Tumulte beim Euro-Umtausch

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Tumulte beim Euro-Umtausch

 
29.03.02 22:57
Am letzten kostenlosen Umtauschtag für altes Urlaubsgeld aus Euro-Land ist es vor Landeszentralbanken zu chaotischen Zuständen gekommen.

Insgesamt tauschten in der Hauptstadt mehr als tausend Menschen alte Scheine aus den Mitgliedsstaaten der Währungsunion in Euro. Auch Düsseldorf registrierte einen Ansturm-Rekord. Altes Urlaubsgeld kann künftig zwar weiterhin zu den Landeszentralbanken gebracht werden, der Umtausch kostet dann aber Gebühren.

“Der Tag war grauenhaft“, bilanzierte Michael Weber von der Landeszentralbank in Berlin. Es habe bereits am Morgen „sehr, sehr lange Schlangen“ gegeben. Auch Warnungen der Bank an Neuankömmlinge, dass sich das Anstellen nicht mehr lohnen werde, hätten kaum Wirkungen gezeigt. Zum regulären Schalterschluss um 12.
30 Uhr standen laut Weber noch so viele Menschen auf der Straße, dass die Türen gegen 13.00 Uhr nochmals geöffnet wurden.

„Wir haben so lange aufgemacht, bis die ganze Schalterhalle voll war, dann aber mussten wir endgültig schließen.“ Das Problem: Auch zu diesem Zeitpunkt standen noch bis zu hundert Menschen vor der Tür, es gab teilweise tumultartige Szenen.
“Das war eindeutig der Höhepunkt beim Ansturm“, analysierte Weber.

Verständnis für den Ärger

Insgesamt habe die LZB wahrscheinlich mehr als 1.200 Kunden abgefertigt. Der Euro-Koordinator der Berliner Landesbank zeigte zwar Verständnis für den Ärger der Ausgeschlossenen. „Warum aber müssen sie auch bis zum allerletzten Tag warten?“

Diese Frage stellte sich auch Uwe Deichert von der LZB Nordrhein-Westfalen. „So viele Kunden wie heute hatten wir noch nie, nicht einmal nach der Umstellung auf den Euro zum Jahreswechsel.“ In Düsseldorf wurden alle Kunden bedient, die zum regulären Schalterschluss um 13.00 Uhr noch anstanden - das zog sich noch Stunden in den Nachmittag hinein.

Auch in München standen die Umtauschwilligen am Nachmittag kurz vor Schließung des Instituts in einer mehr als 100 Meter langen Menschenreihe.

Ein Sprecher der Hessischen Landeszentralbank in Frankfurt sagte am Nachmittag: „Unsere Kassenhalle ist voll.“

Eine Sprecherin der Bundesbank in Frankfurt bezeichnete den Ansturm in letzter Minute unterdessen als überraschend: „Wir haben schon lange in Broschüren und Faltblättern darauf hingewiesen, kein ausländisches Geld mehr mitzubringen.“

Allein in Bayern seien in der Woche vor Ostern täglich 20.000 Kunden bedient worden, die ihre Banknoten aus den elf anderen Euroländern kostenlos in Euro umtauschen wollten, berichtete der Sprecher der bayerischen Landeszentralbank, Anton Hörhager.

Deutliche Entspannung erwartet

Ab Dienstag rechnen die Landeszentralbanken mit einer deutlichen Entspannung der Situation. Dann kostet der Umtausch von alten Scheinen aus den anderen elf Euro-Ländern Gebühren. Diese betragen ein Prozent des Geldwertes, mindestens aber zehn Euro. Deshalb gibt es ab kommender Woche auch einen Mindestbetrag für den Umtausch.

Dieser liegt bei 20 Euro. „Alles andere lohnt sich ja auch für den Kunden nicht“, sagte Weber. „Wer zum Beispiel hundert Drachmen hat, kann die zu Hause lassen. Das sind ja nur etwa 30 Cent.

Von Dienstag an werde der Umtausch wesentlich komplizierter, sagte auch Hörhager. Die Landeszentralbanken nähmen die ausländischen Scheine dann zwar noch entgegen, der Kunde erhalte jedoch kein Bargeld mehr sondern eine Quittung. Der Gegenwert werde dem Kunden später überwiesen. „Auf Grund des Verfahrens kann sich das über Wochen oder gar Monate hinziehen, bis das Geld auf dem Konto ist“, sagte er.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP)

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