Weitere Aussichten in USA und Deutschland !!

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börse1:

Weitere Aussichten in USA und Deutschland !!

 
30.04.01 10:34
30.04.2001

Blick in die USA

Die Aktien an der US-Technologiebörse NASDAQ und Wallstreet sind zum Wochenabschluss fest aus dem Handel gegangen. Die überraschende Stärke des US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal habe die Hoffnung genährt, dass die Märkte auch bei den Unternehmenszahlen bald das Schlimmste hinter sich hätten. Auch Gewinnwarnungen von Amgen und Starbucks konnten die gute Stimmung am Freitag an der NASDAQ nicht trüben.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA ist im ersten Quartal 2001 um 2,0% im Vorjahresvergleich gestiegen. Im vierten Quartal 2000 sei das US-BIP um 1,0% und im ersten Quartal 2000 um 4,8% gestiegen, teilte das US-Handelsministerium am Freitag in Washington mit. In einer vom Finanzdienstleister "Briefing.com" durchgeführten Konsens-Prognose hatten US-Volkswirte das BIP-Wachstum im Berichtszeitraum auf lediglich 0,9% veranschlagt. Die Gefahr einer Rezession scheint somit vorerst gebannt.

Die Verbrauchervertrauensindex der University of Michigan ist im April auf 88,4 Punkte gefallen. Im März sei der Index noch bei 91,5 Zählern ermittelt worden, teilte die Universität von Michigan am Freitag in New York mit. Die vorläufigen Zahlen hätten eigentlich auf einen Fall auf 87,8 Punkten hingewiesen, hieß es.

Das US-Arbeitsministerium gab schliesslich eine weitere wichtige Zahl heraus: Danach stiegen die Lohnkosten in den ersten drei Monaten 2001 um 1,1 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2000. Die US-Notenbank achtet sehr auf diesen Wirtschaftsindikator. Steigende Lohnkosten erhöhen die Gefahr einer Inflation. In den vergangenen vier Quartalen stiegen die Lohnkosten um 4,1 Prozent. Da sich Lohnkosten und Inflationswerte i.d.R. ähnlich bewegen, könnte dies eine jährlichen Inflation von etwa 4 Prozent bedeuten. Wirtschaftsexperten erwarten im Mai eine weitere Leitzinssenkung der Federal Reserve Bank. Deshalb versuchen sie die jüngsten Daten herunterzuspielen. Die Arbeitsmarktsituation lockere sich kontinuierlich, was den Druck von den Lohnkosten nehme. Nur über die Höhe der Zinssenkung sind sich die Experten uneins.

Wie geht es weiter ?

Die US-Wirtschaftsdaten deuten fundamental und mittelfristig gesehen eher auf eine Erholung der Märkte hin. Nach den Enttäuschungen der letzten Monate darf jedoch keine schnelle Umkehr in einen Bullenmarkt erwartet werden. Der Weg hin zu einer schwarzen Null wird für die meisten Anlegerdepots noch lang und oft nervenaufreibend bleiben.

Kurzfristig bietet die Verschnaufpause der Nasdaq in dieser Woche Raum für Bewegung. In welche Richtung diese gehen wird, bleibt abzuwarten. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass die Nasdaq sich kurzfristig erst einmal weiter in einer Seitwärts-Bewegung befindet. Das Bärenrallye-Szenario würde damit auch charttechnisch an Signifikanz verlieren. Andererseits wäre ein Bruch der 2.000er-Marke ein Verkaufssignal. Der RS-Index deutet auf einen kurzfristig überkauften Markt hin.


Blick nach Deutschland

Für die allgemeine Stimmung an den deutschen Aktienmärkten war auch in dieser Woche vor allem das Geschehen in den USA entscheidend. Besonders deutlich wurde dies noch einmal zum Wochenausklang. Obwohl die Bundesregierung am Freitagmorgen ihre Wirtschaftsprognose für das laufende Jahr kräftig nach unten korrigiert hatte, blieb der DAX davon scheinbar unberührt. Ganz anders aber das Bild, als am Nachmittag das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde: Um fast 100 Punkte sprang das Börsenbarometer nach oben, nach dem für das erste Quartal ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent bilanziert worden war.
Insgesamt gesehen wurde eine ruhige Börsenwoche mit geringen Umsätzen am Freitag beendet. Zwar bescherte die Quartalsbilanz einigen Titeln überdurchschnittliche Kursgewinne; insgesamt bewegten sich aber vor allem die Standardwerte im DAX seitwärts. +0,8% konnte der Dax in der abgelaufenen Woche verbuchen; etwas besser schnitt der Nemax 50 ab, der +6,7% zulegte; der Nemax All Shares brachte es auf +3,7%.

Im Umfeld zunehmend pessimistischer Konjunkturprognosen für Europa, insbesondere für dessen größte Volkswirtschaft Deutschland, suchen die deutschen und europäischen Märkte mühsam nach Orientierung. Nach der unerwartet deutlichen Verschlechterung des Ifo-Geschäftsklimaindex im März muss sich Europa ? nach Gutachten des Internationalen Währungsfonds und der EU-Kommission - in diesem Jahr auf ein wahrscheinlich deutlich geringeres Wirtschaftswachstum als zunächst angenommen einstellen. Dennoch konnte sich die Europäische Zentralbank trotz des zunehmenden Drucks von Politik und Wirtschaft erneut nicht zu einer Senkung der Leitzinsen in der Euro-Zone durchringen.

Wenig zufrieden waren die meisten Händler mit der abgelaufenen Börsenwoche. Der Markt sei "tot", hieß es allenthalben. "Wir spielen hier gerade Wintermoorhuhn", beschrieb ein Händler die Ruhe im Computerhandel. Ein zweiter Börsianer sagte: "Ich bin eigentlich Händler, aber heute ist Ablage angesagt." Andere gewannen der Seitwärts-Tendenz der Kurse auch etwas Gutes ab. Es sei ein "gutes Zeichen", dass auch nach der EZB-Entscheidung die Kurse kaum nachgegeben hätten.

Wie geht es weiter mit Dax und Nemax ?

Mit einer langsamen Erholung an den Internationalen Aktienmärkten dürfte sich nach Ansicht von Analysten die Risikobereitschaft der Anleger wieder erhöhen. Das werde auch positiv auf die Kurse am Neuen Markt ausstrahlen. Eine mittel- oder langfristige Abkoppelung des Wachstumssegments vom allgemeinen Trend sei aber eher unwahrscheinlich, glauben die Marktexperten. Denn die in den vergangenen Jahren gestiegene Korrelation zwischen deutschen und US-Indizes spräche für eine ähnliche Marktentwicklung in Deutschland.

Marktteilnehmer hoffen aber, dass sich der Neue Markt in der kommenden Woche ähnlich resistent gegen negative Trends aus den USA zeige, wie in den vergangenen Tagen. Die Bodenbildung dürfte allerdings bei hoher Volatilität stattfinden. Am besten sei es, wenn die Erholung langsam und stetig vorangehe, ohne dass Anleger in Euphorie verfallen. Anschließende Kursstürze seien ansonsten vorprogrammiert.

Bei technischen Analysten gibt es zumindest kurzfristig mehr Skepsis. Hier wird in der kommenden Woche mit einer Korrekturbewegung des Nemax 50 gerechnet. Viele Aktien des Wachstumssegments sind stark überkauft. Das Korrekturpotential reiche bis zur Unterstüzung bei 1.694 Zählern. Die starke technische Verfassung lasse jedoch eine Bodenbildung zwischen 1.712 und 1.628 Zählern wahrscheinlich erscheinen. Anschließend sei ein zweiter nachhaltiger Hausseschub zu erwarten, prophezeien die Experten.

Positiver sehen die Analysten den DAX. Charttechnisch betrachtet ist in den kommenden Tagen mit einem Kurssprung an die obere Begrenzung des langfristigen Trendkanals bei 6400 Punkten zu rechnen. Ein direktes Überwinden dieses Widerstandes ist jedoch zumindest aus charttechnischer Sicht sehr unwahrscheinlich. Viele Anleger stellen sich nun die Frage, ob man diese kurzfristige Kursschwäche zum Einstieg nutzen sollte oder ob es wieder noch weiter runter geht. Die 5950'er Marke im Dax sollte als Stop-Loss für Blue Chips genutzt werden.

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