DaimlerChrysler - Zetsches Auftrag (EurAmS)
Ab Donnerstag ist Dieter Zetsche Chef von Mercedes. Die Erwartungen der Börse sind groß. Hedgefonds spekulieren auf radikale Einschnitte und einen kräftigen Anstieg der Aktie. Doch Zetsche dürfte behutsam vorgehen.
von Sven Parplies und Klaus Schachinger, Euro am Sonntag 35/05
Die Hoffnung trägt Schnauzbart. Am Donnerstag wird Dieter Zetsche seinen Posten als Chef der Mercedes-Gruppe antreten, die zuletzt durch schwache Geschäftszahlen und Qualitätsmängel Schlagzeilen machte. Spätestens zum Jahreswechsel wird der 52jährige auch die Führung des Gesamtkonzerns übernehmen. Die Erwartungen an den neuen Cheflenker sind groß, besonders unter Börsianern. "Zetsche kann Mercedes den alten Glanz zurückbringen", glaubt Analyst Peter Rieth von der BHF Bank.
Dringendste Aufgabe ist die Lösung des Smart-Problems. Die Kleinwagensparte der Mercedes-Gruppe hat nach Analystenschätzungen bislang mehr als 2,5 Milliarden Euro vernichtet. Offiziell soll sie bis 2007 in die Gewinnzone fahren! , doch das Ziel gilt als ambitioniert. Und die Geduld der Börsianer hat Grenzen: "Die institutionellen Investoren werden sich nicht mehr so passiv verhalten, wie in der Vergangenheit", warnt ein Londoner Investmentstratege gegenüber EURO am Sonntag.
Drohungen, die Zetsche durchaus ernst nehmen muß. Denn seit Jürgen Schrempp seinen Rückzug von der Konzernspitze bekanntgegeben hat, haben sich die Machtverhältnisse verschoben: Großaktionärin Deutsche Bank, die Schrempp stets bedingungslos den Rücken stärkte, hat ihre Beteiligung von 10,4 auf 6,9 Prozent reduziert und wird weiter verkaufen. Zu den Abnehmern gehören offenbar auch die für ihr immer wieder aggressives Auftreten berüchtigten Hedgefonds.
Vertreter dieser Fonds sollen über inoffizielle Kanäle bereits ihre Vorstellungen an den Konzern herangetragen haben, heißt es in London. Oben auf der Liste stehen ein Ausstieg beim Smart und der Verkauf der Beteiligung am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS.
An der Börse wäre das! EADS-Paket derzeit etwa sieben Milliarden Euro wert – Geld, das beisp ielsweise in Aktienrückkäufe investiert werden könnte.
Unter Börsianern werden auch deutlich radikalere Kurskorrekturen diskutiert. Die Investmentbank Morgan Stanley hat ganz genau nachgerechnet: Sie taxiert den Wert der Einzelteile von DaimlerChrysler auf Basis der Gewinnschätzungen für das kommende Jahr auf knapp 60 Euro je Aktie. Das wären etwa 40 Prozent mehr als der aktuelle Kurs.
Diese Summe könnte aber nur realisiert werden, wenn DaimlerChrysler tatsächlich zerlegt wird, weil große Mischkonzerne an der Börse meist mit einem kräftigen Bewertungsabschlag belegt werden.
Ein heißes Thema bleibt Chrysler. Derzeit liefert die bei vielen deutschen Aktionären ungeliebte US-Tochter bessere Zahlen als Mercedes. Doch Risiken bleiben: General Motors heizt mit Rabatten den Preiskampf in den Staaten an. Auch die Konkurrenz durch die Japaner wird härter. Zudem lauern Kosten für die Gesundheitsversorgung der Chrysler-Pensionäre.
Branchenkenner rechnen jedoch nicht damit, daß ! Zetsche eine Radikallösung vorbereitet, auch weil er als ehemaliger Chrysler-Sanierer der US-Tochter eng verbunden ist. "Er wird in wesentlichen Punkten auf Kontinuität setzen", glaubt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen.
Dafür spricht, daß bei Chrysler und der Nutzfahrzeugsparte derzeit wenig Handlungsbedarf besteht. Bei der Mercedes-Gruppe kann Zetsche auf die Arbeit seines Vorgängers Eckhard Cordes aufbauen. Dessen Programm soll das Ergebnis der Mercedes-Gruppe bis zum Jahr 2007 um bis zu 3,5 Milliarden Euro verbessern.
"Es ist klar, daß wir zu einem Rentabilitätsniveau zurückkommen wollen, das einem Premiumhersteller angemessen ist", gab Zetsche vergangene Woche in Detroit erstmals Einblicke in seine Pläne für Mercedes. "Profitables Wachstum ist das, worum es geht." Analysten werten die Äußerungen als Signal, daß der neue Macher den Sparkurs verschärfen wird. Auch Kooperationen mit Volkswagen könnten helfen, die Kosten zu drücken.! Damit würde Zetsche auch die renditehungrigen Hedgefonds besänftigen.
Ab Donnerstag ist Dieter Zetsche Chef von Mercedes. Die Erwartungen der Börse sind groß. Hedgefonds spekulieren auf radikale Einschnitte und einen kräftigen Anstieg der Aktie. Doch Zetsche dürfte behutsam vorgehen.
von Sven Parplies und Klaus Schachinger, Euro am Sonntag 35/05
Die Hoffnung trägt Schnauzbart. Am Donnerstag wird Dieter Zetsche seinen Posten als Chef der Mercedes-Gruppe antreten, die zuletzt durch schwache Geschäftszahlen und Qualitätsmängel Schlagzeilen machte. Spätestens zum Jahreswechsel wird der 52jährige auch die Führung des Gesamtkonzerns übernehmen. Die Erwartungen an den neuen Cheflenker sind groß, besonders unter Börsianern. "Zetsche kann Mercedes den alten Glanz zurückbringen", glaubt Analyst Peter Rieth von der BHF Bank.
Dringendste Aufgabe ist die Lösung des Smart-Problems. Die Kleinwagensparte der Mercedes-Gruppe hat nach Analystenschätzungen bislang mehr als 2,5 Milliarden Euro vernichtet. Offiziell soll sie bis 2007 in die Gewinnzone fahren! , doch das Ziel gilt als ambitioniert. Und die Geduld der Börsianer hat Grenzen: "Die institutionellen Investoren werden sich nicht mehr so passiv verhalten, wie in der Vergangenheit", warnt ein Londoner Investmentstratege gegenüber EURO am Sonntag.
Drohungen, die Zetsche durchaus ernst nehmen muß. Denn seit Jürgen Schrempp seinen Rückzug von der Konzernspitze bekanntgegeben hat, haben sich die Machtverhältnisse verschoben: Großaktionärin Deutsche Bank, die Schrempp stets bedingungslos den Rücken stärkte, hat ihre Beteiligung von 10,4 auf 6,9 Prozent reduziert und wird weiter verkaufen. Zu den Abnehmern gehören offenbar auch die für ihr immer wieder aggressives Auftreten berüchtigten Hedgefonds.
Vertreter dieser Fonds sollen über inoffizielle Kanäle bereits ihre Vorstellungen an den Konzern herangetragen haben, heißt es in London. Oben auf der Liste stehen ein Ausstieg beim Smart und der Verkauf der Beteiligung am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS.
An der Börse wäre das! EADS-Paket derzeit etwa sieben Milliarden Euro wert – Geld, das beisp ielsweise in Aktienrückkäufe investiert werden könnte.
Unter Börsianern werden auch deutlich radikalere Kurskorrekturen diskutiert. Die Investmentbank Morgan Stanley hat ganz genau nachgerechnet: Sie taxiert den Wert der Einzelteile von DaimlerChrysler auf Basis der Gewinnschätzungen für das kommende Jahr auf knapp 60 Euro je Aktie. Das wären etwa 40 Prozent mehr als der aktuelle Kurs.
Diese Summe könnte aber nur realisiert werden, wenn DaimlerChrysler tatsächlich zerlegt wird, weil große Mischkonzerne an der Börse meist mit einem kräftigen Bewertungsabschlag belegt werden.
Ein heißes Thema bleibt Chrysler. Derzeit liefert die bei vielen deutschen Aktionären ungeliebte US-Tochter bessere Zahlen als Mercedes. Doch Risiken bleiben: General Motors heizt mit Rabatten den Preiskampf in den Staaten an. Auch die Konkurrenz durch die Japaner wird härter. Zudem lauern Kosten für die Gesundheitsversorgung der Chrysler-Pensionäre.
Branchenkenner rechnen jedoch nicht damit, daß ! Zetsche eine Radikallösung vorbereitet, auch weil er als ehemaliger Chrysler-Sanierer der US-Tochter eng verbunden ist. "Er wird in wesentlichen Punkten auf Kontinuität setzen", glaubt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen.
Dafür spricht, daß bei Chrysler und der Nutzfahrzeugsparte derzeit wenig Handlungsbedarf besteht. Bei der Mercedes-Gruppe kann Zetsche auf die Arbeit seines Vorgängers Eckhard Cordes aufbauen. Dessen Programm soll das Ergebnis der Mercedes-Gruppe bis zum Jahr 2007 um bis zu 3,5 Milliarden Euro verbessern.
"Es ist klar, daß wir zu einem Rentabilitätsniveau zurückkommen wollen, das einem Premiumhersteller angemessen ist", gab Zetsche vergangene Woche in Detroit erstmals Einblicke in seine Pläne für Mercedes. "Profitables Wachstum ist das, worum es geht." Analysten werten die Äußerungen als Signal, daß der neue Macher den Sparkurs verschärfen wird. Auch Kooperationen mit Volkswagen könnten helfen, die Kosten zu drücken.! Damit würde Zetsche auch die renditehungrigen Hedgefonds besänftigen.
Gruß Moya 