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Euro am Sonntag 35/05 DaimlerChrysler


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moya:

Euro am Sonntag 35/05 DaimlerChrysler

 
28.08.05 13:24
DaimlerChrysler - Zetsches Auftrag (EurAmS)

Ab Donnerstag ist Dieter Zetsche Chef von Mercedes. Die Erwartungen der Börse sind groß. Hedgefonds spekulieren auf radikale Einschnitte und einen kräftigen Anstieg der Aktie. Doch Zetsche dürfte behutsam vorgehen.
von Sven Parplies und Klaus Schachinger, Euro am Sonntag 35/05

Die Hoffnung trägt Schnauzbart. Am Donnerstag wird Dieter Zetsche seinen Posten als Chef der Mercedes-Gruppe antreten, die zuletzt durch schwache Geschäftszahlen und Qualitätsmängel Schlagzeilen machte. Spätestens zum Jahreswechsel wird der 52jährige auch die Führung des Gesamtkonzerns übernehmen. Die Erwartungen an den neuen Cheflenker sind groß, besonders unter Börsianern. "Zetsche kann Mercedes den alten Glanz zurückbringen", glaubt Analyst Peter Rieth von der BHF Bank.

Dringendste Aufgabe ist die Lösung des Smart-Problems. Die Kleinwagensparte der Mercedes-Gruppe hat nach Analystenschätzungen bislang mehr als 2,5 Milliarden Euro vernichtet. Offiziell soll sie bis 2007 in die Gewinnzone fahren! , doch das Ziel gilt als ambitioniert. Und die Geduld der Börsianer hat Grenzen: "Die institutionellen Investoren werden sich nicht mehr so passiv verhalten, wie in der Vergangenheit", warnt ein Londoner Investmentstratege gegenüber EURO am Sonntag.

Drohungen, die Zetsche durchaus ernst nehmen muß. Denn seit Jürgen Schrempp seinen Rückzug von der Konzernspitze bekanntgegeben hat, haben sich die Machtverhältnisse verschoben: Großaktionärin Deutsche Bank, die Schrempp stets bedingungslos den Rücken stärkte, hat ihre Beteiligung von 10,4 auf 6,9 Prozent reduziert und wird weiter verkaufen. Zu den Abnehmern gehören offenbar auch die für ihr immer wieder aggressives Auftreten berüchtigten Hedgefonds.

Vertreter dieser Fonds sollen über inoffizielle Kanäle bereits ihre Vorstellungen an den Konzern herangetragen haben, heißt es in London. Oben auf der Liste stehen ein Ausstieg beim Smart und der Verkauf der Beteiligung am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS.

An der Börse wäre das! EADS-Paket derzeit etwa sieben Milliarden Euro wert – Geld, das beisp ielsweise in Aktienrückkäufe investiert werden könnte.

Unter Börsianern werden auch deutlich radikalere Kurskorrekturen diskutiert. Die Investmentbank Morgan Stanley hat ganz genau nachgerechnet: Sie taxiert den Wert der Einzelteile von DaimlerChrysler auf Basis der Gewinnschätzungen für das kommende Jahr auf knapp 60 Euro je Aktie. Das wären etwa 40 Prozent mehr als der aktuelle Kurs.

Diese Summe könnte aber nur realisiert werden, wenn DaimlerChrysler tatsächlich zerlegt wird, weil große Mischkonzerne an der Börse meist mit einem kräftigen Bewertungsabschlag belegt werden.

Ein heißes Thema bleibt Chrysler. Derzeit liefert die bei vielen deutschen Aktionären ungeliebte US-Tochter bessere Zahlen als Mercedes. Doch Risiken bleiben: General Motors heizt mit Rabatten den Preiskampf in den Staaten an. Auch die Konkurrenz durch die Japaner wird härter. Zudem lauern Kosten für die Gesundheitsversorgung der Chrysler-Pensionäre.

Branchenkenner rechnen jedoch nicht damit, daß ! Zetsche eine Radikallösung vorbereitet, auch weil er als ehemaliger Chrysler-Sanierer der US-Tochter eng verbunden ist. "Er wird in wesentlichen Punkten auf Kontinuität setzen", glaubt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen.

Dafür spricht, daß bei Chrysler und der Nutzfahrzeugsparte derzeit wenig Handlungsbedarf besteht. Bei der Mercedes-Gruppe kann Zetsche auf die Arbeit seines Vorgängers Eckhard Cordes aufbauen. Dessen Programm soll das Ergebnis der Mercedes-Gruppe bis zum Jahr 2007 um bis zu 3,5 Milliarden Euro verbessern.

"Es ist klar, daß wir zu einem Rentabilitätsniveau zurückkommen wollen, das einem Premiumhersteller angemessen ist", gab Zetsche vergangene Woche in Detroit erstmals Einblicke in seine Pläne für Mercedes. "Profitables Wachstum ist das, worum es geht." Analysten werten die Äußerungen als Signal, daß der neue Macher den Sparkurs verschärfen wird. Auch Kooperationen mit Volkswagen könnten helfen, die Kosten zu drücken.! Damit würde Zetsche auch die renditehungrigen Hedgefonds besänftigen.

Gruß Moya Euro am Sonntag 35/05 DaimlerChrysler 2077440

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moya:

Börsenstar Europa (EurAmS)

 
28.08.05 13:36
Börsenstar Europa (EurAmS)

Die Börsen der alten Welt haben die Wall Street abgehängt. Nach langer Zeit herrscht wieder Europa-Euphorie bei den Anlegern. Internationale Investoren setzen verstärkt auf das Comeback. Günstige Bewertungen, sprudelnde Gewinne und politische Reformen sollen die Kurse weiter nach oben treiben.
von Peter Gewalt, Euro am Sonntag 35/05

Es müssen schon außergewöhnliche Zustände herrschen, damit die Europäer der Supermacht USA in Sachen Börsendynamik die Stirn bieten können. 1988 bis 1990 waren solche Jahre, als die Umwälzungen im Ostblock Europas Börsen die Wall Street in großen Schritten abhängen ließ. 26 Jahre später ist es wieder soweit. 2005 geben nicht wie gewohnt die USA den Ton an, sondern die Finanzmärkte in Frankfurt, London, Madrid oder Budapest. Während der Dow Jones seit Januar ins Minus gerutscht ist, geht es für den Euro Stoxx 50 deutlich nach oben. "In diesem Jahr könnten sich die europäischen Aktienmärkte von der Wall Street abkoppeln", prophezeit beispielswe! ise die Fondsgesellschaft GAM.

Dank guter Unternehmensergebnisse und wachsender Hoffnungen auf ein Comeback etablierter Volkswirtschaften wie der deutschen hat der Europäische Auswahlindex in diesem Jahr bereits um zwölf Prozent zugelegt. Im Einzelfall haben europäische Indizes sogar ein Plus von mehr als 42 Prozent eingefahren (siehe Grafik).

Und die Rally soll noch weitergehen. Daran glaubt jedenfalls die Mehrheit der Finanzprofis. Eine Umfrage des Investmenthauses Merrill Lynch unter 228 Fondsmanagern, die weltweit eine Billion Dollar in ihren Portfolios verwalten, ergab, daß das Gros europäische Aktien für aussichtsreich hält. Neben japanischen Dividendenpapieren setzen die Investmentprofis in ihren Depots vor allem auf europäische Werte.


Wichtigster Grund für die Europa-Euphorie: "Die Aktien sind unterbewertet", meint Stephen Roach, Chefvolkswirt des Investmenthauses Morgan Stanley. Trotz der bisherigen Kursrally sind europäische Aktien, gemessen am 2005er Kurs/! Gewinn-Verhältnis, im Schnitt preiswerter als die Papiere aus Japan od er den USA.

Die Kurse spiegelten längst nicht die Profitabilität der Firmen wider, meint Ian Scott, Chefstratege bei Lehman Brothers. "Die europäischen Aktien sind so günstig zu haben, als würde die Profitabilität der Unternehmen stark und sehr schnell abfallen." Das Gegenteil ist laut Scott aber der Fall. Gemessen an der Eigenkapitalrendite in Relation zum Kurs/Buchwert sind europäische Aktien so günstig wie seit Beginn der 90er Jahre nicht mehr.

Europas Manager haben ihre Hausaufgaben gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: "Die starken Gewinne europäischer Unternehmen treiben die Kurse", erklärt Rolf Elgeti, Chefstratege für europäische Aktien bei ABN Amro. Selbst Übernahmen sind wieder möglich.

Ein gutes Beispiel ist Euro-Stoxx-Mitglied Suez: Im Sommer 2003 sah die Zukunft des hochverschuldeten französischen Wasserversorgers noch ausgesprochen trübe aus. Die Aktie des unprofitablen Konzerns fiel bis auf ein 13-Jahre-Tief. Nach einem harten Sanierungskurs u! nd diversen Unternehmensverkäufen ist Suez in die Gewinnzone zurückgekehrt. Und Mitte 2005 waren die Franzosen sogar in der Position, sich den belgischen Konkurrenten Electrabel für 11,4 Milliarden Euro einzuverleiben.

Wie Suez strotzen etliche europäische Unternehmen wieder vor Kraft. 352 Milliarden Euro haben sie sich in diesem Jahr Übernahmen kosten lassen. Die Anleger honorieren die neue Aggressivität mit deutlichen Kursaufschlägen für die Aufkäufer wie im Falle von Adidas. Nach der Übernahme des US-Konkurrenten Reebok legte die Aktie des Sportartikelherstellers aus Herzogenaurach kräftig zu.

Starke Impulse für Europas Unternehmen sind zudem aus dem Ausland zu erwarten. "Durch den schwächeren Euro haben sich die Aussichten für Exportunternehmen verbesser", sagt Tom Stubbe Olsen, Manager des Nordea European Value Fund. In seinem Portfolio setzt Olsen daher sehr stark auf exportorientierte Werte wie den deutschen Autohersteller Porsche. Die Exportwirtschaft ist es a! uch, die Europas Wirtschaftwachstum zumindest etwas auf die Sprünge he lfen kann. Darauf weisen die jüngsten Zahlen des Mannheimer Zentrums für Konjunkturerwartung hin. Das ZEW sieht darin Anzeichen, daß "der Funke von der Exportwirtschaft auf die Binnenwirtschaft überspringt."

Bei aller Euphorie, es gibt auch warnende Stimmen. "Die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur ist nach der guten Wertentwicklung in den vergangenen Monaten gestiegen", meint Tobias Klein, verantwortlich für den Fonds Europa Aktien ULM. Im kommenden Jahr erwartet der Fondsmanager des Jahres 2005 dennoch erneut steigende Kurse, auch wenn das Plus seiner Meinung nach nicht mehr zweistellig ausfallen dürfte.

Wie fragil die Stimmung derzeit ist, zeigt der vergangene Woche veröffentlichte Ifo-Geschäftsklima-Index für August. Zwar sehen die Unternehmenslenker wieder etwas optimistischer in die Zukunft, die Gegenwart wird aber wegen des hohen Ölpreises wieder etwas pessimistischer eingeschätzt. Die steigenden Energiepreise könnte das Gewinnwachstum der europäischen Unterneh! men drücken, das in diesem Jahr bei über zehn Prozent liegen soll.

Aber vor allem die vielen strukturellen Probleme westeuropäischer Staaten – steigende Sozialabgaben etwa oder überbordende Bürokratie – bleiben die größten Bremsklötze für einen Wirtschaftsboom. Mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 1,4 Prozent in diesem Jahr hinkt die Euro-Zone erneut den USA und Asien hinterher.

Vor allem die neuen EU-Mitglieder aus Osteuropa zeigen mit Wachstumsraten von bis zu vier Prozent, welche Dynamik auf dem alten Kontinent möglich ist.

Doch gerade das brachliegende Potential reizt die Investoren, auf Gewinne zu spekulieren. Vor allem Deutschland, lange als "kranker Mann Europas" verspottet, regt die Phantasie der Experten und Investoren derzeit an. "Deutschlands überraschende Wirtschaft" titelte das Wirtschaftsblatt "Economist" vor kurzem, was nicht nur eine gewisse Verblüffung bei den hiesigen notorischen Schwarzmalern, sondern auch eine Massenbestellung der Bundesregier! ung zur Folge hatte. 500 Exemplare des renommierten angelsächsischen M agazins wurden eingekauft und an heimische Journalisten verschickt.

In ihrer Ausgabe listen die Briten Punkt für Punkt auf, was sie bei Europas größter Volkswirtschaft so hoffnungsvoll stimmt. Die deutschen Unternehmen hätten ihre Kosten gesenkt und die Gewinne gesteigert. Die Gewerkschaften seien durch die Agenda 2010 in ihrer Verhandlungskraft geschwächt, die Lohnzurückhaltung der Arbeitnehmer hätten die Lohnstückkosten gedrückt.

Einem Comeback Deutschlands, so der "Economist", stehe nichts mehr im Wege, sollten die Konsumenten nach der Wahl wieder mehr Geld in die Hand nehmen. Diese Meinung ist kein Einzelfall, sondern ein Zeichen für einen Stimmungsumschwung, der sich auch in der Statistik niederschlägt. So flossen im Mai und Juni 71 Milliarden Euro von ausländischen Anlegern in deutsche Aktien – soviel wie nie zuvor. Eine milliardenschwere Wette auf eine bessere Zukunft, besser gesagt auf eine neue Regierung, die die nötigen Wirtschaftsreformen konsequent weiterfü! hrt. 5200 Punkte, so die Meinung vieler Experten, könnten beim DAX im kommenden Jahr drin sein. "Sollte Deutschland tatsächlich mit seinem Reformprozeß erfolgreich sein, hätte dies eine wichtige Signalwirkung auch für andere europäische Staaten wie Frankreich oder Italien", erklärt Fondsmanager Tobias Klein.

Großbritannien, Schweden und Österreich haben den steinigen Reformweg schon beschritten und damit ihren Wirtschaften einen guten Dienst erwiesen. So explodierten etwa in der Alpenrepublik die ausländischen Direktinvestitionen zwischen 1990 und 2004 von 8,5 auf knapp 52 Milliarden Euro.

Die Wiener Börse steht zugleich seit Jahren weit vorn in der Rangliste der gewinnträchtigsten Marktplätze der Welt. In diesem Jahr legte der österreichische Leitindex ATX bisher um 33 Prozent zu. Besonders Finanzaktien wie Erste Bank oder Bank Austria sind Lieblinge der Fondsmanager. Die Papiere profitieren vor allem vom steigenden Geschäft in Osteuropa, wohin die Österreicher tradi! tionell gute Verbindungen pflegen.

Starkes Wachstum gleich Börsenbo om. Diese Gleichung paßt auf Polen und Ungarn, die in der Spitze der Top-Börsen vorn vertreten sind. Dank der Mitgliedschaft in der Europäischen Union und einem hohen Wirtschaftswachstum gehören osteuropäische Aktien seit Jahren zu den Rendite-Turbos in den Portfolios.

Angesichts der langanhalten-den Rally sind viele Profis mittlerweile allerdings vorsichtiger geworden. Gegham Ananyan etwa, der

den Nestor Osteuropa managt, hat Ungarn und Tschechien in seinem Portofolio untergewichtet und engagiert sich dafür stärker in Ruß-land. Die langfristigen Aussichten der Börsen in Warschau, Prag und Budapest schätzt Ananyan dennoch positivein. Kein Wunder: Irland, Griechenland und Spanien haben es vorgemacht, wie lange sich ein EU-Beitritt auszahlen kann. Neben Milliardensubventionen aus Brüssel und dem Zugang zum riesigen europäischen Binnenmarkt brachte den drei Ländern die Einführung des Euro einen Schub. Diesen Schritt haben die osteuropäischen Staaten erst noch vor sich.

! Welches Potential EU-Neulinge langfristig haben, zeigt das Beispiel Spanien. Um mehr als 500 Prozent legte der Auswahlindex Ibex seit dem Jahr 1990 zu. Auch heute noch finden Stock-Picker wie Fondsmanager Klein an der Börse Madrid einige zyklische Titel, die dank des anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs noch gewinnversprechend sind. In diesem Jahr allerdings warf der Ibex mit zwölf Prozent noch zu wenig ab, um in der Rangliste der besten europäischen Börsenplätze ganz vorne zu landen. Um den Dow Jones abzuhängen, hat es aber allemal gereicht.

Gruß Moya Euro am Sonntag 35/05 DaimlerChrysler 2077444

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moya:

Indiens Eroberer (EurAmS)

 
28.08.05 13:41
Indiens Eroberer (EurAmS)

Ob Stahl oder Chemie, Pharma oder Software – immer mehr indische Unternehmer greifen nach der Weltmarktführung. Firmenkäufe in Deutschland liefern das Know-how.
von Günter Heismann, Euro am Sonntag 35/05

Als er ein neues Haus erstand, war das dem Magazin "Newsweek" die Titelstory wert. Über 100 Millionen Euro zahlte der indische Unternehmer Lakshmi Mittal im April 2004 an Formel-1-Mogul Bernie Ecclestone für eine Villa in den Kensington Palace Gardens, einer der feinsten Adressen Londons. Sie gilt seither als teuerste Privatimmobilie aller Zeiten.

Der exorbitante Kaufpreis ist für Mittal nur ein Trinkgeld. Mit einem privaten Vermögen von 25 Milliarden Dollar zählt er laut "Forbes" zu den drei reichsten Menschen der Welt. Zug um Zug baute der Nabob in den vergangenen 30 Jahren den weltweit größten Produzenten von Stahl auf, die Mittal Steel Company mit Sitz in Rotterdam. Zuletzt schluckte er die amerikanische International Steel Group, die Ende Juni formell mit seinem ! Unternehmen verschmolzen wurde.

70 Millionen Tonnen Stahl spucken Mittals Hochöfen und Walzwerke jetzt pro Jahr aus. Die luxemburgische Arcelor, Nummer 2 auf dem Weltmarkt, kommt nur auf 44 Millionen Tonnen. Mittals Geschäftsmodell ist einfach: billig kaufen, hart sanieren, möglichst breit diversifizieren. "Ich arbeite immer an zwei oder drei Sanierungen gleichzeitig", sagt er. "Man weiß ja nie, ob ein solches Projekt gelingt."

Begonnen hatte der Empire Builder seine Karriere Mitte der 70er in seiner Heimat, dem nordindischen Bundesstaat Rajasthan. Mit dem Geld seines Vaters, Inhaber einer Stahlhandelsgesellschaft, kaufte er mit 26 Jahren das erste Unternehmen, ein Walzwerk in Indonesien. Heute kontrolliert Mittal den einzig wirklich globalen Stahlkonzern, der in den USA und Lateinamerika ebenso vertreten ist wie in Asien und Europa.

Der Maharadscha aus Kensington ist Vorreiter einer neuen Generation indischer Unternehmer, die aggressiv auf die internationalen Märk! te drängen. Ob Stahl oder Chemie, ob Pharmazie oder Software – mit eno rmer Tatkraft erobern die Entrepreneure Marktnischen, in denen sie oft binnen einer Generation zu Weltmarktführern aufsteigen. Der enorme Startvorteil der Newcomer sind die niedrigen Löhne und die hohe Qualifikation der indischen Arbeitskräfte. Wo es noch an Know-how fehlt, schließen die Unternehmer die Kompetenzlücken mit gezielten Akquisitionen in Europa und den USA. Besonders gern greifen die Inder in Deutschland zu.

So hat Mittal schon Mitte der 90er Jahre, neben zwei kleinen Werken von Thyssen, die innovativen Hamburger Stahlwerke (HSW) aufgekauft. "Das Unternehmen ist Pionier bei der Direktreduktion", sagt Ulrich Gruzinski, Abteilungsleiter bei Mittal Steel Germany, die mit 1600 Mitarbeitern auf 1,2 Milliarden Euro Umsatz kommt.

Bei der Direktreduktion werden gleichermaßen Schrott wie Eisenerz zu Stahl verarbeitet – solch ein Wechsel ist vorteilhaft, wenn sich die Rohstoffe, wie jüngst geschehen, schlagartig verteuern. Mittal Steel ist heute der weltweit bedeute! ndste Anwender dieses Verfahrens. Was dem Stahl-Mogul bereits gelungen ist, will auch Mukesh Ambani, Mitinhaber und Chef von Indiens größtem Privatunternehmen Reliance Industries Limited (RIL), schaffen – ganz nach oben zu kommen. An dem Ziel, bis Ende des Jahres der weltweit größte Produzent von Kunstfasern zu werden, hätte ihn nur einer hindern können – sein eigener Bruder Anil, der ihm die Herrschaft über das gemeinsam ererbte Unternehmen streitig machte.

Nach monatelangem Zank haben sich die Brüder unlängst auf eine Trennung geeinigt: Mukesh erhält das Stammhaus RIL, einen hoch integrierten Konzern für Ölverarbeitung, Petrochemie und Kunstfasern. Die Sparten Finanzdienstleistungen, Mobilfunk und Stromerzeugung werden ausgegliedert und an Anil Ambani übertragen.

Ungestört von Familienzwist kann Mukesh jetzt die Expansion in Europa und den USA vorantreiben. Einen wichtigen Schritt dazu bildete 2004 die Übernahme von Trevira, die er für 80 Millionen Euro der Deutsche! n Bank abkaufte. Trevira, bis 1998 eine Sparte des Hoechst-Konzerns, w ar in der Nachkriegszeit Weltmarktführer bei Kunstfasern – jenem Gebiet, auf dem Reliance jetzt international auf Platz 2 liegt. "Mit der Akquisition kam der gesamte intellektuelle Besitz von Trevira nach Indien", sagt Mukesh Ambani.

Genauso wie Reliance versorgt sich die Firmengruppe Bharat Forge von Unternehmer Baba Kalyani in der Bundesrepublik mit Know-how, das er auf dem Weg zur Weltspitze benötigt. Ende 2003 übernahm er das Traditionsunternehmen Peddinghaus aus Ennepetal im Sauerland, das Schmiedeteile für Autos liefert. Die Akquisition paßt exakt ins Produktprogramm von Bharat, die vor allem Achsen für Fahrzeuge aller Art herstellt. "Wir werden 2008 der größte Schmiedekonzern der Welt sein", verkündet der Firmenchef, der neben Peddinghaus zwei weitere kleine deutsche Autozulieferer übernommen hat. "Wir wollen die Technologie des Westens nutzen und die Kostenvorteile Indiens und Chinas."

Die Erfindungen Europas und Amerikas gibt es oft ganz umsonst – wenn nämlich ! die Patente abgelaufen sind und die Innovationen straffrei kopiert werden dürfen. Indische Pharma-Unternehmen wie Cipla oder Dr. Reddy’s gehören seit langem zu international bedeutenden Herstellern von Generika, sprich Nachahmerpräparaten.

Jetzt drängen die Billighersteller auf Europas Märkte, wo die Ärzte auf Grund des Kostendrucks immer öfter preisgünstige Generika verschreiben. Vor kurzem hat der indische Mischkonzern Torrent das Nürnberger Unternehmen Heumann Pharma erworben, die generische Herz-Kreislauf-Mittel und Medikamente gegen Magen-Darm-Beschwerden vertreibt.

Auch Indiens größter Arzneimittelhersteller Ranbaxy will sich mit Zukäufen in Europa stärken. Nur so kann Firmenchef Brian Tempest sein Ziel erreichen, bis 2012 den weltweiten Umsatz von jetzt 1,2 auf fünf Milliarden Dollar zu steigern. Zumindest Fuß gefaßt hat man in der Bundesrepublik schon. Die Inder beliefern unter anderem die Generikakonzerne Hexal und Ratiopharm.

Tempest, ein gebürtiger Brite,! würde gerne einen deutschen Mitbewerber übernehmen, um hierzulande un ter die zehn größten Anbieter aufzurücken. Doch spätestens seit der Übernahme von Hexal, für die Novartis die Rekordsumme von 5,6 Milliarden Euro zahlte, sind den Indern die Preise für Generika-Hersteller in Deutschland zu teuer geworden. Jetzt wird die Biotech-Branche gescannt.

Die hyperaktive Software-Industrie Indiens ist selbstverständlich längst in Europa präsent. Besonders gern siedeln sich die IT-Unternehmen im badischen Walldorf an, wo SAP, Europas führender Software-Konzern, sitzt. Im Partner Port von SAP sind die Big Four der indischen IT-Industrie alle versammelt: Infosys und Satyam ebenso wie Wipro und Tata Consultancy Services (TCS).

TCS gehört mit 50000 Mitarbeitern zu den weltweit größten Anbietern von IT-Services. Doch bei der Entwicklung von Standard-Software hinkt das Unternehmen, das zum weit verzweigten Imperium Ratan Tatas gehört, hinterher. Noch dieses Jahr will TCS daher damit beginnen, in Deutschland Software zu entwickeln.

Auch die noch kleine! deutsche Belegschaft soll kräftig ausgebaut werden. "Es besteht ein großer Bedarf an deutschsprachigem Personal, so daß wir hier auf lokale Ressourcen zurückgreifen werden", verkündet Vizepräsident Natarayan Chandrasekaran, bei TCS zuständig für den europäischen Markt.

Konkurrent Wipro ist da schon ein Stück voraus. Das Unternehmen, das Azim Premji Ende der 70er Jahre gründete, hat hierzulande bereits Entwicklungszentren in München, Düsseldorf und Kiel. Obendrein unterstützen die Inder SAP bei der Einführung von NetWeaver, der neuen neutralen Plattform, mit der Software der unterschiedlichsten Hersteller verbunden werden kann. "Da sind wir SAP-Partner Nummer 1", sagt stolz Klaus Gronwald, Europachef des Geschäftsbereichs Enterprise Solutions bei Wipro.

Das Unternehmen betrachtet die Bundesrepublik als künftig wichtigsten Markt in Europa. Pro Jahr soll das Wachstum mehr als 50 Prozent betragen. Wipro beschäftigt in Europa derzeit bis zu 2500 Mitarbeiter. Davon sind all! erdings nur 300 fest angestellt. Mehr als 2000 Software-Spezialisten k ommen, je nach Bedarf, aus Indien, um ihre europäischen Kollegen zu unterstützen. Überdies arbeiten mehrere tausend Programmierer von Indien aus bei den Vorhaben mit.

Analysten sind sich sicher, daß Wipro auf der Pirsch nach Akquisitionen ist, um die Expansion in Europa zu beschleunigen. Konkurrent TCS hat bereits angekündigt, sich bei Gelegenheit mit dem Kauf eines mittelständischen Konkurrenten in Deutschland zu stärken. Beobachter vermuten, daß das Saarbrücker Softwarehaus IDS Scheer ganz oben auf der Einkaufsliste der Inder steht.

Es ist offenbar nur eine Frage der Zeit, bis sich, ähnlich wie bei Stahl oder Kunstfasern, auch in der IT-Industrie indische Unternehmen zu Weltmarktführern aufschwingen. Offen ist nur, wer der Lakshmi Mittal der Software-Branche wird.

Gruß Moya Euro am Sonntag 35/05 DaimlerChrysler 2077446

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