Vor dem mit Spannung erwarteten Zinsbeschluß der amerikanischen Notenbank Fed sieht sich der deutsche Aktienmarkt abermals wenig anregenden Vorgaben gegenüber. An der Wall Street sind die Kurse nicht ganz so stark gefallen wie zuvor in Deutschland; dies gilt vor allem für Technologietitel. Dies könnte Anleger zu der Meinung verleiten, die Abgaben am Montag seien übertrieben gewesen, woraus sich ein klein wenig Kursphantasie saugen ließe. Dagegen hat die Tokioter Börse keinen Rückenwind geliefert. Bremsend dürfte er weiter sehr hohe Ölpreis wirken. Dax & Co. dürften angesichts dieser Gemengelage wieder wenig verändert eröffnen.
Nennenswerte Konjunkturdaten, die den Handel beeinflussen könnten, sind am Dienstag dünn gesäht. Am Nachmittag wird der Erzeugerpreisindex aus Amerika gemeldet, zuvor laufen Neuigkeiten zu Verbraucherpreisen im Vereinigten Königreich ein. Erst nachbörslich gibt die Fed ihren Zinsbeschluß bekannt. Volkswirte rechnen durch die Bank weg mit einem weiteren Trippelschritt um 25 Basispunkte nach oben auf 2,75 Prozent. Im Blickpunkt steht die Frage, ob die Fed wie bisher „maßvolle” Zinserhöhungen ankündigt.
Rentenmarkt unter Druck
Der deutsche Rentenmarkt geht vor der Zinsentscheidung in Amerika mit recht nachteiligen Vorgaben in den Dienstag, nachdem er zu Wochenbeginn abermals leichte Verluste hatte hinnehmen müssen. Der wegweisende Terminkontrakt Bund-Future mit Fälligkeit Juni verlor 26 Basispunkte auf 117,64 Prozent. Technisch orientiere Anleger können diesem Schlußstand etwas Gutes abgewinnen: Die Unterstützung bei 117,67 Prozent sei dennoch nicht nachhaltig unterschritten worden, hieß es. Sollte dies in den kommenden Tagen geschehen, könnte der Bund-Future schnell Richtung 117,33/30 Prozent oder 116,92 Prozent fallen. Erst ein Überwinden der Marke von 118,47 Prozent würde die Situation aufhellen, da liege die Marke für die 50-Prozent-Korrektur der Verluste seit dem Top. Zu den fundamentalen Impulsen hieß es, das Aufweichen des Stabilitätspakts sei negativ, aber derzeit am Markt nur Randthema. Der Markt wartet bereits auf die Sitzung der amerikanischen Notenbank am Dienstag. Zuvor dürfte es nicht allzuviel Bewegung geben, die leichte Abwärtstendenz dürfte aber angesichts der Vorgaben aus Amerika, wo die Anleihenkurse etwas gesunken sind, anhalten.
Euro kostet deutlich weniger als 1,32 Dollar
Der Euro hat sich vor der Zinssitzung der amerikanischen Notenbank Fed am Dienstag in Fernost zum Dollar in engen Handelsspannen bewegt. Die europäische Währung notierte am Mittag mit 1,3168 Dollar und lag damit leicht über dem im späten New Yorker Handel erreichten Kurs von 1,3157 Dollar. Einige Händler erwarten, daß die Fed bei ihrer Sitzung die Möglichkeit aggressiverer Zinsschritte für die Zukunft andeuten könnte. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei darauf, ob die Fed weiterhin das Schlüsselwort „maßvoll” für die in Zukunft anstehenden Zinsschritte verwenden wird, oder es streicht. Für die um 15.00 Uhr (MEZ) beginnenden Fed-Sitzung haben die Händler bereits eine Erhöhung des Schlüsselzinses um 25 Basispunkte auf dann 2,75 Prozent in den Preisen vorweggenommen. Zum Yen notierte der Dollar mit 105,10 Yen und lag damit unter dem am Vorabend im New Yorker Handel erreichten Niveau von 105,19 Yen. Zur Schweizer Währung notierten der Dollar mit 1,1785 Franken und der Euro mit 1,5517 Franken.
Tokioter Börse mit Abgaben
Die asiatischen Aktienmärkte mit Tokio an der Spitze haben am Dienstag überwiegend Kursverluste hinnehmen müssen. Belastend wirkte sich Händlern zufolge der anhaltende Höhenflug des Ölpreises aus. Zudem befürchteten einige Anleger, daß die amerikanische Notenbank Fed auf ihrer Sitzung am Nachmittag die Möglichkeit einer aggressiveren Zinserhöhung für die Zukunft andeuten könnte. Der Euro notierte zum Dollar fast unverändert bei 1,3165 Dollar. Der Preis für amerikanisches Öl gab zwar leicht nach, doch hielt er sich über der Marke von 57 Dollar je Barrel. An der Tokioter Börse schloß der Nikkei-Index der 225 führenden Werte mit 0,32 Prozent im Minus bei 11.841 Punkten. Der breiter gefaßste Topix-Index ging mit 1202 Zählern 0,06 Prozent tiefer aus dem Handel. Zu den Verlieren am Markt zählten exportorientierte Unternehmen wie Honda Motor. Honda-Aktien gaben 1,3 Prozent nach.
Aktienmarkt Hongkong knapp behauptet
Zurückhaltung im Vorfeld der am Abend in Amerika anstehenden Zinsentscheidung des Offenmarktausschusses der Notenbank dominiert auch am Dienstag das Geschehen an der Börse in Hongkong. Der Hang Seng Index (HSI) gibt zum Mittag um 0,2 Prozent oder 27 Punkte nach auf 13.807, wobei sich der Index einmal mehr nur in engen Grenzen bewegt. Möglicherweise seien viele Fondsmanager im Vorfeld des bevorstehenden auf vier handelFrankeneie Tage verlängerten Wochenendes bereits in Urlaub, versucht ein Händler eine weitere Erklärung für das träge Geschäft. CNOOC verlieren im Zuge von Gewinnmitnahmen 1,7 Prozent auf 4,475 Hong Kong Dollar. HSBC liegen unverändert bei 125,50 Hong Kong Dollar.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Etwas leichter zeigten sich die amerikanischen Aktien am Montag nach dem Schluß des offiziellen Handels. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verlor 0,21 Prozent auf 1.481,3 Punkte zu.
Die Aktien des Softwarespieleproduzenten Electronic Arts sind im nachbörslichen Geschäft am Montag eingebrochen. Die Titel verloren 10 Prozent auf 59,30 Dollar, nachdem das Unternehmen seine Prognosen für 2005 zurückgenommen hatte. Für den Gewinn je Aktie geht Electronic Arts aufgrund des schwächer erwarteten Geschäfts in Nordamerika und Europa von 1,62 bis 1,64 Dollar nach zuvor 1,82 bis 1,87 Dollar aus. Beim Umsatz wird mit 3,1 bis 3,125 Milliarden Dollar gerechnet, nach zuvor 3,275 und 3,325 Milliarden Dollar. Wyeth Pharmaceuticals zogen hingegen um 3 Prozent tauf 39,96 Dollar an, nachdem das Unternehmen die Prognosen für das Gesamtjahr und das erste Quartal 2005 bekräftigt hatte. Ask Jeeves gaben im nachbörslichen Handel hingegen um 0,1 Prozent auf 28,64 Dollar nach. Aufgrund der geplanten Übernahme von Ask Jeeves durch IAC/InterActiveCorp hatten die Papiere im regulären Handel 18 Prozent zugelegt. Paychex gewannen gut eins Prozent auf 31,50 Dollar, nachdem das Unternehmen für das dritte Geschäftsquartal einen Anstieg von 15 Prozent beim Nettogewinn gemeldet und zudem seine Prognose für das Gesamtjahr angehoben hatte.
Wall Street schließt vor Zinsbeschluß leichter
Die Notierungen an der Wall Street haben sich am Montag zum Handelsende etwas leichter gezeigt. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gab 0,6 Prozent oder 64 auf 10.565 Punkte nach. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,5 Prozent oder sechs auf 1.184 Punkte. Der Nasdaq-Composite verlor ganz leicht auf 2.008 Stellen, nachdem er im Verlauf bereits ein Tief bei 1.994 Zählern markiert hatte.
Händler verwiesen zur Begründung für die Abschläge zum einen auf den weiterhin hohen Ölpreis. Dieser war im Tageshoch bereits auf über 57 Dollar gestiegen, kam zum Handelsschluß aber wieder deutlich zurück, womit Beobachter die Erholung von den Tagestiefs erklärten. Zum anderen, so Händler, hielten sich die Anleger mit ihren Käufen vor der anstehenden Zinsentscheidung der Federal Reserve zurück.
Zwar erwartet das Gros der Marktteilnehmer eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte, womit die Fed ihre Poltik der maßvollen Leitzinserhöhungen fortsetzen würde. Allerdings, so hieß es auch, werde man aufgrund der gestiegenen Inflationssorgen genau auf die Wortwahl der Fed achten. Nicht wenige am Markt gehen davon aus, daß die Wortwahl zum Zinsentscheid etwas aggressiver werden dürfte.
Unter den Einzelwerten standen vor allem AIG weiter unter Druck. Die Titel verloren 3,1 Prozent auf 57,90 Dollar. Morgan Stanley rät Anlegern, auch nach dem Kursverfall die Aktie zu meiden. Zu den positiven Überraschungen im Dow gehörten die Titel von GM. Die Aktien legten 3,7 Prozent auf 29,69 Dollar zu, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, weitere Stellen abzubauen. Alteria gaben hingegen nach einem für den Tabakkonzern negativen Gerichtsurteil um 2,2 Prozent auf 63,28 Dollar nach.
Unter den Technologiewerten zeigten sich vor allem die Internettitel gesucht, nachdem IAC/InterActiveCorp angekündigt hatte, Ask Jeeves für 1,85 Milliarden Dollar zu akquirieren. Ask Jeeves gewannen 18 Prozent auf 28,67 Dollar. IAC gaben hingegen 3 Prozent auf 21,63 Dollar nach.
Amerikanische Anleihen schließen etwas leichter
Knapp behauptet haben sich die amerikanischen Anleihen am Montag zum Handelsende gezeigt. Vor der Zinsentscheidung der Notenbank am Dienstag hielten sich die Anleger zurück, erklärten Händler sowohl die Minuszeichen als auch die geringen Umsätze. Die meisten Beobachter erwarten, daß die Notenbank nicht nur den Leitzins um 25 Basispunkte anheben, sondern auch in ihrer Stellungnahme eine aggressivere Zinspolitik andeuten wird. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,000 Prozent verloren 4/32 auf 95-28/32 und rentierten mit 4,52 Prozent nach 4,51. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury sank um 7/32 auf 108-1/32. Seine Rendite lag bei 4,83 Prozent nach 4,82. Marktbewegende Konjunkturdaten standen nach Ansicht von Händlern am Berichtstag nicht auf dem Programm.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Der Dax