Geldanlage: 'Die Geschichte der O' (ab 18 Jahren)

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Gordon_Gekko:

Geldanlage: 'Die Geschichte der O' (ab 18 Jahren)

 
07.09.00 13:43
eine kleine Entschuldigung für den Aufmacher, besser ist wohl 'Die Geschichte des O' wie Aktienfonds ohne Ausgabeaufschlag




Geldanlage


Erfolgsfonds für die Schlauen, Durchschnitt für die Masse


Autoren: Birgit Harms und Detlef Flintz (editiert)



Auch wenn die Selbstdarstellungen der Fondsgesellschaften es nicht vermuten lassen: Deren Abschneiden an den Börsen ist meistens unterdurchschnittlich; man hält mit der allgemeinen Wertentwicklung, gemessen an Indizes wie dem Deutschen Aktien-Index (DAX) für die dreißig wichtigsten deutschen Aktien, nicht mit.

Dem enormen Zulauf, den die Aktienfonds in den letzten Jahren gefunden haben, tut dies jedoch keinen Abbruch; der klassische Fondskäufer ist entweder genügsam oder weiß nicht, was ihm durch unzulängliches Fondsmanagement entgeht. Daneben gibt es aber auch eine (kleinere) Gruppe anspruchsvollerer Kunden. Für sie haben sich die Manager einiger Fonds explizit das Ziel gesetzt, an der Börse den Durchschnitt zu schlagen.

Die DWS Investment, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, bietet hier eine regelrechte Fondspalette vom 'Typ O' an - je nachdem, ob der Anleger lieber in Deutschland oder in Europa, lieber in Pharmawerte oder in Technologieaktien investieren möchte. Wobei 'O' für 'ohne Ausgabeaufschlag' steht. Erklären wir das Prinzip am Fonds 'Deutsche Aktien Typ O': Statt des einmaligen Ausgabeaufschlags, der beim ansonsten vergleichbaren Fonds 'Investa' 5 Prozent beträgt, wird beim 'Typ O' jedes Jahr vom Fondsvermögen eine erhöhte Verwaltungsgebühr abgezogen (1,25 Prozent des Fondswertes statt beispielsweise 0,5 Prozent bei 'Investa'). Der wichtigste Unterschied jedoch: Gelingt es dem Fonds innerhalb eines Geschäftsjahres, den Börsendurchschnitt -in diesem Fall den DAX- zu überbieten, wandern 25 Prozent dieses Mehrgewinns ebenfalls in die Kassen der DWS.

Eine Rechnung, die in der Vergangenheit für die DWS, aber auch für den Anleger aufging: Gemäß DAX-Durchschnitt wurden in den letzten fünf Jahren (Ende Juli 1995 bis Ende Juli 2000) aus einer Einmalanlage von 10.000 Mark rund 32.500 Mark. Der Käufer des Fonds 'Deutsche Aktien Typ O' stand sich da weit besser -Endergebnis 40.500 Mark, wobei die Gewinnbeteiligung, über die sich die Fondsgesellschaft freuen durfte, bereits abgezogen ist.

Doch ein weiterer Vergleich ist nicht minder interessant: Der Fonds 'Investa', das populärste Produkt für deutsche Aktien aus dem Hause DWS, blieb mit 33.500 Mark Anlageergebnis ebenfalls deutlich hinter dem 'Typ O' zurück. Und das bei vergleichbarer Anlagepolitik und Risikoklasse. Zwei weitere Beispiele hierzu aus dem Hause DWS: Der Fonds 'Europäische Aktien Typ O' mit Gewinnbeteiligung machte in den letzten fünf Jahren aus 10.000 Mark rund 41.500 Mark, der am ehesten in seiner Anlagepolitik vergleichbare 'Eurovesta' (ohne Gewinnbeteiligung), erwirtschaftete nur 28.500 Mark. 'US Aktien Typ O' lieferte das stolze Ergebnis von 49.500 Mark, während sich die Kunden des Fonds 'DWS Nordamerika' ohne Gewinnbeteiligung mit 42.000 Mark begnügen durften. Gegenbeispiele, wo im Fünf-Jahres-Vergleich der Fonds mit Gewinnbeteiligung schlechter abschnitt als ein DWS-Fonds ohne diesen Anreiz, fanden wir hingegen nicht.

Strengen sich die Fondsmanager also bei einer solchen Erfolgsprovision mehr an als üblicherweise? Die DWS-Geschäftsführung bestreitet dies energisch und spricht von Zufall. Ganz anderer Ansicht ist hingegen der Bank- und Börsenexperte Prof. Mark Wahrenburg von der Universität Frankfurt. Er sieht des Rätsels Lösung in den unterschiedlichen Ansprüchen des 'klassischen' Kunden einerseits, der seinen Fonds mit Ausgabeaufschlag über eine Bank bezieht und geduldig die Wertentwicklung abwartet, sowie dem kritischeren Anleger andererseits, der Anlaufkosten wie Ausgabeaufschläge vermeidet, den schnellen Börsenerfolg will und eine Gewinnbeteiligung für die Fondsgesellschaft billigend in Kauf nimmt, wenn nur für ihn genügend übrig bleibt. Handelt die Fondsgesellschaft rational, muss sie, so Professor Wahrenburg, in erster Linie diese Anleger zufrieden stellen, da sie ansonsten weit eher zur Konkurrenz wechseln als der 'klassische' Kunde. Problematisch ist aus Sicht des Frankfurter Wirtschaftsprofessors überdies der Umstand, dass bei der DWS ein und derselbe Manager sowohl den klassischen Fonds als auch den mit Erfolgsbeteiligung betreut. So sei die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass der Manager den Fonds mit Gewinnbeteiligung bei seinen Aktienkäufen gezielt bevorzuge.

[plusminus] hat sich auch bei den Fondsgesellschaften von Dresdner Bank und Commerzbank sowie denen der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken nach solchen offensichtlich das Management motivierenden Fonds mit Gewinnbeteiligung erkundigt. Fehlanzeige bei ADIG Investment, deren Fonds vor allem von der Commerzbank vertrieben werden. Fehlanzeige auch bei der Fondsgesellschaft Deka aus dem Sparkassen-Verbund. Die Investmentgesellschaft DIT der Dresdner Bank verfügt hingegen mit 'DIT-Aktien Deutschland AF' über einen Fonds mit Gewinnbeteiligung. Auch dieser schlägt im bereits bekannten Fünf-Jahres-Vergleich alle anderen DIT-Fonds ohne Erfolgsanreiz, die in deutsche Aktienwerte investieren, um Längen. Dennoch ist das Anlageergebnis mit 34.500 Mark deutlich niedriger als beim vergleichbaren DWS-Produkt vom 'Typ O' (40.500 Mark). Über eine größere Palette mit an eine Gewinnbeteiligung gekoppelten Fonds verfügt die Union Investment aus dem Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken. Über deren Erfolge lässt sich jedoch kaum etwas sagen, weil sie erst seit wenigen Jahren auf dem Markt sind. Ausnahme: der Fonds 'UniEuropa', der übrigens neben einer Erfolgsbeteiligung zusätzlich einen Ausgabeaufschlag verlangt. Mit 29.000 Mark (nach Abzug des Ausgabeaufschlags) bleibt aber auch er in unserer Fünf-Jahres-Rechnung weit hinter der Leistung des entsprechenden  'Typ O'-Europafonds (41.000 Mark) aus dem Hause DWS zurück.



Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag von [plusminus] vom 29. August 2000 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.




www.wdr.de/tv/plusminus/000829_2.html
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