Keine schöne Story
Die Bayer-Aktie dürfte in diesem Jahr Geschichte schreiben. Leider keine schöne, denn ein Kursverlust von -38% seit Jahresbeginn bei so einem großen DAX-Konzern kommt selten vor. Sehr viele Kleinanleger haben diesen Titel im Depot und müssen hinnehmen, dass dieser auf das Niveau des Jahres 2006 zurückgefallen ist.
Das leidige Glyphosat-Thema erregt schon seit dem Erwerb des US-Konzerns Monsanto durch Bayer 2018 das Missfallen der Investoren. Immer wieder Klagen, immer wieder Prozesse, immer wieder Negativschlagzeilen. Die juristische Aufarbeitung, die Bayer eigentlich mit Vergleichen und entsprechenden Zahlungen an Kläger beschleunigen wollte, läuft unerbittlich weiter.
Den Todesstoß hat der Aktie dann die Mitteilung versetzt, dass der Hoffnungsträger Asundexian, ein neuartiges Blutgerinnungsmedikament, wohl in Zukunft nicht die dringend benötigten Milliardensummen einspielen wird. Seitdem hagelt es Abstufungen von Analysten, die sich mit immer niedrigeren Kurszielen gegenseitig zu überbieten scheinen.
Wenn man dann als Konzern noch kurz vor der Mitteilung des Asundexian-Fails neue Anleihen im Wert von 5,75 Milliarden US$ platziert und damit sämtliche Investoren vergrätzt, dann ist das Desaster perfekt.
Bayer-Boss lässt aufhorchen
Aber Moment, Todesstoß? Könnte es sein, dass Totgesagte länger leben? Zumindest hat der neue Bayer-Boss Bill Anderson vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem Wall Street Journal mit der erstaunlichen Aussage aufhorchen lassen, die Aktie seines Konzerns sei ein „Jahrhundert-Schnäppchen“. Er würde das Unternehmen auf keinen Fall für 50 Milliarden € verkaufen – bewertet ist es gerade an der Börse mit 30 Milliarden €.
Die Börse neigt bekanntlich zu Übertreibungen, die mitunter maßlos ausfallen. Ist das auch im Fall Bayer so? Haben hier Angst und Panik der Anleger zu einem -25%-Abverkauf der ohnehin schon strapazierten Aktie binnen weniger Tage geführt, der sich durch Fakten nicht hinreichend begründen lässt?
Ein Blick auf die Zahlen
Schauen wir auf die zuletzt vorgelegten Geschäftsergebnisse der Leverkusener. Sie waren im dritten Quartal nicht berauschend, aber das war genau so angekündigt und erwartet worden, also bereits vor dem jüngsten Absturz eingepreist, immerhin hatte das Papier schon davor kräftig verloren.
Die Zahlen in Kurzform: Konzernumsatz 10,342 Milliarden € (8% weniger), bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen 1,685 Milliarden € (-31,3%), Ergebnisrückgang in allen Geschäftsbereichen, insbesondere bei Crop Science. Letztlich verbuchte der Konzern aufgrund erneuter Wertminderungen im Agrargeschäft Bayer unter Strich einen Verlust von rund 4,6 Milliarden €.
Kommentar von CEO Bill Anderson zu den Quartalszahlen: