- Commerzbank legt am 6. November 2025 Quartalszahlen vor.
- Analysten erwarten einen Konzerngewinn von 659 Millionen Euro.
- Unicredit hält 30 Prozent der Commerzbank-Anteile.
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Nicolas Fuchs
Nicolas Fuchs
Am kommenden Donnerstag, dem 6. November 2025, wird die Commerzbank (Commerzbank Aktie) ihre Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2025 vorlegen. Analysten und Investoren beobachten den Termin mit besonderem Interesse, denn neben der operativen Entwicklung des Konzerns steht auch weiterhin eine mögliche Übernahme durch den italienischen Großaktionär Unicredit im Raum. Bereits jetzt signalisiert die Aktienkursentwicklung eine gewisse Nervosität.
Nach einem starken ersten Halbjahr 2025 wird für das dritte Quartal ein moderater Anstieg des Konzerngewinns erwartet. Im Konsens der Analysten soll das Nettoergebnis bei rund 659 Millionen Euro liegen, was einem Anstieg gegenüber den 593 Millionen Euro im Vorjahresquartal entspricht. Auf Gesamtjahressicht könnte die Commerzbank damit, bereinigt um Restrukturierungskosten ihr Konzernergebnis von 2,68 Milliarden Euro im Jahr 2024 übertreffen und mit 2,9 Milliarden Euro ein neues Rekordjahr einfahren.
Die Umsatzerwartung liegt bei etwa 3,0 Milliarden Euro, nach 2,74 Milliarden Euro im dritten Quartal des Vorjahres. Dabei wird vor allem auf die Zusammensetzung der Erträge geachtet: Während die Nettozinserträge im Branchenvergleich leicht rückläufig sind (prognostiziert werden 2,03 Milliarden Euro), setzen Vorstandschefin Bettina Orlopp und ihr Team zunehmend auf zinsunabhängige Einnahmen wie Provisionserträge, die laut Schätzung um rund 100 Millionen Euro auf 981 Millionen Euro zulegen könnten.
Die rückläufigen Nettozinserträge sind eine Folge der geldpolitischen Lockerungen der Europäischen Zentralbank (EZB), die nach einer Periode restriktiver Zinspolitik nun auf expansiveren Kurs umschwenkt. Dieser Branchentrend betrifft nahezu alle europäischen Banken und macht eine Diversifizierung der Ertragsquellen umso wichtiger.
Die Commerzbank reagiert auf diesen Trend mit Investitionen in das Vermögensverwaltungsgeschäft sowie durch neue digitale Angebote für Firmen- und Privatkunden. Der Ausbau dieser Geschäftsfelder ist Teil der langfristigen Strategie zur Stabilisierung der Einnahmen und zur Unabhängigkeit vom volatilen Zinsumfeld.
Ein weiterer zentraler Punkt in der Bilanz der Commerzbank ist die Risikovorsorge für Kreditausfälle, die im dritten Quartal bei 215 Millionen Euro liegen soll, was in etwa dem Vorjahresniveau enstrpricht. Auf das Gesamtjahr gerechnet wird mit unter 800 Millionen Euro gerechnet. Trotz der schwächelnden Konjunktur in Deutschland – das Land befindet sich laut offizieller Definition im dritten Rezessionsjahr – halten sich die Belastungen bisher im Rahmen.
Ein Lichtblick zeigt sich bei der polnischen Tochter M-Bank, die zuletzt mit rückläufigen Belastungen aus Altlasten wie den Franken-Krediten positiv überraschte. Im dritten Quartal sanken diese um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wenn auch nicht ganz so stark wie erhofft. Dies reduziert den Druck auf die Konzernbilanz, auch wenn Analysten hier keine erheblichen positiven Überraschungen mehr erwarten.
Die Rolle von Unicredit als Großaktionär sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit im Markt. Seit dem Einstieg der italienischen Großbank im September 2024 wird regelmäßig über eine Komplettübernahme spekuliert. Unicredit hält aktuell rund 30 Prozent der Commerzbank-Anteile. Im Fokus steht dabei insbesondere die mögliche Fusion mit der Unicredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB), deren Zahlen kürzlich für Aufsehen sorgten.
Im dritten Quartal 2025 erzielte Unicredit einen Nettogewinn von 2,6 Milliarden Euro, deutlich über den Erwartungen. Allein die HVB erwirtschaftete davon 535 Millionen Euro, mit einer Kosten-Ertrags-Quote von 39 Prozent und einer Eigenkapitalrendite von 22 Prozent – Werte, die die Commerzbank nicht erreicht. Zum Vergleich: Die Commerzbank verbuchte im ersten Halbjahr 2025 eine Kosten-Ertrags-Quote von 56 Prozent und eine Eigenkapitalrendite von 11 Prozent (vor Restrukturierungskosten).
Diese Differenz in der operativen Effizienz könnte Unicredit in einer möglichen Übernahmesituation in eine vorteilhafte Position bringen nicht zuletzt bei der Bewertung beider Banken.
Die Commerzbank-Aktie hat in den letzten zwölf Monaten stark zugelegt. Bisher stieg die Aktie um 93 Prozent, maßgeblich getrieben durch die Unicredit-Spekulation. Dagegen kommt die Unicredit-Aktie „nur“ auf ein Plus von 51 Prozent im selben Zeitraum. Auf kürzere Sicht gleichen sich die Entwicklungen jedoch an: In den letzten sechs Monaten stieg die Commerzbank-Aktie um 31 Prozent, Unicredit um 22 Prozent. In den letzten drei Monaten verlor die Commerzbank jedoch vier Prozent, während Unicredit lediglich zwei Prozent einbüßte.
Am Montag dieser Woche erreichte die Commerzbank im Intraday-Handel die wichtige technische Marke der 50-Tage-Linie bei 31,78 Euro. Sollte der Schlusskurs über dieser Linie bleiben, gilt dies unter charttechnischen Gesichtspunkten als neues Kaufsignal. Für einen dauerhaften Aufschwung ist jedoch ein überzeugendes Zahlenwerk entscheidend.
Die anstehenden Quartalszahlen könnten eine Doppelfunktion erfüllen: einerseits als Indikator für die wirtschaftliche Stabilität und Effizienz der Commerzbank, andererseits als strategischer Hebel im Übernahmekontext mit Unicredit. Sollte es dem Vorstand unter Bettina Orlopp gelingen, ein überzeugendes drittes Quartal mit soliden Erträgen und kontrollierten Risiken zu präsentieren, könnte dies nicht nur den Aktienkurs stützen, sondern auch die Übernahmeambitionen der Italiener zumindest temporär ausbremsen, getrieben durch eine teurere Bewertung.
Das Spannungsfeld zwischen operativer Leistung und strategischer Kontrolle über das eigene Schicksal bleibt für die Commerzbank hoch relevant. Die nächsten Schritte werden nicht nur auf dem Börsenparkett, sondern auch hinter verschlossenen Türen in Frankfurt und Mailand mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Bislang bewertet eine knappe Mehrheit der Analysten die Aktie mit Hold.
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