Möllemann und Friedman schlagen aufeinander ein

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Möllemann und Friedman schlagen aufeinander ein vega2000
vega2000:

Möllemann und Friedman schlagen aufeinander ein

 
21.05.02 22:44
#1
Der Streit zwischen FDP-Politiker Jürgen Möllemann und Michel Friedman, dem Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat sich erneut verschärft. Möllemann warf Friedman vor, mit "Gehässigkeiten um sich zu werfen". Durch die Antisemitismusdebatte brechen zudem alte Feindschaften innerhalb der FDP auf.

Die Protagonisten des Streites über die Aufnahme des Ex-Grünen Jamal Karsli in den FDP-Kreisverband Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen positionieren sich neu: Die Schlacht wird im "Stern" geschlagen. Möllemann verteidigt starr seine Position, Friedmans Äußerungen provozierten Antisemitismus. Dem "Stern" sagte Möllemann: Wer wie dieser "als angeblicher Sachwalter des Zentralrats der Juden Kritiker der Politik Israels niedermacht, wer wie er mit Gehässigkeiten um sich wirft, mit unverschämten Unterstellungen arbeitet - Antisemitismus und so weiter -, der schürt Unmut gegen die Zielgruppe, die er zu vertreten vorgibt".
Im Gegenzug verlangt Friedman den Rauswurf des NRW-Landeschefs Möllemann aus der FDP: "Wo ist die FDP-Führung eigentlich hingekommen, dass sie einem stellvertretenden Vorsitzenden, der solches Gedankengut verbreitet, nicht öffentlich widerspricht oder sich gar von ihm trennt?", fragte Friedman das Hamburger Magazin und fuhr fort: "Die rechten Bemerkungen von Möllemann haben auch nichts mehr mit Israel zu tun, sondern bewegen sich auf dem Niveau der Republikaner und der NPD."

Wasser auf die Mühlen der PR-verrückten Liberalen

Das Spektakel um Möllemann wird in Teilen der FDP mit Freude betrachtet. Zwar ist die neulich beim Bundesparteitag demonstrierte Einigkeit aller Flügel durch die Möllemann-Affäre längst flöten gegangen. Doch bei PR-verrückten Parteimitgliedern wird jede Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit mit Hochgenuss registriert. Die FDP-Kritik an der Palästina-Politik des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon soll nach Recherchen des "Stern" weiterhin Wahlkampfthema bleiben.

Planer des Wahlkampfs der Liberalen werden zitiert: "Wir leben in einer Zeit der Tabu-Brüche." Wer Klartext rede, gewinne. Jede Provokation scheint da ins Konzept zu passen - auch wenn der Westerwelle-Vertraute seinen Chef angeblich aufgefordert hat: "Der Amoklauf Möllemanns muss gestoppt werden." Doch die Wahlkampfstrategen der FDP denken anders: Wählerfang ist in der Westerwelle-FDP offenbar Selbstzweck. Ein Vorstandsmitglied der FDP wird zitiert, die Strafanzeige von Grünen-Chefin Claudia Roth gegen Möllemann wegen Volksverhetzung sei "geradezu PR für die Liberalen". Die kommt Westerwelles Wahlkampfberater Fritz Goergen gerade recht. Mit dem Palästina-Thema will er rund vier Millionen Israel-interessierte Wähler ansprechen. Auch rund 800.000 wahlberechtigte Muslime habe man mit der "Kritik an Israels Kriegspolitik" im Blick.

Kritik aus den eigenen Reihen

Da stört es offenbar nicht allzu sehr, wenn innerhalb der Partei alte Feindschaften wieder aufbrechen. Die Drohung von Hildegard Hamm-Brücher und der Rüffel Graf Lambsdorffs scheinen Möllemann nicht zu beeindrucken: "Die gegenseitige Wertschätzung hält sich in Grenzen", so Möllemann zum "Stern".

Die innerparteiliche Kritik scheint Möllemann weitgehend kalt zu lassen. Dass sich die Südliberalen Walter Döring, Klaus Kinkel, Helmut Haussmann und Birgit Homburger gegen ihn stellen, rührt ihn nicht. "Bei denen kann man die Uhr danach stellen, wenn es gegen mich geht", so Möllemann.

Auch der Liberalen-Fraktionschef im Bundestag, Wolfgang Gerhardt, und der niedersächsische Landesvorsitzende Walter Hirche kritisierten Möllemann. Sie warfen ihm vor, mit seinem Verhalten der FDP Schaden zugefügt zu haben. In der ARD sagte Gerhardt zu dem Angriff des nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden auf Friedman, die FDP setze sich nicht mit dem Zentralrat in diesem Stil auseinander. In einer demokratischen Gesellschaft müsse man sich gegenseitig respektieren. Möllemann und Friedman müssten nun miteinander reden, "in einer Wortwahl, die der Sache angemessenen ist".

Gefahr einer "Haider-FDP"

Hirche forderte Karsli auf, von sich aus auf die Mitgliedschaft zu verzichten. Karslis Aufnahme in den FDP-Kreisverband Recklinghausen hatte den Streit über Möllemann ausgelöst. Karsli hatte die Politik Scharons gegen die Palästinenser als "Nazi-Methoden" bezeichnet. "Bei aller innerparteilichen Liberalität dürfen wir nicht bestimmte, anti-israelische Positionen so pflegen, dass der Eindruck aufkommt, hier entsteht in Deutschland so etwas wie eine Haider-FDP."

Der Förderkreis für das in Berlin geplante Holocaust-Mahnmal hat die FDP-Spitze aufgefordert, "ernsthaft zu überlegen, ob Jürgen Möllemann weiter für den Parteivorstand der FDP tragbar ist". Den FDP-Politikern müsse klar sein, dass "die FDP durch die Äußerungen Ihres Vorstandskollegen Hass gegen die Juden in Deutschland gesellschaftsfähig macht". Der Offene Brief ist vom Vorstand des Förderkreises unterschrieben, zu dem auch die Publizistin Lea Rosh, Initiatorin des geplanten Holocaust-Mahnmals in Berlin, gehört.

Müntefering: "Demontage Westerwelles"

SPD-Generalsekretär Franz Müntefering wertete die Karsli-Affäre als Demontage von FDP-Chef Guido Westerwelle. Dieser rede viel und tue nichts, erklärte der SPD-Politiker in Berlin. Der FDP-Bundesvorstand könne auch ohne einen Beschluss des Landesvorstandes handeln, "sofort und ohne Zögern", sagte Müntefering und fügte hinzu: "Aber er will wohl nicht." Während Westerwelle taktiere und offenbar hoffe, dass sich in zwei Wochen niemand mehr für die Entscheidung über Karslis Parteimitgliedschaft interessiere, stelle Möllemann klar, "dass er entscheidet, wann entschieden wird und wie".

Spiegel
Möllemann und Friedman schlagen aufeinander ein Zwergnase
Zwergnase:

Leute, denkt doch mal nach:

 
21.05.02 22:52
#2
Ist doch 'ne prima PR-Kampagne im anstehenden Sommerloch kurz vor den Wahlen die FDP in aller Munde zu halten und zugleich rechte Wähler um sich zu scharen und für die FDP zu interessieren. Möllemann ist sicher eines nicht: nämlich dumm. Ich bin mir sicher, daß diese ganze Debatte wohl kalkuliert ist, die FDP dem Ziel 18 % näher zu bringen. Nicht umsonst herrscht sonst großes Schweigen bei der Rest-FDP. Nur so 'ne Meinung von mir, Gr. ZN
Möllemann und Friedman schlagen aufeinander ein nojoke
nojoke:

Friedman verkörpert den Juden

 
21.05.02 22:54
#3
welchen man nicht zum Freund haben möchte.
Wäre ich sein Gast, ich glaube, ich würde Ihm eine klatschen.
Möllemann und Friedman schlagen aufeinander ein SchwarzerLord
SchwarzerLor.:

@Zwergnase: Wäre möglich.

 
21.05.02 23:07
#4
Entscheidend wird sein, was die nächsten Tage so bringen. Wenn die geballte antidemokratische Allianz mit Friedmann und Roth an der Spitze wirklich die links dominierten Medien dank des verlorenen 2.WKs hinter sich sammeln, dann könnte es auch für Möllemann eng werden. Karsli ist ohnehin ein Bauernopfer. Überhaupt wird mir bei der Debatte mal wieder bewußt, wie menschenverachtend hier von etlichen Politikern von "Rechten" wie von Aussätzigen gesprochen wird. Igitt, die will ja keiner. Aber laßt das mal bloß nicht zu weit kommen, denn irgendwann läuft das auch bei uns vor lauter Frust über die linke Medienpropaganda so wie in den Niederlanden, Dänemark etc.
Möllemann und Friedman schlagen aufeinander ein wetty

@SchwarzerLord: was heisst da "irgendwann wird" ?

 
#5

Ich persoenlich kann Moelleman den korrupten Sack, noch weniger leiden als Friedmann. Aber wo er recht hat hat er recht: Kritik an Israel muss heute erlaubt sein, ohne historisch bedingte Einschraenkung.

Obgleich ich grossen Respekt vor vor Fischer habe empfinde ich es regelmaessig als peinlich wenn er vor den Israelis buckelt.

Ich bin 33 Jahre alt und schuldlos an allem was mehr als fuenfzig Jahre her ist.


mfg


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