China erwägt offensichtlich Freigabe des Yuan
Peking - China könnte die Landeswährung Yuan nach Darstellung eines regierungsnahen Wirtschaftswissenschaftlers noch in diesem Jahr freigeben, um bei einem WTO-Beitritt Wettbewerbsnachteile ausgleichen zu können. Hu Zuliu vom Wirtschaftswissenschaftlichen Forschungszentrum der Pekinger Qinghua-Universität schrieb am Donnerstag in der amtlichen englischsprachigen Tageszeitung "China Daily", mit einem solchen Schritt müsse "ab Mitte 2000" gerechnet werden.
Bisher ist die chinesische Landeswährung an den US-Dollar gebunden; trotz erheblichen Drucks durch die Asienkrise hielt die Regierung den Kurs bei knapp 8,30 Yuan je Dollar. China strebt noch für dieses Jahr einen Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO an, muss dafür aber weitreichende Zusagen zu Öffnung ganzer Märkte und Senkung von Importzöllen geben. Die Verhandlungen mit den USA wurden bereits erfolgreich abgeschlossen, die Gespräche mit dem zweitgrößten Handelsblock, der Europäischen Union, laufen noch. Die chinesische Regierung fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Industrien, das Ausland fürchtet dagegen, mit chinesischer Importware überschwemmt zu werden.
Deutsche Unternehmer und Kaufleute in Peking haben deshalb Handelskommissar Pascal Lamy für die kommenden WTO-Beitrittsverhandlungen mit China den Rücken gestärkt. Über 82 Prozent der Firmenvertreter vor Ort raten den am Montag nach Peking anreisenden EU-Unterhändlern in ihren Gesprächen "hart zu bleiben", machte eine gestern veröffentlichte Umfrage der Deutschen Handelskammer in Peking deutlich. Gewünscht wird, dass China seinen Markt gerade bei Dienstleistungen und in der Telekommunikation weiter liberalisiert, als sich Peking dazu bisher bereit zeigt. Nur 17.8 Prozent der Befragten würden einen schnell unterschriebenen Abschluss gutheißen, wenn die EU dafür nur die Verhandlungsergebnisse, die China mit den USA im November erzielte, übernehmen würde. DW