"MTU auf ungeahntem Höhenflug
Anziehende Luftfahrtkonjunktur, Großaufträge und Währungseffekte verhelfen dem Triebwerkshersteller MTU und seiner Aktie zu ungeahnten Höhenflügen.
von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Es ist einer der größten Aufträge in der Geschichte der zivilen Luftfahrt: 32 Großraumflugzeuge des Typs A 380 hat die Fluggesellschaft Emirates vor Kurzem bestellt – und damit im MDAX Kursschübe ausgelöst. Profitiert hat nicht nur die Aktie des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, der mit seinem Flugzeugbauer Airbus den Riesenvogel herstellt, sondern auch der größte deutsche Triebwerkshersteller, MTU.
Das Münchner Unternehmen baut zusammen mit den US-Konzernen General Electric und Pratt & Whitney das Triebwerk GP7000, mit dem schon die bereits bisher von Emirates bestellten 58 A 380-Exemplare ausgerüstet werden. „Die MTU hat am GP7000 einen Anteil von 22,5 Prozent und liefert die Niederdruckturbine und das Turbinenzwischengehäuse, außerdem ist sie an der Hochdruckturbine beteiligt“, erläutert MTU-Chef Egon Behle. „Wir gehen fest davon aus, dass auch die neu bestellten Flugzeuge mit dem GP7000-Triebwerk ausgerüstet werden. Dies bedeutet für die MTU einen Umsatz in Höhe von rund 350 Millionen Euro.“
Die A 380-Order dürfte wohl die Krönung eines Geschäftsjahres werden, in dem es für MTU bislang äußerst gut läuft. „Die Passagier- und Frachtzahlen übersteigen schon jetzt deutlich die ursprünglichen Erwartungen“, bilanziert MTU-Chef Egon Behle die Marktentwicklung zur Jahresmitte. „Wir erwarten, dass sich im zweiten Halbjahr weitere Verbesserungen ergeben.“ So hatte der Internationale Luftfahrtverband IATA vor Kurzem seine Prognose für 2010 zum zweiten Mal nach oben korrigiert und rechnet jetzt im weltweiten Passagierverkehr mit einem Zuwachs um sieben und im Frachtverkehr um 18 Prozent.
Rückenwind bekommt MTU außerdem von der Währungsseite: Analysten gehen davon aus, dass der schwache Euro das Ergebnis zusätzlich beflügeln wird. „Der Dollar ist die Währung der Luftfahrt“, sagt Behle dazu. „Deshalb ist es für uns wichtig, mit seiner Volatilität umgehen zu können.“ MTU habe in großem Umfang finanzielle Verpflichtungen im Dollarraum, etwa über Lieferantenbeziehungen. „Damit sichern wir uns einen natürlichen Hedginganteil, der momentan bei 75 Prozent liegt.“ 72 Prozent des verbleibenden Dollargeschäfts seien kursgesichert. Das Modell lasse Spielräume, die bei günstigen Kursverhältnissen ausgeschöpft würden.
„Unsere Prognose für 2010 basiert auf einem durchschnittlichen Dollarkurs von 1,45. Schwankt der Dollarkurs diesem Wert gegenüber um zehn Cent, wirkt sich dies im Jahr 2010 mit etwa zehn Millionen Euro im Ergebnis vor Zinsen und Steuern aus.“ Die weitere Entwicklung der Wechselkurse werde man beobachten, so Behle. „Wir werden dann wie üblich unsere Prognose zu den Halbjahreszahlen überprüfen und gegebenenfalls anpassen.“
Der deutsche Marktführer erzielte 2009 mit rund 7600 Mitarbeitern einen Konzernumsatz von 2,6 Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss von 140 Millionen Euro. Bislang war MTU für 2010 von einem Umsatz und Überschuss auf Vorjahreshöhe ausgegangen – nach Einschätzung vieler Analysten eine viel zu konservative Prognose. Deshalb wird allgemein mit einer Anhebung der Prognose bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal im Juli gerechnet.
Das Unternehmen ist an zahlreichen zivilen und militärischen Triebwerkprogrammen beteiligt. Neben Airbus-Komponenten ist MTU beispielsweise auch Systempartner bei GE für ein Triebwerk, das im Boeing-Langstreckenjet Dreamliner zum Einsatz kommen soll. Eine große Rolle spielt für MTU auch das Wartungsgeschäft – das Unternehmen ist der weltweit größte unabhängige Instandhalter. Behle ist seit über zwei Jahren MTU-Chef und will den Triebwerkshersteller als Spitzenunternehmen unter den europäischen Luftfahrtzulieferern positionieren. Über mögliche Zusammenschlüsse mit dem schwedischen Konkurrenten Volvo oder dem italienischen Hersteller Fiat Avio ist bereits spekuliert worden. Behle erklärt dazu, MTU prüfe mögliche Akquisitionschancen kontinuierlich.
Allerdings liege der Fokus grundsätzlich auf organischem Wachstum, das insbesondere aus den neuen Triebwerksprogrammen kommen soll. „Wenn das Portfolio eines Unternehmens passt und das Geschäftsszenario unsere Kriterien erfüllt, sind Zukäufe möglich. Unser finanzieller Spielraum hierfür beträgt mindestens eine Milliarde Euro.“
Investor-Info
MTU Aero Engines Höhere Prognose erwartet
Bei MTU laufen seit Monaten die Geschäfte gut, das spiegelt sich auch im Aktienkurs wieder. Angesichts einer weiteren Erholung der Luftfahrt könnte die konservative Jahresprognose schon bald angehoben werden. Bislang geht der Vorstand noch von einem stabilen Umsatz und Ergebnis aus. Ein hoher Auftragsbestand und eine solide Finanzstruktur sprechen für die Aktie, die auf diesem Niveau immer noch attraktiv bewertet ist.
OHB Technoaktie mit Perspektiven
Der Bremer Raumfahrtkonzern hat als Hauptlieferant für das Satellitennavigationssystem Galileo einen Milliardenauftrag an Land gezogen. Zudem kann OHB damit seine technologische Vorreiterrolle auf Jahre ausbauen – möglicherweise unterlegt mit strategischen Partnerschaften. Auch diese Technologieaktie ist gemessen an den Perspektiven noch vergleichsweise günstig."
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