28.01.2021
Seltenen Erden
Kampf um den Rohstoff der Zukunft
Europa muss Chinas Monopol bei Seltenen Erden brechen.
Schon das breite, zukunftsträchtige Spektrum der Seltenen Erden zeigt, welch immense Bedeutung die Tatsache hat, dass China 90 Prozent dieser Rohstoffe fördert.
Ohne sie gäbe es zum Beispiel keine Smartphones oder Notebooks, keine LED-Leuchten oder E-Fahrzeuge.
Seltene Erden sind unerlässlich für die Herstellung von Dauermagneten, die in Lautsprechern, Kopfhörern und Festplatten ebenso benötigt werden wie in der Luft- und Raumfahrt.
Die Magneten sind entscheidende Komponenten in den meisten Dekarbonisierungstechnologien, ohne die der Green Deal der Europäischen Union mit seinen ambitionierten Klimazielen von vornherein illusorisch wäre.
Ohne die Magnete gäbe es keine Elektroautos, weder Züge noch Lkws mit Brennstoffzellen, ganz zu schweigen von Windkraftanlagen.
2010, als die Preise explodierten, erklärte der damalige Premier Wen Jiabao.
Anfang der 80er-Jahre haben wir die Seltenen Erden noch zum Preis von Salz verkauft.
Doch eigentlich verdienen sie den Preis von Gold.
Wir fangen gerade erst an, unsere selbstverständlichen Interessen zu wahren.
In der Tat: Galten Kohle und Erdöl einst als schwarzes Gold, so haben Seltene Erden die fossilen Energieträger längst als Goldstandard abgelöst.
Vor diesem Hintergrund warnt der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, zu Recht davor, die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energien gegen eine noch größere Abhängigkeit von Seltenen Erden einzutauschen.
Europa muss seine Abhängigkeit von China durch Allianzen, Handelsabkommen und intelligente Recyclingstrategien entscheidend verringern.
Zumal die weltweite Nachfrage nach Seltenen Erden deutlich steigen und in Europa geradezu explodieren wird.
Wie auch immer.
Als Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sich Ende 2019 auf dem Höhepunkt des vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump ausgelösten Handelskonflikts vor einer Produktionsanlage für Seltene Erden fotografieren ließ, schrillten in den internationalen Rohstoffagenturen die Alarmglocken.
Europa sollte so schnell wie möglich dafür sorgen, dass Xis künftige Seltene-Erden-Fototermine keinen Alarm mehr auslösen.
Autor: Günther Oettinger war Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar.
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