http://www.zuam.ch/publications/2010_de/barrons_jan_de.pdf
(aus Barrons, nachgedruckt in der Wirtschaftswoche)
Als ich die ersten zwei Seiten des PDF in Deinem Link las, war ich erstaunt über den Realismus der Diskussionsteilnehmer. Das las sich wie eine Quintessenz des Bärenthreads. Besonders stachen die Ausführungen von Faber und Zulauf hervor:
Auszug:
Faber: Arbeitsplätze schaffen Konsum, aber was schafft Arbeitsplätze? Investitionen. In den vergangenen 25 Jahren zielte die Politik in den USA auf eine Belebung des Konsums, nicht aber der Investitionen ab. Investieren bedeutet nicht nur den Bau von Fabriken. Es geht auch um Bildung, Forschung und Entwicklung, Infrastruktur, technische Anlagen und Maschinen. Wir alle wissen, dass es Konjunkturzyklen gibt. Wenn das Kreditvolumen zu stark wächst, überschreitet man die Trendlinie und erzeugt Blasen. Darauf folgt ein Absturz in die Depression. Normalerweise ist es am besten, gar nicht einzugreifen. Dann sinken die Preise auch wieder einmal. Sind die Preise tief genug, entsteht neue Nachfrage.
Zulauf: Das hätten wir schon längst machen sollen. Diese Probleme sind eine Folge asymmetrischer Politik. Wir haben die Wirtschaft so weit aufgeblasen, dass man sie nun nicht mehr den Kräften des Marktes überlassen kann. Dann würde nämlich das ganze System zusammenbrechen.
So weit, so gut. Doch als ich dann auf den S. 3 und 4 des PDF die Aktienprognosen derselben Leute las, war ich sehr erstaunt. Fast alle (außer Faber und Gross) rechnen 2010 mit Anstiegen im SP-500 von 10 bis 20 % - ähnlich wie der Analysten-Konsens. Das scheint mir überhaupt nicht zu den zuvor genannten "Depressions-Erwartungen" zu passen.
Ich frage mich daher: Bin ich zu bärisch bzgl. des Aktienausblicks, oder haben die Diskussionsteilnehmer, die ja sonst eine klare Sicht der Dinge zeigen, beim Aktienmarkt das Augenmaß verloren?
Auf der anderen Seite des Spektrum stehen Leute wie Lucas Zeise (FTD), der ebenfalls eine Depression kommen sieht, aber - damit weit besser im Einklang stehend - weltweit mit deutlichen Einbrüchen an den Aktienmärkten rechnen (W- oder Doppel-Dip-Erwartung):
http://www.ariva.de/...A_Baeren_Thread_t283343?page=2235#jumppos55894
Zeises Ausblick: Ungefähr jetzt oder allenfalls in drei Monaten dürften wir dann in die zweite depressive Phase eintreten. Einige Volkswirte werden das als "Double Dip" bezeichnen oder als zweiten Abwärtsstrich im W-förmigen Konjunkturverlauf.
Wie wird die ganze Chose WIRKLICH enden, wenn die Meinungen der Profis derart stark divergieren? Diskrepanzen wie aktuell, wo zwischen DAX 1.000 und DAX 10.000 Alles vertreten ist, hab ich zuvor noch nie erlebt. Allein die Spanne scheint mir bedrohlich. Normalerweise führt Unsicherheit eher zu schwachen Märkten.

