Mein mittelfristiger Outlook
Market Track / Kommentar:
Für die kommenden 3-6 Monate...
...haben wir gemischte Gefühle. Die Grundtendenz sollte nach unserem Dafürhalten negativ sein. Diese Einschätzung leiten wir zum einen von der fundamental hohen Bewertung der US-Aktien ab und zum anderen von der psychologischen Stimmung der Investoren. Die Fundamentalbewertung des S&P500 ist nach wie vor sehr hoch, was ein KGV von 30 unverblümt dokumentiert. In Rahmen des jüngsten Bärenmarktes und besonders aus historischen Vergleichen haben wir gelernt, dass der langfristige Trend intakt bleibt, solange die Bewertung hoch ist.
Das mittelfristige Bild...
...ist jedoch vielmehr von der psychologischen Verfassung des Marktes abzuleiten und nicht von der Bewertung. Die Erfahrung zeigt, dass sich mittelfristige Abwärtsimpulse ausbilden, wenn die Zuversicht im Markt stark zunimmt. Wir haben den FSI (FONDEX Sentiment Indikator) entwickelt, um anhand eines Indikators ablesen zu können, in welcher Stimmungslage sich der Markt befindet. Ein Stand von 90 reflektiert ein besonders hohes Maß an Optimismus und ein Stand von 1 reflektiert ein extremes Maß an Pessimismus.
Im Rahmen von Bärenmärkten...
...bildet der Markt seine Hochs, wenn der FSI über 75 liegt. Derzeit steht der FSI bei 80 und das sagt uns, dass wir keinen Platz mehr für eine ausgiebige Rallye besitzen. Wir befinden uns sozusagen in einem TOPPING OUT, einer Phase, in der am Markt eine Wendezone geschaffen wird, innerhalb derer immer wieder Rallyes stattfinden, die teilweise neu Hochs erreichen, aber niemals Nachhaltigkeit beweisen. Aus diesem Grund positionieren wir uns in antikorrelierenden Sektoren wie Gold und in Puts.
Wir rechnen damit, dass...
...das zweite und dritte Quartal mit deutlichen Verlusten in DAX, Dow & S&P500 einher gehen werden. Frühestens im August rechnen wir mit einer mittelfristigen Bodenbildung, die sich jedoch bis Oktober verschieben könnte. Im Zuge einer Bodenbildung werden wir unsere Investitionsrichtung von Short auf Long verändern und verstärkt in Aktien investieren.
Die Alternative zu diesem Szenario...
...liegt in einer Ausweitung der Rallye, die im Oktober 2002 im NASDAQ Composite Index angefangen hat. Im selben Zuge würde der DAX die Rallye ausweiten, welche Mitte März 2003 angefangen hat. Die technische Situation der Märkte berechtigt zur Annahme, dass wir mittelfristige Hochs bilden und verteidigen werden, sprich die Rallye mittelfristige Nachhaltigkeit beweisen wird. Ich kann dieses Argument sehr gut nachvollziehen, da es mir in der Vergangenheit oft als Grundlage für Kaufentscheidungen gedient hat.
Leider handelte es sich um falsche Kaufsignale...
...und ich wurde regelmäßig ausgestoppt. Das ist der Punkt, an dem man eigentlich merkt, dass in einem Bärenmarkt nach anderen Regeln gespielt wird. Die Psychologie liefert hier ein verlässlicheres Signal, wenn sie an einem Extrempunkt steht. Klettert der FSI über 75, ist der Hundertmeterläufer auf seinen letzten 20 Metern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass jede Rallye mit einem TOPPING OUT beendet wird und der darauffolgende Downmove das TOPPING OUT auflöst.
Interessant ist auch,
dass eine Menge Aktien neue Hochs bilden, während die Stunde für den Gesamtmarkt längst geschlagen hat. In dieser Phase führt der Markt die meisten Investoren vor, Institutionelle wie Private. Es ist eigentlich der größte Zaubertrick des Bären, und das TOPPING OUT hört erst auf, wenn die Bären frustriert sind, weil sie schon etliche Male auf die Finger bekommen haben. Schaut man sich einen Tageschart des COMPX über die letzten 6 Monate an, weiß man genau, wovon ich spreche.
Nun stehen wir an einem Punkt,
an dem man durchaus sagen kann, dass die Bären frustriert sind. Wo ich auch hinsehe, wurden Shorts gecovert und neue Shorts werden nur sehr vorsichtig eingegangen. Es besteht jedoch keine Angst mehr im Markt und wenn man heute sagt, dass der COMPX sein Tiefs bei 1100 noch dieses Jahr deutlich durchbrechen wird und der DAX die 2000 knacken wird, erntet man eher mitleidsvolle Blicke. Sicher gibt es noch Bären. Nach Investors Intelligence sind es 31,1 % und die Zahl schrumpft zunehmend.
Die Bullen liegen bei 51,1 %...
...und liegen somit wieder deutlich in der Mehrzahl. Interessant ist, dass sich die US-Märkte seitwärts bewegt haben, während die Bullenquote kräftig angestiegen ist und die Bärenquote deutlich gefallen ist. Wenn ein erheblicher Teil des Marktes wieder bullisch wird, finden zwangsläufig Käufe statt. Wenn diese Käufe jedoch nicht zu steigenden, sondern seitwärts verlaufenden Märkten führen, muss man sich eine Frage erlauben.
Warum wird der Markt mit Angebot gefüttert,
...wenn die Nachfrage zunimmt? Wie sieht die Perspektive derer aus, die ihr Material auf den Markt bringen. Warum warten die nicht, bis wir eine wesentlich höhere Kursbasis erreicht haben? Welche Informationen haben die, die wir nicht haben? Es sind Fragen, die einem zunächst unsinnig erscheinen, da es keine klare Antwort zu geben scheint. Zum Einen wissen wir nicht, wer DIE sind und zum Anderen wissen wir auch nicht, was DIE wissen.
Meine Erfahrung mit diesen Fragen ist,
dass man sie nicht beantworten braucht. Man sollte sich einfach nur mit der Schlüssigkeit der Handlung zufrieden geben. Wir wissen, dass es eine solche Kraft gibt. Wir wissen nicht, aus was sie sich zusammensetzt, doch eines wissen wir mit Gewissheit. Die Kraft hat FAST immer Recht und sie taucht regelmäßig an psychologischen Extremen auf. Ich beschäftige mich seit Jahren mit dieser Kraft und ihrem Rhythmus.
In einem Bullenmarkt existiert sie...
...gleichermaßen wie in einem Bärenmarkt. Der Unterschied ist lediglich, dass Sie sich komplett anders verhält. Man könnte fast behaupten, dass sie ein spiegelverkehrtes Verhalten an den Tag legt. Ich verlasse Euch jetzt mit dem Rat, dass es sich lohnt, über diese Kraft nachzudenken. Sicherlich gleicht es oft einem Puzzle und man muss sich die passenden Stücke selbst suchen, doch so entstehen eben die besten mittelfristigen Tradingthesen und das kann sich wahrlich lohnen.
Bis bald!
Beste Grüße vom Gesellen