Logo von Thyssenkrupp vor dem Hauptsitz in Essen.
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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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IPO-Flaute hält an – doch Thyssenkrupp zündet einen Börsenstart mit Milliardenaufträgen

Der geplante Börsengang von ISS Stoxx wird voraussichtlich frühestens 2026 stattfinden – trotz positiver Signale wie dem Ottobock-IPO. Währenddessen bringt Thyssenkrupp seine Marinesparte TKMS an den Markt – mit vollen Auftragsbüchern und ehrgeizigen Renditezielen.
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Deutsche IPO-Landschaft weiter unter Druck – ISS Stoxx verschiebt Börsengang, TKMS geht eigenen Weg

Trotz erster Lichtblicke auf dem deutschen IPO-Markt, wie dem erfolgreichen Börsendebüt von Ottobock, bleibt die Zahl der Neuemissionen in Europas größter Volkswirtschaft gering. Jüngsten Informationen zufolge wird die ursprünglich für dieses Jahr angestrebte Börsennotierung von ISS Stoxx, einer Beteiligung der Deutschen Börse AG, nun frühestens 2026 erwartet. Dies verdeutlicht einmal mehr eine anhaltende Zurückhaltung bei Börsengängen in einem von Unsicherheiten geprägten Kapitalmarktumfeld.

Gleichzeitig bereitet der Industriekonzern Thyssenkrupp (ThyssenKrupp Aktie) die Abspaltung seiner Marinesparte TKMS vor. Formal kommt dies einer Börsennotierung gleich, jedoch ohne Platzierung neuer Aktien und ohne Aufnahme neues Kapitals. Mit einem geplanten Listing am 20. Oktober wird TKMS als eigenständige Gesellschaft unter dem Namen TKMS AG & Co. KGaA an der Frankfurter Börse geführt, wobei 49 % der Anteile automatisch an Altaktionäre übertragen werden.

ISS Stoxx: IPO auf Eis – Bewertung und Marktumfeld als Bremsfaktoren

ISS Stoxx, ein Joint Venture zwischen der Deutschen Börse und dem US-Finanzinvestor General Atlantic, galt als potenzieller Hoffnungsträger für die IPO-Saison im zweiten Halbjahr 2025. Doch laut Angaben mehrerer mit der Situation vertrauter Personen wird der Börsengang nun nicht vor dem Jahr 2026 erwartet. So wurde intern auch über einen Rückkauf der General-Atlantic-Beteiligung in Höhe von 20 % diskutiert, eine Option, die nun als wahrscheinlicher gilt.

Als Hauptgründe für die Verschiebung werden eine Diskrepanz zwischen der von der Deutschen Börse angestrebten Bewertung von ISS Stoxx und dem aktuellen Bewertungsniveau börsennotierter Vergleichsunternehmen genannt. Insbesondere der sinkende Kurs der London Stock Exchange Group (London Stock Exchange Group Aktie) (LSEG) habe die Bewertungsspielräume eingeschränkt. In einem Umfeld, in dem Investoren bei IPOs eine konservative Preisgestaltung erwarten, ist die Aussicht auf eine ambitionierte Bewertung zunehmend unrealistisch.

Ein Sprecher der Deutschen Börse erklärte, dass weiterhin alle Optionen geprüft würden. Eine endgültige Entscheidung sei bislang nicht getroffen worden.

Marktumfeld bleibt anspruchsvoll – Ottobock als Einzelfall

Der Börsengang von Ottobock, dem weltweit größten Hersteller für Prothesen und Orthesen, hatte zuletzt Hoffnungen auf eine Wiederbelebung des deutschen IPO-Markts geweckt. Das Unternehmen ging im Oktober erfolgreich an die Börse und wurde mit einem Emissionsvolumen von rund 1 Milliarde Euro bewertet. Dennoch bewerten Marktbeobachter das IPO von Ottobock eher als Einzelfall denn als Auftakt einer breiteren Emissionswelle.

Andere Emittenten zögern weiterhin: Der Börsengang des Berliner Autoteilehändlers Autodoc wurde bereits im Juni verschoben. Auch der Medizintechnikanbieter Brainlab, der ursprünglich einen IPO für dieses Jahr geplant hatte, beobachtet das Marktumfeld zunächst weiter, ohne eine verbindliche Entscheidung zu treffen.

TKMS: Thyssenkrupp bringt Marinesparte an die Börse – Spin-off ohne frisches Kapital

Während die klassischen IPO-Aktivitäten ins Stocken geraten, setzt Thyssenkrupp ein Zeichen mit der bevorstehenden Ausgliederung seiner Marinesparte TKMS. Das Unternehmen, das U-Boote, Fregatten und Sonartechnik fertigt, wird ab dem 20. Oktober 2025 als eigenständige Gesellschaft an der Frankfurter Börse gelistet.

Der Schritt erfolgt als Spin-off: Altaktionäre von Thyssenkrupp erhalten 49 % der insgesamt 63,52 Millionen TKMS-Aktien ins Depot gebucht, während die Muttergesellschaft 51 % der Anteile behält. Eine Kapitalaufnahme durch Ausgabe neuer Aktien findet nicht statt. Es handelt sich demnach nicht um ein klassisches IPO im engeren Sinne, sondern um eine sogenannte „Abspaltung mit Börsennotierung“.

TKMS: Fundamentaldaten und mittelfristige Ziele

Im aktuellen Börsenprospekt weist TKMS für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2024/25 einen Umsatz von 1,59 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 75,2 Millionen Euro aus. Beide Kennzahlen übertreffen leicht die Werte des Vorjahres. Mit 9.100 Beschäftigten und einem Auftragsbestand von über 18,6 Milliarden Euro profitiert TKMS deutlich vom globalen Rüstungstrend.

Für die kommenden Jahre hat das Management ehrgeizige Ziele:

  • Eine EBIT-Marge von über 7 % (nach 4,3 % im Geschäftsjahr 2023/24)

  • Ein jährliches Umsatzwachstum von rund 10 %

  • Eine Dividendenpolitik mit Ausschüttungen zwischen 30 und 50 % des Nettogewinns ab dem Geschäftsjahr 2025/26

Staatseinstieg bei TKMS? Diskussion hält an

Parallel zur Börsennotierung mehren sich die Stimmen, die einen staatlichen Einstieg bei TKMS fordern. Die IG Metall betonte zuletzt die Notwendigkeit einer strategischen Beteiligung des Bundes zur Sicherung langfristiger industriepolitischer Ziele, insbesondere im europäischen Rüstungskontext.

Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste und Mitglied im TKMS-Aufsichtsrat, erklärte: „Ich halte ihn für notwendig, wenn wir industriepolitisch nicht nur kurzfristig denken.“ Zwar gäbe es aktuell keine konkreten Gespräche mit der Politik, doch die Thematik bleibe auf der Agenda. Friedrich betonte, dass zahlreiche europäische Rüstungsunternehmen bereits auf staatliche Beteiligungen setzen.

Weitere Entwicklungen am IPO-Markt – Ausblick 2026

Die Zurückhaltung bei IPOs in Deutschland zeigt sich auch an weiteren geplatzten oder verschobenen Vorhaben. Die Eigentümer des Pharmaunternehmens Stada entschieden sich gegen einen Börsengang und setzten stattdessen auf den Verkauf an die britische Private-Equity-Firma CapVest. Ähnlich verlief die Entwicklung bei der Oldenburgischen Landesbank (OLB), die an Crédit Mutuel, den Mutterkonzern der Targobank, verkauft wurde.

In Finanzkreisen richtet sich der Blick daher bereits auf potenzielle IPO-Kandidaten für 2026. Dazu zählen unter anderem:

  • Mobile.de – Deutschlands größter Online-Fahrzeugmarkt

  • TK Elevators – Aufzugs- und Rolltreppensparte von Thyssenkrupp

  • KNDS – das Joint Venture von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter im Rüstungsbereich

Diese Unternehmen könnten bei stabilisiertem Zins- und Inflationsumfeld zu den ersten nennenswerten Emissionen in einem möglicherweise wiederbelebten IPO-Markt gehören.

Fazit

Die Verschiebung des ISS-Stoxx-Börsengangs unterstreicht die anhaltende Vorsicht der Unternehmen gegenüber einem unbeständigen Kapitalmarkt. Trotz vereinzelter Erfolge wie dem Ottobock-IPO bleibt das Momentum insgesamt schwach. Der Spin-off von TKMS zeigt zwar alternative Wege zur Börse auf, ersetzt jedoch keine kapitalmarktgestützte Expansion. Erst eine nachhaltige Stabilisierung des Marktumfelds könnte die IPO-Aktivitäten in Deutschland wiederbeleben. Realistisch betrachtet wird dies vor 2026 wohl nicht der Fall sein. TKMS könnte auf Grund des anhaltenden Rüstungsbooms und seiner stabilen Geschäftszahlenentwicklung für Anleger interessant sein.
 


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