Thomas Haffa will bei EM.TV aussteigen
Hamburg/München, 24. Jul (Reuters) - EM.TV-Gründer und -Vorstandschef Thomas Haffa will nach einem Zeitungsbericht seine Beteiligung an dem Münchener Rechtehändler verkaufen und seinen Vorstandsposten räumen. Die "Financial Times Deutschland" berichtet in ihrer Dienstagausgabe, Haffa wolle sein Amt aufgeben und stehe kurz davor, seinen EM.TV-Anteil von 43 Prozent an Kirch[KRCH.UL] oder einen mit dem Medienkonzern eng verbundenen Finanzinvestor für rund 90 Millionen Euro zu verkaufen. Ein Kirch-Sprecher sagte jedoch, das Unternehmen habe kein Interesse an Haffas Anteilen. EM.TV wollte zu dem Bericht auf Anfrage keine Stellung nehmen. Noch vor einer Woche hatte EM.TV Verkaufsabsichten Haffas dementiert. Die im Auswahlindex Nemax50 des Neuen Marktes notierte Aktie von EM.TV sprang nach dem Bericht zeitweise um 20 Prozent nach oben. Haffa wolle die Führung des operativen Geschäfts bei dem Rechtehändler aufgeben, berichtet die Zeitung ohne Angabe von Quellen weiter. Neuer Vorstandschef solle Rainer Hüther werden, der erst im Frühjahr von Kirch in den EM.TV-Vorstand gewechselt war und dort für Marketing und Verkauf zuständig ist. Haffa muss sich auf der Hauptversammlung am Mittwoch nächster Woche massiver Kritik von Aktionären an den Milliardenverlusten des Konzerns stellen. In mehreren Gegenanträgen wird gefordert, ihm die Entlastung zu verweigern. EM.TV schlägt vor, die Entlastung bis zur Klärung diverser Klagen gegen Haffa auf das nächste Jahr zu vertagen. Kirch will die Anteile Haffas nach Angaben eines Sprechers weder direkt noch über Dritte kaufen. "Wir oder ein mit uns verbundener Finanzinvestor haben nicht die Absicht, die Aktien von Herrn Haffa zu kaufen", sagte der Sprecher. Ob Haffa seine Aktien grundsätzlich verkaufen wolle, sei seine persönliche Angelegenheit, fügte der Sprecher hinzu. Kirch hat sich nach früheren Angaben vertraglich das Vorkaufsrecht für die Anteile Haffas gesichert und müsste einem Verkauf der Aktien an Dritte daher zustimmen. Das Bundeskartellamt in Bonn prüft derzeit den geplanten Einstieg von Kirch mit 16,7 Prozent bei EM.TV. Der Anteilskauf ist Teil eines Pakets, mit dem der Medienkonzern EM.TV aus finanziellen Schwierigkeiten helfen will. Eine EM.TV-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren. Noch vor einer Woche hatte sie jegliche Verkaufsabsicht Haffas zurückgewiesen. Damals hatte der Münchener Anwalt und frühere EM.TV-Aufsichtsratschef Nickolaus Becker ein Angebot für die Anteile unterbreitet, das nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Spiegel" im Namen des Münchener Filmhändlers Herbert Kloiber abgegeben wurde. Die EM.TV-Aktie stieg am Dienstag im frühen Geschäft zeitweise um 20 Prozent auf 2,16 Euro, gab jedoch bis zum Mittag auf 1,98 Euro nach. "Es sind besonders private Anleger, die auf einen Medienbericht reagieren", sagte ein Händler. Die Umsätze in EM.TV waren mit rund 190.000 auf Xetra gehandelten Stücken außergewöhnlich hoch. Der mögliche Anteilsverkauf an Kirch sei aber keine Neuigkeit. Dementsprechende Gerüchte kursierten regelmäßig am Markt. In dieser Woche will EM.TV mit fast zwei Monaten Verspätung seine Geschäftszahlen für das erste Quartal veröffentlichen. Im vergangenen Jahr war das Unternehmen nach der Übernahme der "Muppets"-Firma Jim Henson und einer Beteiligung an der Formel- 1-Vermarktungsfirma SLEC mit 2,8 Milliarden DM in die roten Zahlen gerutscht.