- Biogas deckt etwa sechs Prozent der Stromerzeugung in DE.
- VNG übernimmt zehn Biogasanlagen in Ostdeutschland.
- Biogas und Biomethan könnten Treibhausgase reduzieren.
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Hinzu kommt eine Entwicklung im Stromsystem insgesamt: Windkraft und Photovoltaik haben zuletzt Rekordanteile erreicht - im dritten Quartal 2025 stammten laut Statistischem Bundesamt bereits 64,1 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Mit dem wachsenden Anteil wetterabhängiger Quellen steigt zugleich der Bedarf an flexibel einsetzbaren Energieträgern. Genau an dieser Stelle sehen Experten eine wichtige Rolle für Biogas.
Warum Biogas überhaupt wichtig ist
Biogas entsteht aus Gülle, Mist, Pflanzenresten oder Bioabfall und gilt als flexibel einsetzbarer Baustein der Energiewende. Weil es grundsätzlich speicherbar ist, kann es anders als Wind- und Solarstrom gezielt dann bereitgestellt werden, wenn Strom gebraucht wird. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) spricht von einem Beitrag zum Ausgleich der "fluktuierenden Einspeisung von Wind- und Solarenergie".
Dominik Möst, Professor für Energiewirtschaft an der TU Dresden, ordnet ein: Biogas decke ungefähr sechs Prozent der Stromerzeugung in Deutschland und habe damit eine stabile Rolle im Energiemix. Allerdings werde die theoretische Flexibilität oft kaum genutzt. "Die Anlagen verfügen nicht über allzu große Flexibilität und verstromen das anfallende Biogas weitgehend kontinuierlich", sagt Möst. Grund seien meist kleine Gasspeicher; größere seien technisch möglich, aber wirtschaftlich kaum attraktiv.
Ostdeutscher Gasgroßhändler baut Biogasportfolio deutlich aus
Ein sichtbarer Schritt kommt aus Leipzig: Der Energieversorger VNG hat im Oktober über seine Tochter Balance zehn Biogasanlagen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Mit rund 245 Megawatt Feuerungswärmeleistung können die Anlagen rechnerisch mehr als 221.000 Haushalte versorgen. Balance betreibt rund 40 Anlagen in Nord- und Ostdeutschland, die meisten davon in den neuen Bundesländern sowie weitere Standorte in Niedersachsen.
"Biogas bleibt für VNG auch in Zukunft ein wichtiges Wachstumsfeld", teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Bis 2035 plane der Konzern Investitionen von bis zu fünf Milliarden Euro in dekarbonisierte Geschäftsfelder. Biogas und Biomethan gälten dabei "als strategische Eckpfeiler".
Für Balance sind die neuen Standorte besonders praktisch: Viele liegen nahe bestehender Anlagen, was Betrieb, Substratbeschaffung und Zusammenarbeit mit regionalen Dienstleistern erleichtert.
Bund signalisiert Unterstützung
Das Bundeswirtschaftsministerium teilt auf Anfrage mit, Biogas sei ein wichtiger Beitrag zur Energiewende; Investitionen in regionale Cluster würden begrüßt, weil sie wirtschaftliche Impulse im ländlichen Raum setzen könnten. Gleichzeitig arbeite man an neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Bioenergie solle im Strommix der Zukunft eine klare Perspektive erhalten.
Landwirtschaft: Chancen - und Unsicherheit
Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht in Biogas zusätzliche Absatzmöglichkeiten und regionale Wertschöpfung. Gleichzeitig warnt er vor unklaren politischen Vorgaben und schwankender Nachfrage. "Die Politik muss dringend gegensteuern", sagt DBV-Generalsekretärin Stefanie Sabet.
Der Verband sendet damit ein ambivalentes Signal: Einerseits sieht er klare Vorteile für Höfe, andererseits rechnet er ohne bessere Rahmenbedingungen nicht mit einem Ausbau der Branche. "Planungssicherheit ist daher das dringendste Anliegen der Landwirtschaft", betont Sabet.
Branche spürt leichte Erholung
Auch der ostdeutsche Biokraftstoffhersteller Verbio
Neue Investitionen, politische Signale und eine bessere Marktlage führen dazu, dass die Branche nach einer längeren Schwächephase wieder Hoffnung schöpft. Das Bundeswirtschaftsministerium betont, Biogas und Biomethan könnten zur Treibhausgasminderung sowie zur Verringerung der Abhängigkeit von Erdgasimporten beitragen.
Für Ostdeutschland mit seinen vielen Anlagen könnte das bedeuten: Ein Energieträger, der lange stagnierte, gewinnt wieder an Bedeutung./djj/DP/zb
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