Madoff verschickt Juwelen per Post
06. Jan 14:25
Der mutmaßliche Milliarden-Betrüger Madoff muss womöglich doch in Untersuchungshaft. Er hat gegen Kautionsauflagen verstoßen.
Dem früheren Börsenchef Bernard Madoff, der seit Dezember in seinem Luxus-Appartement in Manhattan unter Hausarrest steht, droht nun doch Untersuchungshaft. Der mutmaßliche Milliarden-Betrüger habe Uhren, Schmuck und andere Wertgegenstände an seinen Bruder, seine Söhne und an ein befreundetes Paar in Florida geschickt, berichtete das «Wall Street Journal» am Dienstag unter Berufung auf Ermittler.
Staatsanwalt Marc Litt stellte daraufhin beim zuständigen Gericht einen Antrag auf Untersuchungshaft. Madoff habe gegen die Kautionsauflagen verstoßen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass dies noch einmal geschieht, warnte Litt. Die beiden Söhne Andrew und Mark hätten drei Pakete mit wertvollen Uhren und Juwelen, aber auch wertlosen Dingen wie Manschettenknöpfe und Fäustlinge erhalten. Die verschickten Gegenstände belaufen sich auf einen Gesamtwert von etwa einer Million Dollar.
Entscheidung erst in wenigen Tagen
Im Zuge des Verzichts auf Untersuchungshaft hatte das zuständige Gericht das Einfrieren von Madoffs Vermögenswerten verfügt. Der zuständige Richter Ronald Ellis lehnte dem «Wall Street Journal» eine umgehende Inhaftierung des früheren Chefs der US-Technologiebörse Nasdaq ab. Ellis will erst in einigen Tagen über den Antrag der Anklage entscheiden: Bis Mittwoch sollen sich die beiden Parteien schriftlich zu den Vorwürfen äußern.
Der 70-Jährige Madoff hatte seinen Opfern jahrzehntelang beständig hohe Gewinne versprochen, die er in Wirklichkeit gar nicht erzielt haben soll. An die Investoren schüttete er stattdessen Geld aus, das er von immer neuen Anlegern bekam. Über dieses Schneeballsystem veruntreute Madoff 50 Milliarden Dollar an Kundengeldern.
Er war am 11. Dezember festgenommen und gegen zehn Millionen Dollar Kaution unter Hausarrest gestellt worden. Den Betrug hat er kürzlich gestanden. Wie das «Wall Street Journal» schreibt, versäumte es die US-Börsenaufsicht SEC, ihm trotz vieler Hinweise und acht Prüfungen binnen 16 Jahren Unregelmäßigkeiten nachzuweisen. Sie will nun intern untersuchen, inwieweit sie versagt hat. Mit dieser Frage befasste sich auch eine Anhörung in dem für Finanzdienstleistungen zuständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses. Dort sicherte SEC-Chefprüfer David Kotz denn auch eine schonungslose Untersuchung des Verhaltens der Behörde zu. Die Ermittlungen seien im Gange, und er könne versprechen, dass sie unabhängig und so hart sein würden wie nötig.