Zoom Communications (ISIN: US98980L1017) hat für das erste Quartal seines Geschäftsjahres 2026 solide Ergebnisse vorgelegt und dabei insbesondere im Geschäftskundenbereich (Enterprise-Segment) positiv überrascht. Der Umsatz kletterte um 2,9 % auf 1,17 Mrd. US-Dollar und traf damit exakt die Markterwartungen. Noch deutlicher fällt die Überraschung beim bereinigten Gewinn pro Aktie aus: Mit 1,43 US-Dollar lag dieser 9 % über dem Analystenkonsens von 1,31 US-Dollar.
Trotz dieser positiven Entwicklungen verzeichnete die Aktie im nachbörslichen Handel an der Nasdaq ein leichtes Minus. Dies könnte mit Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Erholung von rund 23 % seit dem Jahrestief Anfang April zusammenhängen.
Besonders stark entwickelte sich das Geschäft mit Unternehmenskunden: Die Umsätze in diesem Segment legten um 5,9 % auf 704,7 Mio. US-Dollar zu – und übertrafen damit die Analystenschätzungen. Die Zahl der Großkunden, die jährlich mehr als 100.000 US-Dollar Umsatz generieren, wuchs binnen eines Jahres um 8 % auf 4.192. Dies signalisiert eine anhaltend starke Positionierung Zooms im B2B-Segment – trotz wachsender Konkurrenz durch etablierte Anbieter wie Microsoft (Microsoft Aktie) Teams oder Google (Alphabet A Aktie) Meet.
Finanzchefin Michelle Chang verwies in einer Analystenkonferenz auf die Stabilität des Kaufverhaltens im Unternehmensbereich. Auch wenn einige große US-Kunden ihre Vertragsbedingungen aktuell intensiver prüfen, seien keine signifikanten Verluste zu verzeichnen. Im Gegenteil: Die Nachfrage bleibe robust.
Parallel zur geschäftlichen Transformation von Zoom zeigt sich am Arbeitsmarkt ein bemerkenswerter Kulturwandel: Junge Berufseinsteiger der Generation Z – also zwischen 1997 und 2012 Geborene – kehren zunehmend ins Büro zurück. Anders als oft angenommen, treiben gerade sie den Trend zur physischen Präsenz am Arbeitsplatz.
Laut einer aktuellen globalen Umfrage des Immobilienunternehmens JLL kommen Arbeitnehmer unter 24 Jahren im Schnitt an drei Tagen pro Woche ins Büro – mehr als jede andere Altersgruppe. 91 % dieser Generation wünschen sich eine ausgewogene Mischung aus virtueller und persönlicher Interaktion, wie eine separate Studie von Freeman zeigt.
Dieser Trend beeinflusst auch Anbieter von hybriden Arbeitsplatzlösungen wie Zoom. Während in der Pandemie reine Remote-Strukturen dominierten, liegt die Zukunft nun in der Flexibilität: Plattformen müssen sowohl die Anforderungen digitaler Zusammenarbeit als auch die Bedürfnisse persönlicher Präsenz erfüllen. Zoom adressiert dies mit hybriden Tools wie dem AI Companion, automatisierten Meeting-Zusammenfassungen und nahtloser Integration in Office-Workflows.
CEO Eric Yuan sieht die Transformation des Unternehmens als entscheidenden Erfolgsfaktor: Zoom positioniert sich zunehmend als umfassende Kollaborationsplattform. Die ursprüngliche Videokonferenzlösung wurde inzwischen um Cloud-Telefonie, Contact Center sowie intelligente, KI-gestützte Assistenten ergänzt.
Im März wurden bedeutende Erweiterungen in die Plattform integriert, darunter ein agentenbasierter KI-Companion sowie Funktionen zur automatisierten Zusammenfassung von Besprechungen und Clip-Generierung. Damit versucht Zoom, sich funktional vom Wettbewerb abzusetzen und Kunden zusätzliche Mehrwerte im Arbeitsalltag zu bieten.
Vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung hebt Zoom die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2026 leicht an. Das Unternehmen erwartet nun einen Jahresumsatz zwischen 4,80 und 4,81 Mrd. US-Dollar – eine Erhöhung gegenüber der bisherigen Spanne von 4,79 bis 4,80 Mrd. US-Dollar. Die Prognose übertrifft damit auch leicht die Analystenschätzungen von LSEG, die im Schnitt bei 4,79 Mrd. US-Dollar lagen.
Beim bereinigten Gewinn pro Aktie zeigt sich ein ähnliches Bild: Statt der zuvor prognostizierten Spanne von 5,34 bis 5,37 US-Dollar erwartet Zoom nun 5,56 bis 5,59 US-Dollar. Auch diese Kennzahl liegt klar über den Markterwartungen (5,41 US-Dollar). Die Prognose für das laufende Quartal liegt mit einem erwarteten Umsatz von rund 1,2 Mrd. US-Dollar und einem Gewinn pro Aktie von 1,37 US-Dollar ebenfalls leicht über dem Analystenkonsens.
Während Zoom auf der Unternehmensseite an Boden gewinnt, bleibt das Privatkundengeschäft weiterhin herausfordernd. Die monatliche Churn-Rate im Online- und KMU-Bereich lag im Quartal bei 2,8 % – ein Wert, der leicht unter den Erwartungen liegt, aber dennoch auf eine gewisse Fluktuation und Wettbewerbsdruck hinweist. Zoom begegnet diesem Trend unter anderem mit gezielten Preisanpassungen bei Privatkunden-Abonnements, die laut Chang zur Stabilisierung beitragen sollen.
Trotz der guten Quartalszahlen reagierte die Zoom-Aktie im nachbörslichen Handel mit einem leichten Rücksetzer. Mit einem Kursplus von 23 % seit dem Jahrestief Anfang April scheint der Markt jedoch zunehmend Vertrauen in die strategische Neuausrichtung des Unternehmens zu fassen.
Hinzu kommt ein aufgestocktes Aktienrückkaufprogramm, das Signale für Kapitaldisziplin und Shareholder-Value setzt. Jeremy Goldman von Emarketer kommentierte, dass Zoom mit seinen jüngsten AI Companion Upgrades – inklusive Meeting-Zusammenfassungen und automatisierter Clip-Generierung – „endlich das Zeug zu einer neuen Geschichte“ habe.
Zoom befindet sich in einem strukturellen Wandel vom reinen Videoanbieter hin zu einem multifunktionalen Kommunikationsdienstleister – mit ersten sichtbaren Erfolgen. Insbesondere das wachsende Enterprise-Geschäft und die Einbindung künstlicher Intelligenz stärken das Fundament für nachhaltiges Wachstum. Zwar bestehen auf Konsumentenebene nach wie vor Herausforderungen, doch das Unternehmen zeigt sich anpassungsfähig und wachstumsorientiert. Für Investoren bleibt Zoom trotz kurzfristiger Schwankungen eine interessante Beobachtungsgröße im Markt für Business-Kommunikationslösungen.
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