Sven Wagner
Sven Wagner
Die Rheinmetall-Aktie verzeichnet am 25. Juni 2025 einen Kursanstieg von 1,28 % auf 1.707,50 Euro. Damit gehört der Rüstungskonzern zu den stärksten Titeln im DAX an einem ansonsten schwächeren Handelstag – der Leitindex verliert zeitgleich 0,41 %. Das Handelsvolumen liegt bei 96.182 Aktien, was unter dem Durchschnitt der letzten Tage (zuletzt: 377.963 Stück) bleibt. Dennoch dürfte die Entwicklung von Rheinmetall (Rheinmetall Aktie) am heutigen Tag weniger auf technische Faktoren als auf zwei bedeutende politische Weichenstellungen zurückzuführen sein: die Entscheidung der NATO zum Fünf-Prozent-Ziel bei Verteidigungsausgaben sowie die Freigabe industriepolitischer Subventionen durch die EU-Kommission.
In Den Haag haben sich die 32 NATO-Mitgliedstaaten unter maßgeblichem Einfluss von US-Präsident Donald Trump auf ein neues Verteidigungsausgaben-Ziel geeinigt. Bis spätestens 2035 sollen mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) jährlich in Verteidigung und Sicherheit investiert werden. Dies markiert eine erhebliche Erhöhung gegenüber dem bisherigen Zwei-Prozent-Ziel und übersteigt selbst die Verteidigungsausgaben aus Zeiten des Kalten Krieges.
Besonders relevant für Unternehmen wie Rheinmetall ist die Ausgestaltung der neuen Zielvorgabe: Mindestens 3,5 % des BIP müssen konkret in militärische Fähigkeiten und NATO-Ziele fließen. Dazu zählen unter anderem Waffen, Munition, gepanzerte Fahrzeuge und militärisch nutzbare Infrastruktur. Ausgaben für die Ukraine-Hilfe können angerechnet werden, was insbesondere Deutschland zugutekommen dürfte.
Für Rheinmetall, als einer der zentralen Ausrüster westlicher Armeen im Bereich gepanzerter Fahrzeuge, Munition und Rüstungselektronik, ist dieser Beschluss eine mittel- bis langfristige Nachfragegarantie. Bereits heute profitiert das Unternehmen stark von der sicherheitspolitischen Zeitenwende, wie die Geschäftszahlen belegen: Im Geschäftsjahr 2022 (aktueller verfügbarer Jahresabschluss) lag der Umsatz bei 6,4 Mrd. Euro, der Gewinn bei 750 Mio. Euro. Seitdem konnte das Unternehmen laut Quartalsberichten seine Auftragsbücher deutlich füllen – insbesondere im Bereich Landfahrzeuge, Artilleriemunition und Sensorik.
Parallel zu den sicherheitspolitischen Beschlüssen haben auch industriepolitische Maßnahmen in Brüssel neue Impulse gesetzt. Die EU-Kommission genehmigt unter Auflagen die von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) vorgeschlagenen staatlichen Subventionen für Industriestrompreise.
Energieintensive Branchen – darunter auch Unternehmen der Rüstungs-, Metall- und Chemieindustrie – dürfen für maximal drei Jahre staatlich gedeckelte Strompreise erhalten. Der staatlich subventionierte Strompreis darf dabei nicht unter 50 Euro/MWh fallen und darf höchstens die Hälfte des jährlichen Energieverbrauchs eines Unternehmens abdecken.
Für Unternehmen wie Rheinmetall, das an energieintensiven Standorten in Deutschland produziert (z. B. gepanzerte Fahrzeuge in Kassel oder Waffenkomponenten in Unterlüß), bedeutet diese Entscheidung eine planbare Entlastung bei den Energiekosten – insbesondere in einem Umfeld hoher Strompreise infolge des Ukrainekriegs und des Atomausstiegs.
Neben dem Industriestrompreis enthält das neue EU-Staatshilferegelwerk weitere relevante Punkte für Unternehmen im Technologiesektor: Staatshilfen dürfen künftig gezielt für den Ausbau von Batterien, Solarpaneelen, Windkraftanlagen und Wärmepumpen eingesetzt werden. Auch Projekte mit hohem Investitionsrisiko – etwa Atomkraftwerke oder große Wasserstoffprojekte – dürfen künftig abgesichert werden.
Insbesondere die Lockerung der Beihilferegeln für die Produktion von Rüstungsgütern in Europa könnte für Rheinmetall wichtig werden, sollte sich das Unternehmen an strategischen Zukunftsprojekten auf europäischer Ebene beteiligen. Darüber hinaus wird auch die Abwanderung von industrieller Wertschöpfung in Drittstaaten wie China oder die USA als Kriterium für Subventionsgenehmigungen gewertet – was eine Rückverlagerung von Produktionskapazitäten nach Europa begünstigen könnte.
Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell rund 75,23 Mrd. Euro und einer Gewichtung von 3,61 % im DAX zählt Rheinmetall zu den Schwergewichten im deutschen Leitindex. Das Unternehmen rangiert aktuell auf Platz 6, hinter SAP (SAP Aktie), Siemens (Siemens Aktie) und der Deutschen Bank.
Die Aktie notiert derzeit 12,17 % unter dem 52-Wochen-Hoch von 1.944,00 Euro, jedoch weit entfernt vom 52-Wochen-Tief bei 435,30 Euro – ein Ausdruck des starken Wachstumspfads, auf dem sich das Unternehmen seit 2022 befindet.
Die heute bekanntgegebenen politischen Rahmenbedingungen bieten einen belastbaren Unterbau für die mittelfristige Geschäftsentwicklung. Besonders die Kombination aus erhöhten NATO-Zielen, gesicherter Energieversorgung und industriepolitischer Unterstützung könnte für stabile Umsatz- und Ergebniszuwächse bei Rheinmetall sorgen.
Der Kursanstieg der Rheinmetall-Aktie spiegelt nicht nur eine technische Erholung nach schwächeren Tagen wider, sondern steht im Kontext substanzieller geopolitischer und industriepolitischer Entscheidungen. Die NATO-Verpflichtung zu höheren Verteidigungsausgaben bis 2035 sichert Rheinmetall langfristig strategisch relevante Aufträge. Gleichzeitig bietet die Entscheidung der EU-Kommission zur Strompreissubvention wichtige Unterstützung für die energieintensive Produktion in Deutschland. Damit wird die Grundlage für eine weiterhin starke Performance des Unternehmens gelegt – sowohl operativ als auch an der Börse.
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.