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200 km/h – ohne Benzin
Traum-Sportwagen Karma fährt mit Militärtechnik
Die mobile Zukunft wird schön, wenn der dänische Autodesigner Henrik Fisker Recht behält. Er hat einen Traumwagen entwickelt: Ein Elektroauto, das gut aussieht und sogar 200 km/h schnell ist. Bedenken wegen der heiklen Batterietechnik hat Fisker nicht. Er setzt ganz auf die Erfahrungen des US-Militärs.
UMFRAGE.Alternativer Antrieb
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Aktuell: 258 Stimmen Wo ist der Haken? Warum ist sonst noch niemand auf die Idee gekommen? Was macht die Firma Fisker Automotive aus Lake Forrest in Kalifornien besser als Toyota, als VW, Peugeot oder Ford, als alle großen Hersteller?
Henrik Fisker, geboren in Dänemark, hat mehr als nur ein neues Auto entwickelt. Wenn alles so wahr wird, wie er es plant, wird er möglicherweise in die Geschichte des Automobilbaus eingehen als der, der den Stein der Weisen gefunden hat: Fisker hat eine große Sport-Limousine erdacht, die eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometer in der Stunde erreicht und dabei kein Benzin verbraucht. Der Fisker Karma, so unbescheiden heißt das Auto, fährt elektrisch, aber auf so elegante Weise, dass es selbst Anhänger herkömmlicher Sportwagen überzeugen soll. "Das Thema Tempolimit wird keinen mehr interessieren, wenn wir erfolgreich sind", sagt Fisker. Denn sein Auto bietet gewissermaßen Genuss ohne Reue - sehr gute Fahrleistungen bei sehr geringer Umweltbelastung. Die technische Idee hinter der Sport-Limousine Karma ist nicht neu, selbst von den großen Herstellern sind schon zwei darauf gekommen: Wie Fisker arbeiten auch Volvo und General Motors am sogenannten Plugin-Hybrid-Konzept. Dabei geht es darum, ein Elektrofahrzeug mit einem herkömmlichen Motor zusammenzuspannen. Der aber dient nicht dem Antrieb des Autos, sondern er lädt nur die Batterien.
Auf die Akkus kommt es an
Die Achillesferse ist nach wie vor die Kapazität der Akkus: Man muss sie so leistungsfähig machen, dass sie nicht alle naselang eine Nachladung durch den Verbrennungsmotor verlangen. Der Fisker Karma soll 80 Kilometer pro Tag rein elektrisch fahren können, was laut Fisker mehr als genug ist für 60 Prozent aller amerikanischen und europäischen Autofahrer. Wer das Auto ausschließlich für den Weg zur Arbeit nutzt und dabei die Batterien nicht leert, braucht niemals Benzin nachzutanken, da das Auto abends an die Steckdose kommt. "In zehn Jahren werden mehr als die Hälfte aller neuen Autos Plugin-Hybride sein", sagt Fisker. Er geht davon aus, dass er kein Spezialhersteller bleibt, sondern einen unumkehrbaren Trend setzt. Wenn General Motors seine Entwicklung erfolgreich abschließt, kann die Vorhersage Wirklichkeit werden. Wenn nicht, ist da neben Henrik Fisker nur noch Murat Günak. Der ehemalige Designchef des Volkswagen-Konzerns steht derzeit der Mindset AG in der Schweiz vor und hat ebenfalls ein Plugin-Hybrid-Auto entwickelt. Kleiner zwar, aber dafür mit einem weiteren Technik-Trick: Der Benzinmotor kann vom Kunden nach Bedarf aus- und wieder eingebaut werden - das spart Gewicht und Energie. Weiterführende links
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Fisker und Günak wollen Ende 2009 mit ihren Autos auf den Markt kommen. Im Gegensatz zu Günak hat Fisker sein Produkt allerdings schon auf einer großen Automesse präsentiert: Mitte Januar enthüllte er den Karma auf der Detroit Motor Show. "Seitdem haben wir 500 Autos verkauft, jede Woche gehen etwa 100 Bestellungen ein."
Ein schöner Erfolg für einen Wagen, dessen erste Prototypen erst in sechs Wochen zu Fahrtests starten. Doch die Antriebstechnik sei schon viel länger harten Tests unterworfen, sagt Fisker. Nicht ohne Stolz hatte er auf der Messe in Detroit gesagt: "Wir haben die Lithium-Ionen-Technik im Griff."
Nur diese Sorte Batterien, den meisten Menschen auch aus Handy oder Notebook bekannt, ist in der Lage, genug Kapazität für die Beschleunigung eines Autos zur Verfügung zu stellen und nicht gleich nach dem ersten Spurt schlapp zu machen. Leider werden Lithium-Ionen-Akkus gern heiß, in Telefonen und Computern sind sie auch schon explodiert. Nicht auszudenken, wenn das im Auto passierte - darum hat auch Toyota für seine erfolgreichen Standard-Hybridmodelle (Benzin- und Elektromotor treiben zusammen das Auto an) immer noch keine Lithium-Ionen-Technik eingeplant.
Fisker ficht das nicht an. Er arbeitet mit der amerikanischen Firma Quantum Technologies, die eine Plugin-Hybrid-Lösung schon vor vier Jahren für das US-Militär verwirklicht hat. "Wir haben die neuesten Batterien das ganze letzte Jahr getestet, auf allen Straßen, bei Hitze und Kälte. Andere Autohersteller haben nicht so viele Tests gemacht, Toyota fängt damit erst an."
15.000 Autos pro Jahr will Fisker bauen
80.000 Dollar wird der Fisker Karma kosten, wenn er im vierten Quartal 2009 auf den Markt kommt. Für 2010 ist der Export nach Europa vorgesehen. "Wir haben auch schon Vorbestellungen aus Deutschland", sagt Fisker.
Die Käufer werden ein 4,98 Meter langes Auto fahren, das Platz bietet für vier Personen. Die Batterien liegen im Mitteltunnel des Wagens, angetrieben werden die Hinterräder, und vorn unter der Haube sitzt nur ein kleines Motörchen.
Das hat den Designer Fisker besonders gereizt. "Ich konnte die Kotflügel wie eine Skulptur schaffen." Die Motorhaube liegt tatsächlich tiefer als die Kotflügel, die sich lustvoll vorwölben wie beim Porsche 911. Murat Günak geht bei seinem 4,20 Meter kurzen Mindset einen anderen Weg: Kotflügel und Motorhaube liegen exakt auf einer Höhe. "Das gibt dem Auto mehr Breite", sagt der Designer.
Elektroauto Fisker Volvo General Motors Mit 15.000 Autos pro Jahr kalkuliert Fisker, 10.000 plant Günak ein. Für beide ist die Zahl klein genug, um Batteriesätze guter Qualität zu erhalten. Für beide ist die Zahl aber auch zu groß, um die Autos selbst zu bauen. Während Günaks Firma Mindset mit kleineren Herstellern verhandelt, zieht es Fisker zu den großen Partnern der Autoindustrie. Dass die ihn eines Tages einholen und übernehmen könnten, fürchtet der selbstbewusste Däne nicht. "Es ist wie beim iPod. Heute gibt es viele MP3-Player, aber Apple ist immer noch ganz oben."
Henrik Fisker, 44, hat ein elegantes, fast fünf Meter langes Auto geschaffen, das überhaupt nicht wie ein Öko-Mobil aussieht.
![Wasserstoff 151227](/karma_a151227)