (blaue) Yang-Linie und die dünnere (rote) Yin-Linie. Die Erklärung der beiden Linienarten erfolgt weiter unten. Bei Kagi-Charts bestimmt das Marktgeschehen nicht nur die Richtung der Linienbildung sondern auch die Stärke (Dicke) der jeweiligen Linie.Bei Kagi-Charts wird, ähnlich den Renko oder Three-Line-Break-Charts ein Wert festgelegt, wann eine neue Linie gezeichnet wird. Erst wenn der Basiswert dieses (prozentualen oder tatsächlichen) Wert erreicht oder übersteigt wird eine neue Linie gezogen.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903172

 

 

 

 

 

Erreicht der Basiswert bspw. eine Steigerung um 3% (als festgelegten “Steigerungswert”), so wird eine dicke Yang-Linie vom Basiskurs zum aktuellen Kurs gezeichnet. Fällt der Wert dagegen um den festgelegten Wert, so wird eine dünne Yin-Linie gezeichnet.

 

 

 

 

 

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Bewegt sich der Markt in die gleiche Richtung fort, so wird die bestehende Linie einfach um den neuen Schlusskurs ergänzt und fortgeführt. Eine neue Linie wird erst bei einer Umkehr der Kurse gezeichnet (von steigenden auf fallende Kurse und umgekehrt), sofern der Basiswert um den entsprechend festgelegten .Wert fällt oder steigt.

 

 

 

 

 

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Erfährt der Markt eine Umkehr (von fallenden auf steigende Kurse oder umgekehrt), die den Umkehrwert erreicht oder übersteigt (bspw. die angenommenen drei Prozent), so wird eine neue Linie in der nächsten Spalte gezeichnet. Die beiden parallel stehenden Linien werden nun mit einer horizontalen Linie, der sogenannten Flexionslinie, verbunden. Erfolgt eine untere Umkehr (von fallenden auf steigende Kurse), so werden die unteren Enden der Linien miteinander verbunden und umgekehrt.

 

 

 

 

 

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Wird nach einer Umkehr die Richtung beibehalten, so wird die aktuelle Linie verlängert.

 

 

 

 

 

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Fallen dagegen die Kurse erneut um das festgesetzte Minimum (bspw. die drei Prozent), so wird eine dritte, abwärtsgerichtete Kagi-Linie gezeichnet. Die Flexionslinie wird nun am oberen Ende eingezeichnet. Sollte der Kursrückgang das erforderliche Minimum (in diesem Beispiel die drei Prozent) unterschreiten, so wird der Kursverlauf ignoriert und es wird keine neue Linie gezeichnet bis die Voraussetzung erfüllt ist.

 

 

 

 

 

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Nun kommt die Bedeutung der Yang- und Yin-Linien ins Spiel. Durchbrechen die Kurse bspw. im fallenden Zustand ein früheres Tief, so wandelt sich die bisher dicke Yang-Linie (blau)  ab dem Zeitpunkt des Durchbruches in eine dünne Yin-Linie (rot). Neue Hochs und Tiefs werden somit optisch einfach erkennbar.Wird hingegen ein Hochpunkt überwunden, so wird aus der dünnen Yin-Linie eine dicke Yang-Linie. Diese Linie bleibt solange bestehen bis ein neues Tief erreicht wird (siehe Beispielchart 1 zur Verdeutlichung).

 

 

 

 

 

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Ähnlich wie bei den Candlestick-Charts lässt sich auch bei Kagi-Charts die vorherrschende Meinung an Hand der Länge der Linien bestimmen. Sind Yin und Yang ausgeglichen , so befindet sich der Markt im Gleichgewicht (der Doji bei den Candlesticks ist vergleichbar). Hat die Yin-Linie den grösseren Anteil an der Kagi-Linie, so sind die Bären überlegen. Überwiegt die Yang-Linie, so sind die Bullen in der Überzahl.

 

 

 

 

 

Handelstechniken von Kagi-Charts:

Die simpelste Methode Kagi-Charts zu handeln besteht darin, eine Position zu kaufen wenn sich die dünne Yin-Linie in eine dicke Yang-Linie verkehrt und umgekehrt. Herrscht ein tendenzloser Markt vor, so ist die Gefahr allerdings gross konfuse Fehlsignale zu erhalten In einer solchen Marktphase lässt sich mit der Justierung des Umkehrwertes (verfeinern oder gröber einstellen, je nach Volatilität des Marktes) Abhilfe schaffen.

 

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Figuren / Handelssignale

 

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Schultern und Taillen:

Als Schulter bezeichnet man bei Kagi-Charts frühere Zwischenhochs. Eine ansteigende Serie von Schultern verrät dem Trader viel über den Zustand des Marktes (ähnlich der higher Highs bei den Candlestick-Charts). Zwischentiefs werden als Taille bezeichnet. In dem vorliegenden Beispiel sind die Bullen in der Lage den Kurs stufenförmig ansteigen zu lassen. Die Schultern, als auch die Taillen liegen jeweils oberhalb der vorangegangenen Schultern und Taillen.

 

 

 

 

 

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Mehrschichtige Durchbrüche:

Diese Situation ist für konservativere Anleger interessant. Ein “mehrschichtiger Durchbruch” ist eine Art “Bestätigung” bei einer Umkehr. Hier wird nicht beim ersten Kauf-/Verkaufsignal gehandelt, sondern es wird abgewartet ob der Chart das nächste Hoch / Tief ebenfalls über-/unterschreitet.Mit dem unterschreiten der Taille T2 ist ein Verkaufsignal entstanden. Der spekulative Anleger verkauft seine Long-Position bzw. geht short. Der konservative Anleger wartet ab ob der Chart das nächste Tief in Form der Taille T1 ebenfalls unterschreitet. Erst dort handelt er.  Dieses Beispiel ist ein zweischichtiger Durchbruch.

 

 

 

 

 

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beim dreischichtigen Durchbruch wird eine weitere Bestätigung abgewartet. Hier müssen drei Tiefs unterschritten werden bevor eine Handlung erfolgt. Je mehr Durchbrüche abgewartet werden, desto geringer wird das Risiko falsch zu liegen. Diese Handlungsweise geht allerdings zu Lasten des Gewinns, da der Einstieg sehr spät erfolgt.

 

 

 

 

 

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Im Falle einer Kurskorrektur können Kagi-Linien sehr hilfreich sein. Es wird eine Mittellinie einer Kagi-Linie ermittelt (in diesem Fall die Mittellinie der letzten Kagi-Linie vor der Korrektur (rote Yin-Linie). Wenn eine Korrektur vor der Mittellinie endet und der Markt dort dreht gibt dies Anzeichen für die noch vorhandene Stärke der Bullen. Wird die Mittellinie durchbrochen, so ist davon auszugehen dass die Korrektur fortgesetzt wird.

 

 

 

 

 

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Doppelfenster:

Doppelfenster stellen mögliche (!) Umkehrsignale am Top oder Bottom eines Marktes dar. Das linke Bild zeigt eine solche Situation:

In einer intakten Abwärtsbewegung wird eine Schulter (S1) gebildet. Diese befindet sich unterhalb des früheren Zwischentiefs T1. Die nachfolgende Taille T2 muss ebenfalls oberhalb der Schulter S1 liegen. Man nennt diese Formation Doppelfenster, da beide Taillen über der sie trennenden Schulter liegen.

 

 

 

 

 

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Eine andere Form besteht dann, wenn die beiden Taillen durch mehrere Schultern getrennt werden, wie in der Abbildung links zu sehen ist. Auch diese Konstellation bezeichnet man als Doppelfenster.

 

 

 

 

 

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Am Top eines Marktes könnte eine solche Konstellation wie links dargestellt aussehen. Die beiden Schultern werden hier durch mehrere Taillen getrennt.

 

 

 

 

 

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Die drei Buddhas:

Diese Formation ist mit der S-K-S-Formation der Candlestick-Charts vergleichbar. Sie ist geprägt durch drei Schultern, wobei die mittlere Schulter ein Hoch markiert. Ein Verkaufsignal entsteht sobald der Markt die rechte Schulter unterschreitet. Die abgebildete Formation nennt man die aufrechten Buddhas.

 

 

 

 

 

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An Hand der Mittellinie lässt sich abschätzen, wie stark die Bullen / Bären in dieser Konstellation tatsächlich sind. In diesem Fall hat der rechte Buddha die Mittellinie des mittleren nicht erreicht. Ein bearishes Warnsignal.

 

 

 

 

 

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Diese Figur zeigt eine umgekehrte Drei Buddha Formation. Hierbei erreicht der rechte Buddha ebenfalls nicht die Mittellinie des mittleren, was aber in diesem Fall ein bullishes Signal ist.

 

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Beispielcharts

 

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Der Chart zeigt einige der oben besprochenen Situationen In der Mitte des Charts deutet sich eine Abwärtsbewegung bereits an. Die Schultern sind zwar ansteigend (höher als die vorhergehende), allerdings fällt die Taille der zweiten Schulter unter die erste. Dies ist ein erstes Warnsignal. Der Markt kann sich daraufhin noch einmal fangen und bildet eine weitere leicht höhrere Schulter. Im Anschluss wird die Mittellinie der Kagi-Linie unterschritten, was als weiteres Warnsignal dienen sollte.Unmittelbar danach erfolgt das Verkaufsignal, indem das Tief unterschritten wird. Das Signal wird durch einen zweischichtigen Durchbruch bestätigt.  Es folgt ein, bis zum Ende bestehender abwärtstrend, der durch ein Fehlsignal unterbrochen ist. In dieser situation wäre es zu einem Fehltrade gekommen, der allerdings kurze Zeit später korrigiert wurde.

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Exkurs 2: Renko

 
10.01.03 19:27

Grundlagen / Regeln

 

Renko-Charts bestehen ebenso wie die Three-Line-Break-Charts aus weissen und schwarzen (roten) Säulen, die jeweils in eine eigene Spalte eingetragen werden. Die Säulen werden bei diesen Charts “Ziegel” genannt. Ein neuer Ziegel wird immer dann eingetragen, wenn der Kurs um einen bestimmten, vorher festegelegten Betrag über den Schlusskurs des Vortages hinausgeht. Die Ziegel haben bei den Renko-Charts immer dieselbe einheitliche Grösse. Weisse Ziegel symbolisieren steigende Kurse, rote Ziegel stehen für fallende Kurse. Sämtliche Ziegel werden auf Schlusskurs-Basis eingetragen.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903175

Das folgende Beispiel soll die Vorgehensweise plausibel machen:

Aktie XYZ befindet sich aktuell bei 20$. Wir legen den Betrag für die Zeichnung eines Ziegels im  Renko-Chart bei 2 $ fest. Der Wert steigt nun auf 23,50$. Im Renko-Chart wird nun ein weisser Ziegel eingetragen. Dieser steht für den Anstieg auf 22$. Die restlichen 1,5$ des Anstiegs werden nicht berücksichtigt, da die Spanne von jeweils 2$ pro Ziegel nicht erreicht wurde.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903175

Steigt der Wert dagegen auf mind. 24$, so wird ein weiterer weisser Ziegel in den Chart eingetragen. Jeder Ziegel symbolisiert nun einen Anstieg um 2$. Ergo werden bei einem Anstieg von 20 auf 24$ zwei weisse Ziegel gezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle in welchem Zeitraum der Anstieg erfolgt. Renko-Charts berücksichtigen somit keine zeitlichen Aspekte!

 

 

 

 

 

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Die aktuelle Kursspanne liegt bei 20-22 $. Ein weisser Ziegel entsteht sobald der Kurs bei mind. 24$ liegt, ein roter (fallender) Ziegel wird eingezeichnet, sobald der Kurs bis mind. 18$ fällt. Alle Kursstellungen die zwischen den genannten Marken liegen haben auf den Renko-Chart keinerlei Auswirkungen. Kleinere Seitwärtsbewegungen sind somit nicht erkennbar. Der vorherrschende “Trend” bleibt optisch erhalten. Fehlsignale können natürlich auch hier entstehen. Sie treten immer dann auf wenn die Kursschwankungen den festgelegten Betrag überschreiten und somit neue Ziegel gezeichnet werden (siehe Beispielchart 1). Abhilfe kann man hier schaffen indem man den “Betrag” für einen neuen Ziegel an die vorherrschende Volatilität des Basiswertes anpasst. Damit werden grössere Fehlsignale effektiv verhindert/eingeschränkt.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903175

Bewegt sich ein Wert klar in eine Richtung, so wird ein “Trend” erkennbar. In dem vorliegenden Beispiel fällt der Wert von 22$ auf 16$. Die Folge sind drei rote Ziegel in Folge. Ein solcher Vorgang beinhaltet wichtige Informationen. Z.B. erkenne ich dass es dem Wert in der dargestellten Zeit nicht gelungen ist über 24$ zu steigen (die Folge wäre ein weisser Ziegel gewesen). Letztlich hat der Wert seine Handelsspannen jeweils nach unten erweitert (sonst wären keine neuen roten Ziegel gezeichnet worden). Mögliche Seitwärtsbewegungen oder Fehlausbrüche (-Versuche) werden nicht dargestellt so dass der Blick für den “übergeordneten” Trend frei ist.

 

 

 

 

 

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Dieses Bild zeigt eine (mögliche) Umkehr. Der Wert fiel zunächst von 22$ auf 18$. Die aktuelle Handelsspanne lag dann bei 18-20$. Ein weiterer roter Ziegel hätte sich bei Erreichen der 16$-Marke ergeben. Ein weisser Ziegel (wie in diesem Fall geschehen) erfordert einen Anstieg bis auf mind. 22$. Fällt der Wert nun erneut ab, so ist die Wahrscheinlichkeit einer Seitwärtsbewegung sehr hoch (siehe Beispielchart 1).Ein weiterer weisser Ziegel hingegen bestätigt eine Trendumkehr.

 

 

 

Der Handel / das Trading nach Renko-Charts erfolgt entsprechend simpel:

Ein Kaufsignal wird dann generiert, wenn eine Umkehr erfolgt (ein roter Ziegel im Aufwärtstrend bzw. ein weisser Ziegel im Abwärtstrend). Wer konservativer handeln möchte, bzw. den längerfristigen Trend nutzt, wartet die jeweilige Bestätigung in Form eines weiteren Ziegels der gleichen Farbe ab. Etwas Fingerspitzengefühl benötigt man in der Festlegung der Spanne (des Betrages) eines Ziegels. Hier werden die Ergebnisse in Form der Darstellung durch den Betrachter erheblich beeinflusst Renko-Charts eigenen sich hervorragend als Ergänzung zu “klassischen” Chartdarstellungen wie den Candlesticks oder den Barcharts.

 

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Beispielcharts

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903175

 

 

 

 

 

Erläuterungen zu diesem Chart:

zunächst befindet sich der Wert in einem deutlichen Abwärtstrend. In der Folge entsteht eine Trendumkehr,die durch drei weisse Ziegel dargestellt ist. In der Folge kommt es zu kürzeren Bewegungen die aus drei bis vier Ziegeln bestehen, wobei hier die markierten “Hochs” jeweils über dem vorangegangenen liegen. Es folgt eine Trendumkehr und ein langanhaltender Abwärtstrend.  Bis dahin lässt sich der Wert in der angegebenen Einstellung (Spanne der Ziegel) sehr gut traden. Dem Abwärtstrend folgt eine deutliche Aufwärtsbewegung, die ebenfalls einen lukrativen Gewinn abwirft. Nun verändert sich die Volatilität des Basiswertes und es entstehen Fehlsignale am laufenden Band. Wer sein Risiko klein halten möchte, verliert nun in dieser Phase mehr als er gewinnt. Der nächste Chart zeigt jedoch eine Alternative auf.

 

 

 

 

 

Grundlagenwissen Charttechnik 903175

 

 

 

 

 

Wenn ich nun hergehe und die Spanne der Ziegel verändere (vergrössere), so verschwinden die Fehlsignale und es entsteht eine klare Richtung. Durch diese Massnahme verzögern sich nun natürlich auch die Ein- und Ausstiegssignale deutlich. Die Spanne der Ziegel im ersten Chart liegt bei 3,5%. Im zweiten Chart wurde sie auf 5% erhöht. Das Risiko je Trade verändert sich also von 7% im ersten Chart (Zwei Ziegel zur Bestätigung der Richtung) auf nunmehr 10% im zweiten Chart. Wer bereit ist das Ruisiko für Stops zu vergrössern, verzichtet auf die Fehlsignale und erhält eine klare Richtung. Neben dem erhöhten Risiko werden die Signale, bedingt durch die grössere Spanne der Ziegel, allerdings auch später geneiriert.

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Exkurs 3: Three-Line-Break

 
10.01.03 19:30

Grundlagen / Regeln

Three-Line-Break-Charts haben eine starke Ähnlichkeit mit Point & Figure Charts. Wendepunkte werden hier ausschliesslich über den “Preis”, unabhängig von der Zeit dargestellt. Three-Line-Break-Charts sehen aus wie eine Reihe weisser und schwarzer (roter) Säulen, Linien genannt.Jede Linie wird in einer neuen Spalte des Charts gezeichnet. Die Linien basieren ausschliesslich auf Schlusskursen!

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Eine weisse Linie zeigt ein neues Hoch an, eine rote Linie entsprechend ein neues Tief. Konnte der Markt weder ein neues Hoch, noch ein neues Tief markieren wird keine Linie gezeichnet und der Chart bleibt solange unverändert bis eines der beiden Ereignisse eingetreten ist.

Liegt der Schlusskurs oberhalb des vorangegangenen Kurses, so wird eine neue Linie, um eine Spalte nach rechts versetzt, eingezeichnet. Bei den Three-Line-Break-Charts gibt es keine Kurslücken. Alle Linien stehen an einem Eckpunkt miteinander in Verbindung. Je nach Kursentwicklung sind die Linien unterschiedlich lang. Nochmal zur Erinnerung: massgeblich sind die tatsächlichen Schlusskurse eines Tages, bzw. des jeweiligen Zeitrahmens.

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Eine konträre Linie wird erst gezeichnet, sobald ein neues Tief markiert wird. In dem hier dargestellten Beispiel entsteht die rote Linie erst sobald das “frühere” Tief auf Schlusskurs-Basis unterschritten wird.

Werden bspw. drei aufeinanderfolgende weisse Linien gezeichnet, so ist dies eine Tendenz für eine Hausse (Baisse entsprechend). Sobald drei Linien gleicher Farbe aufeinander folgen muss bei einer Trendumkehr das Tief der untersten Linie unterschritten werden damit eine Umkehrlinie gezeichnet wird. Daher rührt im übrigen der Name -> Three-Line-Break-Chart . Der interessante Aspekt bei diesen Charts besteht somit in der klaren Erkennung von Trends. Kleinere “Sägezahnmärkte” bzw. eine vorübergehende Unentschlossenheit sind auf diesen Charts nicht erkennbar. Wie weiter unten zu sehen ist, ist der Blick für den Trend damit klarer.

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Wurden drei aufeinanderfolgende Linien gezeichnet, so wird eine weitere Linie eingezeichnet, sobald der Markt einen Tick oberhalb des Hochs schliesst.

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Dieses Bild zeigt noch einmal die Entwicklung von drei aufeinanderfolgenden Linien. Diese Art von Charts ist am einfachsten folgendermaßen zu handeln:

Ein Kaufsignal entsteht bei einer weissen Linie, ein Verkaufsignal bei einer roten. Bei dem Schaubild hätte ein überwinden der oberen roten Linie somit ein Kaufsignal ausgelöst (intraday). Da die weisse Linie erst auf Schlusskurs gezeichnet wird, wäre der Einstieg somit erst mit Beginn der zweiten weissen Linie möglich gewesen. In grösseren “Sägezahnmärkten” kann diese Art der Chartdarstellung ebenfalls Fehlsignale auslösen! Three-Line-Break-Charts eignen sich hervorragend als Ergänzung, zur Erkennung des “übergeordneten” Trends.

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Beispielcharts

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Der erste Beispielchart zeigt die Situation der Signale an Hand des Charts von Apple Computer. Der Three-Line-Break-Chart hat ein klar sichtbares Verkaufsignal geliefert als die weisse Linie unterschritten wurde. Auf Schlusskurs wurde die rote Umkehrlinie erzeugt. Am nächsten Tag konnte die Shortposition eingegangen werden. Auf dem Bar-Chart ist der Zeitpunkt des Verkaufsignales mit dem roten Pfeil markiert. Ebenfalls ist ein Fehlsignal dargestellt, dass durch Seitwärtsbewegungen mit zeitweisen Ausschlägen (siehe Bar-Chart) ausgelöst wird. Hier liegt der Schwachpunkt dieser Darstellungsart. 

Grundlagenwissen Charttechnik 903177

Der zweite Chart zeigt auf, das mit Hilfe der Three-Line-Break-Charts Signale früher generiert werden können.  Das Verkaufsignal wurde geliefert als beim Candlestick-Chart die Situation noch nicht eindeutig war. Eine Short-Position hätte entsprechend früher eingegangen werden können. Dieselbe Situation zeigt sich bei der kleinen Zwischenerholung mit dem Kaufsignal.

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Exkurs 4: Die 10 wichtigsten Charttechnik-Tricks

 
10.01.03 19:36
Frage Nr. 1: Kann ich einen sinnvollen Stop-Loss setzen?

Bevor Sie eine Position am Markt eröffnen, sollten Sie bereits einen exakten Ausstiegspunkt, um eventuelle Verluste zu begrenzen, definiert haben. Ist keine charttechnisch sinnvolle Marke erkennbar, so eignet sich das aktuelle Chartbild nicht zum Traden. Das Ziel jedes Anlegers sollte sein, die Verluste zu begrenzen bzw. in den Griff bekommen. Die Gewinne kommen dann von selbst. Diese recht banale Regel wird leider immer wieder mißachtet und kann schnell zum Totalverlust führen. Das Setzen eines Stopps erfordert sehr viel Erfahrung und Disziplin und ist vor allem von der Volatilität einer Aktie abhängig. Volatile und umsatzschwache Aktien erfordern meistens einen weiter weg gesetzten Stopp. Daher sollten Sie anfangs eher mit "ruhigeren" Aktien handeln. Hier eignen sich besonders Indexschwergewichte oder sogenannte "Bluechips".
Psychologisch betrachtet ist dieses Verhalten auf den inneren Perfektionismus zurückzuführen. Schließlich geht man eine Position ein, weil man gewinnen will. Warum sollte man sich also bereits vorher mit möglichen Verlusten auseinander setzen?

Frage Nr. 2: Ist das Kurspotential größer als die Verlustbegrenzung?

Eine markante Unterstützung eignet sich nicht zum antizyklischen Einstieg, wenn kein signifikanter Rebound zu erwarten ist. Daher sollten Sie immer vor dem Kauf das Chance/Risiko Verhältnis (CRV) anhand vergangener Kursverläufe berechnen. Anfangs sollte dies mindestens 4 betragen. Mit anderen Worten: Ihr Kursziel sollte mindestens 4 Mal so groß sein, wie ihre Verlustbegrenzung (Stop-Loss). Wenn Sie also nur jedes 5 Mal richtig liegen (ohne Berücksichtigung der Transaktionskosten), stehen sie "Plusminus Null" da. Mit einem hohen CRV können sie trotz einer schlechten Trefferquote eine gute Performance erzielen.

Frage Nr. 3: Reisst die Aktie öfter Gaps?

Vor allem bei der Definition eines realistischen Stop-Loss Kurses ist dies von elementarer Bedeutung. Wenn eine Aktie in der Vergangenheit häufiger größere Kurslücken in den Chart gerissen hat, so sollte Ihr Stop-Loss mindestens dieses Rückschlagpotential enthalten. Auf Intradaybasis spielt dies eher eine untergeordnete Rolle, da die fortlaufende Notierung in der Regel einen schnellen Ausstieg gewährt. Bei "over night" Positionen sollte dieses erhebliche Risiko auf jeden Fall berücksichtigt werden. Welche Folgen eine Mißachtung dieser Regel im Extremfall haben kann macht die Kurshalbierung bei Apple Computer (AAPL, 865985) Anfang Oktober 2000 deutlich.

Frage Nr. 4: Wie volatil war der Kursverlauf in der Vergangenheit?

Die vergangene Schwankungsbreite einer Aktie lässt meistens auf die zukünftige Volatilität schließen. Daher sollten Sie als Anleger diese auf keinen Fall außer acht lassen. Vor allem in der Charttechnik weist ein Volatilitätswechsel meistens auf ein charttechnisches Signal hin. Siehe Trendkanäle, Wimpel, Flaggen etc.

Frage Nr. 5: Lässt sich ein sinnvolles Kursziel ermitteln?

Versuchen Sie anhand der bisherigen Zyklik der Aktie ein realistisches Kursziel zu ermitteln. Unterdrücken Sie dabei jegliche Gier und konzentrieren Sie sich objektiv auf den bisherigen Verlauf der Aktie. Hier spielen vor allem Erfahrungswerte eine entscheidene Rolle, daher setzen Sie ihre Kursziele anfangs eher konservativ und vergessen Sie nicht, Ihre Gewinne mit einem Trailing-Stop abzusichern.

Frage Nr. 6: In welchem Zeitraum wird mein Kursziel erreicht?

Um eine mögliche Ungeduld zu vermeiden, ist es empfehlenswert für das erwartete Kursziel einen Zeitraum festzulegen. Definieren Sie diese Marke auf jeden Fall vor Eröffnung der Position. Sollte der Ausbruch innerhalb der Zeitspanne nicht erfolgen, so sollte die Position überdacht und eventuell liquidiert werden. Die meisten Anleger lassen sich leicht von negativen Marktstimmen, die den Zug verpasst haben, beeinflussen und werden schnell ungeduldig. Wenn Sie Stop-Loss, Kursziel und Zeitraum sinnvoll definiert haben, kann Ihnen nichts passieren. Halten Sie an Ihrer durchdachten Strategie fest und Sie werden das Marktgeschehen objektiv von der Seitenlinie beobachten können.

Frage Nr. 7: Ist es sinnvoll einen Trailing-Stop mitzuführen?

Schon vergessen? "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen". So einfach das auch klingt. Es gibt nichts Ärgerlicheres als einen Buchgewinn der langsam dahinschmilzt und sogar zum Buchverlust wird. Daher sollte ein Buchgewinn immer mit einem nachgezogenem Stopp versehen werden. Dieser kann z.B. anhand eines charttechnischen Trendkanals oder der Volatilität nachgezogen werden. Auch hier eignet sich der bisherige Kursverlauf um diesen Ausstiegspunkt sinnvoll definieren zu können.

Frage Nr. 8: Aus welchem Grund habe ich die Position eröffnet?

Ein sehr beliebter Fehler, der schon vielen Anlegern das Genick gebrochen hat. Eigentlich wollte man nur auf die kurzfristige Gegenreaktion spekulieren, doch diese bleibt aus und der Kurs rutscht weg. Anstatt die Position konsequent zu liquidieren sucht man nach fundamentalen Gründen, welche die Schieflage rechtfertigen. Und ich garantiere Ihnen: Sie werden immer einen Analysten finden, der auch für Ihre Aktie bullisch ist und mit Ihnen in dem sinkenden Boot sitzt. Ist geteiltes Leid wirklich halbes Leid? Halten Sie sich lieber an das amerikanische Sprichwort: "When the ship sinks. Don't pray. Jump!".
Schreiben Sie immer Ihre Eröffnungsgründe in einem Tradingtagebuch auf. Ihr objektiver Standpunkt wird, sobald Sie im Markt sind, schnell einseitig subjektiv. Halten Sie sich jedoch weiterhin an Ihren Spekulationsgrund und liquidieren Sie Ihre Position, sobald Sie diesen nicht mehr vertreten.

Frage Nr. 9: Habe ich verpasste Trades abgehakt?

Fast jeder Anleger unterliegt diesem schon fast masochistischem Trieb. Wochen nachdem man seine Position konsequent liquidiert hat und der Kurs danach so richtig ins Laufen kommt, packt man seinen Taschenrechner aus und berechnet den entgangenen Gewinn. Vor allem am Neuen Markt haben sich viele Anleger Anfang 2000 gefragt: "Was wäre wenn ich meine Aktien aus der Emission noch gehabt hätte?" Ende 2000 klopft man sich dann wiederum stolz auf die Schulter "Ich habs ja gewußt!".
Sie sollten sich lediglich Vorwürfe machen, wenn Sie Ihre Position nicht wie vorgehabt getradet und Sie subjektive Marktstimmen aus dem Konzept gebracht haben. Es passiert selbst den besten Tradern, dass der Kurs davonläuft, nur weil sie ihr Limit etwas zu tief plaziert haben. Laufen Sie auf keinen Fall dem Kurs nach, sondern warten Sie die nächste Chance ab. Sie kommt bestimmt. Sollten Sie jedoch öfter Ihren Einstieg verpassen, so sollten Sie ihre Strategie überdenken.

Frage Nr. 10: Passt mein Tradingkonzept zu meinem Anlageverhalten?

Viele Anleger kaufen sich überteuerte Handelssysteme, mit denen man angeblich die beste Voraussetzung zum Geldverdienen hat. Dieser Trugschluß ist weit verbreitet unter den heutigen Börsianern. Es ist wichtig anhand des eigenen Anlageverhaltens ein Tradingkonzept zu entwickeln und nicht andersrum. Denn was nützt mir eine Strategie, die ich psychologisch nicht konsequent umsetzen kann. Durch ein Tradingtagebuch werden Sie schnell erkennen, welche Anlagestrategie Ihnen am besten liegt. Oft ist die alte "KISS-Strategie" (amerik. "Keep It Simple Stupid") die erfolgreichste.  
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H-Men:

Habs zwar aus Zeitmangel

 
10.01.03 19:59
noch nicht gelesen, aber warum hagelt es denn für so eine Arbeit keine "Grünen"?
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#7

Stox Dude:

Das Sexte Posting liest sich "pervers" *g*

 
10.01.03 22:33
Stox Dude
Grundlagenwissen Charttechnik 903252
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Link: Technical Analysis from A to Z

 
10.01.03 22:33

http://www.equis.com/Education/TAAZ/


Grundlagenwissen Charttechnik 903253
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u.a. enthalten:

REFERENCE

This Online Volume is a concise reference to a vast array of technical indicators and line studies.

The discussion on each tool includes an overview, an explanation of its interpretation, and an example of the indicator or line study in action. When space has permitted, I have also included a step-by-step explanation of the relevant calculations.

Most of these techniques can be applied to any type of security, including stocks, bonds, options, futures, mutual funds, and indices.

  • Absolute Breadth Index
  • Accumulation/Distribution
  • Accumulation Swing Index
  • Advance/Decline Line
  • Advance/Decline Ratio
  • Advancing-Declining Issues
  • Advancing, Declining, Unchanged Volume
  • Andrews' Pitchfork
  • Arms Index
  • Average True Range
  • Bollinger Bands
  • Breadth Thrust
  • Bull/Bear Ratio
  • Candlesticks - Japanese
  • CANSLIM
  • Chaikin Oscillator
  • Commodity Channel Index
  • Commodity Selection Index
  • Correlation Analysis
  • Cumulative Volume Index
  • Cycles
  • Demand Index
  • Detrended Price Oscillator
  • Directional Movement
  • Dow Theory
  • Ease of Movement
  • Efficient Market Theory
  • Elliott Wave Theory
  • Envelopes (Trading Bands)
  • Equivolume/Candlevolume
  • Fibonacci Studies
  • Four Percent Model
  • Fourier Transform
  • Fundamental Analysis
  • Gann Angles
  • Herrick Payoff Index
  • Interest Rates
  • Kagi
  • Large Block Ratio
  • Linear Regression Lines
  • MACD
  • Mass Index
  • McClellan Oscillator
  • McClellan Summation Index
  • Median Price
  • Member Short Ratio
  • Momentum
  • Money Flow Index
  • Moving Averages
  • Negative Volume Index
  • New Highs-Lows Cumulative
  • New Highs-New Lows
  • New Highs/Lows Ratio
  • Odd Lot Balance Index
  • Odd Lot Purchases/Sales
  • Odd Lot Short Ratio
  • On Balance Volume
  • Open Interest
  • Open-10 TRIN
  • Option Analysis
  • Overbought/Oversold
  • Parabolic SAR
  • Patterns
  • Percent Retracement
  • Performance
  • Point & Figure
  • Positive Volume Index
  • Price and Volume Trend
  • Price Oscillator
  • Price Rate-of-Change
  • Public Short Ratio
  • Puts/Calls Ratio
  • Quadrant Lines
  • Relative Strength, Comparative
  • Relative Strength Index
  • Renko
  • Speed Resistance Lines
  • Spreads
  • Standard Deviation
  • STIX
  • Stochastic Oscillator
  • Swing Index
  • Three Link Break
  • Time Series Forcast
  • Tirone Levels
  • Total Short Ratio
  • Trade Volume Index
  • Trendlines
  • TRIX
  • Typical Price
  • Ultimate Oscillator
  • Upside/Downside Ratio
  • Upside/Downside Volume
  • Vertical Horizonal Filter
  • Volatility, Chaikin's
  • Volume
  • Volume Oscillator
  • Volume Rate-of-Change
  • Weighted Close
  • Williams' Accumulation/Distribution
  • Williams' %R
  • Zig Zag
  • Antworten
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    #10

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    #11

    Happy End:

    Exkurs 5: Kurslücken - Nützliche Sprünge

     
    11.01.03 15:25

    Mind the Gap  

    Kurslücken: Nützliche Sprünge


    Die obige Parole gilt nicht nur in Londons U-Bahn, sondern auch an der Börse. Denn Gaps (Kurslücken) sind stets etwas Beachtenswertes. Man muss allerdings ihre verschiedenartigen Ausprägungen kennen, um nicht einen dynamischen Aufbruch des Kursverlaufs zu neuen Ufern mit einem offenbar zu erwartenden Korrekturbedarf (Schließung einer Kurslücke) zu verwechseln.

    Kurslücken sind nichts anderes als Gebiete in einem Balken- oder Kerzenchart, in denen schlichtweg kein Handel stattgefunden hat und dementsprechend auch keine Chartdarstellung möglich war. Der Chart ist damit lückenhaft. Das ist immer dann der Fall, wenn sich die gesamte Handelsspanne eines Tages (eines Balkens, einer Kerze) oberhalb des Höchstkurses des Vortages (Aufwärtsgap) oder unterhalb des Tiefststandes des Vortages (Abwärtsgap) befand. Aber – mind the gap! – jede Kurslücke hat eine unterschiedliche Bedeutung. Neben der offensichtlichen Unterscheidung in Aufwärts- und Abwärtskurslücken differenziert der Technische Analyst die verschiedenen Gap-Arten in allgemeine Lücken, Ausbruchslücken, Fortsetzungslücken und letztlich in Erschöpfungslücken. Jedes dieser Gaps erfordert eine andere Trading-Taktik.

    Was drückt eine Kurslücke aus?


    Zunächst einmal gibt es im Charting nichts Signifikanteres als einen echten, mit aller Dynamik zu Tage tretenden Ausbruch. Ein sprunghafter Ausbruch (Gap) weg vom ehemaligen Bewertungs- und Kursniveau ist das typische Ergebnis einer offensichtlichen und abrupten Neueinschätzung einer Aktie durch die Anleger. Die vordergründige und typische Einschätzung von Gaps geht demnach auch in die Entstehungsrichtung der Lücke: Ein Aufwärtsgap gilt als Kaufsignal, ein Abwärtsgap als Verkaufssignal. Andererseits existieren an den Börsen diverse Faustregeln wie: "Alle (oder etwa 80 Prozent der) existierenden Kurslücken werden früher oder später wieder vom Kursverlauf „geschlossen“, also wieder eingeholt."

    Es besteht also durchaus ein Widerspruch zwischen der trendfolgenden Interpretation von Gaps in die Ausbruchsrichtung und dem oftmals erwarteten „Pull Back“, dem Zurücklaufen der Kurse auf ihr ursprüngliches Ausbruchsniveau. Unstrittig ist nur, dass Gaps stets eine besonders interessante Änderung im Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage darstellen. Sie sind ein klarer Bruch mit dem, was zuvor ein „geordnetes Verhältnis“ zwischen Käufern und Verkäufern war. Die nachfolgende Klassifizierung der unterschiedlichen Arten von Gaps wird uns helfen, diese als das zu erkennen, was sie sind und sie dementsprechend unterschiedlich für die markttechnische Einschätzung zu verwenden.

    Als sehr simpel und in aller Regel vernachlässigbar gelten die allgemeinen Lücken (Common Gaps). Man findet solche Lücken in ruhigen und trendfreien Märkten, also in Seitwärts-Ranges. Sie sind gekennzeichnet von geringer Handelsaktivität in der betreffenden Aktie. Common Gaps werden in der Regel schnell wieder geschlossen, bringen aber auf Grund ihres geringen Ausmaßes keinen Handelsnutzen mit sich, da es auch keine Folgereaktionen des Kurses in die Richtung der Gap-Entstehung gibt. Allgemeine Lücken sind eher ein Ausdruck nicht vorhandenen Interesses der Anleger an einer Aktie als ein ernst zu nehmendes technisches Signal. Ein Beispiel hierfür ist auch die „Ex-Dividende-Lücke“.

    Ganz anders sieht es da schon bei der so genannten Ausbruchslücke (Breakaway-Gap) aus: Sie entsteht dann, wenn die Kurse – normalerweise bei starken Umsätzen – aus einer Trendwendeformation, einer Konsolidierungszone oder einer seit längerer Zeit gültigen Trendlinie herausspringen. Solche Ausbruchslücken sind kennzeichnend für eine sprunghafte, starke und eindeutige Änderung des Massenbewusstseins und signalisieren den Beginn einer signifikanten Marktbewegung. Breakaway-Gaps können über Wochen und Monate, manchmal über Jahre hinweg offen bleiben. Wichtig ist dabei, dass bei einem eventuellen Rückschlag ein Teil des Gaps offen bleibt. Beim nachfolgend dargestellten bullishen Breakout wäre also in Richtung des Aufwärtsgaps B zu handeln, wobei ein Stopp-Loss unterhalb des unteren Randes der Lücke B anzusetzen wäre.

    Abbildung 1: Mit einem klassischen Break-away-Gap (B) übersprang der Nasdaq-Index (Index der US-amerikanischen Hochtechnologieaktien) am 2. Juni 2000 seine (fallende) Abwärtstrendlinie, reetablierte die (steigende) Aufwärtstrendlinie vom Oktober 1998 und übersprang zusätzlich die gleitende 200-Tage-Durchschnittslinie. Ein Mega-Kaufsignal!

    Ausbruchslücken
    Ausbruchslücken sind normalerweise von steigenden Handelsvolumina begleitet. Je höher die Umsätze nach der Aufwärtslücke sind und bleiben, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie demnächst wieder (vollständig) geschlossen wird. Solche Aufwärtslücken stellen bei nachfolgenden Marktkorrekturen starke Unterstützungszonen dar. Dementsprechend wichtig ist, dass das untere Ende der Lücke nicht wieder unterboten wird (Stopp-Loss bzw. Reverse-Level). Eine Aufwärts-Ausbruchslücke ist ein starkes Indiz für einen möglichen beginnenden Bull-Market. Umgekehrt muss man ein Abwärts-Breakaway-Gap nach einer Topformation oder dem Bruch einer Aufwärtstrendlinie als ernstes Zeichen einer Umorientierung hin zu tieferen Kursen verstehen.

    Fortsetzungslücken
    Etwas gewöhnlicher und häufiger anzutreffen sind die Fortsetzungslücken (Runaway-Gap, Measuring-Gap, Continuation-Gap). Sie treten auf, nachdem eine Kursbewegung bereits einige Zeit in die gleiche Richtung gelaufen ist. Manchmal tritt dann sogar eine Serie dieser Gaps auf. Einzelne Fortsetzungslücken lassen sich erstaunlich oft ungefähr am Mittelpunkt einer Kursbewegung finden, weshalb diese Lücken auch als Measuring-Gaps (messende Lücken) bezeichnet werden. In einem Aufwärtstrend gelten Fortsetzungslücken als Zeichen von Marktstärke, in einem Abwärtstrend (siehe Abbildung 2) stellen sie ein Anzeichen für weitere Schwäche dar.

    Abbildung 2: Nach dem Höchstkurs der SAP-Vorzugsaktie bei 364,14 trat die Trendwende nach unten ein. Im Abwärtskursverlauf entstand eine Fortsetzungslücke (F) bei 281,47, die nach dem Ausbruch durch die Abwärtstrendlinie nunmehr geschlossen werden sollte. Ein gutes Indiz für ein (nächstes) Kursziel. Durch die Messung der Distanz vom Ausgangspunkt der gesamten Kursbewegung (Höchstkurs bei 364,14) zu der Fortsetzungslücke F (zwischen 281,47 und ca. 262) lässt sich das verbleibende Ausmaß weiterer Kursrückgänge abschätzen, indem man beim Measuring-Gap davon ausgeht, dass noch Potenzial für einen ähnlich großen Kursrückgang besteht. Im Fall der SAP-Vorzugsaktie im Kursrückgang des Jahres 2000 hat sich diese „Gap-Erkenntnis“ gut bewährt. Die Tiefstkurse fanden sich in der Tat zwischen 200 und 180 Euro. Derartig unzweideutige Orientierungshilfen liefern allerdings nur diejenigen Fortsetzungslücken, die als erste und eindeutige Gaps innerhalb bestehender Trends als solche zu klassifizieren sind. Bei mehreren Fortsetzungslücken (Serien) verwässert diese Aussage bis hin zur Nutzlosigkeit. Continuation-Gaps sollten ferner vom Umsatz bestätigt werden. Ideal ist ein Umsatz von 50 Prozent über dem Durchschnittsumsatz der vergangenen Tage, um die Aussagekraft dieser Gaps zu erhöhen. Aber Vorsicht: Haben die Kurse einige Tage nach der Fortsetzungslücke im Aufwärtstrend keine neuen Hochs bzw. im Abwärtstrend keine neuen Tiefs erreicht, so könnte es sich auch um eine so genannte Erschöpfungslücke handeln. „Mind the gap!“

    Erschöpfungslücken
    Erschöpfungslücken (Exhaustion-Gaps) treten nahe dem Ende von Marktbewegungen auf. Einer solchen Lücke folgen keine signifikant tieferen Kurse in Abwärtstrends bzw. keine signifikant höheren Preise in Aufwärtstrends. Die Kurse schwanken vielmehr anschließend mehr oder weniger heftig hin und her und bilden oft Top- bzw. Bodenbildungsformationen aus. Letztendlich bewegen sich die Kurse zur Lücke zurück, um diese zu schließen – ein brauchbares Indiz für eine baldige Trendumkehr.

    Abbildung 3: Zwei Fortsetzungslücken (F) bei AMD setzten bis ins Frühjahr 1999 den Abwärtstrend des amerikanischen Chipherstellers fort. Die zwei nachfolgenden Erschöpfungslücken (E) beendeten ihn letztlich und überführten den Abwärtstrend in eine Bodenbildung bzw. Seitwärtstendenz. Trotz markanter Schübe im Handelsvolumen war der Handel an den E-Tagen deutlich geringer als an den F-Tagen, was ebenfalls auf geringere Signifikanz dieser letzten beiden Gaps hindeutete.

    Schließen die Kurse nach einem Aufwärtstrend unterhalb des unteren Endes der Erschöpfungslücke oder in einem Abwärtstrendverlauf oberhalb des oberen Endes des letzten Exhaustion-Gaps (vgl. Abbildung 3 bei AMD Ende April 1999), so findet der technisch orientierte Investor ziemlich eindeutige Anzeichen für eine bevorstehende Kursumkehr. Das vollständige Schließen einer als Exhaustion-Gap gekennzeichneten Kurslücke bei idealerweise steigenden Handelsumsätzen liefert einen extrem wertvollen Anhaltspunkt für eine mögliche neue Trendrichtung. Das Risiko ist für den Anleger minimal und nur auf die Größe der Kurslücke beschränkt.

    Sonderformen
    Übrig bleiben einige Sonderformen der Gaps, wie die recht seltene, dennoch zu einiger Popularität gelangte Insel-Umkehr (Island-Reversal). Sie ist die Kombination einer Fortsetzungs- bzw. Erschöpfungslücke in Richtung des alten, vorherrschenden Trends und einer neuen Ausbruchslücke entgegengesetzt dieser Richtung. Übrig bleibt ein Insel-Hoch oder Insel-Tief, das völlig abgeschnitten vom bisherigen und auch vom darauffolgenden Kursverlauf (da zwischenzeitlich einfach kein Handel stattfand) im Chart steht. Ein Island-Reversal kennzeichnet sehr oft größere, markante Umschwungbereiche im Kursverlauf. Handelsregel: Gehen Sie Positionen (mit Stopp) entgegengesetzt zur Trendrichtung ein, die der Insel-Umkehr vorausging.

    In der Sprache der japanischen Kerzencharts (Candlesticks) spricht man bei der technischen Marktanalyse nicht von Gaps, sondern von Windows (Fenstern). Windows stellen Lücken zwischen den Kerzenkörpern dieser Candlesticks dar, die wiederum durch das Ausmaß der Differenz von Eröffnungs- zu Schlusskursen ihre Form und Farbe erhalten. Solche Fenster sind beispielsweise essenziell (notwendige Bedingung) für nahezu alle so genannten „Star-Formationen“ im japanischen Candlestick-Charting. Neugierig geworden? Die Serie über die uralte, aber hochmoderne, japanische Art des Chartreadings (Japanese Candlestick Charting) startet voraussichtlich im Februar 2001 im Technical Investor.

    Merke:
    In der Candlestickanalyse werden Gaps als Fenster (Windows) bezeichnet. Fenster sind ein wichtiger Anhaltspunkt für Chartisten. Über 80 Prozent aller Gaps werden wieder geschlossen – früher oder später.

    Quelle: Technical Investor Nr. 2, Aug. 2000, S. 28

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    Abb. 1: Anklicken zum Vergrößern


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    Abb. 2: Anklicken zum Vergrößern


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    Abb. 3: Anklicken zum Vergrößern
    Antworten
    Pichel:

    das is mir hier eindeutig zu viel

     
    11.01.03 15:45
    da halte ich mich lieber an die Charttechniker hier im Board oder im Internet und lass die alles ausklügeln  ;-))

    Gruß Grundlagenwissen Charttechnik 903393
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    hjw2:

    sehr kompakte lesson

     
    11.01.03 15:57

    machst dir viel arbeit häbbi
    Antworten
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    #15

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    #16

    Spitfire33:

    Fleißig, fleißig Happy,

     
    12.01.03 11:15
    in Buchform nachzulesen bei John J. Murphy, Technische Analyse der Finanzmärkte.
    Antworten
    estrich:

    Die Informationen die Happy hier bringt

     
    12.01.03 11:23
    sind nicht nur kompakter und da detaillierter wo es sein muß, sondern auch richtiger als die Übersetzung des Buchs von John Murphy, welches vor schraypfelern nur so wimmel, auch sind die Graphiken teilweise falsch. Das Kapitel Candlesticks ist ungenügend, das Buch einfach Mist, wenn man diese Postings hat. Spart euch das Geld. Meine Version ist vollgekritzelt mit Korrekturen, das ich dem Verlag am liebsten zurückschicken würde.

     

     

    MfG

    Estritsch †

    Grundlagenwissen Charttechnik 903635

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    staycool:

    respekt !! o. T.

     
    12.01.03 11:23
    Antworten
    Happy End:

    Exkurs 6: Was sind Indikatoren überhaupt?

     
    13.01.03 09:35
    Evolution in der technischen Analyse. Den Charts folgten die Indikatoren.

    Wer sich heute intensiv mit dem Thema der Marktanalyse beschäftigt, wird beim Studium der Presse und der einschlägigen Literatur immer wieder auf die Thematik der Technischen Indikatoren stoßen. Waren diese in den vergangenen Jahrzehnten eher nur wenigen Marktteilnehmern in ihren Anwendungsmöglichkeiten bekannt, so stellen sie mittlerweile ein weit verbreitetes Instrumentarium für den Technischen Analysten dar.


    Ihren Durchbruch hatten die Technischen Indikatoren in den 70er Jahren, Hand in Hand mit der zunehmenden Verbreitung der Personalcomputer. Obwohl erste, einfache Technische Indikatoren schon wesentlich früher Anwendung fanden, stieg ihre Bedeutung und Verbreitung erst in den vergangenen dreißig Jahren sprunghaft an. Hatten sie in ihren Anfangsjahren nur unterstützenden Charakter bei der Kursanalyse, so entwickelte sich Anfang der achtziger Jahre ein selbstständiger Bereich innerhalb der Technischen Analyse, der unter der Bezeichnung "Markttechnik" zusammengefasst wird. Die Markttechnik ist eine Form der Analyse des Marktes bzw. einzelner Werte, die ausschließlich auf vordefinierten, mathematischen bzw. statistischen Berechnungen basiert und nur durch die Kombination mit anderen Indikatoren relativiert werden kann. Das heißt, Kursverläufe werden nicht mehr nach Kursverlaufsmustern untersucht, sondern mathematisch zerlegt - sie werden geglättet, Verhältnisse zueinander verglichen, Ableitungen errechnet usw.

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    Abb. 1: Technische Indikatoren

    Worin liegt nun die Stärke der Technischen Indikatoren? Hierzu wollen wir uns kurz einem der ältesten Zweige der Technischen Analyse zuwenden, dem klassischen Charting. Unter Charting verstehen wir die Marktanalyse auf der Grundlage des historischen Kursverlaufes des zu analysierenden Basiswertes. Hierbei wird der Versuch unternommen, anhand des Kursverlaufes Schlussfolgerungen über die Wechselwirkungen von Angebot und Nachfrage im Markt zu ziehen und daraus Prognosen für die weitere Entwicklung des Kurses zu treffen. Weiterhin wird in diesem Bereich mit Hilfe der Formationserkennung eine einfache Art der Systematisierung der Handelsaktivitäten im Markt erreicht. Die offensichtliche Schwäche des Charting liegt in der hohen Subjektivität bei der Erkennung von Kursmustern und der bisher nahezu unmöglichen mathematisch exakten Testbarkeit dieser Formationen. Die Erkennung einer Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation unterliegt eben der persönlichen Einschätzung eines Analysten und kann auch bis heute noch nicht eindeutig mathematisch zerlegt, von einem Rechenprogramm erkannt und bewertet werden. Zudem werden bei der Erkennung einer solchen Formation viele Fehler gemacht, Laien entdecken in der Regel "unendlich" viele dieser Kursmuster innerhalb eines Kursverlaufes. Erfahrungsgemäß gelten diese Umkehrformationen als ein relativ zuverlässiges Kursmuster, aus dem sich auch klare Kursziele herleiten lassen. Wie hoch jedoch ihre Trefferquote innerhalb eines festgelegten Zeitabschnittes ist oder wie sich ihre Zuverlässigkeit innerhalb der letzten Jahre verändert hat, können wir derzeit nur schätzen. Es gibt bisher keine statistisch exakten Messergebnisse darüber.

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    Abb. 2: DAX - Tagesdurchschnitte

    Der Begriff der Markttechnik umfasst die Gesamtheit aller mathematischen und statistischen Ableitungen und Vergleiche, die aus Kursverläufen abgeleitet werden können. Diese Ableitungen und Vergleichskennzahlen werden mit dem Oberbegriff Technische Indikatoren bezeichnet. Diese Indikatoren liefern uns die Informationen, die wir benötigen, um die Qualität der vorliegenden Kursbewegung einschätzen und beurteilen zu können. Und um damit Handelsentscheidungen zu treffen oder sie zu bestätigen. So wie sich ein Arzt ein umfassendes Informationsbild über den Lebenswandel eines Patienten schaffen muss, bevor er zur Diagnose und konkreten Behandlung schreiten kann, so muss der Analyst/Händler einen klaren Eindruck über den Zustand des Marktes erhalten. Was für den Arzt äußere Einflüsse für den Patienten sind, wie die Art und Qualität der Lebens- und Genussmittel, die Umgebung in der er lebt usw., ist für den Analysten das große Marktumfeld wie Zinsentwicklung, Geldmengenwachstum, Produktivitätsentwicklung. Die Meinung des Patienten und seiner Angehörigen über dessen Krankheitsbild, das zu diesem Zeitpunkt vorherrschende Wissen über den möglichen Krankeitsverlauf u.Ä. ist vergleichbar mit dem Messen des Stimmungsbildes der Marktteilnehmer über den Markt. Am wichtigsten sind für den Arzt jedoch die direkten Werte des Patienten wie etwa Körpertemperatur (Fieber), Blutwerte, Blutdruck. Im Bereich der Markttechnik sind dies die direkten Ableitungen, die sich aus dem eigentlichen Kursverlauf ableiten lassen, wie Trendverhalten, Bewegungsdynamik und Signifikanz einer Kursbewegung.

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    Abb. 3: DAX - RMI

    Unterteilungen der Technischen Indikatoren. Die Bezeichnung "Technischer Indikator" stellt einen Oberbegriff dar, unter dem sich verschiedene Arten von Indikatoren versammeln. Innerhalb der Indikatorlehre unterteilen wir die einzelnen Indikatorarten zunächst nach ihrer inhaltlichen Aussage (1) und dann nach der Art ihrer Ermittlung bzw. Berechnung (2).

    In der ersten Unterteilung unterscheiden wir zunächst die markttechnischen Indikatoren, die sich direkt aus dem Kursverlauf eines Basiswertes, dessen Volatilität bzw. dessen Umsatzvolumen ermitteln oder sich aus statistisch-mathematischen Auswertungen ableiten lassen. Daneben werden die so genannten "Stimmungsindikatoren" (Sentimentindikatoren), bzw. die "Volkswirtschaftlichen Indikatoren" in Gruppen zusammengefasst. Als Stimmungsindikatoren werden all jene Informationen bezeichnet, die sich mit dem Stimmungsbild der Marktteilnehmer im Zusammenhang mit ihren Erwartungen zur künftigen Marktentwicklung befassen.

    Der in der Öffentlichkeit wohl bekannteste (aber in seiner Aussagekraft wohl eher zweifelhafte) Stimmungsindikator ist das so genannte "Put-Call Ratio", mit dessen Hilfe man das Verhältnis der gehandelten Puts (Verkaufsrechte auf einen definierten Basiswert) zu den gehandelten Calls (Kaufrechte auf einen definierten Basiswert) ermittelt, um sich ein Bild über die mögliche Erwartung der Marktteilnehmer zur künftigen Kursentwicklung zu machen. Zu den Stimmungsindikatoren kann man aber auch viel schlichtere Marktbeurteilungen zählen, so die Feststellung, wie viel Börsenbriefe negativ bzw. positiv gestimmt sind. Zu den Volkswirtschaftlichen Indikatoren zählen wir externe Größen wie die Geld mengenentwicklung, Zinsentwicklung, Kennzahlen des Arbeitsmarktes und Ähnliches.

    In der zweiten Unterteilung steht die Art der Berechnung im Mittelpunkt. Hier unterscheiden wir Indikatoren auf absoluter Berechnungsbasis und Indikatoren auf relativer Basis.

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    Abb. 4: DAX - 10 Tage-Momentum

    Der Schwerpunkt dieses Artikels soll jedoch ein kurzer Überblick über die markttechnischen Indikatoren sein, da diese Kategorie die "direktesten" Kursbewertungen abdeckt und deren praktische Anwendung sehr zielorientiert ist. Obwohl es bis heute eine unglaubliche Vielfalt an Technischen Indikatoren im Allgemeinen und an markttechnischen Indikatoren im Besonderen gibt, konzentriert sich die Mehrheit der technisch orientierten Marktteilnehmer erstaunlicherweise noch immer auf einige wenige "Uralt" - Indikatoren, deren Aussagekraft deutlich hinter dem heute Möglichen herhinkt. Ein Grund hierfür mag die noch immer sehr mühsame Informationsbeschaffung über Neuerungen auf diesem Gebiet sein. Noch ein Grund ist wohl der weit verbreitete Irrglaube, mit einfachen Indikatorberechnungen ausreichende Kursinformationen und Signalgenerierungen zu erhalten.

    Die wohl bekannteste und gängigste Gliederung der markttechnischen Indikatoren ist die in "trendfolgende ", "oszillierende", "volatilitätsbezogene" und "Richtungs- und Dynamikbestimmende Indikatoren".

    Trendfolgende Indikatoren sind darauf ausgelegt, die jeweils vorherrschende Trendrichtung zu ermitteln. Der allgemein bekannteste Vertreter dieser Kategorie ist der gleitende Durchschnitt, auf dessen Grundlage in erster Linie trendfolgende Indikatoren der ältesten Generation aufbauen. Trendfolger der neuesten Generation basieren zwar mittlerweile auf anderen mathematischen Konzepten, dennoch haben sie alle eines gemeinsam: sie sind vergleichsweise träge und folgen einem Trend stets mit einem gewissen "time lag".

    Trendfolger werden überwiegend als so genannte "Filter-Indikatoren" innerhalb von Handelssystematiken eingesetzt. Hier liegen ihre Stärken. So können weiterführende Handelsstrategien in Abhängigkeit von der Trendrichtung angewandt werden. Es gibt aber auch Handelssystematiken, in denen Überkreuzungen von Trendfolgern als eigentliches Handelssignal genutzt werden. Hier gehören Überschneidungen von gleitenden Durchschnitten zu den bekanntesten Methodiken, obwohl praktische Tests den profitablen Nutzen dieser Signale auf Dauer nicht nachweisen können, wie viele Basisstudien über die Jahre hinweg zeigten.

    Neben der zeitlichen Verzögerung, mit der Trendfolger auf Kursveränderungen reagieren, ist ihre Unfähigkeit der sinnvollen Signalgenerierung in Seitwärtsmärkten ein weiterer Schwachpunkt. Die neueste Generation der trendfolgenden Indikatoren begegnet dieser Problematik zum Teil weit besser, als das der klassische gleitende Durchschnitt jemals könnte, dennoch bleibt sie ein Problem.

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    Abb. 5: DAX - ADX-Indikatoren

    Der Begriff "Oszillator" leitet sich aus der Physik ab und steht für Schwingung bzw. regelmäßiges Hin- und Herschwingen. Tatsächlich schwingen diese Art von Indikatoren auf Grund ihrer mathematischen Berechnungsart entweder um eine Mittelpunktslinie oder sie bewegen sich innerhalb eines "Bandes", dessen Randzonen auch als "Extrembereiche" bezeichnet werden. Mit Hilfe eines Oszillators wird in der Regel nicht die Trendrichtung bestimmt, sondern die Kraft, mit der die zu Grunde liegende Bewegung geführt wird. Ein Oszillator eignet sich demnach zur Qualitätsbestimmung einer Kursbewegung. Dennoch zeigt sich in dessen praktischer Anwendung immer wieder, dass der Oszillator mitunter auch für die Bestimmung der Bewegungsrichtung bzw. vielmehr für die Bestätigung der kurzfristigen Bewegungsrichtung geeignet ist.

    Der "Mutterindikator" der meisten der existierenden Oszillatoren ist das klassische Momentum. Der überwiegende Teil der anderen oszillierenden Indikatoren lehnt sich in seiner grundlegenden Berechnung an das Konzept des Momentums an.

    Die Anwendung eines Oszillators ist in der Praxis sehr vielseitig. Sie reicht von der klassischen Verwendung bei der Auffindung von überkauften bzw. überverkauften Marktzuständen über die Identifizierung von Divergenzen bis hin zur Generierung von konkreten Handelssignalen. Die Möglichkeiten bei seiner Anwendung in der Analyse bzw. innerhalb einer sinnvollen Handelssystematik sind so vielfältig, dass es sich lohnt, damit zu experimentieren.

    Volatilitätsbezogene Indikatoren werden genutzt, um die aktuelle Schwankungsintensität des Marktes oder Basisinstruments zu analysieren. Ihr Einsatz ist besonders in solchen Phasen sehr wertvoll, in denen Stopp-Kurs Absicherungen in Abhängigkeit der Volatilität angepasst, bzw. von Kursausbruchsbewegungen in ihrer Zuverlässigkeit bewertet werden sollen.

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    Abb.6 DAX - Aroon-Indikator

    Richtungs- und Dynamikbestimmende Indikatoren. Die Aussagen der trendfolgenden Indikatoren stehen mitunter im Widerspruch zu den Aussagen der Oszillatoren. So können Trendfolger intakte Trends ausweisen, während die Oszillatoren bereits gegenläufige Signale generieren. Somit ist die Kernfrage stets die, ob tatsächlich ein Trend oder ob eine trendlose Phase vorliegt, da beide Phasen eine jeweils unterschiedliche Bewertung und Anwendung der Signalgenerierung verlangen. Hier helfen uns die Richtungs- und Dynamikbestimmenden Indikatoren wie der ADX. Diese generieren in der Regel keine Handelssignale, sondern liefern so genannte "Hintergrundinformationen" wie Trendrichtung bzw. Bewegungsdynamik. Die Bedeutung dieser Informationen ist nicht zu unterschätzen, denn gerade die Bewertung der Dynamik ist mitunter eine der wichtigsten Komponenten bei der Auswahl eines Handelssignals.

    Gibt es den Super-Indikator?
    Es ist fast zwingend, dass nahezu jeder technisch orientierte Anleger oder Analyst irgendwann in seiner Entwicklung dem Wunsch verfällt, den Super-Indikator zu finden. Meiner Ansicht nach ist das jedoch ein nicht zu realisierendes Unternehmen. Es gibt ihn schlicht und ergreifend nicht. Jeder Indikator hat seine Stärken und Schwächen und eignet sich nur für die Erkennung, Interpretation bzw. Bewertung eines bestimmten Marktzustandes.

    Doch wer sich intensiv mit der Thematik der Technischen Indikatoren beschäftigt, wird rasch bemerken, dass es gar nicht das Ziel sein kann, einen Indikator zu finden, "der alle Probleme löst". Indikatoren eignen sich hervorragend für systematische Handelsansätze, in denen ein klar definiertes Regelwerk Einstieg, Risikokontrolle und Ausstieg aus einer Position vorgibt. Die Vielzahl und die vielfältigen Variationsmöglichkeiten, die man mit Technischen Indikatoren zur Verfügung hat, machen sie in allen Handelsansätzen, seien diese diskretionär oder systematisch, zu einem unumgänglichen Arbeitsmittel.
    Dennoch sollte das Wissen um die Unwahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Super-Indikators niemanden davon abhalten, allen Innovationen und Experimenten auf diesem Gebiet aufgeschlossen gegenüberzustehen. Besonders in den vergangenen Jahren sind nachhaltige Fortschritte auf dem Gebiet der Indikatorentwicklung bzw. -verbesserung getätigt worden.

    Quelle: Technical Investor Nr. 1, Juni 2000, S. 34  
    Antworten
    ulrich14:

    @Happy End

     
    13.01.03 09:57
    ...wow, klasse, sehr umfassend was du hier reingestellt hast....und wirklich gute Charttechniker( sie sind rar!!) behrrschen in ihren Analysen die Wechselwirkungen verschiedener Pattern und Indikatoren..deshalb hat "Pichel" , der Börsaenprofi ganz recht, wenn er die Chartarbeit den Profis überläßt..und sich an die hält, deren Fähigkeiten er vertraut...so wie man einen Arzt seines Vertrauens haben sollte, sollte man bei Börsengeschäften einen Chartisten seines Vertrauens haben..

    @estrich: alle Übersetzungen der englischen chartliteratur sind schlecht...viele sauschlecht..da hast du sooo recht..bei Murphy kommt aber auch noch hinzu, daß er bei Candlesticks nicht der Kompetenteste ist...und auch sonst wird er etwas überschätzt..ich habe von pring mehr gelernt.

    @estrich: so sehr du bei SAP bezogen auf die charttechn. Chancen recht hast..solltest du mal umgekehrt auch eine charttechnische Risikoanalyse von SAP machen...dann würdest du Baanbruchs Einwand auch charttechnisch in einem anderen Licht sehen..
    Antworten
    commo:

    merk, merk o. T.

     
    13.01.03 10:18
    Antworten
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    #23

    Happy End:

    Teil 8: Formationen II (3)

     
    13.01.03 20:09
    V-Formationen, Double Bottom, TripleBottomhier: Trendwendeformationen in einem AufwärtstrendInverse V-Formation / Top-FormationDie V-Formation kann als Top oder Boden (Bottom) auftreten. In einem Aufwärtstrend wird sie als "inverse V-Formation" (V-Top) bezeichnet. In einem Abwärtstrend wird die Bezeichnung "V-Formation" (V-Bottom) gewählt.Doppel-Hoch (Double-Top) Je höher die Formation ist und je länger der Zeitabstand zwischen den beiden Tops ist, desto aussagekräftiger ist die Formation und umso größer ist die bevorstehende Korrektur. Idealerweise sollten zwischen den beiden Tops ein Abstand von mind. 1 Monat liegen.Dreifach-Hoch (Triple-Top) Das Verkaufsignal wird generiert, wenn der Kurs vom dritten Hoch unter das tiefste der beiden vorhergehenden Tiefs fällt. Bei dem TripleTop sollten zwischen der Ausbildung der Hochs u. Tiefs mindestens zwei Monate vergehen und die Korrekturen dazwischen mindesten 10 % Prozent betragen. Idealerweise sollten die Hochs und Tiefs auf ca. demselben Kursniveau liegen. Eine Abweichung der Hochs/Tiefs relativ zu den anderen Hochs/Tiefs sollte nicht mehr als 3% betragen. V-Formationen, Double Bottom, TripleBottomhier: Trendwendeformationen in einem AbwärtstrendV-Formation (V-Bottom/Spike) Doppel-Boden/W-Formation(Double-Bottom) Doppelböden sind eine Aneinandereihung von zwei V-Böden (Doppel-Boden).Die Kursumkehrpunkte in der Spitze des beiden V's müssen nicht identisch sein (werden sie auch selten vorfinden), sollten aber in dergleichen Kursregion liegen.Im Optimalfall liegt das zweite signifikante Tief höher als das erste, mindestens aber auf gleichem Niveau.Der Entwicklungszeitraum einer Doppelboden-Formation, auch W-Formation genannt, sollte zw. 6-9 Wochen liegen. Dreifach-Boden / Triple-Bottom  
    Antworten
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    #25

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