Die Pleite-Welle am Neuen Markt steuert nach Ansicht von Aktionärsschützern in diesem Jahr auf einen neuen Rekord zu. Schon jetzt sei die Entwicklung dramatisch: 90 Prozent der seit mindestens zwei Jahren im NEMAX notierten Unternehmen bescherten ihren Anlegern in diesem Zeitraum Verluste. „Aber das dicke Ende kommt erst noch“, warnte Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Die DSW stellte auch für das vergangene Jahr eine Liste mit den größten Kapitalvernichtern auf. „Es hat vor allem Gesellschaften erwischt, die mit dem Geld der Aktionäre allzu verschwenderisch umgegangen sind“, konstatierte Hocker. Bei den Standardwerten bilden das Kaufring-Kaufhaus, der Gerüstbauer Plettac und der Büroartikelhersteller Herlitz das traurige Spitzentrio. Alle drei Aktien verloren in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich pro Jahr 56 Prozent ihres Wertes.
Noch mehr Geld verloren die Anleger am Neuen Markt: Spitzenreiter Brokat verlor in den vergangenen zwei Jahren jährlich 96 Prozent an Wert, die zweitplatzierte Kinowelt 94 Prozent - beide Unternehmen haben inzwischen Insolvenz beantragt.
Angesichts dieser Entwicklung forderte die DSW Privatanleger auf, geplante Aktienkäufe künftig noch genauer zu überprüfen. Dies gelte vor allem für die Spitzenreiter auf der Negativliste der Schutzvereinigung. „Niemand sollte sich darauf einlassen, bei am Boden liegenden Werten zu zocken“, warnte Malte Diesselhorst vom DSW-Landesverband Berlin.
Für Aktienkäufe empfahlen die Experten „nur jene Unternehmen, die mit ihrer Geschäftsidee auch wirklich einen Markt gefunden haben und entsprechend auch Geld verdienen.“ Dafür lohne es sich, auch auf die Dividende zu schauen, betonte Hocker. „Eine Dividende ist das untrügliche Zeichen des Geldverdienens.“