auf alle Eventualitäten, z.B. dickes Eis.
Und die Amis?
Schauen dann in die Röhre.
KLIMAERWÄRMUNG
Eis zu dünn Putins Supereisbrecher kann nicht erprobt werden
Die Schiffe des Projekts 22220 sollen die Nordroute von Eis freihalten.
Die Schiffe des Projekts 22220 sollen die Nordroute von Eis freihalten.
© Rosatomflot / PR
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von Gernot Kramper
26.10.2020, 15:19 Uhr
Drei Meter dicke massive Eisplatten kann die Arktika mit der Kraft von zwei Atomreaktoren aufbrechen. Zumindest in der Theorie. Bei der Erprobung stieß der Eisbrecher nur auf dünne Schollen, denn das Eismeer schmilzt ab.
Der gigantische Eisbrecher Arktika ist das erste von fünf atombetriebenen Schiffen des Projekts 22220. Mit ihnen unterstreicht Russland seinen Anspruch auf die Arktis, nach russischer Ansicht gehört ein großer Teil des eisbedeckten Meeres zur ausschließlichen russischen Wirtschaftszone. Eine wirkliche Kontrolle über das Gebiet erreicht man nur durch Eisbrecher. (lesen Sie hierzu: Aufmarsch in der Arktis - Putins Griff nach dem Nordpol)
Nun scheint es fast, als wäre die Arktika für das Vorhaben zu mächtig dimensioniert. Alle Eisbrecher des Projekts 22220 sind 173 Meter lang und mit zwei Kernreaktoren des Typs RITM-200 ausgestattet. Die Reaktoren erzeugen bis zu 110MW Strom. Reaktoren vom Typ RITM-200 sollen auch den russischen Flugzeugträger der nächsten Generation, das Projekt 23000 "Shtorm", antreiben, wenn der je gebaut werden sollte. Die Schiffe der Reihe Projekt 22220 sind die mit Abstand stärksten Eisbrecher der Welt. Sie verdrängen 33.000 Tonnen und können massives Eis bis zu einer Stärke von drei Metern durchbrechen.
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Auf der ersten Testfahrt sollte das Schiff vom Heimathafen Murmansk aus den Nordpol erreichen und dabei die Grenzen seiner Fähigkeiten, dicke Eisplatten aufzubrechen, erproben. Der Nordpol wurde erreicht, doch stieß die Arktika auf dem Weg dorthin auf keinen Widerstand. Der Leiter des Abnahmeteams der Eisbrecher, Oleg Shchapin, sagte der Nachrichtenagentur TASS enttäuscht, dass neue Tests im Eis stattfinden müssen. "Die Eistests stehen noch aus, wahrscheinlich noch in diesem Jahr, denn bislang haben die Eistests nicht funktioniert. Die Eisdicke betrug nur 1,1 bis 1,2 Meter. Das Eis war dünn und locker, der Eisbrecher erhielt keinerlei Widerstand", so Schtschapin. Er ergänzte: "Wir haben versucht, eine drei Meter dicke Eisscholle zu finden, aber haben sie nicht gefunden."
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Unklar ist, wo der Eisbrecher auf solche Eisdecken stoßen soll. Die Eiskappe um den Nordpol wurde noch nie schwächer und dünner als in diesem Jahr gemeldet. Der gesamte Seeweg, die Nord-Passage, ist derzeit eisfrei. Um auf mehrjähriges dickes Eis zu stoßen, müsste die Arktika Zonen nördlich von Kanada, Alaska und Grönland aufsuchen. Doch dafür bleibt keine Zeit, schon im Dezember soll die Arktika den regulären Dienst aufnehmen und den Seeweg nach Murmansk freihalten. Bei der bisherigen Erprobung gab es zudem eine Panne, einer der drei Motoren ist ausgefallen und muss im nächsten Sommer ausgetauscht werden.
Die vier anderen Schiffe dieser Klasse heißen Sibir, Ural, Yakutiya und Chukotka. Sie werden ihren Betrieb voraussichtlich von 2021 bis 2027 aufnehmen. Sie sollen den Seeweg von Murmansk nach Wladiwostok das ganze Jahr über freihalten. Das Offenhalten des Seeweges ist eines der großen strategischen Projekte Moskaus gewissermaßen die kleinere Variante der chinesischen Seidenstraßen-Initiative. Im Eismeer gelten Eisbrecher als Autobahnen, auf denen sich militärischer und ziviler Verkehr bewegt.
Die russischen Soldaten proben den Einsatz unter extremen Bedingungen: Wenn Motoren in der Kälte versagen, laufen Schlittenhunde weiter.
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Die Arktis verfügt über Öl- und Gasreserven, die 412 Milliarden Barrel Öl entsprechen, schätzt das US Geological Survey. Hier gehört Russland zu den Gewinnern des Klimawandels, die Erderwärmung macht den Schiffsverkehr im Norden möglich. Die See-Passage nördlich von Russland nach Europa ist von vielen Teilen Asiens aus deutlich kürzer als die südlichen Routen. Moskau hofft, einen Teil des Welthandels auf die Nord-Passage umzulenken, doch dafür muss die Passage eisfrei gehalten werden. "Ohne eine moderne nukleare Eisbrecherflotte ist es unmöglich, sich die Entwicklung der Nordroute vorzustellen", sagte Vyacheslav Ruksha, Direktor für die Nordseeroute bei Rosatom. Sollten die Spannungen zwischen China und den USA im südchinesischen Meer weiter zunehmen, wird die Nordroute noch attraktiver. Sie verläuft ausschließlich in einem Gebiet unter Russlands Aufsicht und der Kreml hat Handelsbeziehungen noch nie unter politischen Meinungsverschiedenheiten leiden lassen.
Außerdem will Moskau auf diesem Seeweg kontinuierlich Flüssiggas per Tanker aus den nördlichen Ölfeldern exportieren. (Lesen Sie hierzu: Russischer Tanker absolviert Rekordfahrt durchs Eis) Neben den Eisbrechern wird derzeit eine Flotte von eisfesten Gastankern gebaut. Der Handel mit Flüssiggas gilt weltweit als Wachstumsmarkt, da Gas umweltfreundlicher als Öl und Kohle verbrennt. Mit den Tankern kann Moskau Gas aus Feldern exportieren, die nicht an ein Pipelinesystem angeschlossen sind und Kunden auf der ganzen Welt beliefern.