Bayer-Chef trommelt für neues Betriebsmodell
Frankfurt (Reuters) - Bayer-Chef Bill Anderson wirbt für das neue Betriebsmodell des Pharma- und Agrarkonzerns.
Dieses Modell, mit dem Anderson Hierarchien abbauen, Strukturen verschlanken und Entscheidungsprozesse beschleunigen will, trage bereits erste Früchte, sagte der Amerikaner, der das Unternehmen seit dem vergangenen Juni führt, am Freitag. Es handele sich um eine grundlegende Neugestaltung, vom Vorstandschef bis zum Kunden. Damit ist aber auch ein erheblicher Personalabbau verbunden, wie Bayer bereits im Januar ankündigte - zulasten vieler Führungskräfte. Betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland sind nur noch bis Ende 2026 ausgeschlossen.
Sebastian Guth, Chef des Bayer-Pharmageschäfts in den USA, sagte, dort sei die Zahl der Manager bereits um 40 Prozent reduziert worden. Entscheidungen, die in der Vergangenheit drei bis sechs Monate gedauert hätten, würden nun nahezu unmittelbar gefällt. Im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten in Südostasien - einem wichtigen Wachstumsmarkt für die Sparte - sei es dem Team in weniger als drei Monaten nach Einführung des Modells gelungen, die Einführungstermine für neue Produkte um fünf bis neun Monate vorzuverlegen.
Zwölf Ebenen zwischen ihm und den Kunden sei "einfach zu viel", hatte Anderson schon im November moniert. Das interne Regelwerk umfasse 1362 Seiten. Anderson hat sich vorgenommen, dies um 99 Prozent zu reduzieren. Er will zudem von jährlichen zu 90-tägigen Budgetierungszyklen übergehen und Teams bei Entscheidungen mehr Freiraum geben.
Erprobt hat Anderson das bereits bei seinem vorigen Arbeitgeber, dem Schweizer Pharmakonzern Roche. Dort strich er in der Pharmasparte etwa feste Budgets. Die Ausgaben seien dadurch gesunken und die Performance gestiegen, zog Anderson damals Resümee.
Der Druck auf den Amerikaner ist hoch. Anleger erwarten von ihm eine Überprüfung der Konzernstruktur - die Forderungen reichten bereits von einer Abspaltung des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten bis hin zu einer kompletten Aufspaltung des Konzerns, zu dem noch das Pharma- und das Agrargeschäft gehören. Doch Insidern zufolge will sich Anderson zunächst auf die Einführung des neuen Betriebsmodells konzentrieren.
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