albino, richtig – gegen so einen Betrug ist man relativ ungeschützt: in einem funktionierenden Kapitalmarkt muss man davon ausgehen können & dürfen, dass die Zahlen stimmen, gerade bei einem DAX-Wert. Aber hätte das die BaFin sehen können wenn selbst 40 KPMG Experten über Monate hinweg nicht definitiv sagen konnten, ob es sich um Betrug handelt? Ich glaube, da erwarten wir zu viel von denen, die sich für solche Dinge wahrscheinlich gar nicht gut genug ausgestattet.
Ich persönlich bin richtig sauer auf EY, denen mache ich den Hauptvorwurf. Ich kopiere mal rein was ich gestern schrieb: „Warum ich insbesondere so sauer auf EY bin: ich habe im letzten Jahr im WDI-Forum geschrieben, dass deren 2018er Testat das wichtigste und wahrscheinlich sorgfältigste Testat aller Zeiten sein wird/muss. Als Grund hatte ich damals geschrieben, dass die das Schicksal von Arthur Andersen vor Augen haben werden und der Druck, jedes Detail gründlichst zu durchleuchten, riesig ist. D.h. ich bin damals VOR dem Testat aus der Aktie ausgestiegen und ERST nach Testat wieder eingestiegen. Verstehe mich nicht falsch, ich würde EY nie vorwerfen wenn da ein Treuhänder im Oktober 1,9 Mrd. Euro abgehoben hat. Aber wenn die 10 Jahre lang ein Geschäft(smodell) geprüft haben und jetzt herauskommt, dass es das nie gegeben hat, das kann & darf einfach nicht sein. Bei meinen zukünftigen Aktieninvestments wird „EY“ einen Malus bedeuten.“
Was mir aber noch mal wichtig ist zu betonen: ja, WDI/EY sind Schuld an (m) einem Vermögensverlust. Das kann man versuchen über Klagen teilweise zurückzuholen, das hat aber nichts mit dem Staat zu tun, dafür gibt es rechtliche Wege. Aber dass Leute hier das komplette Vermögen bzw. die komplette Altersvorsorge verloren haben und sich teilweise sogar zusätzlich verschuldet haben, DAS ist weder die Schuld von WDI, noch von EY, noch von der Presse, noch von den LVS, etc. DAS ist einzig und allein die Schuld der jeweiligen Anleger – so hart das klingt, sorry. Aber das gilt genauso für mich.
Um das mal ein wenig zu belegen: ich weiß nicht genau, was ein Anlageberater für eine Zusammensetzung für eine vernünftige Vermögensallokation für einen bspw 50-jährigen Anleger empfehlen würde. Nehmen wir mal an:
10% Cash
10% Gold, Rohstoffe, Münzen, Schmuck
20% Sparprodukte, Versicherungen & Anleihen
60% Aktien
Diese 60% Aktien sollte man sinnvollerweise aufteilen zB in Hälfte globale Indizes und Hälfte Einzelaktien. Die Einzelaktion sollte man wiederum aufteilen in vllt zehn Einzelwerte. Zusammenfassend: in einer „vernünftigen“ Vermögensallokation hätte Wirecard vllt 3% des Gesamtvermögens ausmachen sollen.
Habe ich mich in meinen Leben immer daran gehalten? Nein, natürlich nicht!! Je mehr Überzeugung ich hatte, desto höher war meine Gewichtung und in jüngeren Jahren war das oft unvernünftig was ich da gemacht habe. Aber WENN ich das mache, dann ist das mein Fehler, meine Verantwortung und ich muss/werde dafür gerade stehen. Ich kann dann mE nicht nach dem Staat rufen und jedem anderen die Schuld geben.