sich an den kurz- und mittelfristigen Aussichten nichts geändert hat, kann ich nicht sagen. Ich gehe davon aus, dass einige Investoren, die schon länger dabei sind, Gewinne nach diesem Kursanstieg eingestrichen haben. Die Investoren, die bei Kursen um die 9,00 Euro eingestiegen sind, weil sie davon ausgegangen sind, dass sich der Kurs weiter Richtung Norden entwickelt, werden entweder allmählich nervös (dass kann man sehr gut hier im Chat lesen) oder sind eventuell mit Verlust schon ausgestiegen.
Für mich als Langfristanleger (4,06 € durchschnittlicher Einstiegskurs) ist die aktuelle Kursentwicklung so ziemlich egal. 1,35 € Dividende je ADR (nach Steuern) habe ich schon in den letzten Jahren eingestrichen. Und wenn nicht gerade die Welt untergeht, werde ich in den nächsten 2 Jahren nochmal ca. 2 Euro Dividende je ADR (nach Steuer) einstreichen. D.h., dass ich mein Investment seit meinem Einstieg (2015, 2017) fast komplett wieder raus habe. Einen realen Verlust kann ich also kann nicht mehr machen ( es sei denn, man rechnet die jährliche Inflation ein).
Wie ich schon geschrieben habe, gehe ich nicht davon aus, dass sich an dem aktuellen Kursverlauf (Konsolidierung) nichts ändern wird und die Aktie zwischen 8 und 9 Euro sich bewegen wird. Ende Nov kommen die Zahlen vom 3. Quartal. Die könnten eventuell für einen deutlichen Kurssprung sorgen. Sollte in den nächsten Wochen nicht eine langanhaltende Kälteperiode auf Europa zukommen, werden unsere so tollen Politiker sicher nicht Nord Stream 2 schneller die Zertifizierung geben. Was heißt das für Gazprom? Weniger durch bestehende Pipelines durch Ukraine und Polen liefern, aber trotzdem die bestehenden Verträge einhalten, Transitgebühren sparen und durch die Verknappung des Angebotes den Gaspreis weiterhin deutlich über den Durchschnitt der letzten Jahre halten. Früher oder später muss die EU Nord Stream die Betriebsgenehmigung erteilen. Warum? Weil es keinen anderen Lieferanten gibt, der Gazprom anteilig ersetzen könnte. Und warum soll Gazprom mehr Gas liefern? Man verkauft zwar mehr Gas aber zu niedrigeren Preisen (Erhöhung Angebot führt zu einen Rückgang des Marktpreises für Gas), zahlt fleißig Transitgebühren an Polen und Ukraine und zeigt damit der EU, dass Nord Stream 2 nicht unbedingt benötigt wird. Der Umsatz ist in beiden Fällen sehr wahrscheinlich relativ ähnlich.
Unser großer Verbündete USA, der uns von einer Abhängigkeit vom bösen Russland bewahren will, und die EU wollen, dass Polen und vor allem Ukraine weiterhin Transitgebühren von Gazprom erhalten. Aber Gazprom ist nicht für die Finanzierung der Staatshaushalte anderer Länder zuständig. Gazprom ist ein Unternehmen, dass wie jedes andere vernünftig wirtschaftende Unternehmen versucht, für sich den größten Profit zu erwirtschaften. Die EU wird sich damit abfinden müssen, dass die Zeiten vorbei sind, an denen Europa von Russland über Jahrzehnte billiges Gas erhalten hat. Und daran sind sie selber Schuld, in dem sie die Verbindung zur USA, denen es aber auch nur um eigene wirtschaftliche Interessen geht, weiter vertiefen und Russland somit in die Ecke drängen. Wir können froh, dass Russland uns noch mit Gas versorgt. In Europa leben "nur" 750 Mio. Menschen. In Asien hingegen 4,6 Mrd. Und mit China und Indien gibt es dort 2 gigantische Schwellenländer, deren Energiebedarf in den nächsten Jahren stark steigen wird. Das Absatzpotential für Gazprom Richtung Asien ist um ein vielfaches höher als Richtung Europa.