Premiere: Alle Tore für fünf Euro

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Happy End:

Premiere: Alle Tore für fünf Euro

 
15.03.02 21:01
Premiere bietet Masse statt Klasse – das soll sich ändern.

(SZ vom 16.03.02) - Der Fußball ist eine teure Sache, auch im Fernsehen. Wer bei der Bundesliga live dabei sein will, zahlt 30 bis 40 Euro im Monat, so viel kostet der Abo-Sender Premiere für die Fans. Den meisten Anhängern ist der Fußball das nicht wert; nun fehlen dem Bezahl-Fernsehen von Leo Kirch, der mit der Bundesliga den Durchbruch schaffen wollte, die Kunden.

Die Verluste häufen sich. Das soll sich ändern. Der neue Premiere-Chef Georg Kofler, der einst Pro Sieben zum profitabelsten Privatsender in Deutschland machte, will die Fußball-Anhänger mit einem Sonderangebot locken. Kofler plant ein zusätzliches Premiere-Programm, das bereits für fünf Euro im Monat erhältlich ist. Dort soll dann die Schaltkonferenz von der Bundesliga mit allen Spielen und allen Toren präsentiert werden, dazu gibt es Filme und anderes mehr.

Kofler hofft auf Abonnentenzuwachs

Der preiswerte Kanal ist zum Hineinschnuppern in Premiere gedacht. Wer mehr Filme und mehr Fußball haben will, zum Beispiel ganze Spiele aus der Bundesliga und der Champions League live, der muss zu den teureren Programm-Paketen wechseln. Kofler hofft, die Abonnentenzahl von derzeit 2,4 Millionen binnen zwanzig Monaten um bis zu einer Million zu steigern.

Dieser Tage versuchte Kofler, die wichtigsten Kreditgeber von Kirch für das künftige Modell von Premiere zu begeistern. Die Bayerische Landesbank, die dem Medienhändler das meiste Geld geliehen hat, war ebenfalls vertreten. Doch die Banker blieben kühl, die Mehrheit von ihnen plädierte für die Einstellung des Bezahl-Senders.

Alles schief gelaufen

Vier Milliarden Euro hat Kirch im Abofernsehen bereits verloren, jetzt geht ihm das Geld aus. Und sonst will niemand mehr in Premiere investieren, auch die Banken nicht. Trotz Koflers schönen Plänen droht also das Ende.

Bei Kirchs Bezahl-Fernsehen ist alles schief gelaufen, was schief laufen konnte. Mit einer Art Zauberkästchen, der d-box, wollte der Medienhändler sein Abo-TV und gleichzeitig das digitale Fernsehen durchsetzen, das mehrere hundert Kanäle technisch möglich macht. Das Digital-TV galt einst als Medium der Zukunft, weshalb Medienhändler Kirch versuchte, hier ein Monopol zu schaffen.

Böses Erwachen

Doch dann bot Premiere mehr Masse als Klasse. In einem unüberschaubaren Wust von Kanälen spulte Kirch vor allem alte Filme und Serien aus seinem riesigen TV-Vorratslager ab.

Das breite Publikum fand wenig Gefallen. Außerdem funktionierte die d-box schlecht, das verschreckte die Zuschauer noch mehr. Ihnen genügten die 30 vorhandenen Programmen, die sowieso reichlich Fußball und Filme bieten. Kirchs Traum vom Monopol endet jetzt mit einem bösen Erwachen.  
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