Sonntag, 17. August 2014
Wall-Street-VorschauZinsdebatte erfasst US-Anleger
Wann kommt die Wende? Bis zu welchem Zeitpunkt können US-Anleger noch mit historisch niedrigen Zinsen rechnen? In der kommenden Woche können Konjunkturdaten neue Hinweise liefern. Die US-Notenbank lädt zudem nach Jackson Hole.
Im New Yorker Aktienhandel bestehen nach Einschätzung von Marktbeobachtern gute Aussichten, dass die Anleger an der Wall Street mit Kursgewinnen in die neue Woche starten. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass Russland für keine weitere Eskalation in der Ukraine-Krise sorgt, meinte Marktstratege Brian Reynolds von Rosenblatt Securities.
Aufsehenerregende Berichte aus dem Osten der Ukraine hatten den US-Börsianern kurz vor dem Wochenende einen Strich durch die Rechnung gemacht. Berichte über einen direkten Angriff ukrainischer Truppen auf russische Militärfahrzeuge ließen die Investoren vorsichtshalber am Aktienmarkt Gewinne mitnehmen und in sichere Häfen wie Staatsanleihen umschichten. Das ukrainische Militär meldete, es habe einen russischen Militärkonvoi zerstört, der auf ukrainisches Staatsgebiet vorgedrungen sei. Russland dementierte, mit eigenen Truppen auf ukrainischem Territorium in Kämpfe verwickelt zu sein.
Beginn eines großen Krieges?
Die Dementis aus Moskau zeigten Wirkung: In New York hielten sich die Abgaben zum Handelsschluss in weit engeren Grenzen als in Europa - wo Anleger im regulären Geschäft sehr viel weniger Zeit zum reagieren blieb. In den USA fanden die Technologiewerte im späten Handel sogar in positives Terrain zurück.
Die neue Woche dürfte - abgesehen von den geopolitischen Spannungen - ganz im Zeichen der Konjunkturaussichten und der Signale zur geldpolitischen Entwicklung stehen. Auf dem Terminkalender für die kommenden Tage stehen in den USA neben den Wohnbaubeginnen am Dienstag vor allem dem Philly-Fed-Index am Donnerstag.
Experten rechnen mit Blick auf die anstehenden Daten mit einer anhaltenden Erholung. Dies dürfte die Ansichten des Marktes in Bezug auf die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bestärken.
"Die Wirtschaft wächst schnell genug, um die Nachhaltigkeit der Unternehmensgewinne zu gewährleisten, aber nicht so schnell, dass die Fed sich gezwungen sähe, die Zinsen schon eher anzuheben", erklärte Colin Cieszynski, Senior Market Analyst beim Broker CMC Markets, die dahinter stehenden Überlegungen. Die Angst vor einem beschleunigten Zinsanstieg - dem seit Jahren diskutierten "Exit" aus der umstrittenen Krisenpolitik der Währungshüter - hatte die US-Aktien in der vergangenen Woche stark belastet.
Yellen trifft auf Draghi
Voll im Vordergrund steht in der neuen Woche auch die alljährliche US-Notenbank-Konferenz in Jackson Hole, einem Urlaubsort in den Bergen Wyomings. Von der Tagung, die von Donnerstag bis Samstag stattfindet, erhoffen sich Investoren belastbare Signale zum weiteren Kurs der Fed. Zentrales Thema dürfte der US-Arbeitsmarkt sein, der sich zuletzt normalisiert habe, sagte Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner.
"Vor diesem Hintergrund ist ein Ausstieg aus der Nullzinspolitik nur eine Frage der Zeit", meinte Weidensteiner. Auch das bereits am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehende Protokoll zur zurückliegenden Fed-Sitzung vom 29. und 30. Juli dürften Anleger und Analysten mit großem Interesse auswerten.
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