des Aufsichtsrats Angst, dass der Borsig mit mehr Eigenkapital arbeitet, dadurch die EK-Rendite in guten Zeiten schrumpft und in schlechten Zeiten nicht mehr der Steuerzahler in Anspruch genommen werden muss, was ihre Gehälter und die des Management in weniger astronomische Höhen geschaukelt hätte.
Ringen um Chefposten
Eklat bei der Deutschen Bank
von Martin Scheele, Sven Clausen (Hamburg) und Peter Ehrlich (Berlin)
Machtkampf beim Geldinstitut: Die Bank hat sich erst nach internem Ringen für eine Vertragsverlängerung von Chef Ackermann entschieden. Nach FTD-Informationen wollte ihn der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Börsig beerben - scheiterte aber am Widerstand des Kontrollgremiums.
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Diesen Artikel jetzt anhören Die Niederlage ist für den 60-jährigen Börsig eine Blamage. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Aufsichtsratschefs gehört es, für einen reibungslosen Wechsel an der Vorstandsspitze zu sorgen. Der ehemalige Bosch-Manager, der bis 2013 als Oberaufseher der Deutschen Bank gewählt ist, gilt nun als schwer angeschlagen.
Börsigs Pläne waren zunächst nur einem kleinen Kreis bekannt. Auch der Vorstand wurde nicht informiert. Schließlich schlug der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats Börsig am Montag als einzigen Kandidaten für die Nachfolge von Ackermann vor. Das Gremium bereitet die Personalentscheidungen der Kontrolleure vor.
Präsidialausschussmitglied Tilman Todenhöfer sagte, trotz langer Suche sei weder im Vorstand noch außerhalb der Bank ein geeigneter Nachfolger gefunden worden. "Börsig ist der beste Kandidat", so der Aufsichtsrat Bankkreisen zufolge.
Die Kapitalseite wie auch die Arbeitnehmerfraktion des Kontrollgremiums zogen sich daraufhin zu Beratungen zurück. Später signalisierten die Aufsichtsratsmitglieder Todenhöfer, dass sie Börsig nicht wählen würden.
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann (r.), und der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens BörsigEinige Kontrolleure argumentieren mit Corporate-Governance-Gründen. Börsig war von 2001 bis Mai 2006 Finanzvorstand der größten deutschen Bank, folgte dann Rolf Breuer als Aufsichtsratsvorsitzender. Ein Wechsel zurück an die operative Spitze des Instituts käme einem Zickzackkurs gleich, der der Deutschen Bank schade, so die Kritik.
Andere Mitglieder des Aufsichtsgremiums bezeichneten es als Armutszeugnis, dass Börsig keinen geeigneten Ackermann-Nachfolger gefunden habe. Nach Informationen aus Bankkreisen hatte zuvor der Personalrat bei den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat interveniert. Vom amtierenden Deutsche-Bank-Chef hätten sich die Beschäftigten nach entsprechenden Äußerungen des 61-Jährigen mehr Sicherheit für die Arbeitsplätze in Deutschland versprochen, hieß es.
Ackermanns Vertrag lief ursprünglich bis Mai 2010. Mehrfach hatte der Deutsche-Bank-Chef betont, nicht verlängern zu wollen. Üblicherweise entscheiden deutsche Konzerne spätestens ein Jahr vor Vertragsende über die Nachfolge. Am Montagabend hatte die Bank überraschend bekannt gegeben, dass Ackermann bis 2013 bleiben soll.
Einige Aufsichtsräte seien in den vergangenen Wochen zu der Einschätzung gekommen, dass Ackermann doch noch einmal verlängern muss, hieß es aus dem Umfeld des Instituts. Die Auffassung habe sich durchgesetzt, dass ein international renommierter Banker an der Spitze der Deutschen Bank stehen müsse.
Insidern zufolge ist es vorstellbar, dass Ackermann die Bank nicht bis 2013 führt, sondern nun einen geeigneten Nachfolger aufbaut. Gute Chancen auf den Chefposten werden Risikovorstand Hugo Bänziger, 53, und Ex-Strategiechef Axel Wieandt, 42, eingeräumt. Wieandt steht derzeit an der Spitze der Hypo Real Estate.
Börsig sollte am Mittwoch eigentlich die Eröffnungsrede bei einer Festveranstaltung der Deutsche-Bank-Privatkundensparte halten. Die Veranstalter teilten aber mit, er sei verhindert. Sein Grußwort wurde daher verlesen.